Das Thema Gebäudedämmung ist ein seit Jahren hoch aktuelles Thema und eines, das auch nicht wenigen Hausbesitzern heftige Kopfzerbrechen bereitet – vor allem wegen der enormen Kosten, die gesetzlich verlangte Dämmmaßnahmen für die meisten Hausbesitzer heute bereits bedeuten. In kaum einem anderen Bereich wird so viel vorgerechnet, schöngerechnet, argumentiert – und verkauft. Die Wirtschaftlichkeit des gesamten Vorhabens steht, besonders für den einzelnen Haushalt, auf einem ganz anderen Blatt. Im vierten Teil unserer Mini-Serie “Sparen wo’s geht – Investitionen ins eigene Leben” wollen wir uns deshalb dem Thema “Dämmung” widmen. Als Investition ins eigene Leben eignen sich Dämmmaßnahmen nur sehr schlecht, so viel gleich vorneweg. Es gibt aber Möglichkeiten, das Ganze zumindest ein bisschen profitabel oder zumindest weniger unwirtschaftlich zu machen.
Wer muss überhaupt wo dämmen?
Bislang gilt in Deutschland immer noch die Energieeinsparverordnung (EnEV) in Verbindung mit dem Energieeinspargesetz (EnergieeinsparG) und dem Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG). Der Teil, der den meisten Hausbesitzern bei Dämmungen am meisten den Kopf zerbricht, ist dabei die EnEV. Sie stellt ein durchwegs komplexes Regelwerk dar, in dem man sich den Kopf zerbrechen muss. Um alles etwas einfacher und übersichtlicher zu machen, hat sich die Bundesregierung im Koalitionsvertrag darauf verständigt, alle drei Gesetze in einem “Gebäudeenergiegesetz” (GEG) zusammenführen zu wollen. Wie bei allen Gesetzen, die im Leben etwas einfacher machen sollen ist es aber noch nicht da und keiner weiß, wann es kommt. Eine viel gehegte Befürchtung (auch von der Politik selbst) ist dabei, dass die neuerliche Verschärfung – und die neuen Regelungen das Bauen schon wieder empfindlich verteuern könnten. Das ist in der aktuellen Lage natürlich nicht wünschenswert.
Bislang gilt also immer noch die EnEV, in der nunmehr verschärften Stufe. Das bedeutet, die geforderten Wärmedurchgangswerte (U-Werte) wurden noch einmal reduziert, die Vorgaben wurden noch strenger.
Eine umfassende Pflicht, sofort das gesamte Haus in allen Bereichen zu dämmen, gibt es dabei nicht. Außer man hat das Haus nach dem 1. Februar 2002 erworben. Daneben gilt die sogenannte 10 % Regel: Wer mehr als 10 % eines Bauteils sanieren oder instandsetzen lässt, muss diesen Bauteil auch zwingend dämmen.
Verpflichtend für alle ist lediglich die Dämmung der obersten Geschossdecke (bzw. des Dachs, wenn sich darunter geheizte Dachräume befinden, beim bloßen ungeheizten “Lager-Dachboden” braucht die Dachfläche nicht gedämmt werden). Für die Decke eines ungeheizten Kellers gelten allerdings abweichende Regelungen. Dazu kommt noch eine gesetzliche Pflicht zum Austausch des Heizkessels, wenn der über 30 Jahre alt ist. Kessel, die ein Alter von 30 Jahren erreicht haben, dürfen nicht mehr verwendet werden.
Ausnahmen gelten für denkmalgeschützte Gebäude und immer dann, wenn laut EnEV “die Dämmmaßnahmen nicht wirtschaftlich wären”, das heißt sich nicht mehr innerhalb eines sinnvollen Zeitraums rechnen würden. Die Auslegung der Wirtschaftlichkeitsregelung ist allerdings eher zweifelhaft. Mit eigenen Berechnungen kann man das kaum erreichen. Auch beim Denkmalschutz fallen die EnEV-Vorgaben nicht einfach weg, viele Vorgaben gelten dennoch weiter. Um sich von den Pflichten zu befreien, muss man in jedem Fall eine individuell erteilte Ausnahmegenehmigung erreichen.
