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Schieben Sie die Gebührenfresser auf das Abstellgleis!

Im Mai letzten Jahres berichteten wir bei Diekleinanleger.com über eine kostengünstige Geldanlage, mit der Sie in den DAX investieren können und trotzdem nur sehr niedrige Gebühren bezahlen. Interessanterweise gab es im Online-Angebot der FAZ einen ähnlichen Artikel, der ETF-Sparpläne anderen langfristigen Sparmöglichkeiten wie den Riester-Verträgen gegenüber stellte. Und einige Gebührenpositionen nannte, die bei Filialbanken oder Online- und Diskontbrokern anfallen würden.

Vergleichen Sie mit uns deshalb eine monatliche Einzahlung von 100 Euro oder auch eine Einmalanlage von 1.000 Euro in einen normalen Aktienfonds der Sparkassen-Gruppe und einen sich am DAX orientierenden ETFs ausgegeben von der ComStage (Commerzbank-Tochter) bei Kauf über OnVista. Diesen Vergleich können Sie mit beinahe jedem Fonds auch selbst nachrechnen, wenn Sie die Ausgabeaufschläge und jährlichen Gesamtkosten der jeweiligen Alternativen näher betrachten! Mit der Einmalanlage werden die Werte etwas plastischer, auch wenn das Prinzip dasselbe ist.

1. Klassischer Aktienfonds bei der Filialbank – Apothekenpreise mit hoher Leistung?

Für die Gebührensituation einer Filialbank typisch ist der AriDeka europäische Aktienfonds (WKN: 847451) mit einem hohen Ausgabeaufschlag von 5,26 % (einmalig) und einer jährlichen Verwaltungsgebühr von 1,25 %, die zusätzliche Depotgebühr von 0,01 % beispielsweise bei der Stadtsparkasse München wäre dabei zu vernachlässigen.

Eine jährliche Einzahlung von 1.000 Euro würde damit schon am Einzahlungstag belastet werden mit 5,26 % Ausgabeaufschlag – so dass lediglich knapp über 950 Euro in der Geldanlage ankommen würden. Dafür erhalten Sie zwar die meist einmalige Beratung bei der Bank. Bei allen weiteren Einmaleinzahlungen oder dem Zukauf von Wertpapieren im gleichen Fonds würden ebenfalls wieder lediglich gerade einmal 950 Euro in der Geldanlage ankommen. Ohne dass Sie einen weiteren Gegenwert in Form einer ausführlichen Beratung erhalten würden.

Wenn Sie die Fondsprospekte, die Unterlagen des Fonds-Emittenten aber selbst lesen würden und sich für die Aktienanlage in einen europäischen Aktienfonds entscheiden würden, dann könnten Sie ein ähnliches Angebot vielleicht mit einem halben Ausgabeaufschlag oder im Rahmen einer „Free buy-Aktion“ finden. Unsere Redaktion hält allerdings einen vollen Ausgabeaufschlag von 5,26 % rein subjektiv und als persönliche Meinungsäußerung schon für übertrieben. Es besteht dabei die Gefahr, dass gerade die Sparkassen-Gruppe die Stammkundenmentalität nicht wechselbereiter Bankkunden zu hohen Preisaufschlägen nutzt.

2. Comstage ETF bei OnVista – Günstige Gebühren für selbstbewusste Anleger?

Vergleichen Sie die Geldanlage bei der Filialbank mit dem aktuellen Sparplan-Angebot von OnVista. Der ETF aus dem Angebot der Commerzbank „Comstage“ mit der WKN ETF050 setzt auf den EURO STOXX50 Aktienindex und repliziert diesen praktisch vollständig. Bei der kostenlosen Depotführung bei vielen Depotmodellen von OnVista entfallen die Postengebühren (wie beispielsweise 4,95 Euro pro Jahr bei der Filialbank) ebenso wie ein hoher Ausgabeaufschlag. Würden Sie die gleiche Einzahlung von 1.000 Euro im Rahmen eines Sparplans bei OnVista einzahlen, so könnten Sie als selbstbewusster Anleger gleich mehrfache Vorteile nutzen:

  • Von 1.000 Euro kommt beim vollständigen Fehlen eines Ausgabeaufschlages praktisch der Gesamtbetrag bei der Geldanlage an.
  • Die jährlichen Verwaltungsgebühren betragen nicht wie beim ersten Beispiel 1,25 % sondern lediglich 0,08 % – was ebenso eine erhebliche Ersparnis ist.

