Dividenden-ETFs haben ihre eingefleischten Befürworter und ihre vehementen Kritiker. Während die einen die Vorteile loben, streichen die anderen vor allem die Nachteile heraus, die einzelne Produkte haben können. Am Ende läuft es wahrscheinlich aber – wie immer – auf eine gezielte Auswahl der Produkte hinaus. Wir wollen deshalb diese besondere ETF-Gruppe in unserem Beitrag einmal etwas näher unter die Lupe nehmen.
Was sind überhaupt Dividenden-ETFs?
Wenn man die Bezeichnungen exakt verwendet, müsste man Dividenden-ETFs eigentlich in die Gruppe der sogenannte Smart ETFs einordnen. Das bedeutet, dass der zugrunde liegende Index auf eine bestimmte Weise in der Gewichtung der Titel abgeändert wird, um eine bessere Performance zu erreichen. Das kann anhand vieler unterschiedlicher Kriterien passieren. Der klassische ETF, der einen Index zu 100 % physisch repliziert. Um die gleiche Performance zu erreichen wie der Index selbst, wird bei einem Smart ETF also quasi “optimiert” (man könnte auch sagen: “gepimpt”). Es wird an ein paar Schräubchen hier und da gedreht, um etwas mehr Performance herauszukitzeln. Unnötig zu sagen, dass solches Handeln natürlich auch immer mit einem gewissen Risiko verbunden ist. Das kennen die meisten von uns wohl zur Genüge recht anschaulich vom Mofa oder dem ersten Auto.
Bei Dividenden-ETFs erfolgt die Optimierung nun auf die Weise, dass man vor allem auf Titel mit sehr hoher Dividendenrendite gewichtet. Dadurch soll ein warmer, überproportional großer Dividendensegen auf die Anleger herabregnen und ihnen mehr Geld bescheren. Soweit der Plan.
Komplexes Thema Dividendenrendite
Die Dividendenrendite ist rechnerisch definiert als das Verhältnis von ausgeschütteter Dividende zum Aktienkurs. DAX-Unternehmen haben üblicherweise Dividendenrenditen von zwischen 2 % und 3 %.
Wenn man die Dividendenrendite eines Titels betrachtet, muss man allerdings gleichzeitig auch immer die Aktienrendite im Auge behalten. In der Aktienrendite ist die Dividendenrendite neben den Kurssteigerungen der Aktie selbst mit enthalten. (Die Aktienrendite errechnet sich definitionsgemäß aus der Kursdifferenz der Aktie + Dividende, geteilt durch den Anfangskurs der Aktie). In der Aktienrendite sieht man also den Gesamtgewinn (oder Verlust) einer Aktie insgesamt abgebildet, ohne allein auf die Dividende fokussiert zu sein.
Zudem ist die Dividendenrendite natürlich immer abhängig vom aktuellen Kurs der Aktie (dieser Zusammenhang wird oft übersehen). 3 EUR von einem Aktienwert von 55 EUR ergeben eine Dividendenrendite von 5,45 %. Ist der Aktienwert doppelt so hoch, ändert das die Dividendenrendite auf einen sehr viel kleineren Wert, nämlich rund 2,72 %. Liegt der Aktienwert also relativ hoch, zeigen auch vergleichsweise gute Dividendenzahlungen nur eine geringe Dividendenrendite. Hat man selber die Aktie zu einem günstigeren Preis als dem berechneten Kurs erstanden, hat man persönlich dagegen wiederum eine deutlich höhere Dividendenrendite.
Was man über Dividenden wissen sollte (und immer beachten sollte)
Eine Dividende kann man keinesfalls als eine gesicherte Zusatzvergütung sehen – ihre Höhe (oder ob es überhaupt eine gibt) hängt immer davon ab, wie das Geschäftsjahr für ein Unternehmen wirtschaftlich gelaufen ist. Die Höhe der Dividende hängt also vom wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens ab. In die Dividendenzahlungen fließt immer all das Geld ein, das ein Unternehmen weder für Investitionen noch für die Tilgung seiner Schulden verwendet. Beides stellt aber im Allgemeinen ein positives Handeln für das Unternehmen dar, das seinen Wert unter Umständen zukünftig steigern kann (neue Geschäftsfelder, neue Produkte, neue Märkte, geringere Fremdkapitalquote, …).
Aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht könnte man also auch argwöhnen, dass Unternehmen, die hohe Dividenden ausschütten, weder stark wachsen, noch in ihr wirtschaftliches Fortkommen stark investieren, und an ihrer Schuldensituation kurzfristig nicht viel ändern wollen. Ob eine solche Charakteristik nun wirklich auf ein (auch noch langfristig) profitables Unternehmen hinweist, mag jeder für sich selbst beurteilen. Ein bisschen spielt dabei natürlich auch die Branche eine Rolle – Versorger (beispielsweise ein Energieversorgungsunternehmen) haben ja grundsätzlich etwas weniger Chancen auf Wachstum.
Oder doch anders?