Wie bei allen deutschen Gesetzen gelten hier sehr komplizierte Vorgaben mit zahlreichen Ausnahme- und Sonderregelungen, die das Ganze äußerst kompliziert machen. Man kann aber davon ausgehen, dass man als Hausbesitzer eines Altbaus irgendwann einmal in die Pflicht kommt, sein ganzes Haus zu dämmen – allein schon wegen der 10 % Regel. Das Thema trifft also jeden Hausbesitzer.
Dämmen und Wirtschaftlichkeit
Nur weil man seine Wärmeverluste durch Dämmmaßnahmen begrenzt, bedeutet das noch nicht automatisch, dass das Vorhaben auch tatsächlich wirtschaftlich ist. Das wird gerne so hingestellt, in Wirklichkeit ist das aber deutlich komplizierter.
Nehmen wir einen Heizenergie-Verbrauch von 11.000 kWh jährlich an, der durch eine Dämm-Maßnahme nun um 15 % sinken soll. Bei den üblichen Heizungsformen liegen die Kosten für die kWh Wärme irgendwo zwischen 4,5 Cent und 6,5 Cent. Wir nehmen einmal an, dass die Kosten für 1 KWh Wärme bei unserer Heizung rund 5 Cent betragen.
Einsparung von 15 % bei 11.000 kWh = 1.650 kWh
Bei durchschnittlichen Wärmekosten von 5 Cent pro kWh ergibt das eine Einsparung von gerade einmal 82,50 EUR pro Jahr.
Das ist nicht besonders viel. Diese jährliche Ersparnis müssen wir nun ins Verhältnis zu den aufgewendeten Kosten für die Dämmmaßnahme setzen. Setzen wir eine Geschossdeckendämmung einmal mit Kosten von 50 EUR pro m² und die Fläche der obersten Geschossdecke und der Kellerdecke mit jeweils 60 m² an, kämen dafür Gesamtkosten von 6.000 EUR hinzu. Wäre das die Maßnahme, die uns 15 % Einsparungen bringt (sehr optimistisch), würden wir theoretisch bereits 72,7 Jahre benötigen, bis sich die Maßnahme überhaupt bezahlt gemacht hätte.
Gesamtkosten für Dämmmaßnahmen
Man kann auch anders rechnen, nämlich mit durchschnittlichen Energieverbräuchen. Ein nach EnEV gedämmtes Haus hat einen Energieverbrauch von rund 75 – 100 kWh/m² pro Jahr. Ein ungedämmtes Haus in einigermaßen moderner Bauweise liegt ungefähr bei 150 kWh/m². Nur sehr alte Häuser mit kaputten, zugigen Fenstern und Wandkonstruktionen aus den 60er Jahren liegen oft noch über 200 kWh/m² jährlich.
Im Schnitt kann man also rechnen, dass bei einem älteren Haus durch die gesamten Dämmmaßnahmen die Heizkosten realistischerweise um 50 % gedrückt werden können. Gehen wir von einem 140 m² großen Einfamilienhaus aus, würde der Heizwärmebedarf also von rund 21.000 kWh auf 14.000 kWh sinken. Rechnen wir wieder mit durchschnittlichen 5 Cent pro kWh, ergäbe das eine jährliche Ersparnis von 350 EUR pro Jahr.
Um innerhalb von 10 Jahren eine Amortisierung zu erreichen, dürften die gesamten Dämmkosten nicht höher als 3.500 EUR liegen. Das ist natürlich nicht möglich – für diese Kosten kann man nicht einmal einen kompletten Fensteraustausch beim Einfamilienhaus durchführen, geschweige denn eine Fassadendämmung oder eine Geschossflächendämmung.
Für eine Amortisation der Dämmung innerhalb von 20 Jahren hätten wir dann rund 7.000 EUR Spielraum für die Gesamtkosten. Ebenfalls noch undurchführbar, da sich allein die durchschnittlichen Kosten für Fassadendämmungen bei Einfamilienhäusern meist im Bereich von 12.000 EUR bis 15.000 EUR bewegen.
