Eine jüngst von einer großen Bank durchgeführte, doch recht repräsentative Umfrage, hat uns eben nachdenklich gemacht: Mehr als ein Drittel aller Deutschen hat praktisch so gut wie keine Rücklagen. Natürlich lässt sich das mit den weit auseinander klaffenden Einkommensverhältnissen in diesem Land erklären – wir haben uns aber gefragt, ob Anlagen nicht vielleicht gerade bei denen umso mehr Sinn machen, bei denen das Einkommen ohnehin schon sehr knapp bemessen ist. Und sind bei unserer Diskussion auf eine überraschende Antwort gekommen.
Gerade dort, wo das Geld knapp ist, sind Rücklagen noch viel wichtiger
Man darf insgesamt nicht immer nur die Höhe der Rücklagen sehen, sondern muss auch berücksichtigen, wofür sie im Einzelfall herangezogen werden. Bei den rund 10 Prozent der Deutschen, die ein Vermögen von teilweise sehr deutlich mehr als 50.000 Euro auf dem Konto haben, wird höchstwahrscheinlich auch die neue Waschmaschine einfach mit einem Teil des Gehalts gekauft. Geringverdiener müssen dafür fast immer an ihre Rücklagen – soferne welche vorhanden sind. Ansonsten entsteht durch einen kleinen Anlass schon ein schwer zu lösendes finanzielles Problem, das viele weitere Probleme nach sich ziehen kann.
Natürlich werden Sie jetzt einwenden, wer nichts hat, der kann ja auch nichts zurücklegen. Ganz so stimmt das aber nicht. “Gar nichts” ist in nur ganz wenigen Fällen vorhanden.
Wenn man sich eine Zinseszinstabelle ansieht, dann können mit lediglich 10 Euro monatlicher Einlage in eine gute festverzinsliche Anlage, wie etwa Festgeld, nach zehn Jahren schon ein Betrag von etwa 1.450 Euro entstehen. Bei 15 Euro monatlich sind das schon 2.200 Euro. Wenn man die zehn oder fünfzehn Euro im Monat nicht vermisst, ist das praktisch geschenktes Geld. Und wichtiges Geld – gerade bei Geringverdienern. Auch die Zinsen und Zinseszinsen darauf sind nicht zu vernachlässigen. Aus diesem Grund sollte man auf ein gut verzinstes Tagesgeldkonto setzen. Die besten Angeboten finden sie hier mit Hilfe unseres Vergleichrechners.
Sparpotenziale finden
Gerade dort wo Geld Mangelware ist, lohnt sich eine eingehende Analyse der eigenen finanziellen Situation. Was brauche ich wirklich – und was habe ich nur aus Statusgründen oder aus Bequemlichkeit? Wie viel Geld kann ich wirklich ganz ohne Probleme zurücklegen? Bei den zehn Euro im obigen Beispiel wären das 2,50 Euro pro Woche. Selbst in den allerknappsten Haushaltskassen fällt das wohl kaum ins Gewicht.
Die “Sie-kriegen-alles-sofort-Gesellschaft”
Oder wenigstens wird das suggeriert. Neue Waschmaschine? Kein Problem, nehmen Sie einen Kredit. Ist doch kein Beinbruch. Der Für-Sie-Gemacht-Kredit wartet doch gleich um die Ecke.
In der Praxis sieht es leider – gerade für Geringverdiener – deutlich anders aus. Hier gibt es nichts sofort, wenn überhaupt erst nach einigen langwierigen Mühen und einer Menge Beteuerungen. Menschen, die 50.000 Euro auf dem Sparkonto haben, können sich gerne eben mal 10.000 Euro Kredit von ihrer Bank abholen. Aber die brauchen ihn genaugenommen auch nicht wirklich dringend. Auf der anderen Seite ist es erschreckend zu sehen, wie häufig schon Beträge in der Größenordnung von 200 oder 300 Euro oft bereits zum existenziellen Problem werden, beispielsweise bei der Stromnachzahlung. Da sitzen Menschen dann plötzlich monatelang im Dunkeln. Muss das wirklich sein?
Ganz abgesehen davon begeben Sie sich mit der Sofort-Kaufen-Mentalität in eine Vielzahl von Abhängigkeiten. Das ist genau das Gegenteil von finanzieller Freiheit. Sofort geht gar nichts – wenn man nicht schon eine Menge hat. Denken Sie daran, und ruhen Sie sich nicht auf falscher Sicherheit aus, die es nicht gibt.
Richtige Anlageformen finden
Gerade für Menschen, die nur kleine Rücklagen bilden können, ist es wichtig, die möglichst optimale Sparform oder Ansparform zu finden. Kleinanleger sind Kleinanleger – egal wie klein ihre Anlage ist. Dabei spielen aber Punkte wie Gebühren, Verfügbarkeit und Bedingungen gerade bei kleinen Anlagen eben eine überproportional große Rolle.
Anlagen auf dem Aktienmarkt versprechen zwar häufig das “schnelle Geld” – allerdings gehört dazu auch ein gerüttelt Maß an Wissen, Erfahrung und so viel finanzielles Polster, dass man auch Fehler, die man macht und Rückschläge des Marktes verkraften kann. Von nichts zum Millionär ist zwar theoretisch möglich – in der Praxis aber äußerst riskant und schwierig.
Und zu große Gier und ein zu wenig kritisches Auge bei allzu tollen Versprechungen hat auch schon viele durchaus gut situierte Menschen in monströse finanzielle Verluste gestürzt. Ein bisschen Nüchternheit ist bei solchen Anlagen und vor allem Versprechen also durchaus angebracht.
Sparen bei Hartz4
Für die rund 7 Millionen Menschen, die in Deutschland vom Arbeitslosengeld II oder von der Sozialhilfe leben, ist das mit den Rücklagen natürlich besonders kompliziert. Nicht nur wegen der meist chronischen Ebbe in der Haushaltskasse, sondern auch wegen des amtlichen Verbots des Vermögensaufbaus.
Dabei gibt es allerdings Ausnahmen – etwa die geltenden Freibeträge, die mit 150 Euro x Lebensjahre und einem Höchstbetrag von 9750 Euro beziehungsweise 16.250 für Renten schon grundsätzlich nicht so gering sind. Außerdem werden einzelne Riester-Sparformen zur Absicherung der Rente oder zum Erwerb eines Eigenheims bei Hartz4 häufig nicht berücksichtigt. Für jedes minderjährige Kind in der Bedarfsgemeinschaft erhöht sich auch der Freibetrag dann noch um einen bestimmten Satz. Man kann – und darf! – also durchaus auch mit Hartz4 noch Rücklagen bilden.
Fazit: Es gibt kein wirkliches Hindernis für Kapitalanlagen, und auch viele sehr gut geeignete Anlageformen für Kleinstanleger. Gerade für Geringverdiener sind solche Rücklagen im wahrsten Sinne des Wortes lebenswichtig. Und sich wenigstens zwei oder drei Euro vom Wocheneinkauf abzuknappsen ist – seien wir uns ehrlich – wirklich für jeden möglich. Und das ist immerhin schon ein wichtiger Anfang.
Weiterführende Links
- Tagesgeld-Vergleichsrechner
- Wie soll ich mein Geld anlegen?
- Aktienwissen Zusammenfassung
- Alles über Fonds
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