Technische Analyse: Wichtige Formationen im Überblick

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Technische Analyse: Wichtige Formationen im Überblick

Nach dem wir uns in den beiden ersten Teilen damit beschäftigt haben, was technische Analyse kann und nicht kann, welche Bedeutungen Candlesticks haben, und etwas eingehender mit der Bedeutung von Doppelböden als Beispiel auseinandergesetzt haben, kommen wir nun zum dritten – und vorläufig letzten – Teil unserer Übersicht über die technische Analyse. In diesem Beitrag wollen wir uns mit einigen wichtigen und grundlegenden anderen Formationen und ihrer Bedeutung beschäftigen.

Trendbestätigung und Trendumkehr

Wie schon im ersten Teil  erläutert, gibt es Formationen, die darauf hindeuten, dass ein Trend weiter fortläuft (trendbestätigende Formationen) und solche, die darauf hindeuten, dass sich ein Trend in der Gegenrichtung fortführen wird (trendumkehrende Formationen). Natürlich haben für die meisten Trader die trendumkehrenden Funktionen die größere Bedeutung – gerade an den Wendepunkten eines Trends lässt sich sehr viel Gewinn machen, wenn man mit seiner Interpretation der Lage richtig liegt. Die Mehrzahl der beschriebenen „Standard“-Formationen sind damit auch folgerichtig Trendumkehr-Formationen, trendbestätigende gibt es dagegen nur wenige.

Vor einem möchten wir allerdings noch einmal deutlich warnen: Gerade weniger Geübte verstehen Formationen oft als unmissverständliche und unumstößliche „Signale“ oder „Botschaften des Marktes“. Damit muss man aber etwas vorsichtig sein. Vor allem vor dem Begriff „Signal“ wollen wir sie warnen.

„Signale“ kann es nur geben, wenn man tatsächlich eine Strategie hat – etwa bei Über- oder Unterschreiten eines Kurses und bei Zweifeln an einer Entwicklung etwas bestimmtes zu tun. Ohne Strategie ist auch nichts ein „Signal“ – und schon gar keines, das immer für alle bedeutet, gleich reagieren zu müssen. Das ist uns sehr wichtig, das noch einmal zu betonen. Formationen sind lediglich (oft recht zuverlässige) Indikatoren, wie sich das Marktgeschehen entwickeln kann oder höchstwahrscheinlich wird. Was man mit dieser Information anfängt – wofür sie also bei der persönlichen Strategie ein „Signal“ ist, oder auch nicht – hängt immer vom einzelnen Trader und seiner Tradingstrategie ab. Sie bestimmen am Ende, was und welcher Indikator für Sie wichtig ist, und was Sie „aussitzen“.

Formationen und Forex

Gerade wer sich mit Forex beschäftigt, wird Formationen sicherlich viel eingehender „lesen“ und analysieren und versuchen zu interpretieren, wie jemand der sich lediglich mit den Kursen des DAX beschäftigt. Ein weit verbreiteter Irrtum ist aber, dass Formationen ohnehin nur im Forex-Bereich oder im Day-Trading Sinn machen. Das stimmt so keinesfalls – auch wenn man sich die aktuelle Entwicklung von Indices ansieht, oder sich eingehender mit einzelnen Aktienkursen beschäftigt, macht es natürlich Sinn, auf Formationen zu achten. Sie sind – ganz grundsätzlich – für jeden nützlich, der sich mit Kursentwicklungen intensiver auseinander setzen möchte.

Beim Forex allerdings, soviel ist richtig, entscheidet die Richtigkeit und Genauigkeit der eigenen Formationsanalyse häufig über „Sieg und Niederlage“. Wer Positionen richtig „antizipiert“ (ein schöneres Wort für „erraten“) kann manchmal mit dem richtigen Leverage enorm Gewinn machen. Umgekehrt ist das aber eben dann leider auch möglich. Ein weiterer entscheidender Punkt ist der richtige Forex-Broker – der Forex Broker Vergleich bei der Brokerbande bietet hier gute Übersicht.

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Einige weitere grundlegende (allgemeine) Formationen im Überblick

Bei den „Standard“-Funktionen gibt es – neben dem schon besprochenen Double-Top und Double Bottom auch noch einige andere wichtige Muster. Ein weithin bekanntes ist Kopf-und-Schulter (Head and Shoulder).

Head and Shoulder

Auch das Head and Shoulder Muster ist eine Trendumkehr-Formation. Sie kommt zustande, indem der Preis zunächst leicht steigt, bevor er wieder fällt. Danach steigt der Preis noch höher (hier liegt dann der „Kopf“ der Formation) und fällt danach aber wieder. Ein neuerliches leichtes Ansteigen führt dann zur Bildung der „rechten Schulter“ der Formation. Danach kann man davon ausgehen, dass der Kurs danach deutlich fällt.

