Niedrige Zinsen: Sparkassen und Genossenschaftsbanken unter Druck

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Niedrige Zinsen: Sparkassen und Genossenschaftsbanken unter Druck

Die anhaltend niedrigen Zinsen machen nicht nur Anlegern zu schaffen, auch Sparkassen und genossenschaftliche Kreditinstitute leiden zunehmend unter der Situation. Die Zinssituation belastet ihre Nettozins-Marge, eine wesentliche Basis ihrer Erträge.

Immer noch zwei tragende Säulen

Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken sind zwei klassische Säulen des Geldgeschäfts in Deutschland. Lange bezogen sie ihre Stärke aus der nahezu flächendeckenden Präsenz vor Ort. Noch heute stützten die Institute ihr Geschäft auf das Filialnetz, obwohl sie die Konkurrenz durch Direkt- und Online-Anbieter spüren. Direktbanken haben im Konditionen-Wettbewerb aufgrund der günstigeren Kostenstrukturen in der Regel die Nase vorn, die Filialbanken versuchen mit Beratung zu punkten.

Trotz der gewachsenen Konkurrenz setzen konservative deutsche Anleger nach wie vor auf die filialisierten Institute. Ende 2014 betrug der Bestand an Kundeneinlagen bei den Sparkassen über 829 Mrd. Euro. Bei den Volks- und Raiffeisenbanken waren es rund 582 Mrd. Euro. Es handelt sich um Geld, das typischerweise auf Girokonten, als Tages- oder Termingeld oder in Form von Spareinlagen gehalten wird. Eine Anmerkung am Rande: Mit unserem Tages- und Festgeld – Vergleichsrechner finden Sie die zurzeit besten Angebote.

Die Marge schmilzt

Diese Einlagen sind eine wesentliche Quelle der Erträge. Denn die Sparkassen und Genossenschaftsbanken verleihen dieses Geld wieder. Die Differenz zwischen den Kreditzinsen und den Einlagenzinsen, die sogenannte Marge, muss dabei ausreichen, um die relativ hohen Sach- und Personalkosten des Filialnetzes abzudecken und noch einen angemessenen Gewinn zu erwirtschaften. Im Unterschied zu den Großbanken sind Sparkassen und Genossenschaftsbanken essentiell auf die Marge angewiesen, denn im Investmentgeschäft und bei Spekulationen auf den Finanzmärkten sind sie nur wenig präsent.

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Das Problem ist: die Zinssituation führt zu einem kontinuierlichen Abschmelzen der Marge. Weiteren Zinssenkungen nach unten in ihrem Einlagengeschäft setzt der harte Wettbewerb mit Direktanbietern Grenzen. Und im Kreditgeschäft laufen noch höher verzinste Kredite aus früheren Jahren mehr und mehr aus. Neue Kredite können nur noch zu deutlich niedrigeren Zinssätzen vergeben werden. Hypothekenzinsen gibt es derzeit am Markt schon im Bereich von einem Prozent. Selbst Ratenkredite sind inzwischen günstig geworden, wie Sie mit unserem Kredit-Vergleichsrechner feststellen können.

Horrorszenario Zinswende

Noch können die Institute mit der Situation leben, doch es wird zunehmend schwieriger. Manche Sparkasse oder Genossenschaftsbank dreht daher derzeit an der Gebührenschraube, um zusätzliche Erträge quasi durch die Hintertür zu generieren. Ob dies eine tragfähige Strategie ist, darf bezweifelt werden. Das schlimmste Szenario wäre für die Institute, wenn es zu einer Zinswende mit einem starken Zinsanstieg innerhalb von kurzer Zeit käme. Dann würde die Marge unter Umständen ins Minus rutschen, eine existenziell bedrohliche Situation. Darauf deutet allerdings derzeit noch wenig hin.

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