Robo Advisors – wie gut sind sie wirklich?

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Robo Advisors – wie gut sind sie wirklich?

Unsere kleine Serie über Behavioral Finance hat uns spätestens eins klar gemacht: im Treffen von Finanzentscheidungen sind wir Menschen meist nicht besonders gut. In vielen Situationen sind wir dabei sogar ziemlich schlecht. Wir stellen uns die Frage: Wird es besser, wenn künstliche Gehirne unsere Finanzentscheidungen für uns übernehmen? Um diese Frage zu beantworten, haben wir die neu auf dem Markt befindlichen Robo-Advisors einmal etwas näher unter die Lupe genommen. 

Was sind Robo-Advisors?

Eine RoboAdvisor, zusammengesetzt aus den beiden Wörtern Roboter und Advisor, ist ein Programm, das die Geldanlage für uns erledigen soll. Das Programm investiert unser Geld automatisch – und zwar, so lautet das Herstellerversprechen, besser als wir das könnten. 

Der Ablauf könnte dabei einfacher nicht sein: Man gibt sein Geld an den RoboAdvisor – und der investiert es automatisch in ein Portfolio mit ausgewählter Risikostufe (bei den meisten Anbietern geht das allerdings nur nach sehr einfachen Kriterien wie niedrig-mittel-hoch). Am Ende darf man sich über satte Gewinne freuen – laut Hersteller zumindest. 

Worin wird dabei überhaupt investiert?

Grundsätzlich investieren die meisten Anbieter in Indexfonds. Die Mehrzahl verwendet dafür passiv verwaltete Indexfonds. Bei einigen Anbietern wird auch bei Bedarf das Geld umgeschichtet, um den Vermögensaufbau zu maximieren – bei anderen wird am Portfolio nichts mehr verändert und die erzielte Rendite hängt dann ausschließlich von den Entwicklungen auf den Märkten ab. 

Grundsätzlich kann jeder natürlich auch problemlos sein Geld in ETFs anlegen. In den letzten Jahren werden ETFs – also Indexfonds, die einen bestimmten Börsenindex exakt nachbilden und damit eine parallele Wertentwicklung erzielen – von vielen als gute Anlagemöglichkeit gerade für Kleinanleger empfohlen. Von daher ist die Anlageklasse von Robo-Advisors zumindest folgerichtig und nachvollziehbar. 

Die Frage bei einer Anlage in ETFs ist natürlich immer die Zusammenstellung des Portfolios – und der Mix, in welche ETFs man sein Geld in welchem Verhältnis anlegen sollte. Vom Portfolio-Mix hängt natürlich schlussendlich ganz wesentlich die Rendite ab – deshalb kommt dieser Frage eine überragende Wichtigkeit zu.

Die Portfolio-Auswahl je nach aktuellen Marktentwicklungen zu verändern und das eigene Geld sinnvoll umzuschichten ist damit ebenfalls sehr sinnvoll – und genau in diesem Punkt fallen auch kritische Finanzentscheidungen an, bei denen wir unter Umständen sehr fehleranfällig sein können. 

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Gerade hier liegt auch die Stärke des Robo-Advisors, weil er solche Entscheidungen – wenigstens theoretisch – besser und zuverlässiger treffen kann als ein Mensch. Schneller übrigens auch. 

Ein RoboAdvisor unterliegt keinen psychologischen Effekten, sondern orientiert sich ausschließlich an mathematischen Modellen – er handelt also streng rational und immer logisch. Sich ein solches Tool in seine Dienste zu stellen, das dann – nach streng rationalen Gesichtspunkten – auch bei Bedarf das eigene Geld schnell und sicher umschichtet, würde also schon einigen Sinn machen. 

Wie gut sind Robo-Advisors in der Praxis?

Das ist höchstwahrscheinlich die Frage, die die meisten Anleger wohl am brennendsten interessieren wird. Tatsächlich kann man unter den hierzulande verbreiteten Anbietern ganz erhebliche Schwankungen bei der Rendite feststellen. Wir haben uns beispielhaft einen Vergleich der Performance der wichtigsten RoboAdvisor während des Jahres 2017 einmal angesehen und mit einem Benchmark abgeglichen. 

Als Benchmark dienen für diesen Vergleich der MSCI World Index und der Barclays Global Aggregate Bond Index. Beide bilden recht gut die wirtschaftliche Entwicklung auf dem globalen Markt recht gut ab. 

Die Performances im Zeitraum 05/17 bis 01/18 zeigt wie erwähnt deutliche Unterschiede: die höchste Rendite liefert im Vergleich der RoboAdvisor von Growney ab – mit satten 2,8 % im Plus. Das schlechteste Ergebnis fuhr der RoboAdvisor von Fintego ein – mit einem Ergebnis von –0,2 %. 

Der Benchmark-Wert für den Zeitraum liegt bei +1,9 % – einigen Anbietern (im Test 4 von 10) ist es also tatsächlich gelungen, in diesem Zeitraum den Markt zu schlagen. Die Mehrzahl liegt aber mit Ergebnissen zwischen 1,1 % und 1,3 % deutlich hinter der Benchmark zurück. Einige rangieren bei der Rendite noch deutlich dahinter.

Hätten wir als Anleger also selbst in einen MSCI World ETF und in einen ETF des Barclay Global Aggregate investiert, hätten wir unsererseits die meisten Robo-Advisors also bei weitem in der Performance schlagen können – bei sogar noch niedrigeren Gebühren. Unter diesem Gesichtspunkt muss man diese Analyse tatsächlich betrachten. 

