Bevor sich der Kleinanleger auf die Suche nach dem – seiner Meinung nach – perfekten Rentenfonds macht, muss er sich ein paar Gedanken zu diesem Thema machen.
Wir sind der Meinung, dass es beim Kauf von Rentenfonds Fragen gibt, die unbedingt geklärt werden müssen und Fragen, denen eher geringer Bedeutung zukommt und daher eher unbeantwortet gelassen werden können.
Fragen, die unbedingt zu klären sind:
- Unternehmen oder Länder?
- Welches Risiko möchte ich eingehen?
- Markt – Welche Länder?
Fragen, die eher unbeantwortet gelassen werden können:
- Markt – Welche Währung?
- Lange oder kurze Restlaufzeiten?
Fragen, die unbedingt zu klären sind:
Beginnen wir nun mit der Analyse jener Fragen, die unbedingt im Vorhinein geklärt werden müssen.
Unternehmen oder Länder?
Soll der Fonds in Staatsanleihen oder doch in Unternehmensanleihen investieren – oder gar in beides?
Typischerweise sind Unternehmensanleihen risikoreicher und weisen dadurch eine höhere Verzinsung als Staatsanleihen auf. Gerade aus der Entwicklung der letzten Jahre sollte der Kleinanleger lernen – es ist nicht alles Geld was glänzt!
Welches Risiko möchte ich eingehen?
Mit Risiko hat die menschliche Psyche naturgemäß ein großes Problem – der Kleinanleger ist davon nicht ausgeschlossen. Risiko möchten viele Anleger gar nicht haben, allerdings gibt es nichts, von dem behauptet werden könnte, dass es zu 100 % risikofrei ist.
Wie schon in Folge 14 – der Anleihezinssatz (Anleihen #3) beschrieben, hängt der Zins bzw. die Rendite einer Anleihe vom Risiko ab. Jetzt muss jeder selbst entscheiden, ob ihm die zusätzliche (geplante) Rendite das zusätzliche (geplante) Risiko wert ist. Will sich der Anleger lieber in „Sicherheit“ wiegen oder mit außerordentlichem Risiko atemberaubende Renditen einfahren zu versuchen?
Markt – Welche Länder?
Natürlich hängt auch einiges von der geographischen Herkunft der Wertpapiere ab. Sind es europäische oder amerikanische Anleihen? Will der Anleger auf den asiatischen Markt gehen oder darf es vielleicht mal etwas exotisches sein? Wie steht der Anleger zu Schwellenländer wie z.B.: Brasilien oder Süd-Ost-Asien?
Das Angebot ist riesig – der Anleger hat die Wahl. Mit einem gut gemanagtem Rentenfonds kann in Anleihen auf dem ganzen Globus investiert werden.
Fragen, die eher unbeantwortet gelassen werden können
Nach diesen drei Fragen, deren Beantwortung wirklich unabdingbar ist – das können wir gar nicht oft genug wiederholen – gibt es noch Fragen, die von eher geringerer Bedeutung sind.
Markt – Welche Währung?
Eigentlich ein sehr wichtiges Thema bei Anleihen ist die Währung, in der die Anleihe ausgegeben wird. Investiert man hier in Fremdwährungen, so unterliegt man dem Währungsrisiko. Zur Spekulation mit Währungen, auch wenn Spekulation hier vielleicht ein eher „härteres“ Wort ist, verweisen wir gerne auf die Folge 39 – Spekulation mit Währungen.
Doch nicht das Währungsänderungsrisiko alleine muss beachtet werden. Es ist schließlich ein Unterschied, ob auf eine Euro-Anleihe oder auf eine polnische Zloty-Anleihe 5 % Zinsen gezahlt werden. Auf den ersten Blick gibt es nicht wirklich einen Unterschied – der Teufel liegt in der Inflation, die für zwei Länder bzw. Währungsräume meist unterschiedlich liegt.
So hatten wir im Euroraum in den letzten Jahren eine Inflation von ca. 2 % – in Polen allerdings 4 % – das ist ein Unterschied von 100 %.
Keine Sorge – es gibt genügend Anleihen, die in Euro notieren. Aufgrund der Bedeutung des Euros als international anerkannte Währung, gibt es z.B.: auch polnische Staatsanleihen, die in Euro notieren. Natürlich funktioniert das auch andersrum – es gibt Staatsanleihen von Österreich/Deutschland, die in US-Dollar notieren.
Kleinanleger-Tipp: Währungen sind sehr schwer zu kalkulieren. Große Player, wie z.B.: Zentralbanken, haben einen großen Einfluss auf den Kurs. Wir raten daher, möglichst auf Fremdwährungen zu verzichten, obwohl dies bei großen, diversifizierten, Rentenfonds oft nicht möglich ist.
Lange Restlaufzeiten oder kürzere Restlaufzeiten?
Natürlich spielt es eine Rolle, ob eine Anleihe eine Restlaufzeit von 3 Monaten oder 30 Jahre hat – bei der ersten ist der „Zahltag“ in der nahen Zukunft und daher ist die Anleihe schon so gut wie Geld. In 30 Jahren kann sich allerdings eine Menge verändern.
Es ist wieder einmal eine Frage des Risikos. Allerdings wird dieses Risiko an den Märkten auch dementsprechend eingepreist. Die beiden Anleihen (Restlaufzeit 3 Monate vs. 30 Jahren) würden daher auch, wenn sie dieselbe Verzinsung aufweisen und vom selben Schuldner sind, unterschiedliche Kurse haben. Alles andere wäre auch gänzlich unlogisch, oder?
Nun da Sie wissen in welche Art von Fonds Sie investieren wollen, müssen Sie nur noch den besten Fonds dieser Art finden. Helfen wird Ihnen dabei Folge 78 – Wie finde ich den richtigen Fonds (Teil 2)
Weiterführende Links
- Folge 75 – Den richtigen Fonds finden (Fonds #24)
- Folge 79 – Wie kaufe ich den richtigen Fonds? (Fonds #28)
- Folge 80 – Die ultimative Zusammenfassung zum Thema Fonds