Die richtige Bewertung von Ereignissen ist mitentscheidend für den Geldanlageerfolg
Die Idee zu diesem Artikel entstammt einer Zahl, die ganz zu Unrecht oftmals im Schatten der großen Börsenindices gesehen und viel zu selten betrachtet wird. Tatsächlich fiel unser Blick gestern Abend auf die Umlaufrendite der festverzinslichen Wertpapiere, die schon wieder einmal gesunken ist. Unabhängig von diesem 1-Tages Bild zeigt sich darin ein bedenklicher Trend: Die Umlaufrendite -wie sie in einer Grafik der Deutschen Bundesbank gezeigt wird, sank um weitere 2 Basispunkt auf -0,09 %! Selbst die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen sinkt unter Null Prozent.
Diese beiden Facetten eines langfristigen Trends der Zinssenkung sind eigentlich nur dann begreifbar, wenn Sie die aktuelle politische und wirtschaftliche Gemengelage nicht nur isoliert betrachten. Nehmen Sie die Stichworte der nächsten Monate und Jahre als Anlass für die Anpassung der Geldanlage und zeigen Sie den Wertvernichtern die rote Karte. Denn letztendlich sind die – partiell inszenierte – Brexit-Angst, die Negativzinsphase und auch die TTIP-Diskussion keine Ereignisse, die auf Sie herabfallen.
Sie können Ihnen stattdessen die Kraft verleihen, die traditionellen Wege zu verlassen und ganz vorsichtig den Weg in eine neue Ära der Geldanlage zu beschreiten. Vergessen Sie also das, was die Werbeagentur Jung von Matt in letzter Zeit für die Sparkassen produzierte: “Je einfacher das Geld, desto einfacher die Welt.” Dieses Motto einer früheren Kampagne soll den Kunden das Selbstbewusstsein und das Nachdenken aberziehen. Leider können wir nicht in die Köpfe der Kampagnenentwerfer blicken. Allerdings kann gemutmaßt werden: Das Ziel ist wohl nicht der nachdenkende, Leistungen einfordernde Kund, sondern der Stammkunde ohne Nachdenken. Der genau die Geldanlage einkauft, die als Standardprodukt angeboten wird.
Bewerten Sie stattdessen die politischen und wirtschaftlichen Ereignisse, die Einfluss auf die Geldanlage haben, selbst: Wo kann ich weiterhin einen Vermögenszuwachs bekommen? Welche Geldanlageerfahrungen und -gesetze gelten weiterhin, was wird wo außer Kraft gesetzt? Erstaunlicherweise funktioniert die Geldanlage in Tagesgeld und Festgeld bei innovativen Anbietern oder auch Aktien weiterhin, lediglich die “Stammkunden”-produkte der klassischen Banken werfen 0 oder 0,01 % Brutto-Rendite ab.
Werfen Sie also einen Blick darauf, welche Geldanlagen auch in Zeiten der Verwerfungen und Unruhe funktionieren und mit welchen Maßnahmen Sie gute Geldanlage-Alternativen finden.
Langfristig geltende Grundregeln werden selten außer Kraft gesetzt
Im Dezember 2015 berichteten wir bei DieKleinanleger.com von der Stockpicking-Strategie. Mit dieser können Sie die Rendite aus ETFs, Gesamtmarktinvestments oder klassisch gemanagten Fonds durch gezielte Auswahl von Einzelaktien noch weiter erhöhen.
Wenn Sie kein kurzfristiges Trading von Positionen machen möchten, dann sollten Sie aber auf die Umsetzbarkeit der Informationen achten. In den letzten Monaten war – auch angesichts der in Hannover stattfindenden CeBIT – immer wieder von der IT-Industrie und den Zukunftschancen zu lesen. Aktien von Marktführern der Hardware-Branche wie Apple oder auch des E-Commerce wie Amazon wurden empfohlen. Für die Geldanlage sollten Sie aber besonders darauf achten, ob die Zukunftsszenarien auch durch tatsächliche Umsätze und die Fundamentaldaten der einzelnen Aktien unterfüttert werden können. Im Informationsangebot von Online-Brokern wie OnVista finden sich zu jeder Aktie umfangreiche Informationen, anhand derer wir einen wesentlichen Grundzug des Stock-Pickings erläutern können: Bei Aktien, bei denen im Gegensatz zum Markt sehr hohe KGV-Werte oder eine niedrige Dividendenrendite zu beobachten sind, kann das Aufwärtspotenzial sehr begrenzt sein. Zukünftige, unerwartete Marktveränderungen können dann dazu führen, dass dieser Aufschlag auf den Substanzwert abgeschmolzen wird. Und damit eine Seitwärts-Bewegung eintreten kann. Damit verlieren Sie als Anleger wichtige Performance gegenüber dem Gesamtmarkt – wo “Stock picking” doch eher Mehrwerte schaffen sollte.
Anhand zweier ganz unterschiedlicher Aktien lässt sich die Problematik des Stock Pickings verdeutlichen:
1.) Die Apple-Aktie (WKN: 865985): Profitabler Marktführer – profitabel genug?
