Für manche Nachrichtensprecher und -kommentatoren war der 04. Juni 2014 in der Tat etwas Besonderes: Der Leitzins der Europäischen Zentralbank wurde noch einmal gesenkt und hat mit 0,15 Prozent einen historischen Tiefststand erreicht. Als Grund dafür wird in verschiedenen Medien der „Kampf gegen die Schuldenkrise“ genannt. Günstiges Geld soll den Unternehmen eine höhere Investitionsquote ermöglichen, womit ein Multiplikator-Effekt in der Volkswirtschaft angestoßen werden soll. Doch was bedeutet dies für Sie als Sparer? In der Niedrigzinsphase sind drei Strategien Trumpf: Achten Sie auf die Dividendenkönige bei den Aktien, schöpfen Sie die staatlichen Zulagen voll aus und verändern Sie die Zinsänderungschance zu Ihren Gunsten. Wenn Sie diese Strategien anwenden, dann bekommen Sie auch während der Niedrigzinsphase ansehnliche Erträge für Ihr Geld und können die nächste Zinsänderung voll zu Ihren Gunsten mitnehmen.
I. Unternehmensgewinne schlagen Festzinsen
Die Niedrigzinsphase ist meist ein Anzeichen dafür, dass die Phase einer kurzfristigen Konjunkturschwäche oder Wachstumsdelle erreicht ist und der nächste Konjunkturzyklus und eine Aufschwungphase in einigen Jahren beginnen kann. Die Zentralbank nutzt wie bereits beschrieben die niedrigen Zinsen als Konjunkturspritze. Als Anleger sollten Sie deshalb auf die jährlichen Zahlungen ausweichen, die eben nicht als Zinsen aus der klassischen Geldanlage entstehen. Unternehmensgewinne insbesondere in konservativ oder defensiv orientierten Branchen sprudeln weiterhin – ganz unabhängig von der Konjunktur. Einfach weil die leistungsfähigsten Unternehmen breit aufgestellt sind und oftmals das ausfallende Wachstum einer Region mit Aktivitäten auf anderen Märkten ausgleichen können. Die Dividendenkönige im DAX und den anderen großen Indices liefern eine interessante Mischung aus dem Wertzuwachs aus Substanzgewinn und den jährlichen Gewinnauszahlungen (Dividenden). Diese werden von der Hauptversammlung, also den Eigentümern des Unternehmens selbst, festgelegt und sind von Zentralbankentscheidungen unabhängig. Mit Aktien zeigen Sie der Zinspolitik die gelbe Karte, um ein Sprachbild des Fußballs zu entlehnen.
II. Staatliche Zulagen erhöhen die Rendite
Viele Menschen fragen sich, ob sie in die bisher abgeschlossenen Sparverträge weiter investieren sollen. Bei der Riester-Rente bzw. der Eigenheimförderung mit Riester-Zulagen fällt das Urteil relativ eindeutig aus. Erwachsene erhalten eine jährliche Zulage von 156 Euro, pro Kind kommen je nach Geburtsjahr bis zu 300 Euro pro Kind dazu. Wer mehr aus seinem Ansparen machen möchte, der sollte die Riester-Zulagen keinesfalls verfallen lassen. Als Sparer sollten Sie aber in der Niedrigzinsphase ganz genau darauf achten, dass Sie einen der Testsieger bzw. einen Vertrag mit hoher Rendite auswählen. Insbesondere bei Versicherungslösungen sollten Sie sich genau den Anteil herausrechnen lassen, der als Sparbeitrag gilt und derjenige, der für das Ansparen verwendet wird.
Wenn Sie über die Riester-Rente hinaus ansparen, dann können neben den im ersten Abschnitt 1 genannten Dividendenkönigen auch viele Investmentfonds mit hohen Bewertungen zur Vermögensmehrung beitragen. Achten Sie dann insbesondere auf günstige Depotgebühren und Ausgabeaufschläge. Ein Depotvergleich bringt Klarheit.
III. Von den Banken lernen: Managen Sie die Zinsänderungschance
Jede Bankbilanz ist genau austariert, was die Einlagen und die Kredite in jeder Laufzeit angeht. Allerdings nutzen die Banken auch eine Möglichkeit, die Zinsänderungschance zu nutzen. In der Niedrigzinsphase bedeutet dies, dass die Banken – wo immer es möglich ist – eben keine 10- oder 30-jährigen Anleihen kaufen. Denn deren Konditionen sind für die gesamte Laufzeit festgeschrieben. Schon eine kleine Zinserhöhung von nur 0,1 % hat dann einen erheblichen Wertverlust aller bisher abgeschlossenen Festzinsvereinbarungen zur Folge. Legen Sie das Geld also in der Niedrigzinsphase in möglichst kurz laufenden Geldanlagen (wie z.B. Tagesgeld) an oder wählen Sie eine variable Verzinsung, die sich an einem Vergleichszinssatz orientiert. Dann sind Sie entweder bei der Neuanlage oder bei der automatischen Hochstufung der Zinsen wieder beim „Mehr“ an Ertrag dabei. Zudem besteht die Gefahr beim „Nichtsparen“, dass das Geld sehr kurzfristig ausgegeben wird und damit das Ansparen viel später als notwendig gestartet wird.
Die Zinsänderungschance besteht insbesondere bei allen Krediten, die Sie noch während einer Phase höherer Zinsen aufgenommen haben. Hier lohnt sich in den allermeisten Fällen eine sofortige Umschuldung auf einen neuen Kredit zu den aktuellen Konditionen. Oder lösen Sie zuerst den Kredit mit den hohen Zinsen ab, bevor Sie mit dem Sparen beginnen.