Wenn Sie sich ein kürzerfristiges Chart eines großen Aktienindexes (wie des DAX30, WKN: 846900) ansehen, dann werden für Betrachtungszeiträume von drei bis fünf Jahren meist zwei Tendenzen festzustellen sein. Diese überlagern sich gegenseitig:
- Einerseits ein langfristiger Aufwärtstrend, der innerhalb der jeweiligen Konjunkturzyklen sichtbar wird. Die Kurse zum Schluss eines Betrachtungszeitraumes sind dann höher als am Anfang.
- Dieser meist stabile Aufwärtstrend wird unterbrochen durch kurzfristige Rücksetzer, die oftmals wie externe Schocks auf die Märkte und auch Ihr Depot aussehen. Wenn es sich nur um vergleichsweise Rücksetzer handelt, dann sollten diese zum vergünstigten Einstieg genutzt werden. Mit Ausnahme ganz seltener großer politischer oder kriegerischer Ereignisse (wie den Anschlägen vom 11. September 2001 oder dem Irak-Krieg) setzt bald wieder die Erholung ein.
Für die Investmentstrategie bedeutet dies: Aufmerksam die politischen Entwicklungen zu beobachten, aber diese eher als Chance denn als Bedrohung zu sehen. Schließlich droht zumindest in den nächsten Jahren in keinem der großen Volkswirtschaften die Erstarkung der Planwirtschaft.
Viele Branchen reagieren sehr robust auf politische Unsicherheiten
In der wirtschaftspolitischen Diskussion gibt es auch immer wieder richtige Trends bzw. wellenartige Diskussionen. Während lange Jahre das Primat des freien Welthandels herrschte scheinen sich einige Länder wieder zunehmend abschotten zu wollen. Oder das „Verstopfen“ internationaler Handelskanäle wird als wieder entdecktes Druckmittel der internationalen Politik erkannt.
Das Erstaunliche daran: Die Märkte scheinen die meisten Aussagen aufzunehmen und in kurzfristige Schwankungen oder Rücksetzer umzusetzen. Allerdings sind echte Trendbrüche oder Wertvernichtungen nur sehr selten zu erwarten. Mit ein bisschen Aufmerksamkeit und einem Gespür für die Märkte können die renditeschwächenden Effekte politischer Einflüsse aber erheblich reduziert werden.
Im besten Fall finden Sie neue Aktien bzw. Zukunfts-Investments noch bevor die übrigen Anlegerinnen und Anleger diese entdecken. Erstaunlicherweise gibt es fast keine Branchen, deren Wachstumstrend durch politische Äußerungen oder Spannungen langfristig gebrochen wird. Dazu braucht es schon mehr als di eeine oder andere unglpckliche Äußerung eines Präsidenten oder Kanzlers.
Die meisten Nachrichten laden lediglich zum Daytrading ein
Betrachten Sie die Präsidentschaft von George W. Bush oder auch Donald Trump, so lassen sich die Auswirkungen der politischen Botschaften eher zum Daytrading, denn zum Depotumbau nutzen. Die amerikanische Politik rückt immer mal wieder vom Grundprinzip des Freihandels ab, was die Märkte kurzfristig unter Schock setzt.
Vor kurzem gingen beispielsweise Stahlwerte oder Autobauer einige Prozent in die Knie, weil von Strafzöllen von 10 oder 25 % die Rede war. Nach einigen Tagen setzt dann meist wieder eine Erholung ein, weil diese Beträge ja nur auf einen kleinen Teil der Wertschöpfung erhoben werden. Im Online-Angebot des renommierten Handelsblattes findet sich ein interessanter Rückblick in das Jahr 2002. Damals (http://www.handelsblatt.com/my/politik/international/stahlimporte-wie-george-w-bush-schon-2002-mit-strafzoellen-scheiterte/21025532.html?ticket=ST-655505-gXOb0gmPFBwDa2xb7Gdn-ap2) scheiterte schon Präsident Bush mit Strafzöllen.
Für die eigene Depotstrategie bedeutet dies: Als Anleger sollten Sie gut aufpassen und unterscheiden, ob es sich bei den aktuellen politischen Meldungen sozusagen um das „Tagesgeschäft“ handelt: Also bei einem sehr hohen Handelsdefizit eine Brise Protektionismus anzukündigen, um ein bisschen Boden gutzumachen. Oder handelt es sich wirklich um einen der seltenen Fälle einer politischen Agenda, die bisherige Unternehmenskonzepte und Investments über den Haufen wirft?
Am Besten wäre es, wenn Du in den nächsten Monaten und Jahren mal die Diskussion um Freihandel und Zölle nachverfolgst. Und Dir bei einem der Direktbroker (wie beispielsweise comdirect) ein kostenfreies und unverbindliches Musterdepot anlegst. Vielleicht erkennst Du gewisse Zacken und Muster? Dann könnte die nächste Schlagzeile zu einem niedrig limitierten Einstieg genutzt werden.
