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Anleihen: Auf die realen Renditen kommt es an!

Viele Anleger haben sich angesichts des geringen Zinsniveaus weitestgehend vom Anleihemarkt verabschiedet. Und während festverzinsliche Wertpapiere früher in vielen privaten Portfolios einen wesentlichen Anteil ausmachten, fehlen sie inzwischen oftmals komplett oder spielen allenfalls noch eine kleine Nebenrolle. Dennoch lohnt es sich, das Segment nicht ganz aus dem Blick zu verlieren. Denn spätestens auf den zweiten Blick gibt es auch im aktuellen Marktumfeld lohnende Investitionsmöglichkeiten am Anleihemarkt, die zudem noch nicht einmal mit übermäßig großen Risiken verbunden sein müssen.

Lieber am Sekundärmarkt kaufen

Dass das Zeichnen von Anleihen wenig Freude macht, wenn diese fast nicht mehr verzinst werden, ist durchaus nachvollziehbar. Staatsanleihen von bonitätsstarken Emittenten wie Österreich oder Deutschland werden derzeit nur noch mit einem Minimalkupon begeben. Wer sie zeichnet und bis zum Ende der Laufzeit hält, wird damit zwar nach wie vor keine größeren Verluste zu erwarten haben, allerdings ist es durchaus möglich, dass es trotz der geringen Inflationsraten zu negativen Realrenditen – und somit zu schleichenden Wertverlusten – kommt.

Das Ausweichen auf den Kauf von Unternehmensanleihen kann hier nur bedingt als Ausweg taugen, denn zahlreiche Unternehmen, die den Gang an den Anleihemarkt wagen, bieten zwar vergleichsweise hohe Zinsen, doch stehen diesen auch signifikant höhere Bonitätsrisiken gegenüber als bei österreichischen und deutschen Staatsanleihen. Eine interessante Alternative ist unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen der Kauf von Staatsanleihen mit relativ kurzen Restlaufzeiten am Sekundärmarkt – im Regelfall also über den normalen Börsenhandel.

Dort werden beispielsweise Bundesanleihen oder auch US-amerikanische Staatsanleihen gehandelt, die nur noch eine Restlaufzeit von wenigen Monaten bis zu etwa zwei Jahren aufweisen und von privaten Anlegern über jeden Diskontbroker und jede Onlinebank mit wenigen Mausklicks erworben werden können. Der Kauf dieser Papiere kann durchaus sinnvoll sein, auch wenn ihre geringen Nominalzinsen auf den ersten Blick nicht sehr einladend wirken mögen.

Reale Renditen statt nominaler Verzinsung betrachten

Wer sich von den niedrigen Nominalzinsen jedoch nicht abschrecken lässt und stattdessen an der realen Verzinsung orientiert, wird schnell zu einem anderen Urteil gelangen. Denn die realen Renditen nach Berücksichtigung von Inflationseffekten bewegen sich bei diesen Papieren in vielen Fällen keineswegs im negativen oder nur minimal positiven Bereich. Generell trifft es zwar zu, dass sich mit vielen Anleihen nach Inflation nur sehr geringe oder gar negative Renditen erwirtschaften lassen. Bei langfristigen Staatsanleihen in den USA lag die inflationsbereinigte Jahresrendite im Durchschnitt der Jahre 1900 bis 2015 beispielsweise lediglich bei zwei Prozent.

Bei kurzfristigen Staatsanleihen war es noch nicht einmal ein Prozent. Betrachtet man deutsche Staatsanleihen über einen solchen langen Vergleichszeitraum, ergeben sich sogar negative durchschnittliche Realrenditen und zwar für lang- und kurzfristige Staatsanleihen gleichermaßen. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass in die Berechnung sowohl der Effekt der Hyperinflation in den frühen 1920er Jahren als auch die Auswirkungen von zwei Währungsumstellungen einfließen. Noch ernüchternder wirkt die Analyse, wenn neben der Inflation auch noch die Besteuerung der Zinserträge mit einbezogen wird.

Dabei gilt, dass sich der Steuereffekt umso stärker auswirkt, je höher die nominale Verzinsung der Anleihen ist. Denn für die Besteuerung sind die nominalen Zinsen maßgeblich, nicht jedoch die Realzinsen. Ein Beispiel mag dies illustrieren: Im Jahr 1973 bewegten sich die Nominalzinsen am Geldmarkt im Bereich von zwölf Prozent. Da die Abgeltungssteuer zu dieser Zeit noch nicht eingeführt war, waren die Zinserträge jeweils zum persönlichen Steuersatz zu versteuern.

