US-Arbeitsmarkt und Konjunkturdaten als wichtige Taktgeber für die Börse

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US-Arbeitsmarkt  und Konjunkturdaten als wichtige Taktgeber für die Börse

Kaum jemandem wird entgehen, dass die Börse immer wieder einmal zitternd und mit gespannter Aufmerksamkeit auf die US-Konjunkturdaten und die Arbeitsmarktdaten wartet – auch hierzulande. Warum sind diese Daten so enorm wichtig für die Börse? Welche Daten werden überhaupt erhoben und wie werden sie bewertet? Und: Gibt es diese Daten für Deutschland auch, welche Bedeutung haben Konjunkturdaten hierzulande? Umfassende Antwort auf all diese Fragen versuchen wir einmal in diesem Beitrag zu geben.

Die berühmten „US-Arbeitsmarktdaten“

Es ist wohl die Zahl, die auch in der Öffentlichkeit am bekanntesten ist. Fast jeder hat schon einmal in den Nachrichten das Bangen um die Arbeitsmarktdaten miterlebt und vielleicht auch die nachfolgenden Ausschläge an der Börse bewusst mitverfolgt – je nachdem, wie die Daten ausfielen.

Daneben spielen noch andere Daten für Börseninsider ebenfalls eine wichtige Rolle, wie etwa die Entwicklung der Stundenlöhne, der sogenannte Einkäuferindex, und die Zahlen zu Wachstum, BIP und einige weitere Zahlen.

Veröffentlicht werden diese Daten monatlich vom US-Arbeitsministerium. Es handelt sich dabei schlicht um die Arbeitslosenquote in den USA. Die kann immerhin schwanken und zwar beträchtlich. Zwischen 5 % und deutlich über 10 % ist hier alles drin. Aber warum hat das für die Börse eine so große Bedeutung? Und für die Wirtschaft weltweit? Warum machen einige wenige Zehntelprozent hier den Unterschied zwischen fröhlicher Hoffnung und schlimmsten Befürchtungen aus?

Natürlich sind die USA die größte Volkswirtschaft der Welt – aber um die tatsächliche Bedeutung zu verstehen, muss man etwas weiter ausholen und sich auch ein wenig mit Konjunktur, Konjunkturzyklen und Beschäftigungstheorien auseinandersetzen.

Die Konjunktur

Das Wort Konjunktur ist allgemein bekannt – seine genaue Bedeutung allerdings nicht immer. Unter Konjunktur versteht man die Wirtschaftslage – und zwar bezogen auf ganz bestimmte Zyklen. Das sind:

  • der Aufschwung
  • die Hochkonjunktur
  • die Rezession
  • und nach längeren Rezessionsphasen der Übergang in die Depression

Dass die Wirtschaft in Zyklen läuft, ist unvermeidbar. Es geht in regelmäßigen Abständen bergauf und bergab. Aufpassen muss man hier nur bei den Bezeichnungen: im deutschen Sprachgebrauch wird die Rezession gelegentlich als „Abschwung“ bezeichnet und dafür die Depression als Rezession. Das kann gelegentlich einmal Verwirrung stiften.

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Sieht man sich – wenn man einmal alle anderen Kennzeichen außer Acht lässt – einmal nur allein die Entwicklung der Arbeitslosenquote in den einzelnen Zyklen an, wird schnell klar, welche Bedeutung diese Zahlen haben. Wichtig ist dabei zu wissen, dass für die Betrachtung der Zahlen nur jene Arbeitslosigkeit herausgerechnet wird, die tatsächlich auf äußere Einflüsse des Arbeitsmarktes zurückzuführen ist.

In der Aufschwungphase sinken die Arbeitslosenzahlen gewöhnlich. Danach herrscht Hochkonjunktur, während der Vollbeschäftigung herrscht. Das Lohnniveau steigt ebenfalls, bis der Markt absolut gesättigt ist.

Dann kommt es zu einer „Überhitzung“ des Marktes, die Wachstumsraten sinken und langsam setzt ein Abschwung ein (die Rezession). Rezession liegt nach gängiger Auffassung immer dann vor, wenn in zwei aufeinander folgenden Quartalen kein Wachstum mehr vorliegt – allerdings wird diese Definition nicht von allen anerkannt, manche Wirtschaftswissenschaftler meinen, eine Wirtschaft müsse auch tatsächlich „schrumpfen“ damit man von einer Rezession sprechen könne.

In dieser Phase werden mit der Zeit immer weniger Beschäftigte gebraucht, es kommt zu Überstundenabbau und Kurzarbeit und nicht nur die Preise, sondern auch die Löhne sinken.

Eine Depression ist dagegen eine ungewöhnlich lang anhaltende Rezessionsphase, quasi eine Stagnation der Wirtschaft für sehr lange Zeit auf niedrigem Niveau, teilweise mit Strukturkrisen. In einer solchen Phase steigt die Arbeitslosigkeit stark an. Eine Depression muss nicht zwangsläufig immer auf eine Rezession folgen – in regelmäßigen Abständen passiert das aber. Aufschwungphasen sind in der modernen Wirtschaft seit dem Zweiten Weltkrieg deutlich länger als die Abschwungphasen, die im Durchschnitt nur ein Fünftel der Länge der Aufschwungphasen ausmachen.

