Im ersten Teil unseres Beitrags haben wir uns angesehen, wie man prinzipiell direkt in die Nachhaltigkeitswende und die ethische Wende investieren kann. In Bezug auf angestrebte nützliche und sinnvolle Veränderungen hat das eigene Geld damit dann natürlich den größten Effekt. Es erzeugt den maximal möglichen Impact. Nicht immer fällt es aber leicht, zuzuordnen, welche Projekte nun tatsächlich noch in diese „Impact-Kategorie“ fallen und welche nicht mehr. Dafür bietet der LOHAS-Ansatz insgesamt eine recht gute Leitlinie. Aus diesem Grund wollen wir den Ansatz nun einmal näher beleuchten.
LOHAS – was bedeutet das?
Die Abkürzung LOHAS steht für „Lifestyle Of Health And Sustainability“, also für einen Lebensstil, der vor allem durch Gesundheit und Gesunderhaltung der Menschen und durch eine hohe Nachhaltigkeit geprägt ist. LOHAS wurde erstmals um die 2000er Jahre von Soziologen als „Phänomen“ beschrieben, vor allem das Marketing hat diese Personengruppe als „neue Zielgruppe“ verändert. Manche haben darin die „50 Millionen Menschen, die die Welt verändern“ gesehen.
In weiterer Folge hat der Begriff, der ursprünglich nur Menschen mit einer bestimmten Lebens- und Konsumhaltung bezeichnen sollte, auch in anderen Bereichen Eingang gefunden. Er steht heute auch für bestimmte Produktgruppen, Technologien und ein bestimmtes Wirtschaften, das jeweils mit diesem Lebensstil vereinbar sein muss.
Das ist auch schon die beste Leitlinie, die man haben kann, um auszuwählen, welche sozialen und technologischen Investments förderlich sind. Das, was erzeugt wird und der Weg, wie es erzeugt wird, muss mit einem gesundheitsbewussten und gesundheitserhaltenden Lebensstil aller Menschen vereinbar sein. Zudem muss es sowohl in der Nutzung als auch in der Herstellung nachhaltig sein und ökologisch mit möglichst geringem Impact aufwarten.
Elektroautos mit Batterie-Technik fallen daher beispielsweise gleich aus mehreren Gründen nicht unter LOHAS. Für die Herstellung werden eine hohe Menge recht kritischer Ressourcen wie seltene Erden verwendet (großer ökologischer Raubbau bei der Herstellung), die Gewinnung vieler benötigter Rohstoffe für die Batterien erfolgt bis heute durch regelrechte Ausbeutung von Menschen in Billigstlohnländern unter fürchterlichen Bedingungen (kein gesunderhaltener Lebensstil für diese Menschen möglich). Noch mehr Autos – egal mit welcher Antriebsart – lösen weder das Feinstaub-Problem, das wir auch durch Reifen- und Bremsenabrieb haben, noch dient das allgegenwärtige Auto in irgendeiner Form einem gesunden Lebensstil, sondern fördert im Gegenteil den heute weit verbreiteten Bewegungsmangel sowie nachgewiesenermaßen Stress und Aggressionen. Elektroautos sind also aus vielen verschiedenen Gründen ganz sicher kein LOHAS-Projekt.
Das zeigt, wie gut man diese beiden einfachen Grundsätze (Dient oder fördert es Gesundheit und Gesunderhaltung aller beteiligten Menschen? Ist es nachhaltig herstellbar und nachhaltig nutzbar?) dazu verwenden kann, Produkte, Technologien und wirtschaftliche Lösungsansätze ganz schnell zu klassifizieren.
Natürlich bleibt bei einer solchen Betrachtungsweise am Ende ganz schnell nur noch wenig übrig, das den Qualitätskriterien entspricht – das soll aber auch so sein. Es geht nicht darum, immer wieder irgendwelche faulen Kompromisse zu schließen und Dinge bewusst unter den Tisch fallen zu lassen. Sondern es geht darum, von vornherein nur in die bestmöglichen Technologien und Lösungsansätze zu investieren bzw. diese herauszufiltern.
Und dass die Möglichkeit zur Gesundheit aller Menschen und auch die zwingende Notwendigkeit, Nachhaltigkeit unserer Lebensweise und Wirtschaftsweise auch allein schon aus moralischen Gründen völlig unumstößliche Grundregeln sind, darüber braucht man gar nicht erst zu diskutieren. Das müssen zwingend und notwendigerweise die Leitlinien jeder zivilisierten Gesellschaft sein. Ansonsten ist es mit der Zivilisation nicht besonders weit her. Auch mit der geistigen nicht.
Eine – ebenfalls recht häufig zitierte – Untergruppe von LOHAS ist LOVOS („Lifestyle Of Voluntary Simplicity“, also einen Lebensstil geprägt durch eine freiwillige Einfachheit). Vielen wird dieser Begriff im Zusammenhang mit dem in den letzten Jahren auch hierzulande starken Trend zum minimalistischen Lebensstil geläufig sein. Dabei muss man aber beachten, dass Einfachheit nicht immer zwingend die allerbeste Lösung für alle Probleme ist. Wer selbst als Minimalist lebt, mag für sich möglichst einfache Lösungen favorisieren. Vielfach werden dabei aber die Möglichkeiten, die die moderne Technik bietet, ausgeklammert. In vielen Fällen dient moderne Technik tatsächlich allein nur der Bequemlichkeit von Menschen. In anderen Bereichen macht sie aber gute Lösungen überhaupt erst möglich, die es zuvor nicht gab. Es geht am Ende mehr um LOHAS und weniger um LOVOS, wenn man Bewertungskriterien sucht.