Einziger Nachteil bei dieser Variante ist, dass Sie sich selbst genau mit den jeweiligen ETFs befassen müssten und es ihre Entscheidung ist, ob Sie beispielsweise einen ETF auf den DAX30, einen europäischen Index oder einen weltweit anlegenden Fonds entscheiden müssten.

Der Fünf-Jahres-Rückblick beider Anlagealternativen (auf Basis Anfang Januar 2011/2016)

Leider können bisher erzielte Renditen nicht uneingeschränkt in die Zukunft fortgeschrieben werden, da sich die Rahmenbedingungen der Geldanlage stetig ändern. Allerdings wird die bisher erzielte Performance der letzten Jahre im Allgemeinen als Qualitätsindikator für die Geldanlage angesehen!

Berechnen Sie also mit uns die Geldanlage von 1.000 Euro vor fünf Jahren in den AriDeka-Fonds: Am 03.01.2011 war der Kurs pro Anteilswert 51,20 Euro. Für 1.000 Euro abzüglich 5,26 % Ausgabeaufschlag bekam der Anleger also 18,55 AriDeka-Anteile. Der entsprechende Rücknahmekurs fünf Jahre später am ersten Handelstag des Jahres 2016 war 59,87 Euro. Der Gesamtwert dieses Postens des Wertpapierdepots war also auf 1.110,59 Euro gestiegen.

Die gleiche Kauf-Transaktion in den ETF050 anfang Januar 2011 in den Comstage ETF (WKN: ETF050) wäre am 2. Januar 2011 zu 46,92 Euro erfolgt. Für 1.000 Euro Anlagesumme erhielt der Anleger – dank des Fehlens eines Ausgabeaufschlages – 21,31 Anteile des ETFs. Am ersten Handelstag des Jahres 2016 war der Anteil auf 62,55 gestiegen. Der Depotposten war innerhalb des identischen Betrachtungszeitraumes auf 1.332,94 Euro angestiegen. Und das, obwohl beide Fonds in europäische Aktien investierten und der Betrachtungszeitraum absolut identisch gewesen ist.

Daraus lassen sich verschiedene Schlussfolgerungen ziehen: Auch nach einem längeren Betrachtungszeitraum spielen zwei Größen bei dem Erfolg der Geldanlage eine große Bedeutung! Zuallererst ist es eine niedrigere Anlagesumme, die sich in einem wesentlich schlechteren Startwert der Position widerspiegelt. Darüber hinaus ist es aber auch die Performance des Geldanlagevehikels selbst, welches den Unterschied im Geldanlageerfolg ausmacht. Dies kann an der unterschiedlichen Anlagestrategie, aber auch den höheren jährlichen Verwaltungsgebühren (oder einer Kombination aus beiden) liegen.

Die Aufnahme des Geldanlageerfolges der letzten fünf Jahre ist natürlich nur ein Schnappschuss, der zu anderen Zeiten und mit anderen Anlagezeiträumen auch unterschiedliche Ergebnisse liefern kann. Unserer Einschätzung nach ist aber ein Ausgabeaufschlag von mehr als 5 % und ein Jahreskostennachteil von knapp 1,2 % nur sehr schwer wieder hereinzuholen.

221 Euro mehr Ertrag pro 1.000 Euro Investment – Durch Nachdenken und die richtige Brokerwahl

Aus diesem Beispiel ergeben sich ein paar interessante Aufweckanlässe: Ein Ausgabeaufschlag von 5 % sieht zwar sehr niedlich und gering aus, macht aber pro 1.000 Euro Investment fast 50 Euro an zusätzlichen Gebühren aus. Dabei ist es langfristig gesehen wirklich unerheblich, ob dieser Ausgabeaufschlag bei einer einmaligen Einzahlung anfällt oder sich auf die einzelnen Monate verteilt. Die Wahl des richtigen Brokers entscheidet also über den Erfolg der Geldanlage mit!

Darüber hinaus können wir guten Gewissens sagen, dass sich das Nachdenken und das Beschäftigen mit Wertpapieren schon bei dieser Summe und einem Investmentfonds lohnt. Wenn Sie beispielsweise Geldanlage-Einsteiger sind und zwei Stunden mit der Suche nach einem ETF und einem unserer Gewinner der Broker-Liste verbringen, dann zahlt sich dies langfristig in barer Münze aus. Zudem betreten Sie damit die interessante Welt der Geldanlage und der Wirtschaft und gehen sind als Geldanleger und Verbraucher wesentlich besser informiert. Dies kann sich in weiteren Lebensbereichen durch mehr Selbstbewusstsein und Verhandlungsgeschick auszahlen.

Schieben Sie deshalb die Gebührenfresser auf das Abstellgleis!

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