Im vorangegangenen Beitrag haben wir uns vor allem die Banken im Bereich der GABV (Global Alliance for Banking on Values) im deutschsprachigen Raum angesehen, zu denen auch die GLS Bank in Bochum als sehr bekanntes und geschätztes Institut gehört. In diesem Beitrag wollen wir noch einige Banken beleuchten, die zwar nicht zur GABV gehören, sich aber dennoch nachhaltigem und ethischem Banking verschrieben haben.
Ethik Bank
Der Name ist hier bereits Programm, die Ethik-Bank macht deutlich klar, was sie tut. Dazu steht mit dem Bekenntnis, eine “gläserne Bank” sein zu wollen, Transparenz als Wert der Bank sehr weit oben in der Wertereihenfolge.
Die Ethik-Bank ist dabei allerdings keine zu 100 % eigenständige Bank, sondern eine Tochter der Volksbank Eisenberg (Thüringen), die als eigenständige Genossenschaftsbank allerdings bundesweit tätig ist. Die eigentliche Geschichte der Bank reicht dabei zurück bis ins Jahr 1868. Als Volksbank Eisenberg allerdings firmierte die Bank ab 1941. Während DDR-Zeiten war sie die Bank für Handwerk und Gewerbe, später mit anderen Banken verschmolzen. Nach der Wende erhielt sie ihren alten Namen wieder zurück. Die EthikBank als Tochter gibt es seit 2002, nachdem man zuvor einige Jahre Erfahrungen im Direktbank-Geschäft gesammelt hatte. Auch die Tochter EthikBank arbeitet als reine Direktbank, die österreichische Filiale wurde nach nur wenigen Jahren allerdings wieder geschlossen.
Die Ethikbank verfolgt eine eigene, sozialökologische Anlagepolitik, wobei durchaus strenge Kriterien (sowohl Positivkriterien als auch Ausschluss-Kriterien) zur Anwendung kommen. Konsequent ausgeschlossen werden Kinderarbeit, Kernenergie, Rüstung, Gentechnik oder ozonzerstörende Geschäftstätigkeiten. In jüngster Zeit wurden auch Tierversuche auf die Liste der Ausschluss-Kriterien gesetzt. Ausgeschlossen hat die Bank für sich darüber hinaus den Kauf von Staatsanleihen von OECD-Staaten, die im Bereich der Nachhaltigkeit schlecht bewertet sind und von allen Ländern, in denen Menschenrechtsverletzungen vorkommen.
Man erkennt sofort, dass die Ausrichtung der Bank ganz anders gestaltetist als die der GABV-Banken. Nichtsdestoweniger ist der Ansatz aber dennoch recht umfassend und die Ausschlusspolitik durchaus noch recht streng. Für die Bewertung von Unternehmen und Staaten wird dabei nicht nur auf eigene Ethik-Prüfungen sondern auch auf die Prüfungsergebnisse diverser Beratungsgesellschaften von internationaler Reputation (wie etwa Imug) und auch auf einiger weltweit tätiger NGOs (wie etwa freedom house) zurückgegriffen. Die EthikBank ist, gemessen am Volumen, aber eine sehr kleine Bank.
In Verbindung mit der hohen Transparenz, die sich die EthikBank selbst auferlegt, kann man sich hier als Anleger mit ethischen Investmentzielen durchaus noch wohlfühlen. Im Internet ist jederzeit ersichtlich, in welche Wertpapiere die Bank selbst investiert und wofür Kundenkredite genau verwendet werden. Mehr Transparenz ist bei einer Bank kaum möglich. Dafür gebührt der EthikBank auf jeden Fall ein großes Lob.
Im Bereich des Kundenservice fallen besonders zwei Dinge ins Auge: Das eine ist der Öko-Sofortkredit, für den es eine Zusage innerhalb von 30 Minuten geben kann und der ausschließlich dafür gedacht ist, soziale Projekte oder ökologische Vorhaben (z. B. Solarthermie, aber auch ökologische Modernisierung) zu finanzieren.
Besonders verdient macht sich die Bank daneben auch um Insolvenzschuldner, die kein Konto mehr bekommen würden. Ihnen stellt die Ethikbank ein rein guthabenbasiertes Online-Konto zur Verfügung, damit sie trotz Bankenablehnung überhaupt noch eine Kontoverbindung haben können.
Umweltbank Nürnberg
Etwas größer als die EthikBank ist die Umweltbank Nürnberg. Auch sie arbeitet rein als Direktbank. Die 1994 gegründete Bank kann immerhin auf eine Bilanzsumme von 3,7 Milliarden Euro verweisen, insgesamt betreut die Bank mehr als 110.000 Kunden.
