Bei einem Derivat handelt es sich um ein Finanzinstrument, dessen Kursstellung und -veränderung sich aus der Kursfestsetzung eines anderen Wertpapiers ableiten lässt. Der Wortstamm „derivo“ aus dem Lateinischen kann mit ableiten, überleiten übersetzt werden. Ein Derivat wie eine Kauf- oder Verkaufsoption auf eine Aktie orientiert sich damit direkt an der Wertentwicklung des zugrundeliegenden Wertpapiers, welches Basiswertpapier genannt wird.
Das Derivat bietet ein Anrecht auf Teilhabe an der Kursentwicklung
Anders als beispielsweise bei einer Aktie oder einer sonstigen Unternehmensbeteiligung kauft der Anleger mit einem Derivat keine Beteiligung am Unternehmen selbst. Das Derivat ist vorrangig als Investition bzw. Geldanlagechance für die Anleger gedacht, die entweder eine Absicherungsstrategie fahren möchten oder einen hohen Wertzuwachs durch Spekulationsgeschäfte suchen. Dadurch, dass beim Derivat lediglich die Kurschance und Volatilität und der Zeitwert berechnet werden, kann pro investiertem Euro eine höhere Investitionssumme bewegt und realisiert werden. In der Sprache der Börsianer wird dies als Hebel bzw. gehebeltes Investment bezeichnet.
Die häufigsten Derivate sind:
+ Optionsscheine auf Indices und Aktien
Deren innerer Wert berechnet sich aus der Differenz zwischen dem aktuellen Börsenkurs und dem jeweiligen Bezugspreis. Für eine Kauf-Option gilt dann: Sie hat einen inneren Wert, wenn der Börsenkurs über dem Bezugspreis der Option liegt. Der Inhaber der Option hätte also einen Vorteil davon, diese auszuüben und den Wert nicht zum „normalen“ Börsenkurs zu kaufen. Bei der Verkaufs-Option ist es umgekehrt, diese dient dem Anleger meist zur Absicherung gegen Kursrücksetzer. Hier kann er die Option ausüben und Basiswertpapier und Index zu dem vorher festgelegten Basiskurs verkaufen. Liegt der aktuelle Börsenkurs darunter, so hat die Put Option für ihn einen Vorteil. Also auch einen inneren Wert. Übrigens ist die Absicherung mit Derivaten keine Erfindung der Neuzeit. In den USA wurde die Chicagoer Terminbörse schon Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet, seit 1992 ist sie auch in Europa tätig und das Vorbild für viele Terminbörsen und Derivate.
+ Anrechte auf Kursveränderungen
Eine weitere Möglichkeit, sein Investment zu hebeln und eine höhere Stufe auf dem Chance-Risiko-Profil zu erreichen ist der Kauf des reinen Anrechts auf Kursveränderung, allgemein als CFD (Contract for Difference) bezeichnet. Dabei können Anleger sowohl auf steigende Kurse setzen (=CFD kaufen), als auch im Falle einer erwarteten Baisse-Phase Rendite erzielen (=CFD verkaufen). Diese Anlage ist deshalb interessant, weil sie einen hohen Hebel bietet und der Anleger die Wertveränderung alleine und keine tatsächliche Unternehmensbeteiligung erwirbt. Der Handel wird dabei durch die Sicherheitsleistung (die sog. „margin“) abgesichert.
+ Komplexe Derivate: Wandelanleihen
Eine weitere Form der Derivate erfreut sich insbesondere in letzter Zeit einer steigenden Beliebtheit. Dabei geht es um eine Anleihe, die einen höheren Kupon als übliche Anleihen aufweist. Der Derivatecharakter spiegelt sich am Rückzahlungstag bzw. Fälligkeitstag wider. Eine Wandelanleihe bezieht sich meist auf eine Aktie. Fällt diese unter einen bestimmten Wert, dann wird statt des Nominalbetrags die Aktie zurückbezahlt. Für eine Aktie mit einem Börsenkurs von 50 Euro würde dies so aussehen: Der Emittent verspricht die Rückzahlung des Nominalbetrages von 1.000 Euro, wenn die Aktie nicht fällt oder steigt. Fällt diese Aktie unter den Wert von 50 Euro, so zahlt er 20 Aktien zurück. Dieses Derivat verbindet also ein festverzinsliches Wertpapier mit hohem Kupon und eine Spekulation auf einen ganz bestimmten Aktienkurs genau an diesem Rückzahlungstag.
Da jede Wandelanleihe anders konstruiert ist, empfiehlt sich das genaue Nachrechnen. Die Wirtschaftswoche berichtete bereits im März 2015 von dieser interessanten Anlageform.
Weiterführende Links
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