Die Entscheidung der Schweizer Nationalbank, den Kurs des Franken gegenüber dem Euro freizugeben, hat zu erheblichen Turbulenzen an den Devisenmärkten geführt. Getroffen hat die unerwartete Maßnahme auch viele Kleinanleger, die sich am Forex-Handel beteiligen. Sie erlitten in der vergangenen Woche zum Teil gewaltige Verluste. Das brachte nicht nur Anleger selbst, sondern auch Forex-Broker in Schwierigkeiten.
Schock von ungewöhnlichem Ausmaß
Private Anleger sind in den vergangenen Jahren verstärkt von Online-Händlern für den Einstieg in das Devisengeschäft gewonnen worden. Die Aussicht, mit vergleichsweise geringen Beträgen große Summen bewegen und dabei schnelle Gewinne einstreichen zu können, lockte manchen risikofreudig und spekulativ eingestellten Anleger. Schon mit geringfügigen Kursveränderungen im Bereich von Hundertstel oder Tausendstel nach dem Komma lassen sich hier spürbare Effekte erzielen – ins Plus oder Minus.
Da wirkte die Franken-Freigabe wie ein Schock. Der binnen Minuten erfolgte Euro-Sturz gegenüber der Schweizer Währung mit zweistelligen prozentualen Veränderungen ist im Devisenhandel von unerhörtem Ausmaß und wird von Marktbeobachtern als ‘Tsunami’ bezeichnet. Gerade der Franken galt vielen Kleinanlegern wegen der Politik der Schweizer Notenbank als gut kalkulierbar. Mit dem plötzlichen und radikalen Kurswechsel hatten selbst Experten nicht gerechnet.
Verluste treffen auch Händler
Anleger, die aufs falsche Pferd gesetzt hatten, verloren durch die Maßnahme der Nationalbank sehr viel Geld. Das brachte auch Forex-Broker in Bedrängnis. Diese sind zwar eigentlich nur als Händler tätig und führen lediglich Aufträge aus, so dass Gewinne oder Verluste für sie normalerweise irrelevant sind. Wenn es zu drastischen Kursveränderungen kommt und die von den Anlegern hinterlegte Sicherheitsleistung (Margin) mehr als aufgebraucht ist, kann aber doch der Fall eintreten, dass der Verlust auch den Händler trifft. Genau das ist im Zuge der Franken-Freigabe passiert.
Der britische Online-Händler Alpari UK musste bereits Insolvenz anmelden. Der größte US-Broker FCXM konnte mit einem Notkredit von 300 Mio. Dollar wohl erst einmal gerettet werden. Aber seine Aktie fiel so drastisch, dass der Handel zwischenzeitlich ausgesetzt wurde. Dem Vernehmen nach sollen alleine FCXM-Kunden 225 Millionen Dollar verloren haben. Auch bei Großbanken wird von Verlusten in dreistelliger Millionenhöhe gemunkelt. Der Deutschen Bank und der Citigroup sollen durch die Schweizer Operation Verluste in Höhe von jeweils 150 Millionen Dollar entstanden sein.