In letzter Zeit häufen sich widersprüchliche und sowohl für Börsianer als auch Anleger schwer einzuordnende Informationen. Mal werden High-Tech-Aktien und Internetgiganten empfohlen, dann gibt es wieder einen jähen Kursrücksetzer weil die Erwartungen enttäuscht wurden. So mussten Anleger in die angeblich so innovative „Start-Up-Schmiede“ Rocket Internet (WKN: A12UKK) seit der Emission einen erheblichen Verlust von mehr als 40 % hinnehmen. Ähnlich sieht es bei anderen Start Ups aus, bei denen die Strategie des Stop Loss den Anlegern den Ausstieg mit etwa minus 10 oder minus 15 % hätte ermöglichen können.
Wäre es also nicht besser für einen langfristigen Wertzuwachs, auf konservative Branchen zu setzen und nur einen kleinen Teil der Geldanlage in Start-Ups bzw. Hochtechnologiefirmen zu investieren? Ein Blick auf die Wertentwicklung der führenden Anbieter für Konsumgüter wie Nahrungsmittel, Getränke oder auch Verbrauchsartikel wie Haushaltswaren zeigt die doppelte Chance aus Wertzuwachs und Jahresdividende. Ein Gedanke nebenbei: Die Idee zu diesem Artikel ist in unserer Redaktion bei einem Blick auf den aktuellen Henkel-Geschäftsbericht (WKN: 604840/604843) entstanden. In diesem ist von Margen bei Konsumgütern von weit mehr als 10 % die Rede – bei steigender Tendenz. Die zusammengefasste Kennzahl der bereinigten Umsatzrendite beträgt 16,2 & (sh. hier im Henkel-Bericht). Oder für einzelne Bereiche:
Der Kauf von Konsumgüter-Aktien ist übrigens ein langfristiger Trend und fast schon ein Klassiker der Geldanlage. Es lassen sich viele Medienberichte dazu finden, beispielsweise auch im Online-Angebot der Welt vom 10. März 2012.
Auch defensive Branchen unterliegen dem Wandel
Vor vielen Jahren galten neben den Konsumgüterherstellern auch Strom- und Gasanbieter sowie in vielen Fällen auch die Aktien von Banken zu den defensiveren Branchen. Grund dafür war die Einschätzung, dass bestimmte Dienstleistungen unabhängig vom Konjunkturverlauf in Anspruch genommen werden würden und deshalb der Wertzuwachs vergleichsweise geradlinig und ohne Schwankungen verlaufen würde. Allerdings ist diese Einordnung nicht in Stein gemeißelt: Immer wenn es zu Veränderungen in der Wettbewerbslandschaft oder dem politischen Umfeld kommt, muss diese Einordnung überdacht werden. Gas- und Stromanbieter litten teilweise erheblich unter der Veränderung durch die Liberalisierung der Märkte, der Bankensektor kommt immer wieder durch politische Initiativen unter Druck.
Performancevergleich eines Branchenindex und des DAX
Im deutschen Markt gehört der F.A.Z. Konsumgüter- und Medienindex (WKN: SLA3AL) zu den bekannteren Börsenbarometern. Wenn Sie den Vergleich vom aktuellsten Quartalswechsel (Ende März 2016) für einen Zeitraum von vier Jahren zurückrechnen, dann ergibt sich folgendes Bild: Dem Indexstand Ende März 2016 in Höhe von 1.568,56 Punkten stand vier Jahre früher ein Indexwert von 982,45 Punkten gegenüber. Damit konnten die Anleger eine Performance von 59,6 % vereinnahmen. Der entsprechende Vergleichswert für den DAX (WKN: 846900) lautet 10.046,61 Punkte am Ende des ersten Quartals 2016 gegenüber 6.946,83 Punkten, womit die Vier-Jahres-Performance beim breiter gestreuten DAX 44,6 % beträgt.
Dieser Vergleich lässt sich für viele Zeiträume betrachten und rechnen und zeigt meist eine höhere Performance des Konsumgüter-Indexes gegenüber dem DAX 30. Einer der Hauptgründe dafür ist das Konstruktionsprinzip des DAX30: Dieser verwendet als Hauptkriterien die Größe bzw. Marktkapitalisierung der Unternehmen und muss deshalb auch Aktien behalten, die trotz ihrer Größe einen momentanen Abwärtstrend haben bzw. zu einer krisengeschüttelten Branche gehören. Entsprechende Branchenindizes finden sich auch an weiteren, bedeutenden Börsenplätzen wie beispielsweise den Dow Jones Consumer Index.