Als eigenen Nachhaltigkeitsansatz finanziert die Bank mit Kundeneinlagen ausschließlich ökologische Kreditprojekte aus streng abgegrenzten ökologischen Kernbereichen wie der Schadstoffverringerung und Schadstoffbeseitigung, erneuerbare Energien und dezentrale Energiegewinnung (mit einem Schwerpunkt auf Blockheizkraft-Technik), ökologisches Bauen und strikt nachhaltige Wirtschaftsweise.
Klare Ausschluss-Kriterien sind alle Arten von schädlichen Großkraftwerken (insbesondere Kohlekraftwerke und Atomkraftwerke), Produktion und Handel im Bereich umweltschädlicher Güter oder Technologien, Gentechnik in der Landwirtschaft, Rüstung und Militärtechnik sowie jede Art von unfairen Geschäftspraktiken (Menschenrechtsverletzungen, Korruption, etc.).
Die Kriterien sind also sehr streng angelegt. Wer besonders auf rein ökologische Investments ohne Wenn und Aber Wert legt, wird sich bei diesem Ansatz sicherlich gut wiederfinden können. Damit die Kriterien auch eingehalten werden, gibt es bei der Bank einen eigenen Umweltrat, der Kreditvergaben anhand der festgelegten Richtlinien prüft. Daneben arbeiten fünf Expertenteams ständig an konkreten Handlungsempfehlungen, um die Richtlinien immer aktuell zu halten.
Aktuell (2018) verteilen sich die Aktivitäten der Umweltbank zu 36,8 % auf Solarenergie, zu 25,7 % auf Wind- und Wasserkraft und zu 3,3 % auf Biomasse- und Wärmekonzepte. Der Bereich “Wohnen” hat mit 27,3 % ebenfalls einen wichtigen Stellenwert bei den Aktivitäten, die Finanzierung von Sozial- und Gewerbeimmobilien macht rund 5,2 % des Investitionsvolumens aus, rund 1,7 % entfallen auf den Bereich “nachhaltige Wirtschaft”.
Seit der Gründung wurden bereits 23.000 Kredite vergeben, 2018 betrug die Gesamt-Kreditsumme knapp 2,9 Milliarden Euro. Angesichts der Aktivitäten anderer Banken im ökologischen Bereich ist das durchaus beträchtlich. Die Kredite im Einzelnen kann man bei der Umweltbank nicht direkt einsehen. Über ein jährlich veröffentlichtes Kreditportfolio lässt sich allerdings zumindest erkennen, in welche Art von Projekten Geld geflossen ist und in welchem Umfang einzelne Segmente gefördert wurden.
Auch für sich selbst ist die Bank sehr aktiv beim Thema Umweltschutz und bei der CO2-Reduzierung engagiert. Allein im letzten Jahr konnten nach eigenen Angaben die Emissionen der Bank insgesamt um eine halbe Million Tonnen CO2 verringert werden. Wenn das mal kein leuchtendes Vorbild ist.
Neben zahlreichen hervorragenden Testurteilen, auch im Bereich Kundenservice und Konditionen sowie für die herrschende Unternehmenskultur, wurde auch das ökologische Engagement der Bank in vielfältigen Interessensgemeinschaften und Verbänden häufig lobend hervorgehoben.
Daneben gab es aber auch Kritik, insbesondere in Bezug auf Anlagen im Bereich der Windkraft. Dort soll die Bank nach Meinung einiger die Kunden zu wenig über die Risiken von Investments in Windparks aufgeklärt haben, die sie vertrieben hat und zu hohe Gewinnerwartungen geschürt haben. Bei einer nachfolgenden Klage der Verbraucherzentrale wurde das auch gerichtlich bestätigt. Wer mit dem Thema Windpark-Investments vertraut ist, weiß allerdings, wie schwierig das Ganze gerade zu Anfang war. Auch für viele Experten kamen plötzlich eintretende Pleiten zum Teil unerwartet. Dennoch sollten Banken natürlich möglichst immer auf alle möglichen Risiken hinweisen und keine überzogenen Renditeversprechen machen.
Nachdem es – nicht zuletzt auch wegen dieses Themas und auch wegen mangelnder Transparenz in den Entscheidungen – profunde Auseinandersetzungen zwischen Anlegervertreter und Vorstand gegeben hatte, trat der Gründer der Bank 2015 als Vorstandsvorsitzender zurück. Seitdem ist keine negative Presse mehr bekannt geworden. In vielen verschiedenen Tests in den letzten Jahren nahm die Umweltbank wieder unangefochten die Spitzenplätze ein.
