Mit der zweiten europäischen Finanzmarktrichtlinie (MiFID II) und dem zweiten Finanzmarktnovellierungsgesetz (2. FiMaNoG) haben die EU und die Regierung zwar versucht, Finanzprodukte kundenfreundlicher zu machen und insbesondere mehr Transparenz herzustellen – so ganz optimal ist das aber noch immer nicht. Mit Begriffen wie TER oder Ausgabeaufschlag können die wenigsten Anlagewilligen bis heute wirklich etwas anfangen, begegnen ihnen aber praktisch ständig, wenn es um unterschiedlichste Anlageformen geht. Wir haben uns in diesem Beitrag deshalb einmal vorgenommen, wenigstens die wichtigsten Grundbegriffe bei den Kostenpositionen möglichst einfach und übersichtlich zu erklären, damit wirklich jeder sie versteht, auch diejenigen, die ganz neu sind beim Thema Geldanlagen.
Kurz vorab: Warum Kosten bei Geldanlagen tatsächlich so wichtig sind
Da sind zunächst einmal die direkten Kosten – also jene, die man sieht und die man direkt bezahlt. Kaum jemand macht sich Gedanken um ein oder zwei Euro Unterschied – im Jahr.
Im Grunde geht es bei Geldanlagen aber nicht um diesen einzelnen Euro, den man pro Jahr ausgibt: es geht um den Gesamteffekt.
Nehmen wir eine profitable Anlage, die jährlich eine Rendite von 8 % bringt. Wir wollen das als Altersvorsorge, also lassen wir das Ganze über 30 Jahre laufen.
Wir starten mit 5.000 EUR Einlage und legen monatlich 150 EUR (1.800 EUR pro Jahr) in unsere Sparanlage.
Ergebnis nach 30 Jahren bei 8 % Verzinsung: 412.945,18 EUR
Nun nehmen wir an, wir zahlen lediglich 2 EUR Gebühren pro Jahr mehr. Dann liegt das Endergebnis bei 412.548,39 EUR.
Wir haben bei unserer Geldanlage also genau genommen nicht nur eine Tasse Kaffee weniger pro Jahr zur Verfügung, sondern wir haben am Ende insgesamt knapp 400 Euro weniger in unserer Spareinlage.
Die Verluste betragen also nicht etwa 60 EUR (2 Euro pro Jahr in 30 Jahren), wie man vielleicht glauben möchte, sondern weit mehr als das Sechsfache davon. Schuld daran ist der Zinseszinseffekt.
Das waren nun Kostenunterschiede von lediglich 2 EUR pro Jahr. Überlegen Sie sich einmal die Folgen, wenn es um 2 Euro pro Monat oder gar pro Transaktion[/i) geht, was gar keine Seltenheit ist. Dann sind die Verluste durch erhöhte Kosten noch massiv höher.
Aus diesem Grund sind Gebühren bei Geldanlagen immer wichtig. Sie schmälern Ihren Gewinn. Und zwar häufig beträchtlich.
Erster, grober Anhaltspunkt zum Kostenvergleich bei Anlagen: die TER
Einer der Begriffe, über die man häufig schon am Anfang stolpert, ist die TER. Das ist die Abkürzung für „Total Expense Ratio“, auf Deutsch etwa: „Gesamtkostenquote“.
Das macht es nun auch noch nicht so ganz verständlich. Im Grunde ist damit die Summe der Kosten gemeint, die für einen Fonds anfallen – und die auf die Investoren umgelegt werden.
In der Regel liegt diese Quote bei den meisten Fonds zwischen 1 % und 2 % – diese Kosten fallen für die Verwaltung des Fonds, für Depotgebühren und für das Gehalt des Fondsmanagers an. In der Regel sind auch Vertriebsgebühren darin enthalten – also jede Provision, die im Lauf der Vertriebskette irgendjemand bekommt.
Allerdings gibt es auch Geldanlagen mit einer deutlich niedrigeren TER. Bei ETFs (Indexfonds) auf den DAX liegt die TER typischerweise in einem Bereich von rund 0,08 % und 0,16 % – also bei deutlich weniger. Der Grund dafür ist, dass solche Fonds nicht aktiv gemanagt und auch nur mit vergleichsweise geringem Kostenaufwand vertrieben werden. Salopp gesagt geht hier also nur ein Bruchteil der Kosten für die Verwaltung drauf im Vergleich zu Fonds mit aktivem Management.
