Im Zuge einer Blogparade der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zum Thema „Arbeit für Alle“ bzw. „Wie wird die Vollbeschäftigung“ wollen wir in dieser Folge eine Prognose wagen. Wie wird wohl der Arbeitsmarkt in 10 bis 20 Jahren aussehen?
Doch bevor wir wild darauf los prognostizieren, wollen wir noch kurz die Daten erläutern, auf die wir unsere Prognose basieren lassen wollen.
Was ist Vollbeschäftigung?
Als Vollbeschäftigung bezeichnen Ökonomen die komplette Auslastung aller Produktionsfaktoren in der Volkswirtschaftslehre in einem allgemeinen Sinn. Im engeren Sinn, auf den Produktionsfaktor Arbeit bezogen, steht sie für die Beschäftigung aller arbeitswilligen Erwerbspersonen und ein Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt.[1]
Alles klar oder?
Wohl eher nicht. Vollbeschäftigung herrscht dann, wenn viele Menschen Arbeit haben. Ob man Vollbeschäftigung nun mit einer Arbeitslosenquote von unter 2 % (wie in Südtirol) oder zwischen 3 % und 5 % (wie in Deutschland) definiert, ist dabei wohl Ansichtssache.
Weiters stellt sich die Frage, ob man dabei alle arbeitsfähigen Menschen einrechnen soll, oder nur jene die auch arbeiten wollen. Man kann also viel an diesen Begriff herumdefinieren, eines bleibt aber immer gleich – egal wie der Begriff „Vollbeschäftigung“ nun definiert wird, es geht immer damit einher, dass sehr viele Menschen Arbeit haben und nur wenige Menschen keine Arbeit finden.
Doch wie kommen wir nun zu der kühnen These, dass in 10 bis 20 Jahren Vollbeschäftigung herrschen wird? Um ehrlich zu sein, wissen tun wir es nicht, es deuten lediglich demographische Indizien darauf hin. Und schon sind wir beim Begriff der „Baby-Boomer“.
Die Baby-Boomer gehen in Pension
Als Baby-Boomer-Generation bezeichnet man die starken Geburtenjahrgänge von 1955 und 1965. Die Kinder dieser Zeit sind nun zwischen 58 und 48 Jahre alt und werden wohl voraussichtlich in den nächsten 10 bzw. 20 Jahren in Pension gehen. Wie Sie der unten stehenden Grafik entnehmen können, gab es nach den Baby-Boomern viel geburtenschwächere Jahrgänge und die Geburtenrate nahm seither (bis auf die Jahrgänge in denen die Kinder der Baby-Boomer geboren wurden) kontinuierlich ab. Das bedeutet, dass nach der Pensionierung der Baby-Boomer viel weniger Arbeitnehmern ihre Arbeitskraft am Arbeitsmarkt anbieten.
Welche Folgen hat die Pensionierung der Baby-Boomer?
- Weniger Arbeitskräfte
- Höhere Beiträge
- Mehr Rentner
- Geringere Renten
Die oben stehenden Punkte, fassen das sog. Pensionsproblem sehr gut zusammen. In Zukunft werden immer weniger Arbeitende immer mehr Rentner finanzieren müssen. Diese ganze Problematik wäre mit Sicherheit eine eigene Artikelreihe wert und wird daher von uns nicht weitergehend behandelt, da das den Rahmen sprengen würde.
Weiters wird es wohl, da einfach weniger Arbeitskräfte verfügbar sind, zu weniger Arbeitslosigkeit und zu einer Steigerung der Produktivität kommen müssen.
Weniger Arbeitslose – höhere Produktivität
Nach den Regeln von Angebot und Nachfrage, wird wohl bei ähnlicher Nachfrage nach Arbeit und viel geringerem Angebot der Preis von Arbeit steigen (Arbeitnehmer werden mehr verdienen) und die Arbeitsbedingungen werden sich verbessern um Mitarbeiter zu halten und zu rekrutieren. Nicht die Arbeitgeber werden am längeren Hebel sitzen, sondern vielmehr der gut ausgebildete Arbeitnehmer.
Zur Produktivität
Der Trend zur Selbstbedienung und zu weniger personalintensivem Service besteht ja schon lange. Technische Errungenschaften haben auch zur Ausweitung des Selbstbedienungskonzeptes vom Supermarkt hin bis zu Bankgeschäften (Stichwort „Online Banking“) geführt. Sollte diese Entwicklung so weitergehen (und alles deutet darauf hin, dass sie das tun wird) so werden auch einige Baby-Boomer ersatzlos in die Pension geschickt werden können, da in ihrem Bereich die menschliche Arbeitskraft nicht mehr so stark gebraucht wird.
Doch nun, spät aber doch, zum eigentlichen Thema dieses Beitrags:
„Wie wird die Vollbeschäftigung sein?“
Unserer Meinung nach, wird dies sehr stark vom Grad der Ausbildung abhängig sein.
Ich habe eine gute Ausbildung – Wie wird die Vollbeschäftigung für mich werden?
Sind Sie gut gebildet und bringen überdies noch den ein oder anderen wünschenswerten Soft-Skill mit, werden Sie wohl von der Arbeitsmarktsituation in 10 bis 20 Jahren stark profitieren können.
Sie werden nicht gefragt werden, wie flexibel Sie sind und ob Ihr Unternehmen an erster Stelle in Ihrem Leben stehen wird. Sie werden Arbeitsbedingungen vor finden, von denen man heute nur träumen kann. Die Arbeit wird sich ein Stückweit an Sie anpassen (müssen) und nicht umgekehrt. Und nicht nur dank technischem Fortschritt wird wohl auch ein Wohnortwechsel des Arbeitsplatzes wegen seltener werden.
Sie werden mehr Urlaub haben und besser bezahlt werden. Mehr Freiräume genießen und Ihre Kinder wohl beim betriebseigenen Kindergarten unterbringen können.
Eine Auswahl an kostengünstigen Speisen und das Dienst-E-Mobil wird es vermutlich auch geben. Frauen werden wohl gleich viel wie Männer verdienen und unnötige Anwesenheitszeiten werden wohl der Vergangenheit angehören. Alles in allem wir das Leben als (gut ausgebildeter) Angestellter viel mehr Spaß machen.
Ich habe keine gute Ausbildung – Wie wird die Vollbeschäftigung für mich werden?
Als Arbeitssuchender ohne Ausbildung werden Sie weit weniger von der Vollbeschäftigung haben. Auch wenn die Argumente „selbe Nachfrage, weniger Angebot = Mehr Lohn“ wahrscheinlich auch gelten werden und auch mehr Menschen ohne Ausbildung einen Job haben werden, wird’s das wohl im Großen und Ganzen gewesen sein. Oder sind etwa flexible Arbeitszeiten oder Heimarbeit für einen Regalbetreuer im Supermarkt denkbar? Wohl eher nicht.
Ihre Meinung
Verraten Sie uns Ihre Ansichten – Wie glauben Sie wird der Arbeitsmarkt in 10 bis 20 Jahren aussehen? Wird es im großen und ganzen besser oder schlechter sein als heute? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare!
Unser Beitrag zur FAZ Blogparade „Wie wird die Vollbeschäftigung“,Anzeige