Am 5. Mai 2015 findet in Hannover die Hauptversammlung von Volkswagen statt. Den Aktionären wird die Auszahlung einer Dividende von 4,80 Euro für die Stammaktie und 4,86 Euro für die Vorzugsaktie vorgeschlagen. Damit schlagen sowohl die VW Stammaktie, als auch die VW Vorzugsaktie die festverzinslichen Wertpapiere um Längen und erobern auch in unserem DAX Dividendenreport einen der vorderen Plätze. Auf der Basis eines Kurses von knapp über 225 Euro ergibt sich eine Dividendenrendite von immerhin etwas über 2,1 %!
Trotz der Expansionsstrategie gibt es erhebliche Probleme im Volkswagen Konzern
Die insbesondere von Ferdinand Piech und dem Vorstand der Volkswagen AG (Stammaktie: WKN 766400, Vorzugsaktie WKN 766403) in den letzten Jahrzehnten forcierte Expansionsstrategie hat einerseits die Marktmacht und den Einfluss von Volkswagen auf dem Weltmarkt erhöht, andererseits den Konzern auch in eine problematische Lage gebracht. Der gesamte Unternehmensverbund – Volkswagen Konzern genannt – setzte mit 10,2 Millionen Fahrzeugen 5 % mehr als im Vorjahr um. Allerdings haben die in Deutschland gefertigten Fahrzeuge nur noch einen sehr geringen Anteil am Gesamtabsatz. Die von Volkswagen veröffentlichten Kennzahlen nennen nur 1,247 Millionen Fahrzeuge, die im Inland gefertigt werden würden. Damit wird gerade noch jedes 8. Fahrzeug im Inland gefertigt.
Die Erfolgsbeiträge der unterschiedlichen Marken werden auf der Hauptversammlung sicherlich Anlass zu einer breit angelegten Diskussion geben. In der Kernmarke VW wird von einer niedrigen Umsatzrendite von etwa 2,5 % gesprochen, wie der Wirtschaftspresse zu entnehmen ist. Die Krise der Marke VW wird insbesondere dann noch deutlicher, wenn sie mit den erfolgreichen Marken wie Audi und Porsche verglichen wird. Als einzige PKW-Marke im Konzern musste Volkswagen sogar ein Minus in der verkauften Fahrzeugstückzahl hinnehmen: 2014 fanden nur noch 4,583 Millionen Fahrzeuge (-2,6 %) einen Käufer.
Es wird unterschiedliche Kritik laut: Einerseits am breiten Markenportfolio, bei dem beispielsweise die inzwischen auf sehr hohem qualitativen Niveau fertigenden Marken wie Seat oder Skoda dank günstiger Lohnkosten und Kostenvorteile die Marke VW “kannibalisieren” würden. Also die Käufer zwar noch zu einem Auto des Volkswagen Konzerns greifen, aber innerhalb des Konzerns zu günstigeren Marken. Das operative Ergebnis aller Marken beträgt dennoch 6,4 %, was für einen Autohersteller der nicht ausschließlich im Premiumsegment tätig ist, einen vergleichsweise guten Wert darstellt.
Die massive Konflikte zwischen Ferdinand Piëch und Martin Winterkorn bleiben
Im April 2015 sorgte ein Interview von Ferdinand Piëch für Aufsehen, in dem er Martin Winterkorn, dem Vorstandsvorsitzenden von VW, das Vertrauen entzogen hatte. Dabei geht es um eine für die Aktionäre und die breite Öffentlichkeit nicht immer einfach zu durchschauende Gemengelage aus Interessen der Großaktionäre wie der Familien Piëh und Porsche, aber auch um die Nachfolgeregelung für den immerhin schon 72-jährigen Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch. Unmittelbar nach diesem interview kam es zu einem vergleichsweise ungewöhnlichen Vorgang, einer eiligst anberaumten Aussprache zwischen dem Aufsichtsrat und Ferdinand Piëch. Dabei stärkte der Aufsichtsrat dem VW-Management den Rücken, dennoch dürfte es auf der Hauptversammlung Fragen von kritischen Aktionären geben. Diese werden sich um die Zukunft von VW drehen und die Frage eines eventuell anstehenden Sanierungs- und Sparprogramms.
Für die Aktionäre kann die Hauptversammlung deshalb spannend werden, weil die Rede des Vorstandsvorsitzenden sicher einige Hinweise auf die aktuelle und zukünftige Modellstrategie enthalten wird. Wie werden die Lücken am wieder an Bedeutung beginnenden US-Markt geschlossen werden, wann gibt es Konzepte für die Elektromobilität. Wer sich die VW Aktien noch ins Depot legen möchte kann das mittels eines Online Brokers wie OnVista sehr kostengünstig tun.