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Reportage zum Thema Steueroptimierung, Gewinnverschiebung und Co.

Das ZDF-Magazin „zoom“ hat sich vor kurzer Zeit dem Thema Steueroptimierung bei großen Konzernen angenommen. Zeitlich passt das Thema ja perfekt, wo doch unlängst ein riesiger Datensatz mit Steuersündern aus der ganzen Welt veröffentlicht wurde.

Interessierte Leser finden zu diesem Thema unter dem Stichwort Offshore-Leaks weitere Informationen.

Diese Reportage schildert eindrucksvoll und in kurzer Zeit (dauert nur 30 Minuten), wie große Konzerne weltweit – auch in Österreich und Deutschland – Steuern sparen können, warum das legal ist und warum es ihnen einen (unfairen) Vorteil gegenüber der mittelständischen Konkurrenz verschafft.

 

Wie sparen Konzerne Steuern?

Der deutsche Autobauer VW hat z.B.: mehrere Airline-Töchter auf den Cayman Islands. Dort können Flugzeuge kostenlos registriert werden. Diese werden dann an das „deutsche“ VW-Unternehmen vermietet, welches bedingt durch Rechnungen der „Cayman-VW“ Ausgaben einen niedrigeren Gewinn erzielt und daher in Deutschland weniger Steuern zahlen muss.

Dadurch verschwindet natürlich kein Gewinn, er wird lediglich verschoben. Der Vorteil besteht hier darin, dass z.B.: auf den Cayman Islands ein Steuersatz von 0 % auf Gewinne besteht.

Ein ähnlicher „Schmäh“ wird z.B.: von Starbucks (aber auch von vielen anderen Konzernen) betrieben. Deutsche Starbucks-Filialen müssen für die Benutzung des Logos und des Starbucks-Konzeptes hohe Lizenzgebühren an eine Starbucks-Tochtergesellschaft zahlen, welche die Lizenzen und Patente innehält.

Sie erraten es schon! Dieses „Lizenzunternehmen“ hat seinen Unternehmenssitz natürlich nicht in Deutschland, sondern in einer Steueroase.

Alle diese Steueroptimierungsmaßnahmen haben also das Ziel, Gewinne von „Hochsteuerländern“ in „Niedrigsteuerländer“ zu transferieren.

Steuer sparen – legal oder illegal?

Diese Vorgänge sind in der Regel zu 100 % legal. Auch wenn mancher über die (aktuelle) Justiz nicht gerade frohlocken kann, so würde diese wohl kaum tolerieren, dass dem Fiskus hier beträchtliche Summen an Steuern entgehen.

Dadurch, dass z.B.: der deutsche Gesetzgeber diesen Mechanismus „anerkennt“, also diese Gewinnverschiebung zwischen Tochterunternehmen, wird dieser legal. Freilich kann man jetzt entgegenhalten, dass durch geschicktes Vertreten der Konzerninteressen (Lobbyismus) verhindert wurde/wird, dass die entsprechenden Gesetze geändert werden.

Bis dies geschieht, ist – rechtlich betrachtet – an diesen Geschäften nichts auszusetzten. Einer moralischen Überprüfung halten solche „Geschäftsmodelle“ wohl eher nicht statt.

Unfairer Vorteil gegenüber mittelstänischen Unternehmen?

Dieses Recht steht ja prinzipiell jedermann zu. Sie können – genau wie wir, Volkswagen und Starbucks – für Ihr Unternehmen eine Tochtergesellschaft in einer Steueroase gründen.

Wenn dann Lizenzgebühren an die Tochter gezahlt werden, beträgt Ihr steuerlicher Gewinn in Deutschland vermutlich gegen Null Euro. Somit haben Sie dann eine gewisse Summe ([transferierter Gewinn] mal [persönlicher Steuersatz]) eingespart.

Diese Summe reicht aber vermutlich gar nicht aus, um die mit dem Modell verbunden Kosten zu begleichen. Anwälte müssen Verträge aufsetzten, Treuhänder installiert werden, ein Steuerberater engagiert und Verwaltungs- und Gründungskosten in den Steueroasen getragen werden.

Diese Kosten sind aber im Prinzip fix – egal ob Sie „nur“ 10.000 Euro Gewinn verschieben, oder 100 Millionen Euro. Und hier liegt der Knackpunkt – für Sie zahlt es sich nicht aus, für VW schon.

Nun wollen wir Sie aber nicht mehr länger auf die Folter spannen. Genießen Sie die Reportage – der Zeitaufwand von 30 Minuten ist jedenfalls gerechtfertigt.

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