Tomorrow Bank
Die Tomorrow Bank ist der jüngste Zuwachs im Bereich der Nachhaltigkeitsbanken mit dem Ziel, einen ökologischen und sozialen Impact zu setzen. Das Konzept steht gerade erst, es ähnelt sehr den neuen App-Banken wie N26 und anderen, die ein komplett mobiles Girokonto bieten. Vieles fehlt aber noch oder wird gerade geplant. Noch ist nicht ganz klar, wohin die Reise geht.
Wir haben uns die Bank bereits in einem separaten Beitrag einmal genauer angesehen. Lesen Sie mehr über unser Fazit HIER.
Christliche Banken
Die in letzter Zeit von einigen politischen Gruppierungen viel strapazierten “christlichen Werte des Abendlandes” sind – zumindest im Bereich von nachhaltigen Investments – tatsächlich nicht ganz von der Hand zu weisen. Christliche und kirchliche Institutionen betreiben eine beträchtliche Anzahl von Banken, die für sich in Anspruch nehmen, nur nach bestimmten ethischen Kriterien, die sie sich selbst auferlegt haben, zu investieren.
Nicht jeder mag der Kirche nahe stehen und viele sind nicht besonders angetan vom Gedanken an Banken in der Hand von Kirchen und Glaubensgemeinschaften. Zumindest einen Blick sind diese Banken allerdings dennoch wert.
Steyler Bank
Am bekanntesten ist in diesem Bereich vermutlich die Steyler Bank, die bereits 1964 in St. Augustin (Regierungsbezirk Köln) gegründet wurde. Seit 2002 gibt es auch eine Filiale, die sich heute in der Wiener Innenstadt befindet.
Der Schwerpunkt liegt in der Vermögens- und Anlageberatung, wobei Kunden selbst bestimmen können, welche Ausschluss-Kriterien gelten sollen. Bei der Gestaltung und Umsetzung der Kriterien gilt der Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden. Dieser Leitfaden umfasst insgesamt 850 Kriterien, die von Ökonomen, Philosophen, Theologen und Ethikern zusammen entwickelt wurden und die auf Kulturverträglichkeit, Sozialverträglichkeit (Sozialstandards, Menschenrechte) und Naturverträglichkeit abzielen. Andere Öko-Ratings verwenden häufig nur einen Teil (bis zu 100) der 850 Kriterien, im Bereich der Steyler Bank kommen alle 850 zur Anwendung.
Als Kunde ist im übrigen jedermann zugelassen, unabhängig von der Konfession, dem Wohnort oder der Beschäftigung bei einem kirchlichen Träger. Ein Teil der erzielten Zinsen kann auf Kundenwunsch den Steyler Missionaren für ihre Tätigkeit gespendet werden, verpflichtend ist das allerdings nicht.
Mit einem Fondsvolumen von insgesamt rund 400 Millionen Euro gehört die Steyler Bank eher zu den kleinen Banken. Im Bereich der von der Bank selbst aufgelegten Fonds gab es in der Vergangenheit zum Teil kontroversen wegen einiger darin enthaltener Titel von einzelnen Firmen, die allgemein als eher kontrovers betrachtet werden. Beim individuellen Ausschluss kann so etwas allerdings komplett vermieden werden.
Der jährlich erwirtschaftete Gewinn wird – nebst den gespendeten Zinserträgen – für über 70 Projekte der Steyler Missionare verwendet. Er liegt meist im Bereich von rund 300.000 EUR pro Jahr. Angelegtes Geld kann man auch an über 2.000 Geldautomaten deutschlandweit wieder abheben.
Bank für Orden und Mission
Auch die Bank für Orden und Mission bedient sich bei Investments des Frankfurt-Hohenheimer Leitfadens mit seinen Kriterien. Sie ist allerdings nur eine Zweigstelle der VR-Bank Untertaunus und keine eigenständige Bank.
Ein Kreditgeschäft wird hier nicht geführt, das Angebot beschränkt sich allein auf (ethisch vertretbare) Anlagen. Die rund 1.000 verwalteten Konten sorgen für ein Gesamtvolumen von rund 38 Millionen Euro, der daraus erwirtschaftete Gewinn geht zum Teil an die Missionszentrale der Franziskaner. Wie hoch dieser Gewinn ist, wird (kirchenüblich) nicht öffentlich gemacht. Als Kunde kann man auch einen Teil seiner eigenen Zinsen zusätzlich spenden.
Evangelische Bank
Zu den eher jüngeren Banken gehört die Evangelische Bank, sie wurde erst 2014 gegründet. Mit einer Bilanzsumme von über 7,7 Milliarden Euro ist sie allerdings mit Abstand die größte kirchliche Bank in Deutschland. Sie ist eine Genossenschaftsbank, der Sitz des Bankhauses befindet sich in Kassel, eine Filiale gibt es auch in Kiel.