Rein rechnerisch gesehen wird da also kein Schuh daraus. Noch nicht einmal, wenn man die sogenannten Ohnehin-Kosten für eine notwendige Erneuerung der Fassade oder den nach 20 – 30 Jahren meist notwendigen Austausch von Fenstern mit einrechnet. Unterm Strich legt man bei Dämmungen fast immer darauf, wie schon einfachste Durchschnittsrechnungen beweisen.
Warum das so ist, ist auch völlig klar: Es geht um das Verhältnis der Kosten zu den zu erzielenden Einsparungen. Wie schon im vorangegangenen Beitrag zum Thema Heizung klar geworden ist, kann man bei den Heizkosten einfach nur relativ wenig sparen – weil sie gar nicht so hoch liegen. Das rechtfertigt dann auch keine hohen Investitionen, wie sie bei einer energetischen Sanierung nun eben anfallen.
Wenn wir ein sehr altes Haus heranziehen, bei dem wir mit einem Energieeinsatz von über 200 kWh/m² im Jahr heizen müssen und es schaffen, durch die Modernisierung die Heizkosten um 75 % zu reduzieren, könnten wir eine theoretische jährliche Ersparnis von rund 1.100 EUR erzielen. Selbst in diesem Extremfall – der technisch gesehen sehr unwahrscheinlich ist – könnten wir, wenn wir die Gesamtkosten auf 20.000 EUR begrenzt halten würden (was noch unwahrscheinlicher ist), erst innerhalb von rund 20 Jahren wenigstens eine Amortisation der eingesetzten Kosten erreichen.
Deutlicher formuliert: Wir würden also nach 20 Jahren endlich anfangen, 1.000 EUR pro Jahr an Heizkosten zu sparen. Allerdings bräuchten wir dann bereits eine neue Heizung, da die durchschnittliche Lebensdauer von Heizungen meist bei 20 – 25 Jahren liegt. Es käme also schon wieder eine neue Investition auf uns zu.
Wie man es auch dreht und wendet – die Rechnung geht einfach bei Weitem nicht auf. Auch nicht bei 10 % Zuschuss vom Staat zu den förderfähigen Gesamtkosten.
Verminderung des CO2-Ausstoßes
Der eine oder andere mag natürlich einwenden, dass es ja nicht primär darum geht, dass sich Hausbesitzer durch Dämmmaßnahmen Geld sparen, sondern vielmehr darum, dass der CO2-Ausstoß durch den Hausbrand bundesweit vermindert wird, indem einfach der Heizwärmebedarf der einzelnen Häuser stark sinkt.
Das ist durchaus richtig, wenn bei jedem Haus der Heizwärmebedarf um die Hälfte sinken würde, würde sich auch der gesamte, durch den Hausbrand verursachte CO2-Ausstoß um 50 % vermindern. Das kann man aber getrost als sehr grobe und am Ende ziemlich fehlerbehaftete Milchmädchenrechnung betrachten.
Viel wirksamer als Gesamtstrategie wäre doch vielleicht, sich die verwendeten Heiztechnologien einmal anzusehen. Würde man Häuser mit Wärmepumpen heizen, die mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen betrieben werden (CO2-Ausstoß nahe 0), hätten sich die Emissionen aus dem Hausbrand komplett erledigt – egal wie gut oder schlecht das Haus gedämmt ist. Holz aus nachhaltiger Bewirtschaftung hätte ebenfalls CO2-Werte von nahezu 0, da in diesem Fall ein geschlossener CO2-Kreislauf entstehen würde. Dabei ist aber die Nachhaltigkeit in der Bewirtschaftung ein sehr kritischer Faktor. Wird mehr verbrannt als nachwächst, wird es mit Holz sehr problematisch. Die benötigten Mengen auf dem Bundesgebiet zu erzeugen, die dann alle in ihren Häusern verheizen könnten, ist aber schon allein aufgrund der Flächennutzung in Deutschland praktisch unmöglich.
