Bei Exit-Bonds handelt es sich um hoch verzinsliche Wertpapiere insbesondere von Entwicklungsländern, die über eine Besonderheit in den Emissionsbedingungen verfügen. Laut der Nachrichtenagentur Reuters sind diese von einem Zahlungsmoratorium (einem Zahlungsaufschub) nicht betroffen. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit der pünktlichen Tilgung, weshalb mit den Exit Bonds ein geringeres Risiko als mit den normalen festverzinslichen Wertpapieren des gleichen Emittenten verbunden ist.
Trotz dieser vorteilhaften Konstruktion sind die Exit-Bonds zu den hoch spekulativen Wertpapieren zu zählen, weil sich in ihnen viele Risiken eines Auslandsinvestments vereinigen und die Staatshaushalte der meisten Länder zudem nicht ausgeglichen sind. Unter diesen Risiken sind:
Fremdwährungsschwankungen gegenüber Ihrer Heimatwährung
Die meisten Finanzierungsinstrumente der Entwicklungsländer werden in der dortigen Landeswährung oder auch in US-Dollar ausgegeben. Mit der Entscheidung für einen Exit-Bond und dessen Kauf partizipieren Sie als Anleger deshalb auch an den Währungsschwankungen: Würde die Währung des Entwicklungslandes gegenüber dem Euro abgewertet, so tragen Sie das Kursrisiko. Das vergleichsweise unwahrscheinlichere Szenario einer Außenwertsteigerung der örtlichen Währung würde zu einem zusätzlichen Gewinn aus Währungsumrechnung führen.
Eine grobe Orientierung darüber, wie die Währung des Entwicklungslandes in Zukunft abwerten könnte ist der Vergleich der Zinssätze. Dieser geht von der Annahme aus, dass sich die Wechselkurse ähnlich der Kaufkraftentwicklung entwickeln würden. Wenn die Inflation in Europa beispielsweise pro Jahr 1-2 % ist und im Entwicklungsland eine Geldentwertung von 8 % stattfindet, so ergibt ich rein rechnerisch ein Wertverlust irgendwo um 6-7 %! Um alleine diese Geldentwertung auszugleichen und für Sie ein attraktives Investment darzustellen müsste die Rendite um diesen Wert (pro Jahr) höher sein. Der erste Schritt zur Betrachtung der Sinnhaftigkeit bzw. Attraktivität eines Exit-Bonds ist deshalb eine ehrliche Bestandsaufnahme der Renditedifferenz!
Auch bei Exit-Bonds gibt es ein erhöhtes Emittentenrisiko
Dieses Thema anzusprechen ist vergleichsweise heikel, da es beinahe schon eine emotionale Tabuzone betritt: Einen möglichen Staatskonkurs insbesondere in Entwicklungsländern. Deren gab es leider sehr viele, auch wenn diese sehr schnell in Vergessenheit geraten. In einem beeindruckenden Bericht fasst Die Welt die Entwicklungen sehr gut zusammen und bezeichnet Argentinien sogar als “fiskalischen Serientäter”. “Argentinien ist in zwölf Jahren zwei Mal pleite gegangen” wie Die Welt schreibt. Erinnern Sie sich an die Diskussion um den Staatsbankrott Griechenlands, der seit etwa fünf Jahren vor sich hin geschoben wird: Immer wieder kommt es zu einem teilweisen Gläubigerverzicht, der manchmal auch “Haircut” oder Schuldenmoratorium genannt wird.
Allen diesen Szenarien ist gemeinsam, dass entweder durch vollständigen oder Teilausfall der Rückzahlung die Geldanlage – trotz vielleicht während der Laufzeit bedienter Zinsen – im Endeffekt teilweise oder vollständig abgeschrieben werden muss. Einen Gewinn bei den Exit-Bonds machen vielleicht Daytrader, die kurz vor dem Zahlungsausfall-Ereignis die Anleihen in Hoffnung auf eine höhere Auszahlungsquote kaufen und sich damit Erträge sichern. Die Besonderheit, ein “Exit-Bonds” zu sein, hilft vielleicht bei besseren Konditionen oder vermeidet eine zu späte Rückzahlung. Dennoch bleibt die Investition unvorteilhaft.
Entwickelte Staaten setzen trotzdem Anreize zur Unterstützung von Exit-Bonds
In einigen entwickelten Ländern gibt es zusätzliche Anreize und Privilegien für die Anleger, die wirtschaftliche Entwicklung von Schwellen- und Entwicklungsländern durch Exit-Bonds zu unterstützen. So kann es je nach Land und Anlegergruppe des Investoren Steuergutschriften oder auch eine Steuerbefreiung von der Abgeltungsteuer geben. Das Ziel dabei ist die wirtschaftliche Entwicklung in den Emittentenländern der Exit-Bonds anzustoßen und damit einen Multiplikatoreffekt zu erzielen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Exit-Bonds eine der risikoreichsten Anlageformen sind obwohl sie zu der Gattung der festverzinslichen Wertpapiere gehören