Allerdings stimmt diese rein betriebswirtschaftliche Sicht nicht in jedem Fall und nicht immer und grundsätzlich für den Aktienmarkt. Viele Wirtschaftswissenschaftler (allerdings nicht alle) sehen in Bezug auf die Ausschüttungsquote einen ganz anderen Zusammenhang:
Eine hohe Ausschüttungsquote bedeutet nach einigen Experten auch eine zukünftig hohe Gewinnerwartung und hohes Gewinnwachstum (den meisten Experten zufolge ungefähr in einem Zeitraum von etwa 5 Jahren).
Als Begründung führen diese Experten folgende Begründung ins Feld: Unternehmen schütten nur dann hohe Dividenden aus, wenn sie mittelfristig einen Gewinntrend erkennen.
Uns überzeugt diese Begründung allerdings nur wenig, da es schon einer sehr guten Glaskugel bedarf, um Entscheidungen von zahlreichen ganz unterschiedlichen Unternehmen so pauschal über einen Kamm scheren zu können. Außerdem können sich auch Unternehmensführer mit ihrer “mittelfristigen Gewinnerwartung” ja auch einmal oder öfter einmal irren (wäre dem nicht so, gäbe es ja keine Unternehmenspleiten oder -krisen). Überdies denken wir, dass sich durchaus viele Unternehmen bemühen, die Dividendenzahlungen auch in schwierigen Zeiten konstant zu halten, um die Anleger bei Laune zu halten (was erwiesenermaßen auch des Öfteren so passiert).
Die erste Schlussfolgerung
Allein auf die Dividendenrendite zu schielen, ist also wahrscheinlich eine schlechte Empfehlung und auch ETFs, die ausschließlich nach Dividendenrenditen gewichtet sind, müssen nicht notwendigerweise der Goldesel schlechthin sein. Allerdings sehen das einige Experten wiederum genau anders herum. Das sei aber einmal dahingestellt.
Thesaurierend oder ausschüttend?
Natürlich ist – gerade bei beabsichtigen langfristigen Investments – eine wichtige Frage für Anleger, ob ein Dividenden-ETF thesaurierend oder ausschüttend angelegt ist. Zwar sind die jährlichen Ausschüttungen aus den Titeln ein willkommenes Geld – allerdings bringt man sich damit klar um den Zinseszinseffekt. Und der kann eine ganze Menge ausmachen. Thesaurierende Fondsvarianten investieren die Dividende in zusätzliche Anteile, die im darauf folgenden Jahr ebenfalls wieder dividendenberechtigt sind. Damit erhöht sich der Gesamtgewinn beträchtlich. Je länger der Anlagehorizont, desto stärker kommt der Gewinn dann zum Tragen.
Die zweite Schlussfolgerung
Das ist wiederum ein Argument, das deutlich für die Dividenden-Strategie bei einem ETF spricht. Zudem gibt es recht konstante Dividendenzahler unter den Unternehmen. In Verbindung mit dem Zinseszinseffekt können bei einem Fokus auf hohe Dividendenzahlungen ordentliche Gewinne realisiert werden. Zudem versuchen Unternehmen, ihre Dividenden auch in wirtschaftlich schlechteren Zeiten konstant zu halten, um sich bei ihren Anlegern beliebt zu machen. Und bei Kursrückgängen an den Börsen steigen (logisch anhand des Berechnungsweges) die Kursrenditen wieder stark an.
Allerdings muss man diese Fakten auch wiederum etwas relativieren: Kommt es zu Börsenabstürzen und Krisen, stürzen Dividendenindizes vergleichsweise deutlich stärker ab als andere Indizes und fahren durch die Bank höhere Verluste ein. Damit zehrt sich der “Sicherheitspuffer” Dividende oft schnell und endgültig auf und insgesamt steht man dann schlechter da.
“Dividendenstarke Titel stabilisieren die Performance”
Diesen Satz hört oder liest man des Öfteren. Nun – aus den oben schon aufgelisteten Fakten kann man durchaus seine berechtigten Zweifel anmelden. Denn auch wenn die Dividende konstant bleibt, die Aktie aber 10 % verliert, wird man sich als Anleger wohl kaum freuen können. Und da, wie eben erwähnt, Dividenden-Indizes oft tiefer und härter stürzen als andere Indizes, sollte man solche Sätze auf keinen Fall einfach unbesehen glauben.
Unser Fazit in Anbetracht der Gegebenheiten
Dividenden-ETFs sind keinesfalls die “Gelddruckmaschinen” als die sie oft angepriesen werden. Sie können aber – insbesondere in Anbetracht des Zinseszins-Effekts – durchaus langfristig recht passable Gewinne erwirtschaften, wenn die Dividenden wieder investiert werden. Unser Ratschlag ist in jedem Fall, bevor man sich für einen solchen Smart ETF entscheidet, sich auf jeden Fall die Performance des jeweiligen Produkts über einen längeren Zeitraum rückwärts gerichtet anzusehen und möglichst auch mit der Performance anders gewichteter Indizes (oder replizierender Indizes) eingehend zu vergleichen und erst dann eine Entscheidung zu treffen. Auf jeden Fall sollte die Entscheidung auf mehr als nur der Dividendenrendite beruhen, finden wir.
Weiterführende Links
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