Wie in allen Bereichen im Leben gibt es auch in der oft so chaotisch scheinenden Börsenwelt durchaus so etwas wie Zyklen und regelmäßige Vorgänge. Wer sich als Anleger vorwiegend mit Chart-Analysen beschäftigt, weiß das und kennt auch die meisten wichtigen Punkte und Zyklen im Lauf der Börse. Für den Rest bleibt das meist ein Buch mit sieben Siegeln – Chart-Technik ist nicht unbedingt die Sache eines jeden Anlegers. Ein paar grundlegende Zyklen, ein paar wichtige DAX-Marken und einige andere Dinge sollte jedoch jeder Anleger wenigstens grundlegend kennen und verstehen. Aus diesem Grund haben wir diese Dinge einmal in einem Beitrag zusammengefasst.
Grundlegendes über Börsenzyklen
Sieht man sich Börsenkurse einmal aus einiger Entfernung und über längere Zeiträume hinweg an, wird man feststellen, dass sie sich immer in Trends bewegen. Hinter diesen Trends stehen aber auch noch größere – und noch viel längerfristige – Zyklen. Um solche Zyklen auszumachen, reichen unsere Betrachtungszeiträume in der Regel nicht aus, sie sind zu klein. Sieht man sich den Dow Jones aber beispielsweise über viele Jahrzehnte hinweg an oder überhaupt über seine mehr als hundertjährige Geschichte, kann man durchaus auch einige der größeren Zyklen klar erkennen. Diese Zyklen, die man im Dow Jones so gut erkennt, findet man spiegelbildlich dabei auch immer im DAX wieder. Dafür muss man ihn aber “zurückrechnen”, da es den DAX erst seit 1988 gibt.
Daneben existieren aber auch periodische Schwankungen in viel kleineren Zeiträumen – beispielsweise während eines Börsenjahres, sogar teilweise auf monatlicher Basis. Sie werden allerdings oft von den üblichen Kursschwankungen so zugedeckt, dass man sie als Laie oft nicht erkennt, wenn man nicht gerade speziell danach sucht. Dennoch sind sie immer da – und wirken sich aus.
Die Sommer-Regel
Eine der simpleren Börsenweisheiten, die sich erstaunlich oft bewahrheitet, lautet dabei: “Sell in May, go away – remember to come back in September” (“verkauf im Mai und geh, aber vergiss nicht, im September wiederzukommen”). Das bezieht sich auf jahreszeitliche Schwankungen, die man auch tatsächlich in den Kursen wiederfindet – in der kalten Jahreszeit performen viele Werte durchschnittlich besser als in der warmen.
Jahres- und Dekadenzyklen
Hier wird es schon etwas schwieriger, weil sich die jährlichen Zyklen und die Jahrzehntzyklen immer überlagern und damit gleichzeitig wirksam sind. Das macht sie etwas schwieriger zu erkennen.
Der Jahrzehnt-Zyklus
Beispielhaft wollen wir uns einmal die Kursverläufe des DAX ansehen, rückgerechnet bis 1959. Solchen Rückrechnungen kann man übrigens immer relativ gut vertrauen. Sie sind zuverlässiger als in die Zukunft gerichtete Prognosen, weil sie auf Werten auf der Vergangenheit beruhen, die man ja kennt und gegenrechnen kann. Interessant ist, dass der DAX in den ersten drei Jahren eines Jahrzehnts eine Phase von Kursverlusten durchmacht und in den darauf folgenden sieben Jahren vor allem Kursgewinne vorkommen. Der Tiefpunkt der anfänglichen Entwicklung findet dabei in den allermeisten Fällen im September des dritten Jahrs statt. Bis zum sechsten Jahr eines Jahrzehnts geht es dann – nur unterbrochen von einer einzelnen Stagnationperiode in der Mitte – aufwärts. Ein sehr deutlich, aber nicht anhaltendes Hoch findet sich immer zu Beginn des siebten Jahres, zwischen dem siebten und dem neunten Jahr eines Jahrzehnts werden durchschnittlich Kursgewinne erzielt, ein Jahr davon bringt aber in der Regel Verluste mit sich.
Der Jahreszyklus
Auch wollen wir wieder den DAX betrachten, mit den zurückgerechneten Daten bis 1959.
Der Jahreszyklus ist hier geprägt von einer typischen “Frühjahrs-Rallye”, die meist bis April geht. Danach erfolgt dann traditionell eine Korrektur, ab Ende Mai oder etwas später folgt dann eine “Sommer-Rallye” bis ungefähr Mitte August. Danach folgt wiederum eine Korrektur-Phase bis ca. Ende September. Ab Ende Oktober folgt dann eine weitere Rallye, die von einem kurzen Rückgang Anfang Dezember gebremst wird, dann aber in die sogenannte “Jahresend-Rallye” übergeht, die bis zum Jahresende anhält und meist auch das Jahreshoch eines Kurses hervorbringt.
