Ganz hinten im Nebel erhebt sich ein mächtiger, schwarzer Fels: BlackRock

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Ganz hinten im Nebel erhebt sich ein mächtiger, schwarzer Fels: BlackRock

Legenden, Märchen und Mythen gibt es nicht nur in der Literatur und in der Volkskunst – auch in der Finanzwelt gibt es einige. Einige der düstersten und geheimnisvollsten Legende, die immer wieder einmal hervorgeholt wird, rankt sich um den berüchtigten schwarzen Felsen, von dem niemand so genau weiß, was dort eigentlich geschieht: Black Rock. Einige sehen das amerikanische Unternehmen von Larry Fink ganz einfach als ein amerikanisches Unternehmen, das, wie alle anderen eben, seinen Geschäften im Finanzbereich nachgeht. Für andere ist es ein düsterer und geheimnisvoller Ort, von dem aus schon längst im Geheimen die Welt regiert wird. Eine Schattenmacht, die selbst die Regierungen der weltgrößten Staaten nur wie Marionetten nach Belieben tanzen lässt. Wir schieben ein paar Fakten zur Legende nach.

Die Sicht von der Außenseite

Bemüht man ein paar offizielle Geschäftsdaten, offenbart sich zunächst einmal recht Unspektakuläres: Das Unternehmen Black Rock Inc., ein Finanzdienstleister, genau genommen eine Fondsgesellschaft, wurde 1988 in New York City von Larry Fink gegründet und weist im letzten Jahr einen Jahresumsatz von rund 14,2 Milliarden USD aus. Das ist schon recht hoch, für ein Fondsunternehmen aber dennoch noch nichts so Ungewöhnliches.

Die Geschichte von Larry Fink – jedenfalls die kolportierte – ist in ihren Grundzügen recht kurz erzählt. Einst ein recht talentierter Banker, fuhr er ein Projekt mit 100 Millionen Verlust in den 80er Jahren recht kräftig an die Wand und wurde so quasi aus der Bank geworfen. Seit diesem Zeitpunkt ist „Risikomanagement“ seine echte Obsession, wie die von Steve Jobs es war, Computer in jeden Haushalt zu bringen. Im Jahr 1988 konnte er die Blackstone Group dazu bewegen, mit ihm ein eigenes Unternehmen zu gründen. Das war mehr oder weniger die Anfangsstunde von BlackRock, das aber bis 1994 noch ganz einfach eine Abteilung der Blackstone Group blieb und sich vor allem mit Hypothekendeals und festverzinslichen Anlagen beschäftigte.

Ab 1994 wurde die frühere Abteilung selbständig und firmierte eigenständig als Vermögensverwalter BlackStone Inc. Der Börsengang erfolgte 1999, schon vier Jahre zuvor hatte man mit der PNC Financial Services fusioniert und die offenen Investmentfonds der PNC übernommen.

Auch diese Geschichte ist noch relativ unspektakulär – sie zeigt ganz einfach einen Banker, der, nachdem er ordentlich Lehrgeld bezahlt hat, irgendwie wieder gut auf die Füße gefallen ist. Wirklich spektakulär wird es erst, wenn man sich das Fondsvermögen der BlackRock Inc. ansieht. BlackRock verwaltet insgesamt rund 6,15 Billionen USD an Fondsvermögen und damit einer der größten Investoren weltweit. BlackRock ist – um die Bedeutung für Deutschland zu unterstreichen – in jedem einzelnen deutschen DAX-Unternehmen investiert, zum Teil sogar in einer erheblichen Größenordnung. Bei börsengehandelten Fonds hat BlackRock weltweit einen Marktanteil von annähernd 50 %, also eine marktdominierende Stellung.

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Düstere und unheilvolle heimliche Weltmacht – oder einfach nur ein sehr erfolgreicher Konzern?

Viele Journalisten und auch eine nicht geringe Zahl von Finanzfachleuten sehen in BlackRock eher das Erstere. Ganz einfach aufgrund seiner großen Marktmacht und seiner gleichzeitig fast sprichwörtlichen Verschwiegenheit nach außen hin. Vom weltgrößten Konzern überhaupt ist BlackRock aber nüchternen Fakten zufolge noch weit entfernt. Er ist unter den reichsten und größten weltweiten Unternehmen lediglich auf Platz 185 gelistet, es gibt also viele mächtigere und reichere und damit auch einflussreichere Konzerne auf unserem Planeten – davon allerdings nur wenige Fondsunternehmen, das muss man zugeben.

