Gleich vorweg: Dieser Artikel kann und soll keine umfangreiche Auseinandersetzung mit dem Thema Geldanlage ersetzten, sondern vielmehr als Starthilfe für diesen Prozess fungieren. Aus diesem Grund haben wir den Anlageprozess in mehre „Steps“ eingeteilt – so kann jeder Leser selbst herausfinden, auf welcher Stufe er sich bereits befindet und vor allem was der nächste Schritt beim Thema Geldanlage und Investieren ist.
Step 1: Schulden tilgen
Bevor Sie sich Gedanken über Geldanlage machen, ist es ratsam zuerst eventuelle Verbindlichkeiten zurückzuzahlen. Egal ob Hypothek, Konsumkredit oder überzogene Girokonten – mit Schulden schläft‘s und lebt’s sich schlechter. Risikolos ist kaum ein Geschäft am Finanzmarkt – seine private Schulden tilgen (und somit in Zukunft sicher weniger Schulden zu bezahlen) ist jedoch eines dieser risikolosen Geschäfte. Mit offenen Krediten zu investieren ist lediglich Spekulieren mit fremden Geld – das kann gutgehen, muss es aber nicht.
Umschulden?
Schritt 1 klingt einfacher, als es ist. In den seltensten Fällen befinden sich die offenen 100.000 Euro auf einem Girokonto oder in Form von Wertpapieren in einem Depot. Manche Kreditformen sind aber ganz klar wenig vorteilhaft – das überzogenen Girokonto oder offene Kreditkarten sind dafür gute Beispiel. In solchen Fällen rechnet sich eine Umschuldung schnell– der „Dispo-Zins“ beträgt gut und gerne 10 – 12 % p.a. – Konsumkredite sind (abhängig von der Bonität und dem allgemeinen Zinsniveau) gerne auch um die 5 % p.a. zu haben.
Lassen Sie sich bei der Auswahl des Konsumkredites helfen – unser Vergleichsrechner bietet Ihnen einen tollen Marktüberblick.
Wenn Sie allerdings einen Hypothekarkredit mit sehr geringen Zinsen und einer fixen Restlaufzeit haben, kann es unter Umständen vorteilhaft sein diesen Kredit nicht frühzeitig zu tilgen – informieren Sie sich aber auch hier jedenfalls noch genauer!
Step 2: Kostenloses Girokonto
Bevor Sie sich aufs Börsenparkett wagen, gilt es erst einmal die Basics zu optimieren. Gehören Sie noch zur Gruppe jener, die für Ihr Giro- bzw. Gehaltskonto Kontoführungsentgelte und andere Bankspesen zahlen? Schämen Sie sich nicht – Sie sind bei weitem nicht allein. Allerdings wächst das Angebot von kostenlosen Girokonten (mit Kredit- und EC-Karte) stark an – als durchschnittlicher Bankkunde sind Sie sicherlich nicht mehr auf eine „persönliche Beratung“ in Ihrer Hausbankfiliale angewiesen, oder?
Eine Überweisung hier, eine Dauerauftrag da – das sollte zu schaffen sein. Auch wenn es vielleicht ein klein wenig Mühe ist – es zahlt sich schnell aus. Auch hier wollen wir Ihnen mit einem Marktüberblick helfen – hier finden Sie mit unserem Girokonto-Vergleichsrechner die besten Girokonto-Angebote.
Step 3: Tagesgeld – Ihr Sicherheitspolster
Egal ob schuldenfrei oder nicht, ein Sicherheitspolster ist unerlässlich. Unvorhergesehene Autoreparaturen, die Wohnungs- oder Hausrenovierung und den einen oder anderen kleinen Luxus, den man sich halt immer wieder mal gönnt – auf all diese unvorhersehbaren Ausgaben können Sie mittels Tagesgeldkonto sparen. Die exakte Höhe des Sicherheitspolsters variiert stark und hängt von vielen Faktoren ab – als Faustregel sind sicherlich die „goldenen“ 3 Monatseinkommen zu nennen.
Im Prinzip gilt es beim Tagesgeld auf drei Aspekte zu beachten:
- keinerlei Gebühren, Spesen oder sonstige Belastungen: der Markt für Sparformen, die mit Kosten verbunden sind, ist zwar noch nicht ganz ausgestorben – es gibt immer noch ein paar (Haus)Banken, die für diesen „Service“ Gebühren verrechnen. Sie sollten jedoch keine Gebühren bei Tagesgeldkonten tolerieren!
- hohe Verzinsung bei täglicher Verfügbarkeit: der Saldo auf Ihrem Tagesgeld muss Ihnen täglich zur Verfügung stehen (keine Kündigungsfristen) und muss sich höchstmöglich verzinsen. Scheuen Sie nicht davor zurück, hin und wieder ein Neukundenangebot zu wählen – der Aufwand hält sich meist in Grenzen und ein Wechsel kann sich wirklich auszahlen!
- Einlagensicherung: in Deutschland (und auch in Europa) sind Spareinlagen bis zu einer Einlagesumme von 100.000 Euro durch den Staat garantiert – entscheiden Sie sich daher nie für ein Tagesgeldkonto ohne Einlagensicherung!
