Ihr Name ist Bond – iBonds. So, oder so ähnlich könnte eine schlechte PR-Kampagne zur Vermarktung der am Freitag, dem 03. Mai 2013, emittierten Unternehmensanleihen des IT-Konzerns Apple lauten.
Laut Kapitalmarktprospekt, welches Sie hier online einsehen können, beläuft sich das Ausgabevolumen auf 17 Mrd. US-Dollar. Laut Unternehmensangaben soll das die größte, jemals von einem Unternehmen, emittierte Summe an Schuldscheinen sein.
Einen PR-Spruch wie wir Apple vorgeschlagen haben (Kontodetails gibt’s auf Anfrage) wird Apple aber wohl nicht nötig haben. Einigen Angaben zufolge, sollen sogar 50-60 Mrd. US-Dollar in den Auftragsbüchern gestanden sein.
Begeben wurden die iBonds übrigens hauptsächlich von Goldman Sachs und der Deutschen Bank.
Welche Anleihen (iBonds) gibt es?
Apple hat nicht nur eine Unternehmensanleihen, sondern gleich 6 – in Zinssatz und Laufzeit verschiedene – Anleihen begeben. Eine kurze Übersicht bietet nachfolgende Tabelle:
Tilgungsjahr | Zinssatz p.a. | Volumen |
2016 (Laufzeit: 3 Jahre) | 3-Monats-LIBOR + 0,05 % | 1 Mrd. US-Dollar |
2018 (Laufzeit: 5 Jahre) | 3-Monats-LIBOR + 0,25 % | 2 Mrd. US-Dollar |
2016 (Laufzeit: 3 Jahre) | 0,45 % | 1,5 Mrd. US-Dollar |
2018 (Laufzeit: 5 Jahre) | 1,00 % | 4 Mrd. US-Dollar |
2023 (Laufzeit: 10 Jahre) | 2,40 % | 5,5 Mrd. US-Dollar |
2043 (Laufzeit: 30 Jahre) | 3,85 % | 3 Mrd. US-Dollar |
Wer noch einmal nachlesen will, was genau eine Anleihe, kann das in unserer Anleihen-Übersicht tun.
Der LIBOR – das ist jener Zinssatz, der nach Medienberichten über lange Zeit von einigen Banken angeblich manipuliert worden ist – steht für London Interbank Offered Rate und ist quasi jener Zinssatz, zu dem sich Banken (nicht nur in London) untereinander Geld leihen.
Zinssätze und Zinskosten für Apple
Es gibt für viele LIBOR-Zeiträume – der für die iBonds maßgebliche ist der 3-Monats-LIBOR. Auch gibt es für viele Währungen einen LIBOR – für Appel ist also der USD-LIBOR maßgeblich.
Der 3-Monats-USD-LIBOR liegt zurzeit bei ungefähr 0,273 %. Das ist historisch betrachtet, äußerst niedrig. Als der Interbankenmarkt 2008 fast ausgetrocknet ist, war der 3-Monats-USD-LIBOR bei fast 5 %. Für die variabel-verzinsten Anleihen wird Apple vierteljährlich und für die fix-verzinsten Anleihen halbjährlich Zinsen bezahlen.
Die Zinskosten für die fix-verzinsten iBonds betragen jährlich ca. 294 Mio. US-Dollar (genaue Zahl: 294.250.000 US-Dollar). Auf Basis des aktuellen LIBOR kommen für die variablen Anleihen noch 13,6 Mio. US-Dollar hinzu.
Insgesamt betragen die Zinskosten für die 17 Mrd. US-Dollar also ca. 308 Mio. US-Dollar jährlich (genaue Zahl: 307.940.000). Apple Zahlt also im Schnitt 1,81 % auf seine Schulden – nicht schlecht! Steigt der Referenzzinssatz nun aber wieder auf 3 % steigen die Zinskosten auf 390 Mio. US-Dollar pro Jahr und der Durchschnittszinssatz auf 2,29 %.
Wir erkennen keinen betriebswirtschaftlichen Grund, warum Apple auch sog. Floaters (variabel-verzinsten Bonds) emittiert hat. Vermutlich gab es hier andere Gründe (Investorenwünsche), die zur Platzierung dieser Anleihen führten. Fakt ist, dass der LIBOR nicht mehr viel tiefer fallen kann (bei Null ist Schluss) und bis zum Jahr 2018 rechnen wir jedenfalls mit höheren LIBOR-Sätzen. Aber gut, die Jungs von Apple werden schon wissen, was sie tun – hoffentlich.
Für was benötigt Apple diese 17 Mrd. US-Dollar?
Zum Ausschütten von Dividenden und Starten eines Aktienrückkaufprogrammes. Was? Richtig gehört – Apple wird dieses Geld an seine Aktionäre ausschütten. Und sogar noch mehr. Bis Ende 2015 will Apple 100 Mrd. an seine Aktionäre geben – in Form von Dividenden und Aktienrückkaufprogrammen.
Das klingt nach einem schlechten Scherz? So schlimm ist es nicht – Apple hat Cash, und zwar mächtig viel. In der März-Quartalsbilanz hat Apple 145 Mrd. US-Dollar stehen, die mehr oder weniger sofort aufgetrieben werden können. Das sind nicht alles Bankguthaben – das wäre auch ziemlich unklug – sondern größtenteils Wertpapiere, wie z.B.: 47 Mrd. in US-Staatsanleihen und 55 Mrd. in Unternehmensanleihen. 6 Mrd. hat das Unternehmen als „echtes“ Cash.
Warum also Schulden machen?
Ca. 70 % dieser 145 Mrd. US-Dollar sind nicht in den USA, sondern vermutlich in Steuerparadiesen (Link zu unserem Steuerparadies-Artikel). Bei der Heimholung dieser Gelder (Repatriierung) würden hohe Steuern fällig. Es wird mit einem Steuersatz von ca. 35 % gerechnet!
Es zahlt sich also für Apple beim aktuellen Zinsniveau eindeutig aus, Schulden zu machen anstatt das Geld ins Inland zu bringen.
Das Rating von Apple ist beinahe Spitzenklasse (Moodys: Aa1, S&P: AA+) und bislang war der Konzern schuldenfrei. Der verstorbene Ex-CEO Steve Jobs hatte nicht nur Produktvisionen sondern auch die Vision eines schuldenfreien Konzerns. So hat Apple im Jahr 2004 die zuletzt begebenen Bonds aus dem Jahr 1996 vollständig zurückgezahlt und hatte seit daher keine Finanzschulden.
Kleinanleger-Fazit für iBonds
Wir halten uns da ganz an Investmentlegende Warren Buffet: „Wir kaufen derzeit keine Unternehmensanleihen irgendwelcher Art“ – auch nicht von Apple.” Für die 10-jährigen-Bonds bekämen wir 2,4 % p.a. – nach Steuern also nur 1,8 % – das ist eindeutig zu wenig.
Quellen
- Apple-Kapitalmarktprospekt
- Keine iBonds für Warren Buffet
- Offizielle Ankündigung des 100-Mrd-Dollar-Ausschüttungsprogrammes
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