Das KBV – das Kurs-Buchwert-Verhältnis ist neben dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) eine Kennzahl, die sehr häufig zur Bewertung von Aktien verwendet wird.
Diese Kennzahl wurde von traditionellen Value-Investoren (Value-Investing auf Wikipedia) eingeführt. Die Theorie dahinter ist, dass der Wert des Unternehmens relativ genau mit dem in der Bilanz ausgewiesenen Eigenkapital (Vermögen abzüglich Schulden) übereinstimmt.
Und da das Eigenkapital (aufgeteilt in Aktien) nun mal an der Börse gehandelt wird, kann sich somit eine Überbewertung oder eine Unterbewertung ergeben, da der Wert einer Aktie nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage bestimmt wird und der Wert in der Bilanz nach gesetzlichen Regelwerken.
Oder einfach gesagt: Wenn man alles was das Unternehmen besitzt (Maschinen, Gebäude, Computer) zusammenzählt und davon die Schulden, die das Unternehmen hat, abzieht, erhält man den tatsächlichen Wert des Unternehmens. Das KBV gibt nun an, ob der Börsenkurs höher oder niedriger ist, als der tatsächliche Wert je Aktie.
Berechnung des KBV
Das KBV lässt sich auf zwei Arten berechnen:
- Marktkapitalisierung / Eigenkapital
- Kurs / Eigenkapital je Aktie
Da die Marktkapitalisierung (englisch: Market Cap) nichts anderes ist, als die Anzahl der Aktien multipliziert mit dem Aktienkurs ist und das Eigenkapital je Aktie nichts anderes ist, als das Eigenkapital dividiert durch die Anzahl der Aktien, rechnet man mit der ersten Formel lediglich mit „größeren“ und bei der zweiten mit „kleineren“ Zahlen. Einen Unterschied im Ergebnis gibt es jedenfalls keinen!
Kurs bzw. Marktkapitalisierung können sehr schnell ermittelt werden. Als Wert für das Eigenkapital wird meistens die letzte Quartalsbilanz verwendet. Wird dieser Wert verwendet, findet man häufig den Zusatz MRQ, der für „most recent quarter“ (letztes verfügbares Quartal) steht.
Ein Beispiel zur Verdeutlichung:
Ein Unternehmen hat Gebäude im Wert von 10 Mio. € und Schulden von 5 Mio. €.
Der Buchwert, der nun zur Berechnung des KBV herangezogen wird, ist also 5 Mio. € (10 Mio – 5 Mio (Schulden) = 5 Mio Wert).
Ist dieses Unternehmen nun in 1 Mio. Aktien aufgeteilt, liegt der Wert je Aktie also bei 5 €.
Wenn der Kurs je Aktie nun bei 10 € ist – ist das KBV (10/5) also bei 2.
Wäre der Kurs allerdings nur bei 2,5 €, ergäbe das ein KGV von 0 ,5 – die Aktie wäre (warscheinlich) unterbewertet.
Bedeutung des KBV
Ein KBV von 2 bedeutet, dass man an der Börse den doppelten Preis für das Eigenkapital des Unternehmens bezahlen muss. Das KBV sagt also aus, wie teuer das Eigenkapital des Unternehmens an der Börse ist.
Interpretation des KBV
Jetzt fragen Sie sich vielleicht: wieso sollte ich für ein Unternehmen mehr bezahlen, als es eigentlich wert ist? Gründe dafür könnten sein:
- In der Bilanz des Unternehmens können sich sogenannte „stille Reserven“ befinden, die das Unternehmen aufgrund steuerlicher Überlegungen noch nicht ausgewiesen hat. Somit ist das Unternehmen also tatsächlich mehr wert, als in den Büchern steht.
- Das Unternehmen erfährt im aktuellen Quartal/Jahr einen Gewinnsprung, der allerdings noch nicht bilanziert und daher in der Bilanz noch nicht ausgewiesen ist.
- Das Unternehmen hat erfreuliche Prognosen für die Zukunft bzw. die Entwicklung der Gewinne in der Zukunft abgegeben.
Ein KBV größer als 1 bedeutet also nicht automatisch, dass ein Unternehmen überbewertet ist. Allerdings sollten Sie sich sehr wohl die Frage nach dem „inneren Wert“ des Unternehmens stellen.
Enthält die Bilanz schwer-messbare Positionen wie Patente, eigene Software und generell „nicht greifbares “ Vermögen, so eignet sich diese Kennzahl eher wenig, um die Angemessenheit der Börsenbewertung zu analysieren.
Daher wird diese Kennzahl vorranging bei Substanzunternehmen, wie z.B.: in Industrie- oder Konsumunternehmen, aber auch bei Immobilien- oder Rohstoffunternehmen verwendet.
Bei einer Technologie-Aktie wie z.B.: Google oder Facebook können Sie mit dem KBV wenig anfangen, da hier die Hoffnung auf starke Gewinnsprünge in der Zukunft liegt, die allerdings (noch) nicht in der Bilanz erscheinen.
Weiters gewinnen Kennzahlen generell an Aussagekraft wenn man sie vergleicht. Hat ein ähnliches Unternehmen in der gleichen Branche ein niedrigeres KBV, kann es sein, das dieses Unternehmen ein besseres Investment darstellt. Natürlich sollten Sie, wie oben schon beschrieben, auch nach Ursachen suchen (stille Reserven, Gewinnsprung usw.)
Fazit
Bei den richtigen Unternehmen angewendet, kann man durch das KBV Unternehmen ausfindig machen, die aktuell unterbewertet sind. Allerdings darf man sich nicht auf die Zahl des KBVs alleine vertrauen. Tipp: ein Anleger sollte auf jeden Fall die letzte Quartalsbilanz unter die Lupe nehmen!
Weiterführende Links
In folgenden Artikeln haben wir bereits über die Aktien- bzw. Unternehmensanalyse berichtet:
- Folge 47 – Gewinn ist nicht gleich Gewinn
- Folge 48 – Gewinn vs. Cashflow
- Folge 49 – Das Kurs-Gewinn-Verähltnis (KGV)