Sehr wenige Anleger befassen sich intensiv mit dem Zinsänderungsrisiko und der Zinsänderungschance und realisieren: Ein Zinsanstieg kann sich tatsächlich nicht nur positiv auf die Zinserträge in der Zukunft auswirken, sondern auch für eine sofortige Wertsteigerung oder auch Wertminderung bei einzelnen Positionen sorgen. Genau deshalb lohnt sich der Blick darauf, was mit Aktien und ganz besonders festverzinslichen Wertpapieren immer dann passiert, wenn die Zinsen steigen.
Warum steigende Zinsen für Kursverluste bei allen aktuell laufenden Anleihen sorgen
Da sich die Umlaufrenditen täglich ändern gibt es leider kein ganz allgemein und langfristig gültiges Beispiel für die Auswirkung der Zinsänderungen. Ohne in die Details einer Zins- und Zinseszinsrechnung einzusteigen könnten Sie aber ein Beispiel verwenden, was relativ nahe an den am 10. September 2015 für Bundeswertpapiere abgerufenen Konditionen liegt. Die Bundesanleihe mit der Wertpapierkennnummer 110238 läuft bis zum September 2025 – also zehn Jahre nach Emission. Der Zinskupon für die nächsten zehn Jahre beträgt 1 %!
Gehen Sie jetzt davon aus, dass sich die Rendite der zehnjährigen Anleihen durch Veränderung der allgemeinen Zinslandschaft oder eine Leitzinserhöhung um einen halben Prozentpunkt erhöht. Bei kurzlaufenden Anleihen mit einer Restlaufzeit ist dies nicht so schlimm: Der Anleger, der ebenso wie der Emittent an die vereinbarten Konditionen gebunden ist, verliert dieses halbe Prozent vielleicht für ein Jahr. Damit sinkt der Kurs der Im Depot befindlichen Anleihe um etwa diesen Wert vielleicht von 100,00 auf 99,50. Anders die Anleihe mit einer Laufzeit von zehn Jahren: Wahrscheinlich steigt die Umlaufrendite für zehnjährige Anleihen um etwas mehr als 0,5 % bei den Langläufern. Selbst wenn sie aber nur um exakt dieses halbe Prozent steigt, so verlieren die Anleger diese 0,5 % zehn Mal bis zum Ende der Laufzeit. Der Langläufer wird deshalb vom Markt im Gegensatz zu den „neuen“ Wertpapieren anders beurteilt. Der Kurs sinkt dann von 100,00 auf irgendeinen Bereich zwischen 95 und 96 %!
Um diesen Kursverlust in eine steigende Notierung für das Depot umzuwandeln könnten Sie vor einer Zinserhöhung Instrumente verwenden, die auf eine Zinserhöhung mit einer Wertsteigerung reagieren.
Direkte Strategie: Die Wertentwickung des BUND Futures nutzen
Der Bund Future ist ein Terminkontrakt auf den Kurs der Bundeswertpapiere, der ähnlich wie die Umlaufrendite mit einer festgelegten Gewichtung verschiedener Laufzeiten und Emissionen „zusammengesetzt“ wird. Bei einer Zinssteigerung ist deshalb im Normalfall davon auszugehen, dass dieser Terminkontrakt eine niedrigere Bewertung erhält. Wer mit diesem Instrument „short“ geht, also diesen Bund Future verkauft, der kann die Kursverluste umdrehen und durch einen späteren Rückkauf zu einem niedrigeren Kurs einen Gewinn aus der Transaktion ziehen.
Ähnlich funktioniert die Anlagestrategie in Aktien: Hier achten die Anleger auf diejenigen Aktien, die am empfindlichsten auf eine Zinssteigerung reagieren und deren Geschäftsmodell auch auf einer günstigen Finanzierungsmöglichkeit aufbaut. Oftmals ist es so, dass analog zu einer Zinssteigerung die Investitionsneigung gerade für hochwertige Investitionsgüter abnimmt. Anleger kaufen dann eine Put-Option aus diesen Aktien, die von dem Kursverlust profitiert, oder verkaufen einen CFD auf eine der zinsempfindlichen Aktien.
Ein Zinsanstieg wirkt sich deshalb nicht nur auf die eigentlichen Zinserträge aus, sondern kann mit Hilfe vieler Instrumente auch für ein kurzfristiges, risikoorientiertes Spekulationsgeschäft genutzt werden.
Wir empfehlen übrigens beim Kauf von Aktien Broker-Angebote zu vergleichen. Dies können Sie ganz einfach mit diversen Depotkonto-Vergleichsrechnern.
Weiterführende Links
- Aktien für Anfänger
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