Bei Heizöl liegen wir im Vergleich bei rund 0,31 kg CO2 je kWh, bei Erdgasheizungen bei rund 0,24 kg CO2 je kWh. Luft-Wärmepumpenheizungen wären beim aktuellen Strommix 0,2 kg CO2 je kWh nur geringfügig besser. Fernwärme bedeutet – aufgrund der Art der Wärmeerzeugung – immer noch einen Wert von 0,31 kg CO2 je kWh, also genauso hoch wie beim Verheizen von Erdöl.
Alle diese Energieträger würden beim durchschnittlichen Einfamilienhaus selbst im gut gedämmten Zustand noch 2,1 – 3,2 t CO2 pro Jahr bedeuten. Bei einer ökolgischen Heiztechnologie aus einer Wärmepumpe mit Strom aus erneuerbaren Energien wäre der jährliche CO2-Ausstoß also um rund 2 – 3 t geringer – pro Haus. Je schlechter gedämmt das Haus wäre, desto höher wären dann auch die jährlichen Einsparungen beim CO2-Ausstoß des Hauses. Dabei müsste man gegebenenfalls allerdings auch die Feinstaubemissionen mit einbeziehen, was alle holzbetriebenen Heizungen (Scheitholzkessel, Pelletskessel, Hackschnitzelkessel) wieder etwas problematisch macht. Die Feinstaubwerte liegen locker zehnmal so hoch wie beim Heizen mit Gas und siebenmal so hoch wie bei der Luftwärmepumpe.
Solange man Strom natürlich zu großen Teilen aus der wahnwitzigen Verstromung von Braunkohle gewinnt, sind alle diese Pläne Makulatur. Eine andere CO2-neutrale Heiztechnologie haben wir derzeit nicht zur Verfügung. Strom als universeller Energieträger wäre zudem auch sehr praktisch. Wir würden damit auch gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen (CO2-Ausstoß des Hausbrands wäre Null, CO2-Ausstoß des Stromverbrauchs wäre Null, CO2-Ausstoß des Verkehrs würde stark sinken, wenn entsprechend viele Elektrofahrzeuge unterwegs wären). Strom ist im Moment eine der besten Optionen, die wir haben, um eine ganze Reihe von Problemen auf einen Schlag zu lösen. Gerade in diesem Bereich scheint aber derzeit wirklich alles einzuschlafen. Der Ausbau der Windenergie ist gestoppt, die Solarbranche seit einigen Jahren bereits tot. An anderen ökologischen Stromerzeugungsverfahren wird eher lahm geforscht – etwa an Algen-Bioreaktoren in Verbindung mit Brennstoffzellen wie etwa hier.
Sich auf den möglichst raschen Wechsel auf wirklich CO2-neutrale Heiztechnologien zu fokussieren, wäre also auch im Hinblick auf das gewünschte Endergebnis (eine stark gesunkene CO2-Bilanz) die deutlich sinnvollere und zielführendere Strategie, anstatt Bürger per Gesetz zu nötigen, ihren Heizwärmebedarf zu halbieren, indem sie unter immensen Kosten ihre Häuser dick in Sondermüll einpacken, den man erst einmal CO2-intensiv herstellen muss und von dem wir am Ende seiner Lebensdauer noch nicht einmal wissen, wie wir ihn einigermaßen ökologisch entsorgen sollen.
Wie sollte man als Hausbesitzer mit dem Thema Dämmung umgehen?
Wie schon eingangs erwähnt, zieht das Argument der nicht gegebenen Wirtschaftlichkeit in den allermeisten Fällen nicht. Auch oder vor allem weil bereits grobe Rechnungen zeigen, dass das ohnehin bei den allermeisten Häusern so sein wird. Würde man diese Rechnung amtlicherseits immer akzeptieren, könnten man die EnEV auch gleich direkt abschaffen.
