Bei der Bärenfalle handelt es sich um eine Handlungsweise eines Privatanlegers oder institutionellen Investors, welcher aufgrund seiner Marktanalyse einige vorliegende Kurssignale fehlinterpretiert. Ausgangspunkt ist meist das über einen kurzen oder einen längeren Zeitraum beobachtete Sinken von Kursen eines Wertes, einer Währung oder eines Indexes, Dieses Sinken der Kurse wird vom Anleger als der Beginn eines Trends identifizierte – er handelt dann entsprechend dem von ihm individuell interpretierten Signal. Die Bärenfalle kann mehrere Prozent Performance kosten und hinterlässt bei den Entscheidungsträgern Ratlosigkeit. Weil sie die Bärenfalle zu spät erkennen und Vorkehrungen höchstens für das nächste Auftreten treffen können.
Mögliche Ursachen für das Hineintappen in eine Bärenfalle sind:
1. Chart-Analyse oder Analystenmeinung
Viele Investoren arbeiten vorrangig mit einer Chart-Analyse und beurteilen die Kursentwicklung im Kontext mit der Gesamtmarkt- oder Branchenentwicklung oder einer Vergleichs-Benchmark. Bei der Betrachtung kann es dazu kommen, dass sehr viele Indikatoren einen beginnenden stabilen Abwärtstrend signalisieren und deshalb allgemein mit sinkenden Kursen gerechnet wird. Der Anleger oder institutionelle Investor verkauft dann einen Wert oder Index, nur um festzustellen: Kurz nach der Transaktion steigen die Kurse wieder. Er ist sozusagen in eine selbst gestellte „Bärenfalle“ getappt. Interessanterweise wird der Begriff der Bärenfalle auch in einer leichten Abwandlung genutzt: Dann stellt sich dem Anleger die Frage, ob er eine Bärenflagge falsch interpretiert hat.
2. Vordisponierte Orders mit automatisch ausgelöstem Verkaufsauftrag (sog. „Stop Loss-Orders“)
Insbesondere Inhaber von größeren Depots oder Wertpapierbeständen schätzen die Stop Loss-Orders als eine sehr gute Möglichkeit, bei einem beginnenden stabilen Abwärtstrend rechtzeitig auszusteigen und Kapitalerträge zu sichern bzw. festzuhalten. Focus Money Online beschreibt diese Strategie in einem interessanten Kurzbeitrag mit dem Begriff „Orientieren Sie sich am Trendkanal“. Diese Strategie ist sicherlich in der überwiegenden Mehrheit der Fälle richtig, die Bärenfalle ist auch nur sehr selten. Allerdings kann eine rein auf der Unterschreitung eines Börsenkurses oder Indexwertes beruhende Verkaufsorder auch zu einem zu früh verkaufen führen. Denken Sie an eine schockierende Meldung über ein schlecht gelaufenes Quartal bei einem Unternehmen mit der gleichzeitigen Herausgabe einer Gewinnwarnung für das Gesamtjahr. Dann kann es durchaus sein, dass die Analysten und Börsianer noch einmal nachrechnen und die Kurzfristigkeit eines Kursverlustes erkennen. Dank langfristig guter Perspektiven beginnt dann die Aufholjagd des Kurses und die Anleger hätten dann zu günstig verkauft.
3. Unsicherheit bei Neuemissionen – hohe Volatilität an den ersten Handelstagen
Eine Bärenfalle kann insbesondere auch an den ersten Handelstagen einer Neuemission auftreten. Einer der Gründe dafür ist, dass es aufgrund der früheren Erfolge bei Neuemissionen immer Daytrader gibt, die die Aktie in der Hoffnung auf einen schnellen Gewinn am ersten Handelstag ordern und dann möglichst schnell aussteigen. Oder bei Erwartung einer Überzeichnung vielleicht mehr Aktien gezeichnet haben, als sie eigentlich kaufen wollten. Dann entsteht an den ersten Handlestagen ein enormer Verkaufsdruck, der sich ganz unabhängig von der Substanz des Unternehmens, nur kurzfristig in sinkenden Kursen widerspiegelt. Wenn Sie sich eine klassische Bärenfalle par Excellence im historischen Rückblick ansehen möchten, dann lohnt sich der Blick auf
die ersten Handelstage der Facebook Aktie (WKN: FB2A). Eine sehr gute Zusammenfassung – allerdings ohne direktes Zitat einer „Bärenfalle“ findet sich in der Augsburger Allgemeinen Zeitung. Wessen Fehlsignal, Bärenfalle oder Stop-Loss sozusagen „aus Versehen“ zu günstig zum Tiefstkurs von knapp unter 21,00 Euro verkauft hatte, der konnte sich ein paar Tage später zu etwas mehr als 10 % Aufschlag wieder eindecken. Sehen Sie sich bei Ihrem Discont- oder Online-Broker die Kurse der WKN FB2A vom 18.05.2012 bis zum 15.05.2012 an.
Da es sich bei der Bärenfalle um eine eigene Interpretation des Börsengeschehens handelt, gibt es auch viele Gegenmaßnahmen, die den negativen Einfluss auf die Rendite begrenzen. Als wichtigste Gegenmaßnahmen können die Risikostreuung und ein Stop Loss-Limit nicht zu nahe am aktuellen Börsenkurs genannt werden. Aber auch bei der Stop-Loss-Order ist Vorsicht geboten.
Weiterführende Links
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