Stetig steigende Kurse und eine endlos erscheinende Rallye wiegen manchmal selbst erfahrene Anleger in vermeintlicher Sicherheit. Der Gedanke an Kursverluste oder gar Einbrüche ist weit weg – zumindest so lange, bis die ersten negativen Zahlen bekannt werden. In vielen Fällen handelt es sich lediglich um ein bereinigendes Gewitter, das die Kurse für einige Tage absacken lässt – die Erholung folgt allerdings in der Regel schnell. Deutlich seltener sind echte Zusammenbrüche zu beobachten, die unter dem Namen Börsensturm Ängste schürt. Ein solcher Sturm hält in der Regel längere Zeit an und zieht nicht nur einzelne Werte, sondern ganze Indizes für längere Zeit nach unten. Die Ursachen sind vielfältig, die Folgen schlecht kalkulierbar – aber ein solcher Sturm ist auch eine gute Gelegenheit für lohnenswerte Investitionen.
Ursachen für einen Börsensturm
Was genau einen Börsensturm auslöst, kann angesichts der Komplexität der Märkte nicht genau vorhergesagt werden. Für die 2 Jahre anhaltende Talfahrt der Börsen ab 1965 gilt beispielsweise der Mord an Malcolm X ebenso als Auslöser wie zahlreiche Gerüchte um einzelne Unternehmen wie beispielsweise DEA und Anleger, die praktisch zeitgleich und in Massen Kasse machten. Betrachten wir den aktuell anstehenden Börsensturm, der gleich zu Jahresbeginn 2016 einsetzte, finden sich dafür zahlreiche unterschiedliche Ursachen, die sich in ihrer Wirkung jedoch ergänzen und zum Teil gegenseitig verstärken. Gleich zwei wichtige Wachstumsmotoren setzen aus: China als Wachstumsmotor der Welt und Deutschland als treibende wirtschaftliche Kraft in Europa. Verbunden sind die sinkenden Wachstumszahlen in China mit einem wachsenden Misstrauen in Märkte und die Regulierungsgewalt der chinesischen Einheitspartei. Die Abwertung des chinesischen Yuan hat negativen Einfluss auf andere Emerging Markets – das Kapital fließt ab, insbesondere asiatische Börsen brechen ein. In den USA, dem einzigen Markt mit relevantem Wachstum, wachsen Misstrauen und die Angst vor Spekulationsblasen – die Lehman-Pleite und deren Folgen sind den meisten Anlegern noch präsent. Wie stark sich diese unterschiedlichen Faktoren gegenseitig beeinflussen und in welcher Weise politische und wirtschaftspolitische Entscheidungen (z.B. Fed- und EZB-Entscheidungen) und Vorgänge (z.B. Wahlen) darauf Einfluss nehmen, bleibt abzuwarten.
Folgen eines Börsensturms
Ein Börsensturm unterscheidet sich von einem reinigenden Gewitter insbesondere im Hinblick auf seine Länge, Intensität und die betroffenen Werte. Im Gegensatz zu einem kurzen Gewitter kann ein Sturm die meisten an den betroffenen Börsen gehandelten Werte im Extremfall über Jahre in den Keller drücken. Besonders interessant wird eine solche Entwicklung, wenn Börsen weltweit betroffen sind. In der Folge kommt es zu deutlichen Marktbereinigungen, Spekulationsblasen platzen, selbst Papiere gut aufgestellter Unternehmen mit stabil positiven Wachstumszahlen sind günstiger zu haben. Während ETFs den Negativtrend der ihnen zugrunde liegenden Indizes nachbilden, bieten sich neue attraktive Investmentchancen für Anleger mit Mut zum Risiko und ein wenig Geduld.
Absichern und investieren
Jeder Sturm, egal wie heftig, hat einmal ein Ende. Und so ist es in der Regel wenig empfehlenswert, fallende Werte in Panik und ggf. mit Verlust zu veräußern – abwarten und halten heißt die Devise. Was allerdings nicht bedeutet, dass Anleger zu Passivität verurteilt sind – ganz im Gegenteil können sie mit den richtigen Produkten und gutem Timing sogar selbst von einem Börsensturm profitieren. Als empfehlenswert gelten beispielsweise Put-Optionen und Short-Zertifikate, die jeweils steigen, wenn der Referenzindex bzw. das Referenzpapier fällt. Welcher Hebel dabei gewählt wird, ist eine Frage der individuellen Risikobereitschaft.
Darüber hinaus lohnt es sich in jedem Fall, die Kurse renommierter und begehrter, ggf. überbewerteter Papiere zu beobachten. Auf Schätzungen sollten Anleger dabei weniger Wert legen als auf harte Zahlen der jüngeren Vergangenheit. Auch ein sofortiges neues Engagement nach Ausbruch eines Börsensturms erscheint wenig sinnvoll, da niemand vorhersagen kann, wie groß mögliche Kursverluste ausfallen. Zum Vergleich: Zwischen 1965 und 1967 büßte der Markt rund ein Drittel ein.
Unterm Strich gilt: Anleger, die über Zeit und Geduld verfügen, können einen Börsensturm durchaus dazu nutzen, ihr Portfolio relativ günstig mit hochwertigen Papieren aufzustocken, bislang geparkte Gelder sinnvoll anzulegen und sich auf diese Weise langfristig höhere Renditen zu sichern. Wer dabei auf Diskontbroker setzt, kann jederzeit schnell und kostengünstig agieren, was sich ebenso positiv auf die Rendite des Engagements auswirkt.
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