Anleihen spielten über viele Jahrzehnte eine zentrale Rolle in den Depots von Kapitalanlegern, die Wert auf konservative Anlageformen und eine möglichst bereits vorab genau kalkulierbare Verzinsung legten. Das galt zumindest für Papiere von Emittenten mit erstklassiger Bonität, beispielsweise für österreichische oder deutsche Bundesanleihen. Der Kauf von Anleihen war für viele Anleger vor allem deshalb attraktiv, weil sie eine vergleichsweise hohe Sicherheit und über lange Zeiträume hinweg auch eine oberhalb der Inflationsrate liegende Verzinsung – und mithin die Aussicht auf reale Vermögenszuwächse – boten. Dazu kommt noch der Aspekt der Liquidität. Als börsennotierte Wertpapiere müssen Anleihen von einem Erwerber nicht zwingend bis zum Ende ihrer Laufzeit gehalten werden, sondern lassen sich beinahe jederzeit über die Börse veräußern. Eine solche Transaktion erfolgt dann nicht zum Nominalwert, sondern jeweils zum aktuellen Börsenkurs. Sie kann also für den Anleger durchaus mit Verlusten verbunden sein, bietet aber bei entsprechendem Timing auch die Chance auf Kursgewinne.
Historische Niedrigzinsen lassen Attraktivität von Anleihen schwinden
In den vergangenen Jahren haben die stetig sinkenden und mittlerweile auf einem historischen Tiefststand verharrenden Leitzinsen im Euroraum die Attraktivität von Anleihen allerdings erheblich vermindert. Obwohl die Inflation ebenfalls sehr gering ist, lassen sich aktuell mit Staatsanleihen Österreichs oder Deutschlands aufgrund der geringen Verzinsung praktisch keine realen Vermögenszuwächse mehr erzielen. Als mögliche Alternative zu Anleihen rücken daher Festgeldanlagen bei vielen Anlegern immer stärker in den Fokus. Die Festgeldzinsen sind zwar ebenfalls relativ gering, doch gibt es dabei zwischen den einzelnen Banken zum Teil erhebliche Unterschiede. Dies gilt umso mehr, wenn nicht nur inländische Institute, sondern auch solche aus dem europäischen Ausland in die Auswahl einbezogen werden. Gerade außerhalb der deutschsprachigen Länder lassen sich im Euro-Raum durchaus einige Banken finden, die Festgeld-Anlegern vergleichsweise hohe Zinsen zahlen.
Beste Angebote für unterschiedliche Laufzeiten
Wer sich schnell einen aktuellen Überblick über die aktuell am Markt erhältlichen Festgeldangebote verschaffen will, kann dies innerhalb weniger Sekunden mit Festgeldrechnern oder ähnlichen Online-Tools tun. So lassen sich beispielsweise auf der Website von Savedo (www.savedo.at) mit wenigen Mausklicks Übersichten generieren, in denen Festgeldangebote für bestimmte Anlagebeträge und Laufzeiten mit den jeweiligen Konditionen aufgelistet werden. Wer beispielsweise 30.000 Euro für ein Jahr anlegen will, bekommt dafür bei der kroatischen Kentbank immerhin einen Zinssatz von 1,61 % p. a. geboten, was einem Zinsertrag von 483 Euro entspräche. Bei Atlantico, einer Bank aus Portugal, werden immerhin noch 1,55 % p. a. beziehungsweise 465 Euro Zinsen geboten. Die tschechische J&T Banka liegt zwar mit 0,90 % p. a. beziehungsweise 270 Euro Zinsen deutlich niedriger, bietet damit aber immer noch attraktivere Konditionen als die meisten Banken in Österreich oder Deutschland. Bei einer Anlagedauer von zwei Jahren liegen die drei genannten Institute ebenfalls auf den Spitzenplätzen, bieten jedoch mit 1,71 %, 1,70 % bzw. 1,00 % p. a. noch etwas höhere Zinsen. Wer sein Geld für drei Jahre fest anlegen will, erhält von den drei Banken sogar 1,95 %, 1,81 % bzw. 1,00 % p. a.