Wer aufgrund von gesetzlichen Vorgaben zum Dämmen verpflichtet ist, der sollte auch dämmen. Eine Verweigerung der gesetzlichen Dämmpflicht oder die Suche nach irgendwelchen Schlupflöchern ist eher weniger ratsam. Immerhin stehen auf das Nichtausführen einer verpflichtenden Dämmmaßnahme Bußgelder von bis zu 50.000 Euro. Dafür hätte man dann auch dämmen können.
Gleichzeitig sollte man aber auch immer im Auge behalten, was man tatsächlich bis zu welchem geforderten Wärmedurchgangswert hin dämmen muss. Übereifer und übermäßige Pflichterfüllung lohnen sich hier sicherlich nicht. Wer glaubt, irgendwelche Rekordwerte erzielen zu müssen, entweder um sich persönlich etwas zu beweisen oder um Unsummen einzusparen, wird höchstwahrscheinlich viel Geld in die Hand nehmen müssen. Und am Ende unterm Strich dann trotzdem nur sehr wenig “echte” Ergebnisse sehen.
Wenn Reparaturen, Erneuerungen oder Instandhaltungen unvermeidlich sein sollten, rechnen Sie zunächst immer die sogenannten “Ohnehin-Kosten” aus. Das sind die minimal nötigen Kosten, um das fachgerechte Renovierungs- oder Reparaturergebnis zu erzielen, das Sie sich vorstellen. Einmal ungeachtet von den energetischen Sanierungsmaßnahmen. Von diesem Wert ausgehend können Sie nun kalkulieren, wie viel zusätzliche energetische Sanierung Sie sich leisten wollen – und was sich sinnvollerweise noch rechnet.
Ein Beispiel: Ihre alten Fenster sind zugig, schließen nicht mehr richtig und sind auch so schon in die Jahre gekommen. Der heute zulässige Mindeststandard für Fenster für Wohnräume ist ein U-Wert von 1,1 für die Verglasung (das betrifft nur die Verglasung, das Gesamtfenster hat meist einen deutlich höheren Wert, bei Dachfenstern sind U-Werte der Verglasung bis zu 1,4 W/m²K erlaubt).
Rechnerisch gehen Sie also zunächst einmal von Fenstermodellen mit einem U-Wert von 1,1 aus und sehen sich die Kosten an. Das sind Ihre “Ohnehin-Kosten”.
Die Mehrkosten für geringere U-Werte der Verglasung können sich nun rechnen – oder auch nicht. Das gilt es zu ermitteln. Die Kostendifferenz zu den Ohnehin-Kosten ist es, die sich innerhalb eines bestimmten Zeitraums (z. B. 10 Jahre) durch verringerte Heizkosten wieder einsparen können müssen. Geht sich das nicht aus, sollten Sie auf die Zusatzmaßnahme verzichten – denn dann bringt sie Ihnen klar nichts. Rein aus wirtschaftlichen Gründen ist das dann ganz einfach unsinnig. Wir sind nur bereits derart von der ganzen Werbung beeinflusst, dass uns gar nicht in den Sinn kommt, dass das der Fall sein könnte und eine Dämmmaßnahme ganz einfach unsinnig und überflüssig wäre. Uns wird dauernd suggeriert: höhere Investition = mehr Ersparnis. Das ist aber eben mitnichten so. Lohnend ist nur, was sich auch tatsächlich wirtschaftlich rechnet. Unwirtschaftliches Handeln kann sich niemand leisten – und es gibt auch keinerlei moralische Verpflichtung dazu.
Hilfreich ist es immer, für die ganzen Wirtschaftlichkeitsberechnungen einen erfahrenen und vor allem unabhängigen Energieberater mit entsprechenden Fachkenntnissen – etwa einen Bauingenieur – hinzuzuziehen. Und dabei immer verlangen, dass mit klaren und belastbaren Zahlen gerechnet wird. Lassen Sie sich dabei nicht von Prozentzahlen blenden (das wird oft gern genutzt, um Menschen zu überzeugen). 30 % Einsparung klingt viel, bei 900 Euro Heizkosten pro Jahr sind das allerdings weniger als 30 EUR pro Monat. Selbst wer das Rauchen aufhört, spart schon ein Vielfaches davon – und muss dafür nicht erst eine Tonne Styropor kaufen und teure Arbeitsleistungen bezahlen.
