Der effektive Jahreszins ist eine zusammengefasste, um Gebühren und unterschiedliche Zinsberechnungsmethoden korrigierte Zahl, die die Preisangaben der verschiedenen Kreditarten vergleichbar macht. Sie ist insbesondere aus historischer Sicht zu verstehen: Früher wurden die “reine” Verzinsung der offenen Kreditsumme und etwaige Bearbeitungsgebühren separat ausgewiesen. So sahen manche Kredite sehr günstig aus, waren aber insbesondere bei kurzen Laufzeiten aufgrund höherer Bearbeitungsgebühren im Endeffekt unattraktiv. Um diese Wettbewerbsverzerrung zu beenden und den Kreditnehmern eine klare Preisangabe zur Verfügung zu stellen, muss in allen Kreditangeboten der effektive Jahreszins angegeben werden.
Der effektive Jahreszins ist die Summe aus Kreditzinsen, Gebühren und obligatorischen Versicherungen
In den letzten Jahren ist das Selbstbewusstsein der Kreditkunden durch Internetvergleiche und mehr Wissen durch Online-Banking enorm gestiegen. Zudem legen die Aufsichtsämter gestiegenen Wert auf eine transparente Preisgestaltung und vor allem auch Preisangabe. Ähnlich wie bei den Mengennotierungen bzw. Grundpreisangaben der Lebensmittel oder den Endpreisen, die bei Flugreisen anzugeben sind, muss der vollständige Endpreis kommuniziert werden.
Der effektive Jahreszins oder gebundene Sollzinssatz besteht deshalb bei den Krediten aus einer bis drei der folgenden Komponenten:
- der Angabe des eigentlichen Kredit- bzw. Sollzinssatzes (obligatorisch)
- der Zinsberechnungs- bzw. Valutamethode (obligatorisch)
- zusätzlicher Bankgebühren für die Angebotserstellung (inzwischen nicht mehr üblich bzw. rechtlich umstritten)
- Kosten einer Restschuldversicherung, wenn der Kredit nur mit dieser zusammen angeboten wird (hier sollte der Kreditnehmer aufpassen)
Die zusammengefassten und in einem Zinssatz ausgedrückten Kosten ermöglichen tatsächlich einen Vergleich der Angebote. Dies bedeutet, dass bei gleicher Laufzeit ein Kredit mit einem effektiven Jahreszins von 3,50 % tatsächlich günstiger als einer mit 3,90 % ist.
Bei unterjähriger Zinsberechnung normiert der effektive Jahreszins diese Berechnungsmethoden
Für die Berechnung von Kreditzinsen gibt es unterschiedliche Varianten. Die Kreditzinsen können beispielsweise einmal pro Monat berechnet werden und dann dem Kreditkonto belastet werden – dann beginnt der Zins- und Zinseszinseffekt schon nach einem Monat. Bei manchen Krediten werden die Kreditzinsen einmal pro Quartal berechnet und dann sollgebucht. Um diese Kosten vergleichen zu können, kann man die Zinsberechnung mit einem Rechenmodell für ein Jahr lang durchrechnen und erhält dann den effektiven Jahreszins.
Eine Berechnung für 1.000,– Euro und einen Nominalzins von 5 % würde bei monatlicher, quartalsmäßiger oder jährlicher Sollbuchung/Valuta-Berechnung folgende unterschiedliche Ergebnisse liefern:
Bei monatlicher Zinsbuchung ergibt sich ein effektiver Jahreszins von annähernd 5,12 %, bei quartalsmäßiger Buchung von 5,09 %, bei einmal jährlicher Zinsbuchung von 5 %!
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der effektive Jahreszins in der Tat ein sehr gutes Vergleichswerkzeug für die Kosten der unterschiedlichen Kredite ist.
Weiterführende Links
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