Am 29.04.2015 findet die Lufthansa Hauptversammlung in Hamburg statt, die Aktionäre treffen sich dort zum 62. Mal. Allerdings steuert das Management auf eine ziemlich dunkle Gewitterfront zu, die heftigen Gegenwind für das Unternehmen bereithält. Die Problemfelder und Gemengelage können sich durchaus als gordischer Knoten herausstellen, der erst in einigen Jahren aufgedröselt werden kann. Betrachten wir die wirtschaftliche Lage, das Umfeld und auch die eigene Anspruchshaltung der Belegschaft, dann zieigt sich sehr schnell: Mit einer Jahresdividende von 0,00 Euro ist das Unternehmen keiner der Spitzenreiter des DAX-Dividendenreports.
Kein Cent Dividende trotz Marktkapitalisierung von knapp über 5,6 Milliarden Euro
Der Umsatz der Deutschen Lufthansa AG (zum Aktienkurs) brach im vergangenen Geschäftsjahr um 0,1 % ein: Es konnte nur noch ein Umsatz von 30.011 Millionen Euro realisiert werden. Unter Verwendung des international üblichen Bilanzierungsstandards (IFRS) betrug das Konzernergebnis nur noch 55 Millionen Euro und brach um 82,4 % ein. Damit beträgt die Rendite nur noch 0,18 % des Konzernumsatzes. Angesichts einer Dividende von 0 Euro und damit auch dem fehlenden Ausweis einer positiven Dividendenrendite belegt die Lufthansa AG Aktie leider keinen der vorderen Plätze in unserem DAX-Dividendenreport.
Die Lufthansa lässt in einem herausfordernden Umfeld Federn
Die aktuellen Geschäftszahlen der Lufthansa AG lassen sich wesentlich besser einordnen, wenn man das gesamtwirtschaftliche Umfeld bzw. die Besonderheiten der Luftfahrtindustrie detailliert betrachtet. Das Lufthansa-Management weist schon seit längerem darauf hin, dass insbesondere die Erlöse im Passagierbereich einem ständigen Margendruck bzw. Abwärtstrend unterliegen. Der Vorstand spricht von einem Margendruck von etwa einem bis drei Prozent jährlich, der irgendwie aufgefangen werden müsste. Die ehemals kleinen Marktteilnehmer aus dem Mittleren Osten werfen enorme Kapazitäten auf den Markt, die Frage von indirekten Subventionen durch Zinssubventionen der Mehrheitseigentümer bzw. Staaten steht im Raum. Zudem baut auch Turkish Airlines den Flughafen Istanbul zu einem Umsteigedrehkreuz aus, was insbesondere das ehemals starke Asiengeschäft der Lufthansa noch mehr unter Druck setzt.
Noch ist kein Aufwärtstrend bei der Aktie erkennbar: Redaktionsmeinung “abwarten”
Die Börsenbewertung der Lufthansa AG Aktie spiegelt die aktuellen Herausforderungen wider und auch die Tatsache, dass Entlastungsfaktoren bzw. die Produktinnovationen (sh. nächstes Kapital) angesichts der Herausforderungen noch nicht im Kurs eingepreist worden sind. Die aktuelle Bewertung von 12,25 Euro ist sehr weit vom Höchstkurs Anfang Januar 2007 (knapp über 22,20 Euro) entfernt, alleine im letzten Jahr mussten die Aktionäre ein Kursminus von über einem Drittel hinnehmen. Angesichts einer ansonsten sehr guten DAX-Performance erweist sich die Lufthansa AG Aktie in der Nachbetrachtung nicht als beste Investmentalternative. Unsere Redaktion geht davon aus, dass momentan kein Ausbruch nach oben zu erwarten ist und sich aus derzeitiger Sicht kein stabiler Aufwärtskanal bilden wird.
Die Kursentscheidungen werden im Tarifkonflikt und mit der neuen Premium Economy getroffen
Nach dem Mordanschlag durch einen eigenen Mitarbeiter vom 3/24 der als schwarzer Tag in die Unternehmensgeschichte eingehen wird, verblasst auch das Image einer absolut zuverlässigen Fluggesellschaft, die noch nie ein Flugzeug “im Reiseflug” verloren habe. Die Verkehrszahlen vom März 2015 lassen kein verändertes Buchungsverhalten und keine massenhaften Stornierungen erkennen. Es sollte also – entgegen weitläufiger Befürchtungen – zu keinem Einbruch in den verkauften Tickets kommen, wodurch die Ertragsbasis des Unternehmens nachhaltig wegbrechen würde.
Die Entscheidung für die Entwicklung des Geschäftsjahres 2015 und ein mögliches Aufwärtspotenzial der Lufthansa Aktie wird deshalb im Wesentlichen von zwei Unsicherheitsfaktoren abhängen: Finden die unterschiedlichen Spartengewerkschaften und die Lufthansa zueinander und gibt es einen Schulterschluß zum Wohle des Unternehmens und der Belegschaft? Oder gibt es weitere Streiktage mit einem erheblichen Einnahmenausfall bei gleichzeitig hohen Fixkosten?
Darüber hinaus wird entscheidend sein, ob die neue interkontinental angebotene Premium Economy-Klasse von den Kunden angenommen wird: Mit dieser innovativen Reiseklasse könnte der Trend zu sinkenden Erlösen pro Passagierkilometer oder pro Passagier verkauften Quadratmeter gestoppt werden. Mit immerhin 55 Plätzen und einem hohen Aufpreis gegenüber der Standard Economy besteht die Chance, Mehrerlöse zu generieren um die Marge von 0,18 % des Konzernumsatzes zu erhöhen.
In fünf bis sechs Monaten könnte sich also durchaus eine Neubetrachtung und -bewertung der Aktie lohnen.
Weiterführende Links
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