Anders als beim Doppelboden sind die Kursvoraussagen hier sehr unterschiedlich – man kann also in der Praxis kaum genau sagen, wie tief der Kurs nach einem Head-and-Shoulder-Muster tatsächlich fällt. Je nach Bereich sind die Vorhersagen und Schätzungsregeln hier so unterschiedlich, dass man in der Praxis besser auf eine solche Art von Kaffeesatzleserei verzichtet, zumal als Kleinanleger. Im Zweifelsfall kann man sich ja mit der Zeit aus den eigenen Erfahrungswerten eigene Regeln zurechtschnitzen.

Head and Shoulder ist ein sehr leicht zu erkennendes Muster, und auch das am häufigsten von weniger professionellen Tradern erkannte und benutzte. Bei den Profis gilt das Muster erst dann als „komplett“ wenn die rechte Schulter vollendet, sprich auf dem Niveau der „Halslinie“ angelangt ist – und auf diese Definition sollte man auch als weniger professioneller Trader setzen, da sie hilft, Irrtümer und Fehlschlüsse (die es bei so geometrische simplen Mustern immer geben kann) zu vermeiden.

Kanäle

Anders als das Head and Shoulder Muster sind Kanäle eher eine sehr professionelle Art, um Trends zu kennen. Wenn man entlang eines Kursabschnittes oben und unten eine „Trendlinie“ setzt, kann es vorkommen, dass sich Kurse wie in einer Pipeline immer genau zwischen den beiden Linien bewegen (darum Kanäle).

Die obere Linie ist dabei die Widerstandslinie (ein Widerstand, der so groß ist, dass der Kurs ihn nicht allgemein unterbrechen kann), die untere Linie gilt als Unterstützungslinie (ein Kurswert, der sich von selbst stützt und den der Kurs normalerweise nicht oder nur sehr kurzfristig unterschreitet). Kanäle sind, anders als Head and Shoulder, eine trendbestätigende Formation. Solange der Kurs sich innerhalb des Kanals befindet, behält er in seiner Entwicklung die gerade eingeschlagene Richtung bei (was innerhalb eines Kanals ja logisch ist). Am Kanalende (also mit Ende des Trends) bewegt sich der Kurs meist sehr massiv in die eine oder andere Richtung – je nachdem, ob die Unterstützung wegbricht, oder der Widerstand nach oben endlich und grundlegend überwunden werden kann.

Im Forexbereich ist vor allem das Niveau der Widerstands- und Unterstützungslinie interessant (die Linien verlaufen nicht senkrecht, sondern immer diagonal). Auf der Linie kann man Trades platzieren, und wenn man das richtig macht, und den Kanal richtig definiert hat, sind diese Trades meist sehr erfolgreich. Kanäle sind aber – gerade für Ungeübte – eher schwierig auszumachen. Man kann sich aber in vielen Fällen auf Experten-Interpretationen verlassen, viele Experten veröffentlichen in ihren Interpretationen häufig auch die aktuellen Positionen von Widerstands- und Unterstützungslinie, wenn sie einen Kanal ausgemacht haben. Das kann man sich als Trader dann auch zunutze machen, erfahrene Experten liegen hier mit ihrer technischen Analyse meist richtig und sehr exakt. Über die Seite der Frankfurter Börse, können die verschiedenen Devisenkurse und deren Verlauf gut beobachtet werden.

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Flaggen und Wimpel

Flaggen und Wimpel (Flags and Pennants) gehören – anders als die Kanäle – wiederum zu den Formationen, die auch weniger erfahrene Trader erkennen können. Im Grunde handelt es sich dabei um einen sehr kurzen, eng begrenzten Kanal.

Die Interpretation ist aber nicht immer ganz so einfach, und die Definition, wann es sich um eine Flagge oder einen Wimpel handelt, ist kompliziert: Einerseits setzt man voraus, dass eine Konsolidierungsphase des Kurspreises vorangegangen ist. Diese Voraussetzung ist zwingend. Nach Abschluss der Konsolidierung (die immer einen deutlichen Anstieg oder Rückgang des Preises beinhalten muss) werden eine Unterstützungs- und eine Widerstandslinie erkennbar, zwischen denen sich der Kurs bewegt. Nach Ende des Trends kann man dann mit einer massiven Bewegung des Kurses über eine Linie hinaus rechnen – das kann nach oben oder nach unten sein, wie beim Kanal, ist aber meist sogar noch deutlicher ausgeprägt.

Das sogenannte „Range“ ist eine Sonderform der Flagge – eine Seitwärtsphase des Kurses und eine der wenigen Formationen, die je nach Lage sowohl trendbestätigend als auch trendumkehrend sein kann. Hier orientiert man sich in der Regel an der Höhe der Seitwärtsphase und an den Längen der einzelnen Bewegungen – das ist allerdings sehr klar bereits ein Thema für wirkliche Profis in der Chartanalyse. Der Vollständigkeit halber wollten wir Ranges aber hier erwähnt haben, damit Sie wissen, dass es sie gibt.

