In dieser Ausgabe wollen wir folgender Frage nachgehen: Schwimmen Kleinanleger lediglich mit dem Markt? Kaufen sie, wenn Kurse steigen und verkaufen sie, wenn Kurse fallen?
Um diese Frage beantworten zu können, benötigen wir zwei verschiedene Daten:
- Aktionärsdaten – Wie viele Aktionäre gibt/gab es in Deutschland? Hierfür eignen sich die Studien des Deutschen Aktieninstitutes zur Aktionärsquote perfekt, welche die Anzahl der Aktionäre ab 14 Jahren mittels repräsentativer Befragungen ermittelt.
- Markdaten – Wie hat sich der Markt in einem bestimmten Jahr entwickelt? Hierfür eignet sich der international bekannte Performanceindex DAX® perfekt.
Das Deutsche Aktieninstitut (DAI) spricht von direkten (Direktinvestment in eine Aktie) und indirekten Aktionären (Kauf von Investmentfonds, uä.). Lebensversicherungen zählen übrigens nicht zum Aktienbesitz, auch wenn die Versicherung direkt/indirekt Aktien hält – hier hat der individuelle Investor einfach keine Entscheidungsgewalt über seine Investition.
Das DAI liefert uns Daten ab 1997 – den DAX gibt’s zwar schon länger (1988), aber wir können somit den Zusammenhang lediglich für die letzten 15 Jahre ermitteln.
Aktionäre und Aktionärsquote seit 1997
1997 gab es Deutschland 5,6 Mio. direkte und indirekte Aktionäre. Diese Zahl erreichte 2001 mit 12,85 Mio. ein Maximum und ist seither rückläufig. Lediglich in 2012 gab es wieder einen nennenswerten Anstieg. Per Ende 2012 können sich ca. 9,5 Mio. Menschen in Deutschland als Aktionäre bezeichnen.
Natürlich ist die absolute Anzahl weniger interessant als die relative Anzahl der deutschen Aktionäre – also die Aktionärsquote. Immerhin sind die Deutschen ja kein aussterbendes Volk und unterliegen daher einem Bevölkerungswachstum.
Aber auch dieser Chart verläuft ähnlich/fast ident mit den absoluten Zahlen. Aktuell besitzen ca. 15 % der Deutschen Aktien.
DAX seit 1997
Beim DAX ging es in den letzten 15 Jahren ein wenig volatiler zur Sache – den jüngsten Kurssprung (DAX steht aktuell bei ca. 9.200 Punkten) ist aber hier nicht verzeichnet.
Erkennen Sie den Zusammenhang?
Nachfolgender Chart zeigt die jährliche Veränderungsrate unserer beiden Größen.
Hier lässt sich eine interessante Entwicklung erkennen: Während die Deutschen bis 2000/2001 noch im Aktienfieber waren – getrieben von der Dot.com-Blase und der Volksaktie „Deutsche Telekom“ – hat ihr Appetit ab 2001 stetig abgenommen.
Aber auch in der Boom-Phase hinkten die Deutschen dem DAX hinterher. 1999 stieg der DAX um 40 % – die Aktionärsquote um 20 %. Im nächsten Jahr (2000) verlor der DAX bereits 8 % (die Blase platzte langsam). 2000 verzeichnete die Aktionärsquote allerdings ihren höchsten Anstieg – plus 43 %. Die Deutschen wahren im Aktienfieber – obwohl die Party bereits vorüber war. Viele Anleger kauften also zu spät Aktien, um noch bei den großen Kursgewinnen mitschneiden zu können. Ein Bild, das sich in der Geschichte leider immer wieder zeigt.
In den zwei Folgejahren (2001 und 2002) verlor der DAX ca. 3.500 Punkte – die Aktionärsquote fiel allein im Jahr 2002 von 20 % auf 18 % (ein Rückgang von 10 %).
Man kann also sagen, dass die Deutschen bis 2002 mehr oder weniger dem Markt gefolgt sind: Als die Kurse stiegen, wurden viele Deutsche zu Aktionären. Als die Blase platzte, verabschiedeten sich viele Deutsche vom Kapitalmarkt.
Zwischen 2002 und 2011 betrug der Rückgang bei der Aktionärsquote durchschnittlich 4,1 % pro Jahr. Die Aktionärsquote sank von 18 % auf 13 %. Im selben Zeitraum stieg der DAX durchschnittlich um 5,7 % – allerdings sehr volatil (Finanzkrise ab 2007). In absoluten Zahlen verdoppelte sich der DAX von ca. 3000 auf ca. 6000 Punkten – hier haben viele Deutsche allerdings nicht profitiert.
Schöner wird der Zusammenhang (oder der Nicht-Zusammenhang) wenn beide Größen auf 100 normalisiert werden, was wir im nächsten Chart darstellen wollen.
Wir sehen hier die Bewegung mit dem Markt bis 1999 und das sinkende Interesse an Aktien 2001.
Fazit für Kleinanleger
Das Argument, dass Kleinanleger nur mit dem Markt schwimmen ist zwar nicht zu 100 % korrekt, allerdings können wir doch einige Zusammenhänge erkennen. Volkswirtschaftlich ist eine starke „Aktienkultur“ von großer Bedeutung – allerdings ist es natürlich wichtig zu wissen, warum Privatinvestoren Aktien kaufen. Beruht die Kaufentscheidung auf einer fundamentalen Analyse oder werden Kleinanleger auf Grund von Marketing- und Vertriebsstrategien zu Aktionären?
Wir können gespannt sein, ob das Interesse der Deutschen in den nächsten Jahren mit dem DAX korrelieren wird, oder ob das Desinteresse anhalten wird. Angehenden Aktionären können wir einen Blick auf aktienbasis.de – ein Portal, welches sich insbesondere mit der technischen Abwicklung des Aktienhandels beschäftigt – empfehlen.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem DAX und der Aktionärsquote?,Anzeige