Noch immer fließt ein erheblicher Teil der privaten Altersvorsorge hierzulande in klassische Kapitallebensversicherungen. Es gibt in Deutschland mehr Lebensversicherungs-Verträge als Einwohner – fast 89 Millionen. Das überrascht, denn die Rendite ist im Schnitt eher bescheiden. Für die Versicherer selbst wird die Kapitallebensversicherung mit garantierter Mindestverzinsung zunehmend zur Last.
Dies ist vor allem durch die Bestände aus früheren Jahren bedingt, für die noch deutlich höhere Garantiezinssätze von bis zu vier Prozent gelten. Die Versicherungsgesellschaften haben angesichts der allgemeinen Zinslage zunehmend Schwierigkeiten, diese Verzinsung darzustellen. Da hilft es wenig, dass der gesetzliche Garantiezins zwischenzeitlich mehrfach nach unten angepasst wurde. Denn die Absenkung gilt jeweils immer nur für Neuverträge. Einige namhafte Unternehmen haben sich daher mittlerweile ganz von der Lebensversicherung im herkömmlichen Sinne verabschiedet. Stattdessen setzt man verstärkt auf fondsgebundene Lebensversicherungen – ggf. mit einem modifizierten Garantieversprechen. Was ist davon zu halten?
Die Unterschiede zur klassischen Lebensversicherung
Fondspolicen sind ähnlich aufgebaut wie eine klassische Lebensversicherung. Auch sie kombinieren die finanzielle Absicherung des Todesfallrisikos mit dem Gedanken der systematischen Kapitalbildung. Diese erfolgt hier allerdings über Investmentfonds – bevorzugt Aktienfonds -, während die Beiträge bei der klassischen Lebensversicherung in erster Linie in festverzinsliche Wertpapiere und andere sichere Anlageformen fließen. Das Versicherungsaufsichtsgesetz gibt dafür einen engen Rahmen vor, Fondspolicen sind dagegen wesentlich weniger gebunden. Im Erlebensfall wird das angesparte Kapital sowohl bei der klassischen Lebensversicherung als auch bei Fondspolicen am Laufzeitende ausgezahlt – entweder als Einmalbetrag oder in Form einer Rente.
In der Regel können Versicherungsnehmer bei Fondspolicen wählen, in welche Investmentfonds ihre Beiträge investiert werden sollen. Die Versicherungsunternehmen stellen dafür ein mehr oder weniger breites Fonds-Sortiment zur Auswahl. Innerhalb dieser Bandbreite beeinflussen die Kunden dann durch ihre Wahl selbst den Anlageerfolg. Oft ist die Verteilung der Beiträge auf mehrere Fonds möglich. Ebenso wird in vielen Fällen eine Änderung der gewählten Fonds während der Laufzeit zugelassen. Beim sogenannten ‘Shifting’ ist eine echte Umschichtung des gesamten Kapitals in einen neuen Fonds möglich, beim ‘Switching’ fließen nur die künftigen Beiträge in einen neuen Fonds, während das schon gebildete Kapital im bisherigen Fonds verbleibt.
Mehr Risiko – trotz möglicher Garantien
Eine Garantieverzinsung wie bei der klassischen Lebensversicherung gibt es bei Fondspolicen nicht. Der Erfolg der Versicherung hängt damit entscheidend von den gewählten Fonds ab. Da Investmentfonds riskanter, aber auch renditeträchtiger sind als die sonst üblichen Anlageformen, kann sich dies sowohl positiv als auch negativ auswirken. Im Prinzip wird das sonst von der Versicherungsgesellschaft zu tragende Anlagerisiko ein Stück weit auf den Versicherungsnehmer verlagert. Bei vielen Fondspolicen ist allerdings die Vereinbarung bestimmter Garantien möglich. Dafür gibt es unterschiedliche Modelle: manche Verträge versprechen mindestens den Erhalt der Beiträge, andere garantieren eine gewisse Mindestrente. Es gibt auch Kombimodelle, bei denen nur ein Teil der Beiträge in Fonds angelegt wird, der andere Teil dagegen wie bei einer “normalen” Lebensversicherung. Für das darauf entfallende Kapital gilt dann auch die Garantieverzinsung.