Neben den üblichen Bankdienstleistungen wird unter anderem auch die nachhaltige Geldanlage angeboten. Als Kunde kann man entscheiden, ob das eigene Geld im Bereich von kirchlicher Arbeit, Kinder- und Jugendhilfe, Inklusionsarbeit, Gesundheit und Pflege oder im Bereich von erneuerbaren Energien eingesetzt wird. Nach eigenen Angaben hält die EB dabei alle führenden europäischen Nachhaltigkeitsstandards ein. Zusätzlich zu den üblichen Ausschlusskriterien kommen hier auch noch Ausschlüsse in den Bereichen Embryonenforschung, Pornografie, Tabak, Glücksspiel, Korruption und Todesstrafe sowie Arbeitsrechtsverletzungen mit hinzu. Ausgeschlossen werden dabei sowohl Unternehmen als auch Staaten.
Kirchlich-nachhaltige Banken mit beschränktem Zugang für Kunden
Sehr viele christliche Bankhäuser, wie etwa die Pax-Bank in Köln, die Bank für Kirche und Caritas in Paderborn oder die Bank für Kirche und Diakonie, beschränken ihren Kundenzugang auf Mitarbeiter in kirchlichen Organisationen oder Institutionen. Daneben arbeiten sie auch häufig als Finanzierungsdienstleister für kirchlich-karitative Institutionen und Organisationen.
Wer in einer kirchlichen Institution oder Einrichtung arbeitet, sollte sich daher beim jeweiligen Träger über entsprechende Angebote informieren, wenn ein Interesse an nachhaltigem Banking im kirchlichen oder kirchengeführten Bereich besteht. Das Angebot ist ungleich viel größer als auf dem freien Markt, da als “christliche Werte” vielfach auch strenge Nachhaltigkeitskriterien angelegt werden. Im einen oder anderen Fall kann sich dort also durchaus das nach eigenen Wünschen geplante nachhaltige und ethisch vertretbare Banking umsetzen lassen, wenn man zum zugangsberechtigten Kundenkreis gehört.
Fazit
Wer diesen und den vorhergehenden Beitrag aufmerksam gelesen hat, dem wird etwas bewusst geworden sein: Die Auswahl an wirklich nachhaltig, ethisch und vor allem transparent arbeitenden Banken in Deutschland und im deutschsprachigen Raum ist vielleicht klein – aber es gibt immerhin eine Auswahl.
Nicht jeder wird sich dabei mit allem einhundertprozentig anfreunden können. Ethisches Banking bleibt aber natürlich immer ein Stück weit hinter gezieltem Einzelinvesting und genau geplantem eigenem “Impact Investing” zurück. Es ist eine Art Kompromiss.
Dafür lässt sich aber mit vergleichsweise geringem Aufwand auch das alltägliche Banking mit Kontoführung, Sparkonto und Festgeld in ein Instrument verwandeln, mit dem man das eigene Bekenntnis zur Nachhaltigkeit und zu den dringend notwendigen Veränderungen hin zu mehr ethisch und sozial vertretbarem und ökologisch förderlichem Wirtschaften einfach ausdrücken kann. Dafür ist kein großes Auseinandersetzen mit einzelnen Investments nötig und bei Angeboten mit hoher persönlicher Flexibilität und maximaler Transparenz, wie sie etwa die GLS Bank bietet, kann man schon ein sehr ruhiges Gewissen haben.
Ethisches und nachhaltiges Banking kann also durchaus ein sinnvoller Teil einer Gesamtstrategie im Bereich von ethischem und nachhaltigem Investieren sein. Für andere vielleicht auch nur die einzige Maßnahme, die sie setzen.
Vergessen sollte man dabei aber eines nicht: Auch solche Maßnahmen können durchaus einen wertvollen “Impact” setzen. Wenn sich der Zulauf zu Banken mit nachhaltigem, ethischem und ökologischem Anlage-Angebot massiv verstärkt, unterstützt man dabei nicht nur diese Banken in ihrem Wachstum und nachfolgend in ihrer Effektivität, sondern sendet auch ein klares Signal an die anderen Banken. Je mehr ökologische, ethisch vertretbare und soziale Anlageformen gefragt sind, desto mehr werden sich auch andere Banken bemühen, solche Möglichkeiten vermehrt anzubieten. Auch das bedeutet bereits den Beginn einer kleinen Wende. Privatkunden sind der zahlenmäßig größte Teil der Investoren – und ihre gezielt eingesetzte Finanzkraft kann sehr wohl deutliche Lenkungseffekte ausüben.
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