Sollten Anleger in Zeiten der Kursstagnation die private Altersvorsorge unterbrechen?

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Sollten Anleger in Zeiten der Kursstagnation die private Altersvorsorge unterbrechen?

Im klassischen Konjunkturzyklus mit einer Expansions- bzw. Hausse-Phase gibt es immer wieder und regelmäßig auch Zeiträume einer Kursstagnation bzw. auch leichter Kursrücksetzer. Deshalb fragen sich viele Anleger, wie sie denn auf diese Herausforderung reagieren sollen und ob es nicht das Beste wäre, die monatlichen Einzahlungen in die private Altersvorsorge zu stoppen. Da sich in den letzten Wochen die Hinweise auf eine Stagnationsphase mehren, ist die Frage sicherlich in der nächsten Zeit aktuell.

Die Gemengelage ist sehr ungewöhnlich, da sich die Warnung vor einer Gesamt-Marktstagnation mit Abwertung der Kreditwürdigkeit einer der größten europäischen Banken (der Deutschen Bank) durch Ratingagenturen vermischt. Wie können Sie als Anleger in diesen Marktphasen reagieren? Grundsätzlich lassen sich hierbei eine Phase mit normalen Zinsen und die aktuelle Niedrigzinsphase als zwei mögliche Szenarien unterscheiden.

1. Normal- und Hochzinsphase und Stagnation

Eine der aktuellen Martlage vergleichbare Situation der Verunsicherung der Anleger gab es schon einmal 2008-2011 nach der in den USA ausgelösten Bankenkrise. Die Kurse an den Wertpapiermärkten fielen erst von den erreichten Höchstständen zurück, stagnierten dann und erreichten beispielsweise im DAX (WKN: 846900) nach einem Zeitraum von mehr als zwei bis drei Jahren die vorherigen Höchststände. Viele Anleger stellten sich die Frage, ob es denn sinnvoll wäre, das Geld kurz- und mittelfristig zwischen zu parken. Und in der Tat: In der damaligen Zinslandschaft war das Zinsniveau drei bis vier Prozent höher als heute. Attraktive Sparformen sicherten einen echten Wertzuwachs.

Wann immer also eine Stagnation und eine Hochzinsphase zusammenfallen, können die Anleger eine gute Entscheidung bzw. Abwägung zwischen verschiedenen Anlageformen treffen. Wenn die Einzahlung in die Geldanlage in ETFs oder breit streuende Aktienfonds unterbrochen wird, dann wächst das Vermögen in einer risikofreieren und nicht dynamischen Anlageform weiter. Damit können Anleger einen Wertzuwachs auch aus Zinsen generieren und dann in dem Moment die Einzahlungen in Wertpapieranlagen durch eine Einmalzahlung forcieren, die das im Vergleich zu den früheren Höchstständen niedrigere Kursniveau nutzt und damit pro „Einzahlungs-Euro“ eine höhere Anzahl an Aktien oder Fondsanteilen kauft. Ähnlich wie im Szenario der Niedrigzinsphase und Stagnation nimmt die Konjunktur später wieder Fahrt auf, so dass der Anleger dann die höhere Rendite der Wertpapiere für den Vermögensaufbau nutzen kann.

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Allerdings gibt es einen wesentlichen Unterschied zur jetzigen Situation:

2. Niedrigzinsphase und Stagnation – das Szenario im zweiten Quartal des Jahres 2016

Beim Aufeinandertreffen einer Niedrigzinsphase und einer Stagnation kristallisieren sich die Vor- und Nachteile verschiedener Anlageformen heraus: Die Angebote der pyramidal organisierten Großbanken für kurzfristige Anlagegelder und Tagesgelder sind in den meisten Fällen überhaupt nicht mehr wettbewerbsfähig. Deshalb bringt es den Sparerinnen und Sparern derzeit im wahrsten Sinne des Wortes überhaupt nichts, Gelder kurzfristig zwischennzunparken – wenn sie keinen Konditionsvergleich vornehmen.

Die Toleranz der Bankkunden in der Niedrigzinsphase testen ausgerechnet bestimmte Sparkassen aus: Der aktuelle Preisaushang der Stadtsparkasse München zeigt auf Seite 2 0,00 % für praktisch alle kurzfristigen Geldanlagen. Wenn Sie sich als Geldanleger für das Zwischenparken von Anlagegeldern entscheiden, dann sollten Sie einen Konditionenvergleich in einem Vergleichsportal nutzen. Hier gilt – wie bei anderen Großbanken auch – leider der Grundsatz, dass Stammkunden schlecht behandelt werden. Selbstbewusst vergleichen ist deshalb gerade jetzt der Weg zu mehr Erträgen.