LOHAS-Kriterien in der Praxis
Sehr vieles an unserer heutigen, westlichen Lebensweise fällt beim besten Willen nicht unter LOHAS-Kriterien. Wenn wir eine Welt wollen, die solchen Grundsätzen folgt, müssen wir eine ganze Menge verändern. Man könnte aber meinen, so etwas würde sich lohnen – zum Wohl aller Menschen.
Für diese Veränderungen ist es zunächst wichtig, gezielt Dinge zu fördern, die diesen Kriterien bereits entsprechen. Das kann die Erzeugung erneuerbarer Energie in vielen Bereichen sein, biologische Landwirtschaft aber auch moderne Mobilitätskonzepte. Bei Produkten geht es auch um die Nutzungseffizienz, um den ökologischen Fußabdruck, den ein Produkt bei der Herstellung aber auch bei der Nutzung (z.B. PET-Flaschen) hinterlässt, im Sinne der Gesundheit und Gesunderhaltung der Menschen, aber auch um Dinge wie Naturbelassenheit und Produktqualität.
Bei angestrebten Verbesserungen muss sowohl auf die Senkung des Rohstoff- und Ressourcenverbrauchs geachtet werden, als auch auf eine schonende Ressourcengewinnung, einen fairen Umgang mit Handel- und Geschäftspartnern (Armut und Ausbeutung fördern sicherlich NICHT die Gesundheit der Ausgebeuteten), Arbeitssicherheit und gerechte Entlohnung. Und eine Nicht-Diskriminierung von Ländern („Billiglohnländer“) und die Abschaffung von Diskriminierungen von ethnischen und sozialen Minderheiten im eigenen Land. Es muss auch Ressourcengerechtigkeit angestrebt werden – jeder muss den gleichen möglichen Zugang zu allen wichtigen Ressourcen haben, niemandem darf der Zugang zu Ressourcen verwehrt oder erschwert werden und es dürfen nicht die Ressourcen anderer Länder zu deren Nachteil ausgebeutet werden (z.B. Wassergewinnung für europäisches Flaschenwasser in Afrika).
Einige dieser Dinge lassen sich durch konsequente Weiterentwicklung und Verbesserung erreichen (wobei durchaus ein gewisser Druck angesetzt werden muss, damit es zu solchen Weiterentwicklungen überhaupt kommt). In anderen Bereichen bleibt wohl nur die Schaffung völlig neuer Herangehensweisen und Technologien, um den Kriterien gerecht zu werden.
Nach LOHAS Grundsätzen investieren
Wie bereits im ersten Teil schon erwähnt, besteht die Möglichkeit, sich auf Crowdfunding-Plattformen entsprechende Projekte herauszusuchen, sie nach den eigenen Kriterien streng zu prüfen – und in die ausgewählten Projekte zu investieren. Auch damit lässt sich im Übrigen Rendite erzielen – Crowdinvestments werden meist als Nachrangdarlehen gestaltet. Das hat einiges an Für und Wider bei der Ausfallsicherheit. Welches Risiko individuell besteht, muss man aber immer im Einzelfall prüfen.
Für größere Investments oder um ein umfassendes Projekt überhaupt erst möglich zu machen, kann man sich als Investor auch mit anderen Klein-Investoren zusammenschließen und gemeinsam eine entsprechende Finanzierung auf die Beine stellen. Auf vielen Plattformen ist das möglich – auch darüber haben wir im ersten Teil des Beitrags bereits gesprochen.
Eine ganz andere Möglichkeit dazu bieten Beteiligungsgesellschaften.
BonVenture
BonVenture ist ein gewöhnlicher Venture-Kapital-Fonds, der sich aber ausschließlich der Finanzierung von sozial verantwortlichen Investments widmet und für soziale Projekte und Social Entrepreneurs Risiko-Kapital, aber auch Beratung und Netzwerkkontakte bereitstellt.
Der Schwerpunkt liegt dabei im Bereich der Wahrnehmung sozialer Verantwortung und einer Weiterentwicklung des sozialen (und zum Teil auch ökologischen) Bereichs. So wurden beispielsweise Initiativen wie abgeordnetenwatch.de oder Lobbycontrol mit Geldern von BonVenture finanziert. Daneben aber auch Initiativen wie Ashoka (Förderung sozialen Unternehmertums) oder die Initiative nearBees, bei denen heimische Imker durch direkten Honigkauf unterstützt werden.
Wie immer und bei allen anderen Investment-Möglichkeiten muss man natürlich auch hier prüfen, inwieweit die Kriterien den eigenen Maßstäben genügen – und gegebenenfalls eine Auswahl treffen.
LGT Venture Philanthropy und der Social Venture Funds verfolgen ganz ähnlich gelagerte Ansätze, arbeiten im Gegensatz zur BonVenture Group vor allem im internationalen Bereich.
Fazit
Soziale Investments sind direkte Investments, die einen vergleichsweise sehr hohen Impact erzeugen können. Wer sich dabei von LOHAS-Grundsätzen leiten lässt, investiert damit definitiv in eine bessere, gerechtere und für alle lebenswertere Welt.
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