Verschiedene Formen des Investments in die Konsumgüterindustrie
Die Geldanlage in Werte der Konsumgüterindustrie kann sowohl im Rahmen von Einzelinvestments erfolgen, als auch durch eine Beteiligung an einem Investmentfonds. Beim Heraussuchen der einzelnen Aktien können Sie neben den Kennzahlen und der bisherigen Kursentwicklung auch mit Ihrem persönlichen Gefühl arbeiten: Welche Unternehmen oder Marken sind bei den Endverbrauchern immer beliebter und können die Erträge deshalb aus steigenden Umsätzen in verschiedenen Märkten speisen? Viele Unternehmen wie Nestlé oder auch Unilever arbeiten mit einer Strategie der Einzelmarken: Verbraucher müssen schon genau hinsehen, um die Dachmarke zu erkennen. Bei der Betrachtung der Aktien sozusagen im „realen Leben“ werden Sie sehr schnell feststellen: Auch im Bereich der Lebensmittel geht der Trend zu größeren Unternehmenseinheiten, weshalb die großen fünf oder großen zehn Unternehmen einen immer größeren Umsatzanteil (und damit auch unternehmerische Chancen) auf sich vereinen.
Sehen Sie sich die Performance großer Konsumgüteraktien an, um eine Idee von verschiedenen Kennzahlen und Performance-Chancen zu bekommen:
- Nestlé SA (WKN: A0Q4DC)
Die Nestlé Aktie konnte in den letzten Jahren ihren Kurs beinahe verdoppeln, zusätzlich bietet die Aktie attraktive Wachstumschancen und eine regelmäßige Dividendenzahlung. Mit einer Marktkapitalisierung von derzeit mehr als 200 Milliarden Euro gehört das Unternehmen in die erste Liga der weltweit tätigen Konzerne. Wenn Sie den Kurs vom Ende März 2016 mit den Notierungen fünf oder zehn Jahre zuvor vergleichen ergibt sich das folgende Performance-Bild: 63,83 Euro gegenüber 33,48 Euro Ende März 2011 (5 Jahres-Performance: 90,6 %), gegenüber Ende März 2006 (10 Jahres-Performance ausgehend von 17,51 Euro Schlußkurs am 30.03.2006: +264 %). Deshalb verwundert es nicht, dass Nestlé sehr oft von Analysten und Börsenbriefen als seriöses Wachstumsinvestment beschrieben und empfohlen. - Unilever (WKN: A0JNE2)
Der Erfolgsweg der Firma Unilever basiert auf einem breiten Portfolio von Konsumgütern, die sich an den Endverbraucher richten. Die Geschäftszweige umfassen Körperpflegeprodukte, Haushaltsreiniger, Zahnpasta/Hygieneprodukte und Nahrungssmittel (wie Becél, die weltweit präsente Eismarke „Heartbrand“ (in Deutschland: Langnese), verarbeitete Lebensmittel).
Das Unternehmen ist sowohl in Europa und USA tätig, streckt seine Fühler auch in die dynamischen Volkswirtschaften Asiens aus. Renommierte Medien berichten deshalb regelmäßig von Übernahmen und Fusionen, aber auch Direktinvestments.
Der Kurs des Wertpapiers zum Ende des ersten Quartals 2016 mit 40,30 Euro im Vergleich zu fünf bzw. zehn Jahren zuvor: 21,61 Euro (Ende März 2011, 5 Jahres-Performance 86 %) und 18,49 Euro. In allen Betrachtungszeiträumen konnten die Aktionäre einen Wertzuwachs verbuchen, womit die Unilever-Aktie in positivem Kontrast zu manchen High-Tech-Aktien steht, die einen plötzlichen Kursanstieg – aber auch ein höheres Risiko – miteinander verbinden.
Eine ähnliche Wertentwicklung findet sich bei den großen Getränkeherstellern von Soft Drinks oder auch von hochwertigen Spirituosen, wobei die exemplarisch genannten Nestlé- und Unilever-Aktien zu den am breitesten gestreuten Aktien gehören. Sie könnten auch an einen Branchen-Fonds denken, der die Chancen der Konsumgüterhersteller für Sie realisieren kann.
Zusammengefasst kann gesagt werden, dass die Konsumgüterhersteller von einem stetigen Wachstum profitieren und dank ihrer Größe und Marktstellung nicht nur auf Verbraucher, sondern auch den Einzelhandel eine große Anziehungskraft ausüben. Die Tendenz zu größeren Unternehmen zeigt sich wie in vielen anderen Branchen auch im Lebensmittelsektor.
Weiterführende Links
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