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Holzinvestments: Bring dein Geld in den Wald. Bringt das denn etwas?

Viele Kleinanleger suchen mehr oder weniger verzweifelt nach alternativen Geldanlagen – solchen, die auch zuverlässig Rendite bringen. Dabei sollte möglichst viel Rendite winken, schließlich möchte man vorsorgen, für die Zukunft. Wer nach alternativen, und oft auch nach ökologisch wichtigen Anlageformen sucht, wird immer wieder auf sogenannte Holzinvestments stoßen. Das scheint immerhin eine recht renditeträchtige Sache zu sein – und daneben auch noch ökologisch nachhaltig zu sein. Geld anlegen, und dabei auch noch unseren Planeten schützen – fast zu schön, um wahr zu sein. Fast zu schön um wahr zu sein?

Holz als neue Anlegeklasse

Investments in Holz sind eine Sache, die erst in den letzten Jahren mehr und mehr Bedeutung gewinnt. In früheren Zeiten spielte Holz als Rohstoff kaum eine Rolle für Investments – auch wenn schon früher einige ihr Geld sehr bewusst in Wald und Holz angelegt haben. So hat beispielsweise auch die berühmte Yale-Universität einen nicht unbeträchtlichen Teil ihres Vermögens in Wald investiert.

Wahrscheinlich ist es auch den zunehmenden Öko-Debatten des vergangenen Jahrzehnts zu verdanken, dass Holz immer mehr Bedeutung gewinnt. Die Suche nach natürlichen Rohstoffen, die vielseitig verwendbar sind und eine gute Ökobilanz haben, lässt einen unweigerlich auf Holz stoßen. Dazu hat Holz noch einen weiteren wichtigen Vorteil: Es ist ein natürlich nachwachsender Rohstoff, der – sinnvolle und nachhaltige Bewirtschaftung vorausgesetzt – niemals ausgeht. Zudem sind Bäume in der Lage, CO? aus unserer Atmosphäre zu entfernen, was angesichts der ehrgeizigen Klimaziele eine massive Aufforstung sehr sinnvoll erscheinen lässt.

Der Trend geht ebenfalls zu einer deutlich höheren Holznutzung. Nach den „Plastik-Jahrzehnten“ beginnt man sich wieder zurückzubesinnen auf alte, naturnahe Baumaterialien und Traditionsrohstoffe, und Holz steht hoch im Kurs. Selbst bei imitierenden Fliesen und Vinylböden ist Holz das am häufigsten nachgefragte Dekor. Weil wir es ganz einfach lieben.

Holz als Anlegeobjekt

Viele überlegen ernsthaft, ob Holz auch finanztechnisch und vor allem anlagetechnisch ein lohnender Rohstoff sein kann. Die Frage muss man mit einem „eigentlich ja“ beantworten. Das Ausmaß der Holznutzung – und damit die Nachfrage – steigen in den letzten Jahren kontinuierlich und spürbar an. Ein hoher Anstieg und eine hohe Nachfrage sind mittlerweile auch in den Schwellenländern zu spüren. Das Angebot – das erst wachsen muss – liegt demgegenüber immer ein wenig hinter der Nachfrage zurück. Wirtschaftlich gesehen haben wir also eine – natürlich bedingte – Verknappung und eine steigende Nachfrage: eine Kombination die bei Anlageprodukten, insbesondere bei Rohstoffen, für eine hohe Preisstabilität und auch für eine gute Preisentwicklung sorgt.

Die Zahlen aus der Vergangenheit deuten auch tatsächlich darauf hin, dass Holzinvestments recht gute Ergebnisse bringen können. Vergangene Renditen waren oft wirklich ansehnlich, die Wertentwicklung von Holz-Zertifikaten und Wald-Zertifikaten war bei sehr vielen Produkten konstant gut. Anlagemöglichkeiten gibt es heute auch schon bei vielen Banken – wie der DWS oder der Societe Generale, die solche Zertifikate mit im Angebot haben. Auch einige Fonds haben sich schon auf das Thema Wald und Holz spezialisiert. Auch finanztechnisch scheint das Thema Holz also durchaus interessant und beileibe kein Holzweg zu sein.

Downsides und Risiken

Bevor Sie jetzt einfach losstürmen und sich das nächste Holz-Zertifikat holen, raten wir aber zunächst einmal zum fundierten Nachdenken – und zu etwas Recherche. Wie immer ist auch hier nicht alles Gold, was glänzt, und wie bei jedem Investment gibt es natürlich auch Nachteile und Risiken.