Rechtecke

Rechtecke (Rectangels) sind eher eine sehr schwer erkennbare Funktion, die zudem nur für eng begrenzte Zeiträume auftritt. Der Name der Formation leitet sich daher ab, dass der Preis, wenn man einen bestimmten Zeitraum eingrenzt, immer wieder die Unterstützungs- und Widerstandslinie antestet, aber nicht langfristig überschreitet. Passiert das während eines Zeitraums in regelmäßigen Abständen, und sind Unterstützungs- und Widerstandslinie horizontal, ergibt sich, gemeinsam mit den Begrenzungslinien für den Zeitraum, ein Rechteck.

Interessant beim Rechteck ist für Trader vor allem der Breakout. Ist die Formation abgeschlossen, durchbricht der Kurs entweder die eine oder die andere Linie. Für den nachfolgenden Trend, den der Kurs einschlägt, ist dabei die Bewegungsrichtung beim Breakout entscheidend. Wenn der Kurs die untere Linie durchbricht, kann man davon ausgehen, dass auch der nachfolgende Trend recht zuverlässig nach unten geht, wird die obere Linie beim Breakout durchbrochen, kann man sehr sicher davon ausgehen, dass der Trend nachfolgend nach oben hin verlaufen wird.

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Breakouts stellen im Forex Bereich generell ein eigenes strategisches Thema dar – fast jeder professionelle Forex-Trader hat dabei seine eigenen Breakout-Strategien, die er nutzt. Voraussetzung dafür, dass es überhaupt einen Breakout gibt, ist natürlich zunächst einmal ein deutlich erkennbares Rectangle.

Dreiecke und Keile

Dreiecke können grundsätzlich bullish oder bearish sein. Beim bullishen Dreieck ist die obere Linie horizontal, die Unterstützungslinie ist jedoch diagonal. Der Kurs bewegt sich in immer engeren Ausschlägen, weil der Abstand der oberen Begrenzungslinie zur Unterstützungslinie immer kleiner wird. Dadurch entsteht das typische Dreiecksbild. Beim bearishen Dreieck verhält es sich genau umgekehrt. Beim sogenannten „neutralen Dreieck“ sind beide Linien leicht gegeneinander geneigt.

Beide Formationen gelten in der Regel als trendbestätigend, allerdings kommt es an einem bestimmten Punkt des Kurses (dem sogenannten „Signalpunkt“) zum Ausbruch des Kurses in Richtung des bestehenden Trends. Um ein Kursziel zu antizipieren, kann man sich in den meisten Fällen gut an der Höhe des Dreiecks orientieren, gelegentlich verwenden Experten auch die Bewegungslänge für die Bestimmung eines Kursziels, oder berücksichtigen sie zumindest mit.

Keile sind dagegen eine Mischform aus Dreiecken und Flaggen/Wimpeln. Sie sind noch seltener als die ohnehin schon selten zu findenden Dreiecke. Man kann sie ähnlich wie Dreiecke interpretieren, viele Experten ziehen auch für die Kurszielberechnung die gleichen Werte bei Dreieck und Keil heran. Keile sind – auch das ist Teil ihrer Definition – fast immer gegen den jeweiligen Kursverlauf und Trend geneigt. Daran kann man Keile und Dreiecke auch unterscheiden.
Das waren die wichtigsten Formationen, die man in der technischen Analyse als grundlegend betrachten kann. Mit etwas Übung gelingt es auch weniger technisch „versierten“ Anlegern, viele der Formationen in der Praxis zu erkennen – für das richtige Interpretieren braucht es aber, wie bereits erwähnt, auch mehr Hintergrundinformationen und einiges an Nachdenken und Erfahrung. Lohnenswert ist das aber allemal – mit der Zeit lernt man, wenn man auf Formationen achtet, Kursbewegungen viel tiefergehend zu verstehen und danach auch präziser einzuschätzen. Und das lohnt ganz sicher für jeden, der sich mit Aktien, mit Forex oder anderen börsennotierten Anlageformen beschäftigt.

Fazit

Formationen haben im kurzfristigen Trading oft gewaltige Auswirkungen – langfristig glauben wir aber nach wie vor an die Fundamentalanalyse. Bei Unternehmen also die Kennzahlen und Markterwartungen für die Zukunft und im Forex Bereich die Zinsdifferenziale und die Notenbankinterventionen. Dazu gibt es viele verschiedene Portale, über die man an die geeigenten Informationen kommt – zu den Forex-Reserven der Top 10 Länder, hat z.B. Investopedia einen interessanten Artikel veröffentlicht.

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