Bei einem damaligen Spitzensteuersatz von 53 Prozent verblieben einem Anleger mit entsprechend hohen Einkünften von den zwölf Prozent nominalen Zinsen nach Steuern lediglich noch 5,6 Prozent. Da die Inflationsrate seinerzeit mit 7,1 Prozent auch noch deutlich höher lag als heute, ergab sich für einen Anleger mit Spitzensteuersatz nach Inflation und Steuern lediglich eine reale Rendite von -1,5 Prozent. Heute stellt sich die Situation dagegen anders dar. Erzielt ein Anleger mit einer kurzfristigen Staatsanleihe eine negative Verzinsung in Höhe von -0,5 Prozent und kann er diese negativen Einkünfte mit anderen positiven Kapitalerträgen ausgleichen, dann erhält er rund die Hälfte von seinem Finanzamt zurück.

Bei einer Inflationsrate von 0,5 Prozent ergibt sich somit eine reale Nachsteuerrendite von rund 0,25 Prozent. Wer die Möglichkeit des Ausgleichs mit anderen Zinseinkünften nicht hat, schneidet immerhin mit etwa plus/minus Null ab. Obwohl die Nominalzinsen im Vergleich zu 1973 deutlich gefallen sind, ist die Rendite nach Steuern und Inflation mit etwa 1,5 bis 1,75 Prozent sogar höher.

Anleihen richtig einsetzen

Dieses Beispiel zeigt, dass es durchaus sinnvoll sein kann, sich auch im gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld ernsthaft mit dem Thema Staatsanleihen auseinanderzusetzen. Wer etwas genauer hinsieht, stellt fest, dass bei Anleihen mit sehr geringen Bonitätsrisiken negative Realrenditen nach Kosten, Inflation und Steuern sogar eher die Regel als eine Ausnahme sind.

Es wäre daher eine fatale Fehlentscheidung, nur wegen der niedrigen aktuellen Nominalzinsen auf risikoreichere Anleihen von Unternehmen oder Staaten mit geringerer Bonität auszuweichen. Von Anleihen zu erwarten, dass sie innerhalb eines Portfolios die Rolle des „Rendite-Turbos“ übernehmen, führt allemal in die Irre. Denn die realen Renditen nach Berücksichtigung von Inflationseffekten bewegen sich bei diesen Papieren in vielen Fällen keineswegs im negativen oder nur minimal positiven Bereich. Generell trifft es zwar zu, dass sich mit vielen Anleihen nach Inflation nur sehr geringe oder gar negative Renditen erwirtschaften lassen.

Bei langfristigen Staatsanleihen in den USA lag die inflationsbereinigte Jahresrendite im Durchschnitt der Jahre 1900 bis 2015 beispielsweise lediglich bei zwei Prozent. Bei kurzfristigen Staatsanleihen war es noch nicht einmal ein Prozent. Betrachtet man deutsche Staatsanleihen über einen solchen langen Vergleichszeitraum, ergeben sich sogar negative durchschnittliche Realrenditen, und zwar für lang- und kurzfristige Staatsanleihen gleichermaßen. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass in die Berechnung sowohl der Effekt der Hyperinflation in den frühen 1920er Jahren als auch die Auswirkungen von zwei Währungsumstellungen einfließen. Noch ernüchternder wirkt die Analyse, wenn neben der Inflation auch noch die Besteuerung der Zinserträge mit einbezogen wird. Dabei gilt, dass sich der Steuereffekt umso stärker auswirkt, je höher die nominale Verzinsung der Anleihen ist.

Denn für die Besteuerung sind die nominalen Zinsen maßgeblich, nicht jedoch die Realzinsen. Ein Beispiel mag dies illustrieren: Im Jahr 1973 bewegten sich die Nominalzinsen am Geldmarkt im Bereich von zwölf Prozent. Da die Abgeltungssteuer zu dieser Zeit noch nicht eingeführt war, waren die Zinserträge jeweils zum persönlichen Steuersatz zu versteuern. Bei einem damaligen Spitzensteuersatz von 53 Prozent verblieben einem Anleger mit entsprechend hohen Einkünften von den zwölf Prozent nominalen Zinsen nach Steuern lediglich noch 5,6 Prozent. Da die Inflationsrate seinerzeit mit 7,1 Prozent auch noch deutlich höher lag als heute, ergab sich für einen Anleger mit Spitzensteuersatz nach Inflation und Steuern lediglich eine reale Rendite von -1,5 Prozent. Heute stellt sich die Situation dagegen anders dar.

Erzielt ein Anleger mit einer kurzfristigen Staatsanleihe eine negative Verzinsung in Höhe von -0,5 Prozent und kann er diese negativen Einkünfte mit anderen positiven Kapitalerträgen ausgleichen, dann erhält er rund die Hälfte von seinem Finanzamt zurück. Bei einer Inflationsrate von 0,5 Prozent ergibt sich somit eine reale Nachsteuerrendite von rund 0,25 Prozent. Wer die Möglichkeit des Ausgleichs mit anderen Zinseinkünften nicht hat, schneidet immerhin mit etwa plus/minus Null ab. Obwohl die Nominalzinsen im Vergleich zu 1973 deutlich gefallen sind, ist die Rendite nach Steuern und Inflation mit etwa 1,5 bis 1,75 Prozent sogar höher.

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