Natürlich bedeutet eine geringere TER nicht unbedingt automatisch eine höhere Rendite – es geht vielmehr darum, die Kosten zu vergleichen, die Sie bezahlen müssen. Ein aktiv gemanagter Fonds müsste aber mindestens 1 – 2 % Rendite mehr einbringen, damit Sie am Ende das Gleiche herausbekämen.
1 % Unterschied bei den laufenden jährlichen Kosten würde bei unserem Kostenbeispiel vom Anfang unglaubliche 79.171,40 Euro weniger an Gewinn nach 30 Jahren erbringen. Das ist schon fast ein halbes Haus in 30 Jahren.
Wachsam sollte man überdies auch in Bezug auf das Verhältnis von Rendite und TER sein: Wenn ein Fonds im Mittel in den letzten Jahren 3,5 % Rendite erbringt und dabei eine TER von 2 % aufweist, bleibt am Ende nicht viel übrig. Eine durchschnittlich höhere Rendite und gleichzeitig eine höhere TER sind aber fallweise vertretbar.
In die TER werden nach üblichen Regeln nicht alle Kosten eingerechnet. Einige Extrakosten können neben den jährlichen Kosten noch anfallen. Insbesondere Ausgabeaufschläge und Transaktionskosten werden in der TER nicht berücksichtigt.
Verwaltungsgebühr bei Fonds
Wird separat eine Verwaltungsgebühr ausgewiesen, kann man das fürs Erste einmal ignorieren. Alle Verwaltungsgebühren sind immer in die TER mit eingerechnet.
Es kann in einzelnen Fällen aber Sinn machen, die anfallenden Verwaltungsgebühren einzelner Fonds miteinander zu vergleichen und sich ein Bild darüber zu machen, welcher Fonds relativ teuer und welcher Fonds relativ kostengünstig verwaltet wird. Das ist oft recht erhellend.
Ausgabeaufschlag (finanztechnisch auch: Agio)
Wenn man Fondsanteile erwirbt, zahlt man bei jedem Kauf eine einmalige Gebühr – den Ausgabeaufschlag. Der Ausgabeaufschlag ist aber nicht in allen Fällen gleich hoch – er kann sogar beträchtlich schwanken.
In der Praxis bewegt sich der Ausgabeaufschlag meist zwischen 1 % und 5 %. Wenn Sie laufend Fondsanteile erwerben, etwa weil Sie in regelmäßigen Abständen in Ihren Fonds investieren, kann das einen riesigen Unterschied machen.
Wenn Sie monatlich 100 EUR einzahlen, landen im einen Fall 99 EUR in Ihrer Anlage, im anderen 95 EUR. Pro Jahr würde das bereits eine Differenz von 48 Euro ausmachen, bezogen auf unser Beispiel vom Anfang liegt die Differenz am Ende dann bei 9.522,85 EUR insgesamt – allein durch unterschiedliche Ausgabeaufschläge. Das wäre schon einmal ein netter Kleinwagen.
In vielen Fällen sind Sie bei Direktbanken mit günstigeren Ausgabeaufschlägen gut bedient. Direkt an der Börse gibt es überhaupt keine Ausgabeaufschläge – dafür müssen Sie als Ersatz Börsengebühren und den sogenannten „Spread“ (eine Differenz zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis) entrichten. Ob Ausgabeaufschlag oder Börsengebühren günstiger sind, muss man jeweils dann im Einzelfall prüfen.
Besonders interessant sind auch Angebote, die für begrenzte Zeit oder für ein begrenztes Volumen reduzierte Ausgabeaufschläge oder einen Wegfall der Ausgabeaufschläge anbieten. Solche Angebote sollte man immer ernsthaft prüfen und nicht aus den Augen lassen – der Unterschied kann gegebenenfalls nach ein paar Jahrzehnten einen geschenkten Kleinwagen betragen.
Transaktionsgebühren
Mit den Gesamtkosten, also den Marketing- und Vertriebsgebühren, und den Ausgabeaufschlägen ist es noch nicht getan. Was Sie über diese Kosten hinaus noch berücksichtigen müssen, sind Transaktionsgebühren.
Dabei handelt es sich um ein ganzes Bündel unterschiedlicher Gebühren, zu denen in der Praxis hauptsächlich die Brokergebühren zählen. Überschaubar ist das eher selten und Broker zu vergleichen, ist in der Praxis äußerst kompliziert.