Überlegen sollte man zunächst, worauf man setzt. In vielen Fällen werden Unternehmensaktien angeboten, von Unternehmen, die Forstwirtschaft betreiben. Die können in den nächsten Jahren durchaus mit Gewinnen rechnen, keine Frage – allerdings gilt dafür natürlich das, was auch für andere Unternehmensaktien gilt: man muss sich das Unternehmen selbst einmal gründlich ansehen.

Nicht allein das Produkt oder die Branche können den Erfolg bringen, dafür muss zu einem guten Teil auch das Unternehmen selbst sorgen. Und wie immer gibt es eben gut und weniger gut wirtschaftenden Unternehmen – auch in Boom-Branchen ist nicht jedes Unternehmen erfolgreich. Ein bisschen Value Investing (LINK zur Seite) sollte jeder Investor betreiben, wenn er sich eine Aktie zulegen möchte.

Rechtssicherheit in anderen Ländern beachten

Viele Investments und Unternehmen sind in Ländern beheimatet, wo man von einem eher zweifelhaften Status als tatsächlichem Rechtsstaat ausgehen kann – wie etwa in vielen Ländern in Südamerika. Das hat natürlich auch immer Auswirkungen für Investoren. Wenn nur wenig Rechtssicherheit herrscht, muss man immer mal wieder damit rechnen, dass es zu Problemen kommen kann.

Holz ist für viele dieser Länder ein wichtiger Rohstoff – was in manchen Fällen auch bedeuten kann, dass ein Staat plötzlich beschließt, den Rohstoff zum eigenen Segen lieber selbst auszubeuten. In einem Staat mit eher geringer Rechtsstaatlichkeit muss man damit rechnen, dass selbst grundbuchtechnischer Waldbesitz im Zweifelsfall sehr schnell enteignet ist – und man damit sein Geld los ist.

Als Anleger hat man dann häufig das Nachsehen – gegen Regierungen kommt man nicht an. Dass ein solches Risiko nicht ganz von der Hand zu weisen ist, dafür gibt es gleich mehrere Belege aus der Vergangenheit: etwa bei den Gasförderungen im eigenen Land, wo man die dort arbeitenden Firmen in einigen Fällen ganz einfach nolens volens von staatlicher Seite her enteignet hat.

Selbst beim neu gewählten Präsidenten in den USA sorgen ja die Ankündigungen im Rahmen des „America First“-Slogans durchaus bei manchen Investoren für Schaudern. Obwohl man den USA natürlich ihre definitive Rechtsstaatlichkeit nicht absprechen darf – aber der Trend könnte immerhin weltweit viele Nachahmer unter den weniger weit entwickelten Staaten in Zukunft finden, wo man sich plötzlich darauf besinnen mag, dass der eigene Wald ja einem selbst gehört, vor allem wenn man damit gute Gewinne machen kann.

Wer bewirtschaftet den Wald?

Auch hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Nicht jeder, der einen Wald bewirtschaftet, ist auch tatsächlich kompetent dafür. Wenn man Wald direkt erwirbt, von einem Unternehmen, das ihn auch erwirtschaftet, geht man unter Umständen ein Risiko ein. Um Waldbesitz erfolgreich zu betreuen und vor allem in konstante Gewinne zu verwandeln, ist ein gerüttelt Maß an Erfahrung nötig – und die bringen nicht alle mit, die Wald als Anlageobjekt veräußern.

Wirklich kompetente Partner für die Waldentwicklung kosten dagegen dem Waldbesitzer doch einiges an Geld – ein Kostenaufwand für den Besitzer, der sich dann am Ende des Tages natürlich in einer deutlichen niedrigeren Rendite niederschlägt.

Devisenkursrisiko?

Viele internationale Zertifikate – und natürlich die amerikanischen Anlagen selbst – notieren ausschließlich in USD. Ein gewisses Wechselkursrisiko ist bei der Anlage damit natürlich auch immer im Spiel – auch wenn man der relativen Konstanz des Verhältnisses zwischen USD und dem Euro doch einigermaßen trauen darf. Das Kursrisiko wird in diesem Fall eher gering ausfallen und für den Kleinanleger im Allgemeinen eher vernachlässigbar sein.

Gewinnversprechen – ist das wirklich realistisch?

Gerade bei Tropenhölzern waren in den letzten Jahren tatsächlich fallweise massive Preissteigerungen zu beobachten. Allerdings muss man das mit einem Quäntchen Vorsicht genießen, da man Gewinne und Preissteigerungen aus der Vergangenheit nicht einfach blindlings in die Zukunft übertragen kann.