Allerdings gibt es die seltenen Fälle, in denen sich eine tatsächlich industriefeindliche Politik langfristig manifestiert bzw. auswirken wird. Die Tabakindustrie ist leider ein fast schon archetypisches Beispiel wie sich – beinahe weltweit – die Politik gegen ein Produkt stellt.
Vorsicht vor langfristigen Kampagnen: Hier verpassen Sie Rendite!
Auch in unserer Redaktion gibt es einige Fans von Quizshows: Neulich wurde bei Günther Jauchs „Wer wird Millionär“ tatsächlich gefragt, was in Australien als die hässlichste Farbe (der Welt) gekürt worden wäre. Es war Pantone 448C – wie auch übereinstimmend die Welt (https://www.welt.de/icon/article157519762/Was-ist-die-haesslichste-Farbe-der-Welt.html) berichtete: Ein gar nicht schöner Grünton. Zusammen mit der inzwischen auch in Europa angekommenen Idee der abschreckenden Bilder
macht die Politik grenz- und regierungsübergreifend mobil gegen den Tabakgenuss.
Wenn Du in Philip Morris (WKN: A0NDBJ) oder British American Tobacco (WKN: 916018) investiert hättest, dann würde ein 3-Jahres-Chart für fast alle Zeiträume eine erheblich schlechtere Performance als der DAX (WKN: 846900) zeigen.
Bei der Ausrichtung des Depots bzw. auch quartalsmäßigen Betrachtung Deiner Anlagen solltest Du deshalb bei Underperformern oder einer nicht perfekten Wertentwicklung berücksichtigen, ob gerade eine große Kampagne gegen Dein Investment laufen würde.
Hemmschwellen überwinden und in die Outperformer der Luft- und Rüstungsindustrie investieren
Insbesondere diejenigen, die in den 90er-Jahren erstmals in Aktien investierten, werden wahrscheinlich den Begriff der sog. „Friedensdividende“ gehört haben. Und angesichts der Abrüstungseuphorie vielleicht vergessen haben, dass die großen High-Tech-Konglomerate aus der Luft- und Raumfahrtindustrie weiterhin tätig sind. Die Wachstumsraten der zivilen Luftfahrt und zusätzliche Geschäftsfelder im Bereich der Verteidigung sorgten für eine gute Depot-Performance.
Bei der Depotzusammenstellung kann es sich deshalb lohnen auf diesen Langfrist-Trend der Verteidigung (westlicher) Werte zu setzen und die Branchen-Schwergewichte zu betrachten. Wenn Sie einen Fonds bevorzugen, dann könnte sich ein Blick auf einen der Branchenfonds der Luft- und Raumfahrtindustrie lohnen. Erstaunlicherweise beinahe unabhängig von der aktuellen „Position“ im Konjunkturzyklus.
Finden des idealen Zeitpunktes für neue Investments bzw. die Umschichtung
Im Angebot der rennomierten Online-Broker oder auch einiger Kursinformationsseiten finden Sie viele Tools, die für eine praktisch automatische Beibachtung Ihres Depots sehr gut geeignet sind. Allerdings: Einstellen müssen Sie diese Tools selber 🙂
Sie könnten beispielsweise alle diejenigen Werte, bei denen politische Einflussnahme oder „Störfeuer“ zu erwarten wäre, in eine Art „Watchlist“ oder ein „Musterdepot“ packen. Und jeweils ein oberes bzw. unteres Limit eingeben, bei denen Sie über die Kursbewegungen alarmiert werden. Die SMS-Alarmierung (manchmal kostenpflichtig) wäre mir etwas zu hektisch. Denn: Wenn Sie auf der Arbeit sind und erst einenag später reagieren würden, dann ist die Verzögerung nicht wirklich schlimm.
Die durch politische Maßnahmen ausgelöste Veränderung des Verbraucherverhaltens wird ja nicht von Sekunde zu Sekunde sichtbar, sondern – wenn sie denn durchschlägt – in einem langsamen Sinkkurs der betroffenen Aktien. Tabakaktien, Elektroautohersteller, Stahlaktien, Schiffswerften und auch zu einem gewissen Grad die Banken gehören deshalb *immer* unter besondere Beobachtung.
Dann haben „politische Kampagnen“ oder das „Anstupsen (nudging) eines neuen Verbraucherverhaltens“ keinen negativen Einfluss auf Ihre Ersparnisse mehr. Vielleicht sehen Sie auch auch neue Chancen, wenn die Politik Rahmenbedingungen für neue Produkte oder Dienstleistungen schafft. In den nächsten Jahren könnte sich die massive Lobby-Arbeit und Bevorzugung der Politik durchaus in der hohen Performance der IT- und TK-Werte widerspiegeln.
Ganz nach dem abgewandelten Motto: „Make your savings great again….“