Bank | Laufzeit | Zins |
---|---|---|
1 Jahr | 1,61 % | |
2 Jahre | 1,71 % | |
3 Jahre | 1,95 % | |
10 Jahre | 2,50 % |
Festgeld als Anleihen-Ersatz
Festgeld ist in mehrfacher Hinsicht gut geeignet, Anleihen im Portfolio eines privaten Anlegers zu ersetzen. Zum einen bietet es ebenfalls eine feste Verzinsung; der Anlageerfolg ist also sehr genau im Voraus planbar. Zum anderen zeichnen sich auch Festgeldanlagen durch eine relativ hohe Sicherheit aus. Das gilt jedenfalls dann, wenn es sich um europäische Banken handelt. Denn sämtliche Kreditinstitute in der Europäischen Union (EU) unterliegen der gesetzlichen Einlagensicherung. Darüber hinaus bestehen in mehreren Ländern noch freiwillige Einlagensicherungsmechanismen der Banken. Die Rechtsgrundlage dafür findet sich auf europäischer Ebene in der EU-Richtlinie 2009 / 14 / EG, die bereits im Jahr 2009 verabschiedet wurde und von allen Mitgliedsstaaten der EU zwingend in nationales Recht umgesetzt werden musste.
Anlagebeträge bei höheren Summen auf mehrere Banken verteilen
Die EU-Richtlinie 2009 / 14 / EG und die darauf aufbauenden nationalen Rechtsvorschriften sehen vor, dass Einlagen bis zu einer Höhe von maximal 100.000 Euro pro Kunde über nationale Einlagensicherungsfonds abgesichert werden müssen. Dadurch kann das theoretisch bestehende Bonitätsrisiko bezüglich Banken bei Beträgen, die unterhalb dieser Grenze liegen, praktisch vernachlässigt werden. Festgeldanlagen gelten daher – ebenso wie Bundesanleihen – als mündelsicher. Auch wenn Sie mehr als 100.000 Euro in Form von Festgeld anlegen wollen, brauchen Sie auf das hohe Maß an Sicherheit nicht zu verzichten. Sie sollten Ihre Anlagesumme in einem solchen Fall allerdings besser in mehrere Teilbeträge splitten, die Sie dann bei mehreren unterschiedlichen Banken so als Festgeld anlegen, dass Sie bei keinem Institut die 100.000-Euro-Grenze überschreiten.
Vorsicht bei Banken außerhalb der EU
Teilweise werden im deutschsprachigen Raum auch Festgeldanlagen bei Banken angeboten, die nicht aus der EU stammen. In diesen Fällen sollten Anleger sich besonders gründlich über die Absicherung ihrer Einlagen informieren. Handelt es sich um die in Österreich oder in Deutschland ansässige Tochter einer Bank aus dem Nicht-EU-Ausland, dann unterliegt diese in der Regel denselben gesetzlichen Vorschriften wie alle anderen inländischen Kreditinstitute auch. Eine Festgeldanlage bei einem solchen Institut ist damit auch bis zum Maximalbetrag von 100.000 Euro pro Kunde durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützt. Anders sieht es allerdings aus, wenn das Geld zur Anlage an eine Bank transferiert wird, die ihren Sitz außerhalb der EU hat. In diesem Fall gelten die europäischen Vorschriften zur Einlagensicherung nicht und es bleibt jeweils zu prüfen, ob und in welchem Umfang eventuell eine andere Form der Einlagensicherung besteht.
Anleihen sind liquider – Liquidität kostet Rendite
Im Hinblick auf die Liquidität der Anlage sind Anleihen dem Festgeld in gewisser Weise überlegen, da sie börsentäglich handelbar sind. Und wie der Name “Festgeld” bereits sagt, geht es bei Festgeldanlagen ja gerade darum, die betreffende Summe für einen bestimmten Zeitraum fest anzulegen. Wer das nicht möchte und Wert auf tägliche Verfügbarkeit seines Kapitals legt, kann sich stattdessen für ein Tagesgeldkonto entscheiden. Die höhere Liquidität wird jedoch durch eine geringere Rendite erkauft. Umgekehrt wird die Bereitschaft des Anlegers, für einen festgelegten Zeitraum auf sein Kapital zu verzichten, bei Festgeldanlagen durch eine Verzinsung vergütet, die in der Regel höher ist als auf einem Tagesgeldkonto.
