So ziemlich alles, was es auf der Welt gibt, gibt es auch in einer britischen Version. Das gilt auch für die Aktienindices. Der FTSE 100 Index ist der wichtigste britische Aktienindex. Wer eine besondere Affinität zu Großbritannien hat und sein besonderes Vertrauen in die Entwicklung der britischen Wirtschaft setzt, der kann auch in den FTSE 100 setzen. Was man über diesen Aktienindex wissen sollte, wie man in ihn investieren kann und wie man die Kosten für sein Investment gering hält, haben wir einmal übersichtlich in diesem Beitrag für Sie zusammengefasst.
Der FTSE 100
Wie schon eingangs erwähnt, ist der FTSE 100 der wichtigste britische Aktienindex. FTSE steht für Financial Times Stock Exchange. Der FTSE 100 ist ein Kursindex, der den Kursstand und die Kursentwicklung der 100 größten (und umsatzstärksten) britischen Unternehmen an der Londoner Börse – insgesamt rund 80 Prozent des Marktkapitals an der Londoner Börse – abbildet. Damit ist er quasi das britische Pendant zum NASDAQ-100. Interessant übrigens und typisch britisch: die Berechnung des Index nehmen die Londoner Börse und die berühmte Zeitung Financial Times gemeinsam vor.
Wie schon beim US-Pendant NASDAQ-100, ist auch der FTSE 100 ein reiner Kursindex. Das heißt, es werden rein die Aktienkurse berücksichtigt, Sondererträge und Kapitalmaßnahmen werden herausgerechnet. Um auf die Liste der „Top 100“ zu kommen, gibt es verschiedene Kriterien. Das wichtigste davon ist der Marktkapitalisierungsrang. Die Unternehmen werden zunächst nach Marktkapitalisierung absteigend geordnet. Rutscht ein Unternehmen hinter Platz 111, wird es am jeweiligen Stichtag ersetzt. Unternehmen, die bislang nicht auf der Liste waren und einen Rang besser als 90 erreichen, werden aufgenommen. Auch die Gewichtung der Werte wird auf Basis der Marktkapitalisierung eines Unternehmens vorgenommen. Aktualisiert wird die Zusammensetzung jeweils vier mal im Jahr.
Verwandte Indices und Aussagekraft
Neben dem FTSE 100 gibt es auch einen britischen FTSE 250 Index und einen FTSE 350 Index, der die Unternehmen des FTSE 100 und des FTSE 250 zusammenfasst. Interessant ist beim FTSE 100 vor allem, dass weniger die aktuelle Wirtschaftslage der Unternehmen, sondern vor allem geldpolitische Impulse deutliche Auswirkungen auf die Indexentwicklung haben. Das macht auch Investments in den FTSE 100 interessant.
Wie kann man in den FTSE 100 investieren?
Ein Index erlaubt natürlich keine direkte Anlage – er stellt lediglich eine Auskunftszahl dar. Man kann allerdings in sogenannte Indexfonds (ETFs) investieren, die genauso oder zumindest ähnlich wie der jeweilige Indexwert zusammengesetzt sind. Der Vorteil: Fonds, die gleich oder annähernd gleich aufgebaut sind, haben auch die gleiche Performance wie der jeweilige Index. Und wissenschaftliche Studien zeigen schon seit langem, dass es auch aktiv und sehr gut gemanagten Fonds kaum gelingt, die Performance eines Index zu schlagen. Weiteres Plus für Anleger: Bei einem Indexfonds wird man nicht wesentlich bessere Performances erleben, als beim Index selbst – aber eben auch nicht wesentlich schlechtere. Das ist eine kleine Beruhigungspille.
Worauf sollte man bei der Auswahl eines Indexfonds achten?
Wichtig ist, von Anfang an zu beachten: ETF ist nicht gleich ETF. Bei der Auswahl eines Fonds sollte man auf jeden Fall sorgfältig vorgehen und genau prüfen, worin man investiert. Einige wichtige Punkte zum Überlegen haben wir nachfolgend zusammengefasst.
Sparplan / kein Sparplan
Nicht jeder FTSE 100 ETF Fonds bietet die Möglichkeit, im Rahmen eines Sparplans zu investieren. Das kann in manchen Fällen aber vorteilhaft sein und sogar geldwerte Vorteile bringen, da manche Broker für Sparplan-ETFs gar keine Gebühren verlangen. Mehr dazu sehen Sie unten in unserem Kostenvergleich am Ende des Artikels.
Währung
Es macht natürlich einen Unterschied, ob ein Fonds in Euro oder in einer Fremdwährung aufgelegt ist. Im Einzelfall können Sie so noch zusätzlich von Kursschwankungen profitieren (aber damit – klarerweise – auch Geld verlieren). Ob Währungsschwankungen ausgeglichen werden oder nicht, spielt natürlich ebenfalls eine Rolle. Manchmal kann das etwas vom Gewinn abschneiden.
Hedging und Kontrahentenrisiko
Ein ETF kann gehedged sein oder auch nicht. Das spielt bei Überlegungen in Bezug auf die Sicherheit natürlich eine wichtige Rolle. Auch das Kontrahentenrisiko ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. Manche Fonds verleihen ihre Papiere (teilweise bis zu 10 %) für Optionsgeschäfte. Damit besteht ein gewisses Risiko; wenn es zu massiven Fehlspekulationen kommt, kann das in Einzelfällen auch deutliche negative Auswirkungen für den verleihenden Fonds haben.