Natürlich handelt es sich bei der Auswahl des Zeitraums um einen willkürlich gewählten Zeitraum – immerhin aber um eine Zeitspanne von 8 Monaten, was schon einen recht ansehnlichen Zeitraum darstellt, wenn man sich eine Gesamtperformancebetrachten will. 

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Eigentlich hätten wir uns ein deutlich besseres Ergebnis erwartet, vor allem wenn hier Computer-Gehirne am Werk sind. 

Wie sieht es mit der Sicherheit bei Robo-Advisors aus?

Eigenen Angaben zufolge versuchen viele Robo-Advisers vor allem den Value-at-Risk für Kunden niedrig zu halten. Damit sollen Verlustrisiken für Kunden zusätzlich begrenzt werden. Beim Anblick der Vergleichsergebnisse drängt sich der Verdacht auf dass so etwas anscheinend deutlich zu Lasten der Performance geht – was höchstwahrscheinlich auch nicht oder gar nicht im Kundensinn liegt. 

Das investierte Geld ist in jedem Fall sicher – die meisten Robo-Advisors arbeiten mit Partnerbanken zusammen, wo die Kundengelder dann als Sondervermögen in einem Depot liegen und damit die Einlagensicherung greift. 

Da es sich bei Robo-Advisors erst um einen beginnenden Trend handelt, sind viele der anbietenden Unternehmen Startups – nicht wenige davon sind mit großen Mengen an Venture Kapital finanziert. Es bleibt also anzunehmen, dass möglicherweise einzelne Unternehmen es wirtschaftlich nicht schaffen und wieder vom Markt verschwinden werden. Auch im Fall einer Pleite besteht für Anleger dann aber meist kein Risiko, weil Sondervermögen vor einem Zugriff von dritter Seite geschützt ist. 

Im einzelnen sollte man aber durchaus diesen Aspekt ein wenig im Blick haben – der Grad der Regulierung kann sich von Anbieter zu Anbieter durchaus unterscheiden. 

Robo-Advisors sind auf dem Vormarsch – werden sie zum neuen Trend?

Vor allem in den USA aber auch in einigen anderen Ländern sind Robo-Advisors auf dem Markt durchaus sehr präsent – nach Angaben des Statistik-Anbieters Statista sollen bereits weit mehr als 200 Mrd USD allein in den USA über Robo-Advisors verwaltet werden. 

In Deutschland gibt es dafür bislang nur einen sehr kleinen Markt – die Deutschen üben sich, wenn es um Robo-Advisors geht, in heftiger Zurückhaltung. Dennoch wird auch hierzulande in den nächsten Jahren mit bis zu 20 neuen Anbietern auf dem Markt gerechnet. 

Ob sich in Deutschland dann tatsächlich ein brummender Robo-Markt entwickelt, bleibt eher abzuwarten – vor allem angesichts der Renditen, die Robo-Advisors derzeit erzielen. Auch die Sicherheitsbedenken dürften eine Rolle spielen. 

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Robo-Advisors sind keine Anlageberater

In Deutschland braucht jeder, der Vermögens- und Anlageberatung für Kunden durchführt, eine entsprechende Lizenz und Erlaubnis. Auch Vermittler von Kapitalanlagen benötigen eine entsprechende Erlaubnis. 

Die meisten Robo-Advisors bewegen sich hier aber in einem rechtlichen Graubereich – sie sind keine in Deutschland zugelassenen Vermögensberater (jedenfalls die meisten nicht). Das mag dem einzelnen Kunden egal sein – für die BaFin stellt es jedoch ein Problem dar, mit dem sie sich befassen muss. Ansonsten wird das Vermögensberater-Gesetz in Deutschland ganz einfach durch die Robo-Advisors ausgehebelt und eine Anlageberatung vorgegaukelt wo (zumindest im Sinn des deutschen Gesetzes) gar keine ist. 

Wie sieht es eigentlich mit den Gebühren aus?

Die TER (Total Expense Ratio, also die Gesamtgebühren) liegen bei ETF-Fonds meist im Bereich von 0,25 %. Dazu kommen bei Robo-Advisors noch Gebühren im Bereich zwischen 0,25 % und 1,5 %. Bei Umschichtungen fallen oft noch zusätzliche Gebühren an. Den günstigsten bzw. besten Robo-Advisor finden Sie dabei mit Hilfe unseres Robo-Advisor-Vergleichrechners.

Insgesamt gehen also teilweise zwischen 1,5 % und 2 % an Gebühren zu Lasten des Anlegers – durchaus beträchtlich. Vor allem wenn man bedenkt, dass Selbstanleger bei manchen Discount-Brokern sogar von völlig kostenfreien ETF-Sparplänen profitieren können. Welche Gebühren für Sie als Selbstanleger bei ETFs anfallen und welche Broker am günstigsten Konditionen bieten, erfahren Sie ganz einfach in unserem kostenlosen Brokervergleich

Fazit 

Robo-Advisors stellen auf den ersten Blick eine sehr bequeme Form der privaten Geldanlage dar – zu beachten sind dabei aber deutliche Performance-Unterschiede und auch einige Sicherheitsaspekte. Der etwas informierte und geschickte Selbstanleger erzielt mit ETFs sicherlich ähnlich gute Ergebnisse erzielen – bei deutlich geringeren Gebühren. Allein der Gebührenvorteil kann sich bei längerer Anlagedauern mit Zinsen und Zinseszinsen enorm summieren – mehr als 1 % Unterschied beim jährlichen Reingewinn kann für ein beträchtlich höheres Endergebnis für den Selbstanleger bedeuten. Robo-Gehirne mögen klug sein und intelligente Entscheidungen treffen – anlegen können wir als Menschen aber immer noch besser.

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