Schwierig ist hier, wie gesagt, die Tatsache, dass sich Dekaden- und Jahreszyklen überlagern. Während einer Phase niedriger Kurse im Jahrzehnt wird sich also auch eine Frühjahrs-Rallye weniger deutlich abzeichnen und oft auf Anhieb nicht oder nur schwer zu erkennen sein.
Der Wahlzyklus
Und einen dritten wichtigen Zyklus müssen wir uns ansehen – den Wahlzyklus. Politische Prozesse und Rhythmen haben auch eine klare Auswirkung auf den Aktienmarkt. In den USA sind die Wahljahres-Zyklen als klare Auswirkungen auf den Dow Jones zu erkennen. Der Dow Jones und seine Schwankungen wirken sich dann wiederum unweigerlich auch auf den DAX aus. Die deutschen Wahlen sind dagegen als statistische Einflüsse etwas weniger präsent und nicht so klar auszumachen. Sie sind oft auch wechselhaft. Die amerikanischen Wahlrhythmen finden wir aber deutlich im DAX wieder.
Besondere Jahre mit nachweisbaren, jeweils unterschiedlichen Einflüssen sind dabei:
- das US-Wahljahr – hier gibt es traditionell eine Sommer-Rallye
- das Nachwahljahr – hier kommt es traditionell entweder zu Seitwärtsbewegungen oder zu Kursrückgängen
- das Zwischenwahljahr – hier kommt es üblicherweise ab Herbst zu einer Rallye des Dow Jones, die auch andere Indizes traditionell mitzieht
- das Vorwahljahr – das ist meist ein Jahr, in dem die Aufwärtsbewegung bis zur Wahl anhält, vielfach sind diese Jahre die mit Abstand besten Jahre in einem Börsenzyklus
Die Begründung dafür ist recht einleuchtend und nachvollziehbar. Die US-Kapitalmärkte sind dominierend, damit verursachen sie auch bei uns entsprechende Veränderungen. Überdies sind die Kursbewegungen bei DAX und Dow Jones ohnehin immer beinahe synchron. Für den Zyklus an sich spielt eine Rolle, dass die unpopulären Entscheidungen immer in den ersten beiden Jahren nach der Wahl fallen, kurz vor einer Wahl wird dagegen alles unternommen, um die Wirtschaft in den USA anzukurbeln und damit den Präsidenten gut dastehen zu lassen.
DAX-Marken
Neben den Trends gibt es auch einige wichtige Marken im DAX, die einem als Anleger so grundsätzlich geläufig sein sollten. Dabei geht es vor allem um die 8.000-Punkte-Marke beim DAX und um diverse “Unterstützungs-Marken”.
Bei der magischen 8.000-Punkte-Marke handelt es sich um den Tiefpunkt aus dem Herbst des Jahres 2014. Fällt der DAX unter diese Marke, muss man befürchten, dass eine noch deutlich tiefere Marke angepeilt wird, dann rutscht der Kurs. Dass sich der DAX auf die 8.000er Marke zubewegt, muss man dagegen befürchten, wenn er die 8,968 und danach auch noch die 8.355er Marke unterschreitet und der Trend dazwischen nicht unterbrochen wird.
Unterstützungszonen
Ganz besondere “Unterstützungsmarken” stellen für einen Kurs grundsätzlich immer die Allzeit-Tiefs dar. Von diesen prallen die Kurse fast immer wieder nach oben ab, wie bei den meisten Unterstützungszonen auch. Werden sie allerdings durchbrochen, geht es rasant weiter nach unten, bis hin zur nächsten Unterstützungszone, die darunter liegt. Ein solches “durchbrechen nach unten” ist für Chart-Analysten in aller Regel auch ein Verkaufssignal.
Wichtige Unterstützungszonen beim DAX sind auch die 8.800er Marke (Ausgangspunkt des Hochs seit 2009) und die 9.315er Marke. Auch die 8.136er Marke und die 8.152er Marke sollte man als wichtige Punkte immer im Blick behalten, wenn der DAX Achterbahnfahrten vollführt. Um alle diese Marken aber richtig und vor allem hinsichtlich ihrer Aussagekraft als Signal richtig zu deuten, muss man sich schon etwas eingehender mit Chartanalysen beschäftigen.
Weiterführende Links
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