Die Apple-Aktie ist ein beinahe perfektes Beispiel dafür, wie Stock Picking funktionieren kann und dass sich Anleger nach einigen Jahren aber auch von einer Aktie bzw. einer Investmentidee wieder verabschieden sollten. Die Aktie stieg bis zu einem Höchstwert zwischen 119 und knapp über 120 Euro an, bevor die Kursentwicklung in einen vorläufigen Abwärtskanal einmündete. Die gute Nachricht: Die Kursverluste seit dem bisherigen “ewigen” Höchstkurs fanden nicht an einem Tag statt, sondern die Entwicklung zog sich über mehrere Monate hin. Ähnlich wie unser Angebot berichten weitere renommierte Quellen wie das Online-Angebot der Wirtschaftswoche über eine Stop Loss-Strategie. Dies bedeutet: Anleger konnten sich Verkaufs-Kurse bei einem Stop-Loss von 10 % irgendwo um die 105 Euro sichern und damit 20 % Kursverlust vermeiden.
Inzwischen notiert die Aktie – wahrscheinlich auch in nächster Zeit – um die 86 Euro und hat immer noch ein KGV von 11. Dies erscheint günstig, allerdings gilt hier: Der Gewinn von Apple könnte unter Druck kommen, da Mitbewerber wie Samsung, LG und Huawei mit zunehmender Schlagkraft Marktanteile erobern – wie auch Forbes.com gerade berichtet. Für Stock Picking bedeutet dies, dass Sie als Anleger nachsehen sollten, wie sich die Umsätze oder Gewinne der Unternehmen aufteilen: Welche Erlösanteile kommen aus Hardware-Umsätzen und welchen Anteil haben Serviceerlöse (wie Downloads über den Apple Store) und ähnliche. Für Apple kann dies bedeuten, dass die Erlöse aus dem Hardware-Neugeschäft sinken und die Serviceerlöse nicht mehr so stark wachsen wie früher. Die Eignung der Aktie für Stock Picking sollte deshalb in Frage gestellt werden.
Ähnlich könnten Sie für diverse Buchungsportale oder Internet-Plattformen argumentieren: Selbst die Marktführer sind einem ständigen Wettbewerb ausgesetzt und verbinden eine Kursänderungschance mit einem Kursrisiko. Probieren Sie eine ähnliche Betrachtung mal mit der Amazon-Aktie (WKN: 906866): Wie hoch sind die Fundamentaldaten wie KGV, Dividendenrendite und auch die Performance. Ist die Aktie für Stock Picking geeignet?
2.) Wertezuwachs im Stock Picking durch klassische, defensive Werte: Nahrungsmittel und Konsumgüter
Anhand eines 3- oder 5-Jahres-Charts von Aktien aus dem Nahrungsmittel- oder Konsumgüterbereich lässt sich zeigen: Auch kurzfristige Verunsicherungen oder von Terroristen durchgeführte Aktionen zur Lähmung des öffentlichen Lebens im Westen hinterlassen in einigen, konservativen Branchen praktisch keine Spuren. Die Nahrungsmittel- und Konsumgüterbranche (und in Teilen auch die Automobilindustrie) zeigen eine hohe Resistenz gegen Verunsicherungen und Abwärtskanäle. Viele Dinge des täglichen Bedarfs genießen das Vertrauen der Menschen: Hohe Produktqualität führt zu einem Preisaufschlag und Schaffung von Werten für Mitarbeiter, Handel, Kunden und Lieferanten. Die Unternehmen erreichen eine führende Stellung im Markt. Wenn Sie die Aktien von Nestlé (WKN: A0Q4DC), Unilever (WKN: A0JMZB), Mondelez (WKN: A1J4U0; früher Kraft Foods) ansehen, dann zeigt sich meist ein sehr stabiler Aufwärtstrend. Die Unternehmen kaufen auch im mittelständischen Bereich zu. Meist bleiben die jeweiligen – oftmals lokalen – Marken vollständig erhalten: Lediglich auf der Packung findet sich ein kleiner Hinweis auf die Dachmarke bzw. das Konzernunternehmen, zu dem die Marken gehören. Eine Übersicht des Manager Magazins zeigt die Marktstellung der einzelnen Lebensmittelkonzerne auf.
In Zeiten der Verwerfungen und auch des gezielten politischen Druckes auf freie demokratische Abstimmungen können deshalb die sich gleichmäßig entwickelnden Konsumgüter-Branchen ein Renditebringer und ein Teil des sicheren Hafens für die Geldanlage sein. Meist findet sich aktuell ein KGV so um die 20 und 21, eine gute langfristige Performance. Und nicht zu unterschätzen: Eine Dividendenpolitik, die die prozentualen Ausschüttungen so attraktiv gestaltet, dass die Anleger einige Jahre lang ruhig ihren Anteil an Festverzinslichen reduzieren können. Da die Analysten bei diesen Werten oft sogar steigende Gewinne prognostizieren, ist das Risiko gering, dass die KGV-Werte aus heutiger Sicht zu teuer wären.
Risikostreuung ist ein Baustein für die Verwirklichung der Anlageziele
In Zeiten der Unsicherheit bleiben deshalb zwei wesentliche Grundaussagen der Geldanlage vollständig unbeschädigt erhalten: Die Risikostreuung ist ein unabdingbares Instrument ebenso wie der selbstbewusste, möglichst unverstellte Blick auf die Investmentvehikel.
Weiterführende Links
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