Sinnvolle Nebeneffekte berücksichtigen – und auch unübliche Wege ins Auge fassen
Wenn Sie schon Ihre Fassade dämmen müssen, können Sie das auch mithilfe von sogenannten Isoklinkern tun, die Sie selbst anbringen (das ist bei Zuhilfenahme eines Verlegerasters und mit etwas Geschick gar nicht so schwierig). Das Verlegenlassen durch einen Fachbetrieb wäre in diesem Fall um gut 50 % teurer (rund 180 EUR pro m² Gesamtkosten anstatt lediglich rund 120 EUR pro m² reine Materialkosten).
Dabei entsteht aber noch ein wichtiger Nebenvorteil: Eine verklinkerte Fassade erspart Ihnen dauerhaft das regelmäßige Neustreichen (lassen) und Neuverputzen (lassen) der Fassade. Die dafür entstehenden Kosten summieren sich im Verlauf von 20 – 30 Jahren zu beträchtlichen Summen – mit einer Fassadenverklinkerung sparen Sie diese Kosten komplett ein.
Bereits ein zweimaliger kompletter Neuverputz der Fassadenfläche inklusive Beseitigung kleinerer Schäden und neuem Streichen kostet Sie beim Fachbetrieb mehr als 2/3 der Materialkosten, die für die Isoklinker anfallen. Das Vorhaben mit der Verklinkerung macht sich dann auch noch anders bezahlt. Die Maßnahme kann sich wirtschaftlich also durchaus lohnen.
Nach solchen “nützlichen Nebeneffekten”, die oft weitere Einsparungen oder Vorteile bringen, sollte man immer Ausschau halten – anstatt immer stur die “Standard-Methode” (ein WDVS mit Putzfassade) anwenden zu wollen. Das ist auch in vielen anderen Bereichen möglich, wenn man ein wenig über den Rand der Tasse schaut und auch andere technische Möglichkeiten in Betracht zieht. Das gilt etwa auch für Einblasdämmungen, die als technische Alternative weithin ignoriert werden. Obwohl sie in vielen Bereichen gut eingesetzt werden können und häufig beträchtliche Kostenvorteile bieten. Sie sind nur eben nicht die übliche “Standard”-Anwendung.
Suchen Sie also immer auch nach alternativen Möglichkeiten und nach zusätzlichem Nutzen und weiteren Vorteilen und wägen Sie das immer gegeneinander ab. Das kann vielfach sehr hilfreich sein. Ein wenig Bereitschaft zu Eigenleistungen natürlich auch.
Umweltschutz ist natürlich wichtig – auch als Hausbesitzer
Natürlich tragen wir alle Verantwortung – auch als Hausbesitzer und ganz normale Bürger. Was wir tun, richtet ein gewisses Maß an Schaden und Umweltverschmutzung an. Und dieses Ausmaß sollten wir natürlich so gering wie möglich halten.
Dabei ist es aber sinnvoller, den Blick auf das zu richten, das tatsächlich die Ursache ist: den CO2-Ausstoß. Er ist das eigentliche Problem, das wir bekämpfen müssen. Das ist auf verschiedenen Wegen möglich. Niemand sagt, dass wir die Umwelt retten, indem wir dauernd unseren Heizwärmeverbrauch immer weiter absenken. Das ist nicht der einzig mögliche Weg.
Wer etwas für die Umwelt tun will, sollte deshalb vor allem seinen CO2-Fußabdruck in den Blick nehmen. Es gibt in vielen Bereichen dabei Möglichkeiten, da etwas zu tun und die persönlich verursachte Menge an CO2 zu verringern. Dafür muss man nicht unbedingt sein Haus in teuren Sondermüll einpacken lassen (der seinerseits ja auch mit entsprechendem CO2-Aufwand produziert, transportiert und verarbeitet werden muss).
