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Geringere Liquidität an den Rentenmärkten lässt stärkere Marktschwankungen erwarten

Geringes Wachstum, geringe Inflation und nach wie vor niedrige Zinsen – mit diesen Rahmenbedingungen rechnen Marktbeobachter in Europa für das kommende Jahr. Selbst wenn Inflation und Zinsen geringfügig zunehmen sollten, bedeutet das für Investoren keine wesentliche Änderung im Vergleich zum aktuellen Marktumfeld. Sie müssen mit relativ hohen Marktschwankungen bei gleichzeitig geringen Erträgen ihrer Anlagen leben. Allerdings bieten die zu erwartenden Schwankungen durchaus auch Chancen.

EZB sorgt weiter für billiges Geld und geringe Renditechancen

Was die Zinsentwicklung angeht, dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrem Festhalten an der Politik des Quantitative Easing weiterhin für billiges Geld und damit auch für niedrige Renditen bei Anlegern sorgen. Das allein sind schon keine erfreulichen Aussichten für Anleiheinvestoren, sofern sie beispielsweise auf österreichische oder deutsche Staatsanleihen setzen und nicht auf andere Märkte und Risikoklassen ausweichen wollen. In Zukunft dürfte an den Rentenmärkten allerdings noch ein weiterer Risikofaktor hinzukommen. Hohe Preisfluktuationen werden voraussichtlich spürbar zunehmen – ebenso wie die Gefahr, dass es vermehrt zu unerwarteten Blitz-Crashs kommt.

Verdrängungseffekt: Investoren wandern aus Rentenmärkten ab

Der Grund dafür liegt darin, dass das Quantitative Easing der EZB den Märkten in der Eurozone nicht nur geringe Renditen und einen schwachen Euro beschert. Denn je länger das wenig attraktive Marktumfeld bestehen bleibt, desto mehr Investoren wandern in andere Märkte ab. Denn selbst diejenigen, die unter bestimmten Umständen bereit sind, vorübergehend minimale oder gar negative Renditen zu akzeptieren, wollen dies nicht auf Dauer hinnehmen, zumal keine grundlegende Besserung in Sicht ist.

Weniger Papiere, weniger Investoren, weniger Liquidität

Dieser Verdrängungseffekt wiederum hat in Verbindung mit den massiven Anleihekäufen der EZB zur Folge, dass in den betreffenden Marktsegmenten deutlich weniger Liquidität vorhanden ist. Zum einen schrumpft der Bestand der umlaufenden Papiere und zudem stehen auch weniger potenzielle Handelspartner zur Verfügung, weil sich viele Investoren teilweise oder sogar komplett aus den Rentenmärkten zurückgezogen haben. Infolgedessen nimmt die praktische Fungibilität von Rentenpapieren tendenziell ab und es sind deutlich stärkere Kursausschläge zu erwarten als sonst am Rentenmarkt üblich.

Marktchancen für aktive Anleger

Wer seine Börsengeschäfte über einen Discountbroker abwickelt und dementsprechend geringe Transaktionskosten hat, kann sich diese Marktsituation jedoch durchaus zunutze machen. Denn für aktive Anleger, die die Marktentwicklungen genau verfolgen und kurzfristig darauf reagieren, bietet das veränderte Umfeld interessante Chancen. Das Erzielen von Kursgewinnen dürfte als Motiv für Engagements an den Rentenmärkten an Bedeutung gewinnen, während Zinserträge weiterhin nur noch eine zu vernachlässigende Rolle spielen.

Keine gravierenden Zinsimpulse aus den USA

Aus den USA sind aktuell übrigens keine deutlichen Impulse in Richtung weiter steigender Zinsen zu erwarten. Wenngleich die US-Notenbank im Dezember 2015 zum ersten Mal seit fast zehn Jahren wieder eine geringfügige Zinserhöhung beschlossen hat, ist es wenig wahrscheinlich, dass es sich dabei um den Beginn eines lange anhaltenden, starken Trends handelt. Notenbankchefin Janet Yellen hat zwar weitere Zinsanhebungen in Aussicht gestellt, gleichzeitig aber auch betont, dass diese nur „graduell“ und in Abhängigkeit von der weiteren Konjunktur- und Inflationsentwicklung erfolgen würden. Und gerade im Hinblick auf diese beiden Punkte stellt sich die Lage derzeit nicht so dar, dass für die amerikanischen Märkte ein zinspolitischer Dämpfer notwendig wäre. Stattdessen rechnen einige Volkswirte damit, dass die Volkswirtschaft der USA dem Eintritt in die nächste konjunkturelle Abkühlungsphase bereits wieder näher ist als dem Ende der letzten Rezession.

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