Der Konzern agiert – wie man das eigentlich auch vermuten würde – weltweit. Vertreten ist BlackRock in mehr als 30 Ländern, wobei die Kunden von BlackRock insgesamt aus mehr als 100 verschiedenen Ländern stammen. Der Großteil der Kunden von BlackRock sitzt allerdings in Europa, zu diesen Kunden gehören auch die UBS, die Europäische Zentralbank und das britische Finanzministerium. Nun wird also deutlich, warum man BlackRock so gerne und schnell unterstellt, dass es bei vielen internationalen Dingen im nebeligen Hintergrund eigentlich die Fäden zieht. Insbesondere, weil sich das Fondsvermögen von BlackRock seit 2011 nahezu verdoppelt hat, auf den heutigen Stand von rund 6,15 Billionen USD. Für BlackRock arbeiten insgesamt rund 15.000 Mitarbeiter weltweit.

BlackRock und Big Data

Wie eingangs schon erwähnt, liegt die wahre Obsession von Larry Fink beim Wort „Risikomanagent„. Das wurde anscheinend auch sein Erfolgsrezept. Mit seiner eigens programmierten Datenanalyse-Software „Aladdin“ tut er das auch als Dienstleistung für unterschiedlichste Kunden. Wer Risiken genauer und besser abschätzen will, muss einfach schneller, umfassender und folgerichtiger vorhandene Daten auswerten als seine Konkurrenten. Darin liegt der Schlüssel zu jeder wirklich erfolgreichen Risikoanalyse und Risikovermeidung.

Die Software Aladdin tut genau das, unter Zuhilfenahmen von über 5.000 Großrechnern. Es handelt sich um eine sehr fleißige Software – pro Woche werden nach Angaben von BlackRock über 200 Millionen Kalkulationen durchgeführt.

Das ein hoher Bedarf bei Unternehmen, Banken und Investoren besteht, Risiken besser abzuschätzen, zu verstehen und tiefgehender zu analysieren, um erfolgreichere Entscheidungen treffen zu können, versteht sich von selbst. Für sein Geschäftsangebot musste Larry Fink wohl nie allzu viel Werbung machen, der Bedarf bestand immer schon.

Um sich ein kleines Bild von der Leistungsfähigkeit von Aladdin zu machen: Fällt ein Währungskurs, verändert sich die Konjunktur oder passiert sonst etwas Maßgebliches, das Auswirkungen auf den Wert von selbst gehaltenen Papieren hat, ist Aladdin in der Lage, das sekündlich auszurechnen. Daneben überwacht Aladdin auch noch ganz locker rund 30.000 Investmentportfolios der Kunden – dazu gehören Banken und Versicherungen, aber auch Pensionsfonds und Stiftungen weltweit. Die Transaktionen, die täglich über Aladdin laufen, haben etwa die Höhe des gesamten BIP der USA – es wird also auf den Servern an einem Tag so viel Geld bewegt, wie die gesamte USA in einem ganzen Jahr erwirtschaftet.

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Unnötig zu sagen, dass BlackRock natürlich nicht für Kleinanleger arbeitet, sondern ausschließlich für (sehr bedeutende) institutionelle Anleger.

Welche Einfluss hat BlackRock wirklich?

Wer so viele Daten besitzt, hat natürlich eine sehr genaue Übersicht darüber, was in der (Finanz-)Welt vor sich geht. Ein bisschen erinnert das an das Bild von J. Edgar Hoover mit seinem legendären, nie bewiesenen Karteikasten, indem er Informationen über praktisch jeden Menschen von einiger Bedeutung aufbewahrte. Das macht Angst – nur zu verständlich.

BlackRock nutzt alle seine Daten und seine Übersicht unter anderem auch dazu, um zahlreiche Zentralbanken, darunter auch die EZB, sehr viele wichtige Finanzministerien, Politker und Staatsfonds zu beraten und ihnen auch dabei zu helfen, passende Programme zu entwickeln. So wurde auch das EZB-Kaufprogramm für Kreditverbriefungen von BlackRock entwickelt – und nicht etwa von der EZB selbst. Die meint dazu lediglich lapidar, dass sie diese Hilfe brauche, um die Dynamik an den Märkten zu verstehen.