Wenn man es schafft, seinen CO2-Fußabdruck mit anderen Mitteln um 20 % bis 30 % zu verringern, hat man oft ein Vielfaches von dem erreicht, was man durch Dämmmaßnahmen am eigenen Haus erreichen könnte. Dann ist auch das eigentliche Ziel erreicht, nämlich die Verringerung des CO2-Ausstoßes im Haushalt.
Natürlich lohnt sich auch ein Blick auf die Heiztechnologie an sich. Gibt es Möglichkeiten, CO2-neutrale Heiztechnologien zu nutzen, die sich auch wirtschaftlich rechnen? In welchen Bereichen kann man die Heizung mit geringem Kostenaufwand effizienter laufen lassen (z.B. durch das Vornehmen eines hydraulischen Abgleichs)? Wo kann man direkt bei der Heizung sparen (etwa durch das Absenken der Raumtemperatur um 1 – 2 °C, das Ausschalten oder Herunterregeln der Heizung in Bereichen, in denen man nicht dauernd Wärme benötigt oder das Anschaffen eines Kaminofens für die Wärmebedürfnisse der Übergangszeit)?
Das sind alles Möglichkeiten, um die Heizkosten auf direktem Weg zu senken – und damit auch den CO2-Ausstoß. Dämmungen sind im Grunde nur ein Umweg, der ebenfalls genau das zum Ziel hat. Das kann man aber einfacher haben, wenn man sich auf den Gegenstand an sich (die CO2-Reduktion) fokussiert – und direkt dafür Lösungen sucht. Umweltfreundlicher und zielführender ist das allemal.
Gegen sinnvolle Dämmmaßnahmen ist natürlich nichts einzuwenden – allerdings sollten sie wirtschaftlich vertretbar und nahe im Bereich der Ohnehin-Kosten bleiben. Sonst schädigt man sich wirtschaftlich nur selbst und schafft am Ende wenig echten Nutzen. Den gesetzlichen Verpflichtungen kann man sich dabei natürlich nicht entziehen – denen muss man ohnehin Folge leisten. Darüber hinaus ist allerdings wirklich unnötig.
Fazit
Dämmungen sind wirtschaftlich problematisch. Die Summe, die man dafür investieren muss, spart man in sehr vielen Fällen über die Heizkosten nicht mehr herein. Einfach, weil die Gesamt-Heizkosten übers Jahr viel zu niedrig sind, als dass sich das überhaupt je rechnen könnte. Amortisationsdauern von 30, 40 oder 50 Jahren sind natürlich völlig sinnfrei – damit spart man überhaupt nichts.
Abgesehen von diesen wirtschaftlichen Fakten besteht für viele dennoch eine gesetzliche Pflicht zu dämmen. Dieser Pflicht sollte man – allein schon wegen der hohen Bußgelder, mit denen die Nichteinhaltung bedroht ist – auf jeden Fall nachkommen.
Dabei gilt es aber genau zu rechnen – man sollte sich besonders bei Instandhaltungs- und Erneuerungsmaßnahmen immer möglichst nahe an den Ohnehin-Kosten bewegen und nur so weit dämmen, wie tatsächlich unbedingt gefordert wird. Dabei sollte man möglichst nach sinnvollem Zusatznutzen, wie etwa bei einer Klinkerfassade, oder nach alternativen, kostengünstigeren Methoden und Zusatzgewinnen durch die Maßnahmen Ausschau halten – oder sich entsprechend beraten lassen.
Um den eigentlichen dahinter stehenden Zweck zu erfüllen (die Senkung des CO2-Ausstoßes des Haushalts und die Reduzierung der laufenden Kosten für das Haus) erreicht man mit anderen, direkt wirksamen Maßnahmen tatsächlich oft deutlich effektiver. Wem beides ein Anliegen ist, der sollte also möglichst nach Maßnahmen Ausschau halten, die diese Zwecke direkt erfüllen, auch ohne große Investitionen. Das ist deutlich wirksamer als dämmen.