17Das Aktienkursrisiko ist ebenso wie die Aktienkurschance ein integraler Bestandteil der Aktienmärkte. Das Aktienkursrisiko entsteht dadurch, dass die Bewertung von Aktien zwar auf Zusammenhängen beruht und die Analysten sich mathematisch annähern können, es aber kein absolut exaktes und mathematisch eindeutiges Ergebnis für den Wert bzw. Aktienkurs gibt. Stattdessen bewerten die Börsianer jeden Wert laufend neu und bilden einen fairen Marktpreis, der möglichst viele Kauf- und Verkaufs-Orders zusammenbringt. Der Aktienkurs besteht aus vielen kleinen Facetten und Bewertungsbestandteilen, die teilweise langfristig und oder auch nur für einen sehr kurzen Zeitraum gültig sind.
Das Aktienkursrisiko kann dabei in drei Risikobereiche unterteilt werden: Das allgemeine Risiko, welches mit der volkswirtschaftlichen Entwicklung bzw. der Gesamtmarktentwicklung verbunden ist, ein unternehmensspezifisches Risiko sowie ein vergleichsweise neues Feld des regulatorischen Risikos. Alle diese drei Bereiche können einen Einfluss haben, der die Aktienkurs gegenüber der bisherigen Bewertung verändert und sinken lässt.
1. Das Gesamtmarktrisiko und dessen Auswirkung auf den einzelnen Aktienkurs
Auch die großen Aktiengesellschaften, deren Aktienkurse Bestandteile und Berechnungsgrundlagen für den DAX30 oder den Dow Jones Index sind, hängen von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ab. Wenn es einen Konjunktureinbruch gibt, dann verdüstern sich die Wachstumsaussichten und auch die Gewinne der diversifizierten Unternehmen werden niedriger eingeschätzt. In der Folge erscheint vielen Marktteilnehmern der bisherige Aktienkurs – vielleicht sogar ein Jahreshöchststand – als zu hoch, es folgt eine Kurskorrektur.
Die Aktienkurse praktisch aller Unternehmen geben dann in der Folge nach. Allerdings wirkt sich das Aktienkursrisiko nur auf diejenigen aus, die tatsächlich zu den niedrigeren Kursen verkaufen. Im tatsächlichen Wirtschaftsgeschehen und auch im Konjunkturzyklus-Modell wechseln eine Abwärts-(Baisse-)Phase und die Aufschwungphase miteinander ab. Deshalb ist das Gesamtmarktrisiko meist auch eher kurz- bzw. mittelfristig zu sehen.
2. Das unternehmensspezifische Risiko und dessen Kurseinfluss
Jede Aktie ist eine Beteiligung an einem Unternehmen, dessen Substanzwerten und insbesondere auch den zukünftig anfallenden Gewinnen. Deshalb hat jede Entscheidung des Unternehmensmanagements auch einen Einfluss auf die Entwicklung des Aktienkurses. Das Aktienkursrisiko besteht dann darin, dass Fehler in der Sortiments- oder Angebotspolitik auch einen Einfluß auf die Dividenden und die Entwicklung des Substanzwertes haben. Diese Form des Aktienkursrisikos kann ganz kurzfristig wirken (wenn beispielsweise bei einem Hardware-Unternehmen das lange erwartete „Bestseller“-Produkt schlechter als erwartet angenommen wird) oder auch langfristig wirken. Wenn das Unternehmen einen technologischen Umbruch verpasst und die Marktchancen für Produkte und Dienstleistungen sinken, dann kann das Aktienkursrisiko sogar bis zu einem weitgehenden Wertverlust gehen.
Als Beispiel für ein langfristig wirkendes Aktienkursrisiko eines Unternehmens kann der 5- bzw. 10 Jahres Chart des Handyherstellers Nokia (WKN: 870737) herangezogen werden. Diese Aktie hat sich von ihrem Höchstwert knapp über 26,50 Euro weit entfernt, die Aktionäre müssen das Aktienkursrisiko wohl tatsächlich spüren und sehen zumindest kurzfristig wenig Aufholpotenzial auf die frühere Bewertung, hier erscheint die Aktienkurschance gering zu sein.
3. Regulatorisches Risiko: Aktienkursrisiko aufgrund der Veränderung bestehender Gesetze
Bei der Integration einiger Hoheitsrechte der Bundesrepublik Deutschland in die Europäische Union ist ein neues Aktienkursrisiko entstanden: Die Tendenzen zu einem Engriff in Gesetze und Bestimmungen der freien Märkte nehmen zu. Neue Umweltregeln können beispielsweise das Geschäftsmodell von Autoherstellern bedrohen, Emissionsrechts-Handel könnte die Wachstumsaussichten von Fluggesellschaften nachhaltig verschlechtern. Dieses Aktienkursrisiko wirkt meist kurzfristig weil beispielsweise neue Motoren den Verbrauch von Automobilen senken und die Fluggesellschaften in eine neue Flotte investieren, die noch weniger Kerosin verbraucht.
Es gibt aber auch Branchen, deren Wachstumschancen langfristig durch Eingriffe des Staates bedroht werden. Im Aktienkurs von E.ON (WKN: ENAG99) oder auch RWE (WKN: 703712) spiegelt sich die staatliche Subvention von Öko-Strom indirekt wider: Der Strom aus Großkraftwerken ist weniger wettbewerbsfähig, die früheren Gewinne nicht mehr zu erzielen. Trotz eines Schrumpfkurses in den beiden Unternehmen können weniger Werte als früher realisiert werden. Das regulatorische Risiko ist leider langfristig wirksam.
Gegenmaßnahmen der Aktionäre gegen das Aktienkursrisiko
Allerdings haben private Anleger und institutionelle Investoren sehr viele Möglichkeiten, insbesondere das langfristige Aktienkursrisiko zu minimieren oder zu vermeiden. Ein wichtiges Instrument ist die Risikostreuung bzw. die Diversifikation des Depots. Um bestmögliche individuelle Anlagestrategien zu finden, bieten sich dabei Depot-Vergleichsrechner an. Eine weitere Methode ist das Investment in unterschiedlichen Regionen oder einen ETF, der seine Anlagen in verschiedene Länder streut. Damit wird die Abhängigkeit vom Konjunkturzyklus eines Landes vermieden. Die Anleger können damit ihre Depots auf einen soliden Wachstumskurs bringen und gleichzeitig das Abwärtspotenzial wirksam begrenzen.
Weiterführende Links
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