Dazu kommt, dass vor allem aus ökologischer Sicht eine immer weiter gehende Abwendung von Tropenholzarten zu beobachten ist. Man versucht – auch aus ökologischen Gründen – mehr auf heimische Holzarten zu setzen. In den letzten Jahren wurde vermehrt damit geworben, dass heimisches Robinienholz (im Volksmund „Akazie“) mit ihren hervorragenden Eigenschaften beinahe mit allen Tropenhölzern mithalten kann, und dabei auch noch deutlich günstiger ist.

Bei Hölzern aus tropischen Gebieten kann nie ausgeschlossen werden, dass ein Holz aus illegalem Einschlag stammt (trotz aller Zertifikate für nachhaltige Forstwirtschaft gelangen auch solche Hölzer in den Handel). In vielen Ländern Lateinamerikas und Südostasiens gibt es eine seit Jahren gewachsen „Holzmafia“, die ziemlich viel im Land kontrolliert und recht skrupellos vorgeht. So etwas verunsichert Konsumenten – vor allem umweltbewußte Konsumenten in Europa und den USA, den wichtigsten Abnehmerländern für solche Hölzer.

Dazu kommt auch, dass die Holzqualität sich immer wieder einmal verschlechtern kann – und dann natürlich deutlich geringere Preise zu erzielen sind. Aktuell kann man das beim beliebten Bangkirai (das in seiner Originalform schon sehr verknappt und kaum mehr im Handel ist) und einigen nahe verwandten Holzarten wie dem Meranti beobachten. Und auch Teak ist nicht immer Teak – zudem möchte sich nicht jeder solche Edelhölzer, die dann auch einen entsprechenden Preis haben (oft mehrere tausend Euro pro Kubikmeter im Holzhandel) tatsächlich leisten.

Rendite-Versprechen – wie etwa 9 % Rendite oder gar – wie der Anbieter Life Forestry – von 12 % – sollte man daher immer mit der gebührenden Zurückhaltung betrachten. Das Geschäftsmodell von Life Forestry ist dabei recht einfach: Als Investor erwirbt man von einer Schweizer Agentur einen Kaufvertrag über eine Neupflanzung in Ecuador und schließt zugleich einen Dienstleistungsvertrag über Jahrzehnte für die Pflege und Bewirtschaftung der Bäume ab. Nach rund 20 Jahren sollen die Bäume dann verkauft werden, der Erlös soll einem 12 % Gewinn erbringen. Sehr wenig Garantien also für sehr viel Geld. Die vorhin angesprochenen Warnungen und Risiken darf man in diesem Fall uneingeschränkt gelten lassen – und zwar gleich alle auf einmal.

Was sollte man als Anleger unbedingt beachten?

Wer gerne sein Geld in den Wald tragen möchte, sollte auf jeden Fall zunächst einmal sehr genau und akribisch das Angebot prüfen. Wer steht hinter dem Angebot, um welchen Wald geht es, wie und von wem wird er bewirtschaftet? Anbietern mit einem Sitz in der EU oder zumindest in Europa sollte man hier in jedem Fall den Vorzug geben, wenn es zu Rechtsstreitigkeiten kommen sollte, ist man so wenigstens auf der sicheren Seite.

Prüfen Sie auch immer, um welche Baumart es handelt – typische Holzkrankheiten, Pflegeaufwand, Wachstumsrisiken sollte man zumindest kennen und einigermaßen einschätzen können, wie wahrscheinlich so etwas auftreten kann. Viele Umweltrisiken, die zur Totalzerstörung der Plantage führen können (Überschwemmungen oder Waldbrände im jeweiligen Gebiet) kennt man oft nicht so genau, sollte sie aber so gut wie möglich in Erfahrung bringen.

Ein solider Anbieter wird immer auch Zahlen und Fakten zum Holzpreis vorlegen können und die Wertentwicklung für die jeweilige Holzart ausreichend belegen können. Überoptimistische Prognosen oder dauernd hohe Wertangaben deuten meist eher darauf hin, dass man mehr mit den Chancen als mit den Risiken rechnet – für den Anleger eher ungünstig.

Aus ökologischer Hinsicht sollten Sie natürlich auch sehen, dass die Bewirtschaftung nachhaltig erfolgt, und nichft ein Urwald abgeholzt wird, um daraus eine Plantage zu machen. Das wäre ein sehr unökologisches Investment, das langfristig eine Menge ökologischen Schaden anrichten würde.

Wie immer gilt also auch hier: Es gibt durchaus Chancen, es gibt auch Risiken – und man sollte immer sehr genau prüfen, in was man sein Geld investiert. Wie überall, eigentlich.

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