Step 4: Festgeld – das längerfristige Tagesgeld
Für geplante bzw. planbare Ausgaben ist ein Festgeldkonto eine gute Wahl, auch wenn die Zinssituation aktuell eher eine düstere ist. Sinn macht diese Sparform nur, wenn die Kapitalbindung ordentlich abgeglichen wird – in Form von höheren Zinsen als am Tagesgeld.
Haben Sie ein Festgeldkonto eröffnet, können Sie die Laufzeit nach Ihren Bedürfnissen wählen. Sparen Sie auf eine Weltreise in 5 Jahren? Dann wäre eine Laufzeit von 60 Monaten ideal!
Vergleichen Sie einfach die Angebote mit Hilfe unseres Tages- und Festgeld-Vergleichsrechner und entscheiden Sie selbst! Und nicht vergessen – wenn Tagesgeldkonto und Festgeldkonto die gleichen Zinsen bringen, sollten Sie in jedem Fall das Tagesgeldkonto bevorzugen!
Step 5 – Stabile Wertpapiere
Sie haben Ihre Schulden bezahlt, Ihr Girokonto ist kostenlos und ein Liquiditätspolster ist auch Vorhanden? Jetzt sind Sie bereit fürs Börsenparkett. Wichtig, beginnen Sie mit stabilen Wertpapieren, z.B.: Anleihen, Rentenfonds und Mischfonds. Erfahrungsgemäß haben diese Asset-Classes weniger Volatilität (schwanken also weniger im Wert) als z.B.: Aktien oder Aktienfonds. Mit einem Anlagehorizont von 3 bis 5 Jahren sollten auch eventuelle Kursrückschläge ausgehalten werden können.
Um Wertpapiere aller Art (und somit auch Anleihen, Fonds oder Aktien) kaufen zu können, brauchen Sie Zugang zur Börse – dies gelingt Ihnen mit einem Broker. Wir empfehlen Ihnen hier einen günstigen Online-Broker zu verwenden – Finger weg von der Hausbank! Einen Marktüberblick über die besten Angebote finden Sie mit unserem Broker-Vergleichstool.
In den Meisten Fällen werden Sie keine Tages- oder Festgeldkonten in Fremdwährungen unterhalten. Aber bei Aktien- und Rentenfonds kann es durchaus vorkommen, dass diese in anderen Währungen als Ihrer Heimatwährung investieren bzw. die Unternehmen die sich in den Fonds befinden Geschäfte in anderen Währungsräumen unterhalten. Aus diesem Grund macht es Sinn sich die Bewertung des Euro zu anderen Währungen anzusehen und sich eine Meinung über eine mögliche Auf- oder Abwertung in der Zukunft zu bilden.
Hier spielen makroökonomische Faktoren eine große Rolle – die FAZ hat die wichtigsten in diesem Artikel aufgelistet. Beim Investment ab Stufe 5 sollten Sie sich daher Gedanken über die Wertentwicklung von Fremdwährungen machen. Sie können so einerseits das Portfolio nach Ihren Währungserwartungen ausrichten oder direkt in den Forex-Handel einsteigen um ihre Währungseinschätzung auch in Ihrem Portfolio abzubilden.
Step 6 – Volatile Wertpapiere
Haben Sie noch Geld über? Oder besser: Haben Sie Geld über, dass Sie die nächsten 5 bis 10 Jahre nicht brauchen und können Sie verkraften, dass dieses Geld vorrübergehend (oder gar dauerhaft) um 10, 20 oder gar 50 % an Wert einbüßt – dann sind Sie bereit für die Königsklasse der Geldanlage: volatile Wertpapiere wie Aktien und Aktienfonds.
Doch Vorsicht: Aktien sind risikoreiche Finanzinstrumente, der Totalverlust ist nicht ausgeschlossen und kurzfristig können sie im Wert enorm schwanken – nichts für schwache Nerven! Einen Crashkurs zum Thema Aktien bietet unsere Aktien-Zusammenfassung, einer der beliebtesten Artikel unseres Blogs.
Auch wenn es noch eine Menge anderer Asset-Classes gibt, die Ihnen noch mehr Ertrag (bei noch höherem Risiko) versprechen, wie z.B.: Optionen, Futures, Zertifikate oder andere Derivate – als Kleinanleger sind Sie vermutlich selten in der Lage, das gesamte Risiko einzuschätzen und daher ist eine Investition in derartige Finanzinstrumente im schlimmsten Fall pure Spekulation und somit weit weg von der eigentlichen Frage: Wie soll ich mein Geld anlegen? – dann würde die Frage wohl eher „Wie wette ich richtig“ heißen.
Fazit
Unsere Steps sollen nur eine Richtlinie für Ihre Geldanlage darstellen. Informieren Sie sich zu jedem Thema noch genauer und ziehen Sie ev. auch weitere Experten hinzu. Gerade beim Investments in Aktien o.ä. können Experten in Form von Honorarberatern sehr nützlich sein. Unserer Meinung nach ist es jedoch interessierten Kleinanlegern möglich, mittels Eigenrecherche ein großes Wissen zur Verwaltung seiner persönlichen Finanzen zu akkumulieren.
Sollten Sie weitere Fragen haben oder Internetseiten kennen, die auch der Frage „Wie soll ich mein Geld anlegen?“ nachgehen, lassen Sie es uns gerne mit einem Kommentar wissen!
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