Unterschiedliche Gebührenstaffeln, zahlreiche unterschiedliche Gebührenmodelle und Flatrates sowie gebührenfreie Angebote machen ein Vergleichen in der Praxis kaum wirklich möglich. Vergleichsportale umfassen oft nur wenige Anbieter und enthalten nicht selten völlig veraltete Gebührensätze für ihren Vergleich.
Zumindest in diesem Punkt können wir helfen: Mit unserem Broker-Vergleichsrechner können Sie jederzeit und genau auf Ihre Anlagestrategie zugeschnitten die Kosten der günstigsten Broker vergleichen. Die Eingabe erfordert nur wenige Klicks, innerhalb einer Sekunde erhalten Sie dann genau für Ihre Anlagestrategie berechnet eine sortierte Liste, bei der die Broker mit den geringsten Kosten ganz oben stehen. Unser Broker-Vergleichsrechner ist natürlich völlig kostenlos und unverbindlich und steht Ihnen jederzeit so oft zur Verfügung, wie Sie möchten.
Solide Vergleiche werden Sie in der Praxis auf andere Art kaum zustande bringen – gerade bei den Brokerkosten kommt allerdings meist einiges zusammen, insbesondere dann, wenn man innerhalb des eigenen Depots öfter umschichtet. Der kurze Vergleich erspart Ihnen also unter Umständen sehr viel Geld.
Sondergebühren
Neben diesen grundlegenden Gebühren gibt es auch noch eine Reihe von Sondergebühren, die nicht bei jeder Art von Anlage anfallen – bei einigen aber noch zusätzlich anfallen können.
Ein Beispiel dafür ist etwa die sogenannte Performance Fee. Damit beteiligt sich ein Fonds praktisch gleich wieder selbst am eigenen Erfolg. Fondsunternehmen sehen das allerdings eher als einen Anreiz für den Fondsmanager, tatsächlich gute Arbeit zu liefern. Darüber kann man natürlich geteilter Meinung sein.
Performance Fees werden bei vielen Fonds immer dann fällig, wenn ein bestimmtes Ziel übertroffen wurde oder ein bestimmter Vergleichsindex outperformed wurde (das bedeutet, dass der Fonds mehr Rendite erwirtschaftet hat als ein vergleichbarer Index).
Performance Fees kommen im Grunde nur bei aktiv gemanagten Fonds zum Tragen – bei passiv gemanagten Fonds würden sie nicht allzu viel Sinn machen und schwierig zu begründen sein (etwa bei einem ETF).
Gebühren sollte man immer im Griff haben
Wie bei allen Dingen im Leben sollte man auch bei der Geldanlage genau wissen, was etwas kostet. Niemand würde einfach blind eine Wohnung mieten und sich dann einfach überraschen lassen, wie hoch die Miete ist. Bei der Geldanlage ist so etwas dagegen sogar sehr häufig der Fall. Die Verluste, die unnötig hohe Gebühren dabei bringen, liegen gerade bei Altersvorsorgen dann – wie wir gesehen haben – oft schon im Bereich von einem halben Haus oder einem Kleinwagen. Zahlt man auf allen Ebenen – TER-Kosten, Ausgabeaufschläge und Transaktionskosten – zu viel, kann man es unter Umständen sogar schaffen, ein ganzes Haus damit zu verschenken.
Trotz aller vom Gesetzgeber und von der EU geforderten und durchgesetzten Transparenz bleibt hier immer noch vieles undurchsichtig. Unser Beitrag versetzt Sie in die Lage, zumindest die wichtigsten Gebühren zu verstehen und ihre Höhe realistisch einschätzen zu können.
Leider werden auch noch in hoher Zahl Anlageprodukte vertrieben, bei denen weder Gebühren noch Risiken klar ersichtlich sind und oft kaum abgeschätzt werden können (Zertifikate oder auch „strukturierte Anleihen“ genannt). Darüber haben wir in einem unserer jüngeren Beiträge ausführlich berichtet. Hauptverkäufer solcher Anlagen sind vor allem Banken und Sparkassen, denen oft immer noch viel zu sehr blind vertraut wird. Anlageformen, bei denen weder Gebühren noch anfallende Vertriebsprovisionen (wer verdient hier was an meiner Anlage?) transparent und klar eingesehen werden können, sollte man eher nicht in Betracht ziehen – völlig egal wer sie verkauft. Gebühren sind bei der Anlage ein wichtiges Thema – genauso wie bei der Mietwohnung oder bei Kreditverträgen. Es ist unverzichtbar, darüber in jedem Moment absolute Klarheit zu haben.