Replikationsmethode
Hier gibt es die größten Unterschiede. Kurz gefasst: Ein Fonds, der alle Aktien in der selben Gewichtung enthält, wie der Index selbst, wird „physisch replizierend“ genannt. Das gilt allerdings nicht für alle ETFs. Häufig wird ein sogenanntes „Sampling“ vorgenommen – das bedeutet, dass die Fondsgesellschaft nur die Papiere in dem Fonds aufnimmt, die statistisch eine sehr ähnliche Entwicklung wie der Index haben. Das kann in manchen Fällen nur eine kleine Zahl der im Index vertretenen Aktien sein. Für den Anleger ist das natürlich nur wenig wünschenswert (aus Risiko-Überlegungen) – auch wenn die Abweichungen (Tracking-Differenz) in der Regel meist gering bleiben. Auch den Unterschied zwischen Replikations-Fonds und Swap-Fonds sollte man im Auge behalten.
Steuerliche Aspekte
Wichtig ist auch für die Entscheidung, ob es sich um in- oder ausländische Fonds handelt. Daneben muss man auch steuerliche Aspekte immer beachten (weil das den Gewinn natürlich verringert). Bei einzelnen Kombinationen aus Fondseigenschaften kann es sogar passieren, dass man mit Doppelbesteuerung rechnen muss. Beachtenswert ist auch immer die sogenannte Stempelsteuern (Börsenumsatzsteuer), die in UK und Irland immer noch erhoben wird (allerdings nicht mehr in allen Fällen). In UK beträgt sie 0,5 %, in Irland satte 1 % für alle Beteiligungen an Fondsgesellschaften und Unternehmen im jeweiligen Land. Das kann die Kosten erheblich verteuern.
Damit wären wir schon beim nächsten Punkt: Bei den Kosten.
Kosten für ETF Fonds
Die Kosten hängen immer von mehreren Faktoren ab. Sehr wichtige Faktoren sind der jeweilige Broker als auch der jeweilige Börsenstandort. Beide können einen wesentlichen Einfluss auf die Gesamtkosten haben (neben dem Gesamtkostenanteil für den Fonds selbst). Das ist bedeutsam, denn schließlich verringern die Kosten am Ende den eigenen Gewinn.
Um das ein wenig deutlicher zu machen, haben wir einen Beispiel-Fonds herausgegriffen und sehen uns die Kostenunterschiede durch verschiedene Broker am praktischen Beispiel an.
Als Beispiel haben wir den ComStage FTSE 100 TR UCITS ETF (ISIN LU0488316216) verwendet. Die Eckdaten des Fonds in einer kurzen Übersicht:
- synthetische Replikation (unfunded swap)
- in GBP (Währungsrisiko ungesichert)
- thesaurierend
- Domizil: Luxemburg
- Fondsgröße 15 Mio. Euro
- Kostenquote: Gesamtkosten Fondsmanagement 0,09% p.a.
- sparplanfähig
Da das Domizil Luxemburg ist, brauchen wir uns um die britische Stempelsteuer in diesem Fall keine Gedanken machen.
Was kostet der Fonds bei unterschiedlichen Brokern?
Captrader
Der Online Broker Captrader ist insgesamt ein sehr günstiger Broker. Das Zeichnen des Fonds verursacht 0,10 % Ordergebühren, ist also volumenabhängig. Kostenführung und Depotführung sind kostenlos, allerdings muss die Mindesteinlage berücksichtigt werden, wie bei den meisten Online-Brokern. Die Handelsplatzgebühren sind dabei schon mit eingerechnet und brauchen nicht mehr separat bezahlt zu werden.
OnVista
OnVista bietet einige interessante Möglichkeiten in Bezug auf die Kosten. Für Neukunden gibt es im Moment sogar eine Aktion – nämlich ein Festpreis-Depot (Stand: Februar 2016). Jede Order kostet pauschal und volumenunabhängig 5 Euro, dazu kommt die Handelsplatzpauschale von € 1,50 je nach Order. Auch ein Depot mit Freebuys ist möglich, allerdings in diesem Fall sicherlich die preislich teurere Variante.
Interessant auch das Sparplan-Angebot (Stand: Februar 2016) für ETF-Fonds. Werden monatlich zwischen 50 und 1.000 Euro in den Sparplan eingezahlt, werden keine Gebühren fällig. Gar keine.
Heavytrader
Der Top-Broker Heavytrader, einer unserer Lieblingsbroker, glänzt hier mit einer sehr einfachen Kostenstruktur: 0,12 % vom Volumen sind zu bezahlen – der Mindestbetrag liegt dabei bei 1,99 Euro, der Maximalbetrag bei 69,90 Euro.
Aktien kosten bei den von uns untersuchten Brokern übrigens genau den gleichen Preis. Wenn Sie gerne die Kosten für Ihr ganz persönliches Depot bei verschiedenen Brokern ermitteln möchten, verwenden Sie doch einfach unseren ausgefeilten und top-aktuellen Broker-Vergleichsrechner!
Weiterführende Links
- Was sind die wichtigsten Börsen der USA?
- Was ist ein ETF-Sparplan?
- Wie kann man Fonds kaufen?
- Bester Broker für Vieltrader
- Was ist ein Broker?
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