Der historisch Niedrige Leitzinssatz von 0,75 % wurde am Donnerstag von der EZB nochmals unterboten. In der heutigen Ratssitzung haben die Mitglieder beschlossen, den Leitzinssatz auf 0,5 % zu senken. Wie sich diese Leitzinssenkung auf Festverzinsliche Wertpapiere auswirkt, haben wir bereits in Folge 43 – Leitzinsen und Anleihekurse beschrieben.
Diese Grafik stellt die Historie des EZB Leitzinses anschaulich dar:
Doch warum senkt die EZB überhaupt die Zinsen?
Mittels niedrigen Leitzinsen sollen Banken dazu bewegt werden, günstige Kredite – sowohl an Unternehmen als auch an Private – zu vergeben. Wieso? Mit diesem billigen Geld können/sollen Unternehmen mehr investieren und Private mehr konsumieren. Beides belebt die Wirtschaft (Wirtschafswachstum) und dieser Vorgang soll wiederum zu höheren Steuereinnahmen, gesünderen Staatsfinanzen und last but not least zu geringerer Arbeitslosigkeit führen. Also eigentlich alles durchwegs positive Resultate, oder?
Die niedrigen Zinsen kommen nicht an!
Unsere Kollegen von Zeit.de haben dieses Problem sehr anschaulich beschrieben:
„Banken geben Zinssätze nicht weiter
In den Krisenländern werden etwa die niedrigen Zinsen nicht an Unternehmen weitergegeben. Unternehmen müssen dort bis zu fünf Prozentpunkte mehr für Kredite bezahlen als in Deutschland, teilte der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) mit. Ausschlaggebend seien die höheren Risiken, die Banken bei der Kreditvergabe zögern ließen – nicht der Leitzins.
Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Georg Fahrenschon, hatte im Falle einer weiteren Zinssenkung gar vor neuen Stabilitätsgefahren gewarnt. Es sei zu befürchten, dass schwache Banken die günstigen Zentralbankkredite eher zum Kauf von höherverzinslichen Staatsanleihen von Krisenstaaten nutzen würden, anstatt für Unternehmenskredite. Das erhöhe die gegenseitige Abhängigkeit von schwachen Staaten und schwachen Banken. „
Was bedeuten niedrige Zinsen für Kleinanleger?
Niedrige Zinsen können für Kleinanleger sowohl Vorteile- als auch Nachteile mit sich bringen.
Nachteile
Zurzeit bekommt der Kleinanleger sehr wenig Zinsen auf sein Tagesgeld- bzw. Festgeld. Auch vermeintlich sichere Anleihen werfen zurzeit einen geringeren Zins als die Inflation ab. Dieser Umstand führt zur sog. Financial Repression. Das Vermögen der Sparer verliert an (realen) Wert, anstatt sich durch Zinsen zu vermehren. Um dieses Problem etwas abzuschwächen, sollte man zumindest auf die besten Tages bzw. Festgeldangebote zurückgreifen. Unsere Vergleichsrechner können Ihnen dabei eine Hilfe sein:
Vorteile
Für Schuldner gibt es kaum bessere Zeiten! Noch nie war es so günstig (und bis vor kurzem auch einfach), sich zu verschulden. Diese lockere Kreditvergabe hat aber so betrachtet erst in den USA (und auch in Spanien und anderen Ländern) zu einem Immobilien-Boom geführt, der dann in späterer Folge wiederrum erst die Finanzkrise „ermöglicht“ hat – Experten würden natürlich hierrüber ewig streiten können.
Aber zurück zu den extrem guten Zeiten für Schuldner: Ein Bekannter von uns zahlt aktuell für die Sanierung seines Hauses sagenhafte 1,75 % (3-Monats-Euribor + 1,5 %) p.a. Natürlich hängt dieser niedrige Zinssatz nicht nur vom Zinsniveau, sondern auch von der Bonität des Schuldners ab.
Allerdings kann der 3-Monats-Euribor natürlich auch steigen. So befand er sich kurz vor Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 bei knapp 5 %. Deshalb ist es für alle, die zurzeit die günstigen Zinsen nutzen wollen, sicherlich ratsam, fixe und keine variablen Zinsen zu vereinbaren.
Es fehlt zwar durch die Zinsbindung aktuell einer Mehrbelastung an, allerdings kann sich in der Zukunft hieraus ein enormes Sparpotential ergeben. Zweifelsfrei schläft man so auch vor und nach jeder EZB-Zinssitzung besser.
Ihre Meinung
Verraten Sie uns Ihre Meinung zu diesen Thema! Macht die Senkung den Leitzinssatzes Sinn? Wird dadurch die Wirtschaft belebt, eine Deflation verhindert oder die Inflation angeheizt? Wir freuen uns auf einen Anregenden Meinungsaustausch!