Wenn Sie in einer der modernen, kostengünstigen und breit streuenden Anlageformen wie ETFs oder Aktienfonds investieren, dann empfiehlt sich eine Doppelstrategie: Prüfen Sie, welche Performance Ihre Investments bisher gehabt haben und ob bei einer Stagnationsphase diese Investments noch die richtige Wahl für Neueinzahlungen sind. Gerade wenn die Niedrigzinsphase weitergeht, dann sind Fonds oder Aktien mit einer hohen Dividendenrendite noch attraktiver. Der Renditeabstand dieser Dividendenkönige zu Festverzinslichen wird sich langfristig positiv auf die Nachfrage nach diesen Aktien auswirken. Wenn Sie dann in erprobte Aktien und Geschäftsmodelle investieren und beispielsweise die hoch volatilen Aktien der IT-Industrie vermeiden, dann können Sie auch in einer Stagnationsphase bzw. einem leicht nach aufwärts gerichteten Trendkanal Wertzuwächse erzielen.

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Angesichts der aktuell prognostizierten leichten Abschwächung der Konjunktur empfiehlt es sich, die Anlagestrategie nur zu überprüfen, die Einzahlungen aber nicht vollständig einzustellen: Die Effekte der langjährigen Geldanlage bestehend aus regelmäßigen Einzahlungen zum Vermögensaufbau und einem zusätzlichen Schub durch Zinsen und Dividenden bleiben allerdings erhalten. Damit nutzen Sie als Anleger weiterhin alle Chancen der Wertpapiermärkte und lassen sich insbesondere durch die politisch künstlich eingeführte Niedrigzinsphase nicht verunsichern. Würden Sie jetzt zwei oder drei Jahre lang nicht einbezahlen, dann fehlen wertvolle Monate beim Vermögensaufbau und der Sicherung des Wohlstandes durch die private Altersvorsorge.

Die Börsen könnten bald zum Aufwärtskanal zurückkehren

Zudem ist aus heutiger Sicht davon auszugehen, dass sich viele der aktuellen Unsicherheitsfaktoren in den nächsten Monaten auflösen dürften:

  1. Nach der Entscheidung der britischen Bevölkerung über den Verbleib in der Europäischen Union oder den „Brexit“ wird die weitere Entwicklungsrichtung Europas klar sein. Es wird sich herauskristallisieren, ob die EU auf eine Erweiterung setzt und sich damit der europäische Binnenmarkt weiter vergrößert. Oder ob die Renationalisierungstendenzen wieder zunehmen werden, da es ja letztendlich nur 4 „Netto-Zahler“ Staaten sind, die den europäischen Umverteilungskreislauf am Leben erhalten. Die britische Exit-Kampagne hat sogar einen „Ticker“ eingeführt, der zeigt, wie hoch die Zahlungen Englands an die EU-Staaten waren. Je nach Ergebnis wird es unterschiedliche Auswirkungen auf einzelne Branchen und Währungen geben, so dass derzeit wohl eher ein breit gestreutes Investment zu bevorzugen wäre. Erschreckenderweise steht der Ticker bei über 510 Milliarden (!) Englischen Pfund. Angestrebt wird eine Lösung, die besser als eine Drittstaaten-Lösung ist, England aber mehr Kontrolle über viele Themenbereiche gibt.
  2. Außerdem wird wahrscheinlich der Druck auf die Automobilindustrie erheblich abnehmen: Nicht mehr nur ein Unternehmen wie Volkswagen (WKN: 766400) ist in die Diesel-Thematik verquickt, die Falschangaben gehen wohl quer durch die Industrie. Deshalb wird es wohl irgendeine Art Kompromiss bzw. Verhandlungslösung geben, die dabei unterstützt, dass der Konjunkturmotor nicht durch die übermäßige Belastung der Automobilindustrie ins Stottern kommt. Das Markenimage der Automobilunternehmen ist weiterhin ungebrochen: 20 Prozent der Wirtschaftswissenschaftler setzen BMW im Arbeitgeberranking in einer Umfrage auf den ersten Platz, zudem gehören Automobilaktien weiterhin zu den Schwergewichten im DAX und weiteren Indices.
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Zusammenfassend kann gesagt werden, dass eine kurze Stagnationsphase eigentlich keinen Grund dazu gibt, die private Altersvorsorge zu unterbrechen. Allerdings sollten Sie als Anleger noch genauer darauf achten, welche Vertragspartner und Investmentvehikel Sie auswählen. Für Riester geförderte Produkte gilt zusätzlich, dass sich die staatlichen Zulagen immer auf den Zeitabschnitt eines Kalenderjahres beziehen: Bei Fondsprodukten können Sie deshalb ohne negative Auswirkung auf die Zulage selbst auswählen, ob Sie die Einzahlung im Januar, Juni oder erst kurz vor Jahresende leisten möchten. Verschieben Sie die Einzahlung allerdings auf das nächste Kalenderjahr, dann geht die Zulage nur für das „Nicht-Einzahlungsjahr“ verloren.

Im Endeffekt ist deshalb auch der Jahreswechsel kein stichhaltiges Argument, unter Zeitdruck einen neuen Vertrag abzuschließen. Langfristig betrachtet wird sich vielmehr die Qualität der Anlageform auszahlen und durch eine hohe Rendite einen Wertzuwachs erzielen, wenn Sie sie gut auswählen. Dies gilt sowohl für die Ansparformen ohne staatliche Zulagen als auch solche mit Riester-Förderung.

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