Auch die staatlichen Rettungsprogramme nach der Finanzkrise in den USA wurden so gut wie alle unter der Beteiligung von BlackRock gestaltet. Davon hat BlackRock finanziell jedenfalls sicherlich sehr hoch profitiert, da alle Aufträge fast ausnahmslos von höchsten Stellen im Staat kamen.

Das bedeutet natürlich eine gewaltige Marktmacht – und einen erheblichen Einfluss. Nicht schwierig zu verstehen, dass das einigen sehr sauer aufstößt. BlackRock ist immerhin ein „ganz normales“ privates Unternehmen und nicht etwa eine staatliche Institution und verfolgt, wie jedes andere Unternehmen auch, ganz gewiss auch eigene Ziele. Die kennt allerdings niemand und nach außen hin wird bei BlackRock traditionellerweise nie viel geredet, auch nicht von ehemaligen Mitarbeitern. Die berichten unisono immer nur von dem „sehr großen herrschenden Erfolgsdruck“ bei der Arbeit und harten Konkurrenzkämpfen mit teils unfairen Methoden unter den Kollegen und einem harten Wettbewerb im Unternehmen selbst.

Ein weiterer Kritikpunkt vieler Experten ist, dass bei sehr großen Volumina natürlich bei jeder Handelsbewegung ein sehr großer Impact auf dem Markt entsteht, der gegebenenfalls Krisen noch verschärfen könnte, weil für die zahlreichen Papiere, die dann auf den Markt geworfen würden, kaum mehr Käufer da wären. Im Grunde bliebe BlackRock aber nichts anderes übrig, da das Unternehmen eben auch in solchen Fällen einfach dem Markttrend folgen müsste.

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Einige kritisieren auch das hohe Engagement und den enorm hohen Marktanteil von BlackRock im ETF-Bereich, den sie nicht für liquide halten – das ist allerdings nur die Ansicht einzelner, die nicht unbedingt von allen geteilt wird.

Dass BlackRock wie jedes große Unternehmen natürlich auch Lobbyarbeit betreibt, stößt angesichts der Marktmacht und des ohnehin schon großen Einflusses durch die beratende Tätigkeit praktisch aller wichtigen staatlichen Finanzakteure auf dem Markt natürlich auch auf Besorgnis. Die Intensität der Lobbyarbeit habe sich, so Beobachter, seit der Finanzkrise auch deutlich erhöht, die Spenden an Politiker seien noch beträchtlich ausgeweitet worden.

Dabei bemüht sich BlackRock gleichzeitig aber, möglichst unter dem Radar der staatlichen Überwachung zu bleiben. Das gelingt immer dann, wenn man von den US-Behörden als „nicht systemrelevant“ angesehen wird – etwas, das angesichts der Größe und des Einflusses von BlackRock allerdings eher unverständlich erscheint. Würde man diese Einstufung staatlicherseits ändern, hätte das deutlich intensivere Kontrollen für BlackRock von staatlicher Seite zur Folge, was man offensichtlich unter allen Umständen vermeiden möchte.

Die Besorgnis, die viele hegen, ist also durchaus nachvollziehbar – einmal ganz abgesehen davon, dass man Großinvestoren ohnehin immer sehr genau betrachten sollte. Eine hohe bis sehr hohe Marktmacht bleibt in den wenigsten Fällen völlig ungenutzt (das wäre auch widersinnig, denn wozu hätte man die Macht denn, wenn man sie nicht am Ende zum eigenen Vorteil einsetzt?). Kontrollmechanismen und staatlich durchgeführte Verflechtungen fehlen in unserer Wirtschaftswelt aber in diesem Bereich nahezu völlig, im Kapitalismus regiert eben das Kapital. Dass das nicht immer zum Vorteil des Wettbewerbs geschieht, haben wir schon in einem anderen Beitrag beleuchtet.

Was bedeutet das für uns?

Als Kleinanleger sollten wir uns auch mit den „großen“ Dingen auf der anderen Seite beschäftigen, uns dafür interessieren und ab und an auch einmal kritische Fragen stellen. Wir haben ein Recht auf ausführliche Information darüber, was so „auf der andere Seite“ vor sich geht. Schlussendlich sollen wir bei der Wahl ja oft genug für das eine oder das andere stimmen. Und wie schon BlackRock erkannt hat: Um Risiken einigermaßen vernünftig abzuschätzen, braucht es vor allem eines – Information. Die müssen wir eben einfordern – alle zusammen.

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