Sieht man sich nun den Verlauf der Arbeitslosenquoten und vor allem ihre Bewegung im Konjunkturverlauf an, wird schnell klar, warum sie so wichtige Indikatoren für die Wirtschaft sind. Andere Daten wie Preisniveaus, privater Konsum und der Verlauf des Brutto-Inlandsprodukts sind nicht ganz so einfach und nur auf komplexen, unsicheren Wegen dem Konjunkturverlauf zuzuordnen. Bei den Arbeitslosenzahlen hat man jedoch ein recht gutes Maß und einen verlässlichen, immer gleichen Indikator. Gewöhnlich betrachtet man die US-Arbeitsmarktzahlen in Verbindung mit den Veränderungen im Lohnniveau für ein aussagekräftiges Bild.

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Ein Beispiel aus der Praxis

Bei den erwarteten Arbeitslosenzahlen in den USA rechnet die Mehrzahl der Anleger und Experten mit einer Arbeitslosenquote von 4,6 Prozent. Ein leicht höherer Wert, etwa rund 4,7 Prozent ließe die Hoffnung aufkommen, dass Zinsen gesenkt würden, damit die Wirtschaft wieder angekurbelt wird. Das kann, wie an anderer Stelle schon erwähnt wurde, indirekt positive Auswirkungen für Anleger an der Börse zur Folge haben und wird häufig begrüßt. Liegt die Arbeitslosenquote nun aber deutlich höher – etwa ab 4,8 oder 4,9 % – dann wäre das nicht zur Freude der Anleger und für die Börse ein Katastrophenszenario.

In Zeiten, wo Konjunkturangst verbreitet ist, reagieren die Börsen tatsächlich so sensibel auf Zehntelprozentpunkte – zu anderen Zeiten, wo alles vergleichsweise gut läuft und rosig aussieht, ist die Katastrophenstimmung dann häufig geringer. Das alles ist auch Börsenpsychologie – die Masse an den Börsen reagiert nicht rational, sondern vor allem instinktgetrieben. Einige Zehntelprozentpunkte Unterschied im Vergleich zu den Erwartungen machen aber IMMER einen sehr deutlich merkbaren Unterschied, er ist einfach nur manchmal mehr und manchmal weniger nachhaltig.

Das zweite wichtige Kriterium in Bezug auf die Arbeitsmarktdaten ist die Lohnentwicklung. Wenn die Produktion brummt und der Aufschwung einsetzt, steigen die Preise leicht – in der Hochkonjunktur steigen Preise und Zinsen ebenfalls weiter, dann ziehen allerdings auch die Löhne nach. Starke Lohnsteigerungen können aber auch ein Hinweis dafür sein, dass der Markt bald überhitzt und es langsam zu einem Einbruch auf der Nachfrageseite kommen könnte. Das würde eine Rezession einläuten. Gleichzeitig zerstören stark steigende Löhne auch die Hoffnung all derer, die auf eine Zinssenkung warten. In unserem Praxisbeispiel wäre ein solches Szenario gegeben, wenn die erwartete Lohnsteigerung bei ungefähr 0,3 % liegt, tatsächlich dann aber 0,5 % oder sogar mehr verkündet würden. Auch hier entscheiden, wie man sieht, einige Zehntelprozentpunkte darüber, wie die Reaktion des Marktes ausfällt.

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Der Verlauf der US-Wirtschaft hat dann nachfolgend auch für den Rest der Welt große Bedeutung. Die Konjunktur bewegt sich in den westlichen Industriestaaten immer ähnlich – das kann man auch gut erkennen, wenn man beispielsweise wichtige Indices wie den Dow Jones Industrial und den DAX miteinander vergleicht.

Arbeitsmarktdaten sind auch nur Hinweisgeber

Natürlich kann man – wie alle anderen Indikatoren auch – die Arbeitsmarktdaten nie isoliert betrachten. Eine Rolle spielen immer die Grundstimmung an der Börse, eventuell vorhandene Befürchtungen oder Erwartungen, die viele Anleger hegen. Je nach gegebenem Szenario setzen US-Arbeitsmarktdaten dann Impulse in die eine oder in die andere Richtung.

Deutsche Arbeitsmarktdaten

Auch in Deutschland werden die Arbeitslosenzahlen regelmäßig ermittelt und in den Nachrichten verkündet. Interessanterweise haben sie auf die Börse – obwohl Deutschland durchwegs eine sehr große und leistungsfähige Volkswirtschaft ist – kaum nennenswerte Auswirkungen.

Der Markt ist, kann man sagen, vollkommen auf die US-Arbeitsmarktdaten fixiert – und das schon seit langem. Natürlich kann man überlegen, wie viel Sinn das tatsächlich in der Euro-Zone hat, als Indikator für die eigene Wirtschaftsentwicklung vorwiegend auf die US-Wirtschaft zu sehen. Daran ist aber nicht zu rütteln, selbst belegt gute Anzeichen und Aussichten aus dem Inland werden von schlechten US-Arbeitsmarktdaten fast immer deutlich eingetrübt. Dementsprechend sind unsere Arbeitslosenzahlen und auch die Lohnentwicklung in Deutschland für die Märkte nicht ausschlaggebend – wie gut sie auch immer sein mögen, es freut dann höchstens die Bürger, aber nicht die Börsenanleger.

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