Was geschieht, wenn das Kapital früher als geplant benötigt wird?
Eine Festgeldanlage beruht stets auf der direkten Vertragsbeziehung zwischen der Bank und ihrem Kunden. Ein Sekundärmarkt, auf dem Festgeldanlagen gehandelt und so auf andere Personen übertragen werden könnten, existiert bei Festgeld im Unterschied zu Anleihen nicht. Da eine vorzeitige Kündigung und Rückzahlung von Festgeldern grundsätzlich nicht vorgesehen ist, stellt sich die Frage, wie Anleger bei Bedarf dennoch an ihr Geld herankommen können, wenn sie es dringend für andere Zwecke benötigen, bevor die Laufzeit ihres Festgeldes endet. Rein rechtlich hat der Anleger die Möglichkeit, das Geld von der Bank ohne Einhaltung von Kündigungsfristen zurückzufordern, wenn dafür ein wichtiger Grund vorliegt. Ein wichtiger Grund wäre beispielsweise eine sich abzeichnende Insolvenz der Bank oder existenzielle wirtschaftliche Schwierigkeiten des Kontoinhabers, die dazu führen könnten, dass er zur Sicherung seines Lebensunterhalts auf Transferleistungen angewiesen ist. In anderen Fällen hängt es von der Kulanz der Bank oder eventuellen Vertragsklauseln zum Thema vorzeitige Kündigung ab, ob und zu welchen Konditionen eine Festgeldanlage vorzeitig wieder aufgelöst werden kann. Einige Banken sehen die Möglichkeit einer Kündigung explizit vor, doch gehen dem Anleger im Falle einer Kündigung die Zinsen für seine Anlage ganz oder teilweise verloren. Dieser Nachteil gegenüber Anleihen im Hinblick auf die Liquidität relativiert sich jedoch insofern, als Anleger beim Verkauf einer Anleihe vor Fälligkeit unter Umständen ebenfalls Einbußen hinnehmen müssen, wenn der Börsenkurs zum Verkaufszeitpunkt gerade unter dem Betrag liegt, den der Anleger ursprünglich für die Anleihe gezahlt hat.
Transaktionskosten und Kontoführungsgebühren: Festgeld ist günstiger
Ein wichtiger Aspekt beim Vergleich unterschiedlicher Anlagealternativen, der allerdings von Anlegern häufig übersehen wird, sind die Transaktionskosten und die laufenden Gebühren für die Kontoführung u. ä. Diese haben einen erheblichen Einfluss auf die Nettorendite vor Steuern, die ein Anleger letztlich mit einer bestimmten Kapitalanlage erzielt. Dabei schneidet Festgeld im direkten Vergleich mit Anleihen meist günstiger ab. Denn Festgeldkonten werden in der Regel kostenfrei geführt und für die Eröffnung eines Festgeldkontos und dessen Auflösung nach dem Ende der Laufzeit fallen keine Gebühren an. Dagegen berechnen die meisten Banken und Onlinebroker ihren Kunden sowohl für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren über die Börse als auch für die laufende Verwaltung ihres Wertpapierdepots verschiedene Gebühren. Wer mit Anleihen denselben Anlageerfolg erzielen will wie ein Festgeld-Anleger, muss also eine höhere Rendite erwirtschaften als die Verzinsung des betreffenden Festgeldkontos, damit die Gebührenbelastungen kompensiert werden können.