Nicht immer die besten Fonds in der Auswahl
Mit der Fondsauswahl der Versicherungsunternehmen befasst sich regelmäßig das Finanzanalyse- und Rating-Haus FERI. Auch in diesem Jahr hat FERI das Fondsangebot wieder untersucht und bewertet. Hier ein Überblick über die wesentlichen Erkenntnisse der Analyse.
- untersucht wurden 2.800 zur Auswahl stehende Fonds von 51 Anbietern. Das verfügbare Fondsspektrum hat sich damit im Zeitraum von 2013 bis 2015 mehr als verdoppelt;
- die von den Versicherungen angebotenen Fonds sind eher von durchschnittlicher bis unterdurchschnittlicher Qualität. Lediglich 46 Prozent der aktuell angebotenen Fondsprodukte bei Neuabschlüssen erhielten ein FERI-Rating von Sehr Gut oder Gut. Im Bestand war die Fondsqualität noch etwas schlechter, wenn auch mit einer Verbesserung gegenüber der letzten Untersuchung;
- es werden vor allem bekannte Produkte großer Fondsanbieter im Auswahlspektrum berücksichtigt, das sind aber nicht unbedingt die besten Fonds;
- Multi-Asset-Fonds und ETF haben seit der letzten Untersuchung einen erheblichen Bedeutungszuwachs erfahren. 95 Prozent der Versicherer hatten in diesem Jahr Multi-Asset-Fonds im Angebot (2013: 76 Prozent), bei ETF waren es 37 Prozent (2013: 8 Prozent). Das zur Verfügung Fondspektrum ist damit insgesamt differenzierter geworden.
Das Resümee der FERI-Analyse ist durchwachsen. Die Fonds-Auswahlmöglichkeiten sind bei Fondspolicen zwar deutlich breiter geworden und berücksichtigen auch zunehmend ETF und vermögensverwaltende Fonds. Bei der Fondsqualität besteht aber noch Nachholbedarf.
Steuervorteile und Kostennachteile
Ein Argument für Fondspolicen ist die steuerliche Behandlung. Früher (bis 31.12.2004) konnten – unter bestimmten Voraussetzungen – Beiträge steuerlich geltend gemacht werden und im Falle der Einmalauszahlung waren die erzielten Kapitalerträge steuerfrei. Diese weitgehende, nur noch bei Alt-Verträgen bestehende Steuerfreiheit ist inzwischen zu einer Steuerbegünstigung modifiziert worden. Bei nach dem 31.12.2004 abgeschlossenen Verträgen ist die steuerliche Absetzbarkeit der Beiträge entfallen. Bei Verträgen mit Einmalauszahlung ist jetzt die Hälfte der erzielten Erträge zu versteuern, bei Rentenzahlungen dagegen ganz. Das kann aber wegen der oft niedrigeren persönlichen Steuersätze im Alter immer noch günstig sein. Für Verträge mit Riester- oder Rürup-Förderung gelten besondere Regelungen.
Dieser Vorteil wird allerdings in vielen Fällen durch die hohen Kosten mehr als aufgewogen. Neben den üblichen Provisionen für die Vermittlung fallen laufende Verwaltungsgebühren an – nicht selten sogar doppelt: für die Versicherung und den Fonds. Garantieleistungen werden üblicherweise ebenfalls nur gegen Entgelt angeboten. Dadurch sind Fondspolicen oft teuerer als die klassische Lebensversicherung – und das bei deutlich höherem Risiko.
Eine gute Alternative
Es gibt eine Alternative, die in mancher Hinsicht besser ist: ein Fondsparplan in Verbindung mit einer Risikolebensversicherung. Damit können Sie Ihre eigene “Fondspolice” unabhängig von einem Versicherungsunternehmen gestalten, sind dabei wesentlich flexibler, praktisch genauso geschützt und in der Regel mit weniger Kosten belastet. Günstige Risikolebensversicherungen finden Sie ganz einfach über unseren ‘Vergleichsrechner Risikolebensversicherung‘.
Weiterführende Links
- Der Rentenversicherungs-Vergleichsrechner
- Beste Lebensversicherung für Kleinanleger
- Welche Versicherungen braucht man wirklich?
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