Im Schnitt wird jeder vierte bis fünfte Arbeitnehmer im Laufe seines Berufslebens berufsunfähig. Dennoch verfügt nur jeder dritte Beschäftigte über eine private Berufsunfähigkeitsversicherung. Das Risiko wird offenbar allgemein stark unterschätzt. Das mag auch darin liegen, dass vielen Berufstätigen nicht klar ist, wie ihre Versorgung im Falle eines Falles geregelt ist.
Berufsunfähigkeit: mangelhafter gesetzlicher Schutz
Die Annahme, das soziale Sicherungssystem werde schon für ein Auskommen sorgen, ist jedenfalls ein gefährlicher Irrtum. Denn in kaum einem Bereich ist der gesetzliche Schutz so lückenhaft, wie bei Berufsunfähigkeit. Nur Arbeitnehmer, die vor dem 2.1.1961 geboren sind, haben noch Anspruch auf eine Berufsunfähigkeitsrente aus der gesetzlichen Rentenversicherung. War schon diese Leistung nicht besonders üppig bemessen, hat sich die Absicherung für später Geborene weiter verschlechtert.
Hier kann ggf. ein Anspruch auf Erwerbsminderungsrente wegen voller oder teilweiser Erwerbsminderung geltend gemacht werden. Die Anspruchsvoraussetzungen sind aber restriktiv und die Leistungen geringer als bei der alten Berufsunfähigkeitsrente. Im Schnitt liegt die volle Erwerbsminderungsrente derzeit bei etwa 650 Euro im Monat. Dass sich damit kein Lebensunterhalt bestreiten lässt, ist auf den ersten Blick klar. Nicht wenige Bezieher sind daher auf weitere Sozialleistungen angewiesen. Berufsunfähigkeit ist damit zu einem echten existenziellen Risiko geworden. Bei fehlender Absicherung droht der soziale und finanzielle Absturz.
Psychische Erkrankungen häufigste Ursache
Das Risiko trifft dabei keineswegs nur Berufsgruppen mit besonderen körperlichen Belastungen wie Bergleute oder Bauhandwerker. Zunehmend sind auch die Berufe mit „weißem Kragen“ berührt, denn bei den Ursachen stehen psychische Erkrankungen mittlerweile an erster Stelle. Sie treten quer durch alle Berufsgruppen auf. Jeder dritte Bezieher einer Erwerbsminderungsrente ist wegen psychischer Probleme berufsunfähig. Die nächsthäufigeren Ursachen folgen mit weitem Abstand: Knochen-, Skelett- und Muskelkrankheiten mit rund 16 Prozent, Tumorerkrankungen mit 14 Prozent und Herz-/Kreislaufdefekte mit 11 Prozent.
Abschluss so früh wie möglich
Die Absicherung gegen Berufsunfähigkeit sollte möglichst schon in jungen Jahren erfolgen. Sie ist umso dringlicher, je riskanter der jeweils ausgeübte Beruf ist. Die Versicherer nehmen dabei eine sechsstufige Risikoklassifizierung vor. Der frühe Eintritt empfiehlt sich aus mehreren Gründen:
- je früher der Abschluss erfolgt, umso niedriger fallen die Beiträge aus. In späteren Jahren ist nicht nur das altersbedingte Risiko größer, auch Vorerkrankungen sind wahrscheinlicher, die sich ebenfalls negativ auf die Beitragshöhe auswirken;
- in jungen Jahren hat die Berufsunfähigkeit besonders gravierende Auswirkungen. Häufig ist eine Familie zu versorgen, es bestehen finanzielle Verpflichtungen und es konnte noch relativ wenig Vorsorge-Vermögen gebildet werden. Das existenzielle Risiko ist daher besonders hoch.
In fortgeschrittenerem Alter hängt es von der jeweils individuellen Situation und der Vermögenslage ab, ob und in welchem Umfang das Berufsunfähigkeitsrisiko noch abgedeckt werden sollte. Die Berufsunfähigkeitsversicherung selbst ist ein komplexes Produkt, bei dem der reine Preisvergleich alleine für die Auswahl nicht reicht. Es kommt hier entscheidend auf Bedingungen und Leistungen an. Beratung empfiehlt sich.
Wer braucht eine Berufsunfähigkeitsversicherung?,Anzeige
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