Laufzeiten von Anleihen und Festgeldern
Anleihen können sehr unterschiedliche Laufzeiten aufweisen. Typische Laufzeiten von Staatsanleihen sind beispielsweise zehn oder auch dreißig Jahre. Die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur hat im Jahr 2012 erstmalig eine Staatsanleihe mit einer Laufzeit von 50 Jahren begeben, die zu diesem Zeitpunkt die Staatsanleihe mit der längsten Laufzeit innerhalb der gesamten Eurozone war. Andere Anleihen, insbesondere solche, die von Unternehmen emittiert werden, können jedoch auch kürzere Laufzeiten von fünf Jahren oder weniger aufweisen. Im Sekundärmarkt sind natürlich auch Staatsanleihen mit kurzen Restlaufzeiten von wenigen Monaten oder Jahren erhältlich. Bei Festgeld sind vor allem Laufzeiten von einem bis drei Jahren üblich, teilweise werden jedoch auch kürzere oder längere Laufzeiten angeboten. Festgeldanlagen für fünf oder sechs Jahre sind jedoch eher Ausnahmen als die Regel. Angesichts des gegenwärtigen niedrigen Zinsniveaus gäbe es für Anleger auch kaum ein Motiv, sich für lange Zeiträume auf eine bestimmte Festzinsanlage festzulegen.
Zinsen und Renditen – was Festgeld- und Anleiheinvestoren darüber wissen sollten
Eine der wichtigsten und zugleich am häufigsten ignorierten Regeln für alle, die sich für festverzinsliche Kapitalanlagen interessieren, lautet, sich niemals allein am Nominalzins zu orientieren. Entscheidend ist allein die reale Rendite, die mit einer bestimmten Anlage tatsächlich erwirtschaftet wird. Beim Vergleich unterschiedlicher Anlagemöglichkeiten sind daher immer auch die mit der jeweiligen Anlage verbundenen Kosten, die aktuelle Inflationsrate und Annahmen über die voraussichtliche Inflationsentwicklung in der Zukunft einzubeziehen. Bei Anleihen ist zudem noch der Zusammenhang zwischen Zins- und Renditeentwicklung zu berücksichtigen. Steigen die Zinsen, dann sinken im Normalfall die Kurse der bereits im Umlauf befindlichen Anleihen, da andere Anleihen mit einer attraktiveren Nominalverzinsung auf den Markt kommen. Für diejenigen, die eine bereits im Umlauf befindliche Anleihe dann zu einem niedrigeren Kurs kaufen, ergibt sich dann in der Folge eine höhere Rendite als für die Investoren, die dieselbe Anleihe bereits bei der Emission bezogen und somit einen höheren Preis gezahlt haben. Im Falle sinkender Zinsen gilt dasselbe umgekehrt.
Funktion von Festgeld und Anleihen im Portfolio privater Anleger
Last but not least sollten die Abwägung über ein Engagement in Festzinsanlagen und die Entscheidung zwischen Festgeld und Anleihen immer auch im Hinblick darauf getroffen werden, welche Funktion die betreffende Anlage innerhalb des Gesamtportfolios eines Anlegers übernehmen kann und soll. Dabei gilt grundsätzlich, dass sowohl Festgeld als auch Anleihen sich eher als defensive Anlagen eignen, um einen bestimmten Betrag so zu investieren, dass damit zwar keine spektakuläre Rendite erzielt wird, aber eben auch möglichst kein realer Vermögensverlust hinzunehmen ist. Festgelder eignen sich grundsätzlich für überschaubare Zeiträume von wenigen Monaten bis zu etwa drei Jahren. Bei Anleihen gibt es grundsätzlich größere Spielräume hinsichtlich der Laufzeiten, allerdings gilt dort die Einschränkung, dass der defensive Charakter der Anlage nur dann in vollem Umfang gegeben ist, wenn es sich um Anleihen eines Emittenten mit erstklassiger Bonität handelt und wenn diese bis zum Fälligkeitstermin gehalten werden. Insofern eignen sich Festgelder und Anleihen eher als stabilisierende Faktoren und weniger als Renditebringer. Um signifikant höhere Renditen zu erzielen, empfehlen sich eher Sachwertanlagen wie Aktien oder Immobilien beziehungsweise darauf basierende Fondsprodukte.
http://www.oebfa.at/de/osn/DownloadCenter/Finanzierungsinstrumente/Bundesanleihen_Broschüre.pdf
Weiterführende Links
- Vergleichsrechner für Depotanbieter
- Zinsrechner für Tages- und Festgeld
- Festgeld ist aktuell lohnender als sichere Anleihen oder Rentenfonds
- Festgeld für 10 Jahre – sinnvolle Geldanlage?
- Staats- und Bundesanleihen für Kleinanleger: Vor- und Nachteile