Im vorangegangenen Teil unserer Serie haben wir uns mit gezielten Einzelinvestments beschäftigt. Als Privatanleger ist es natürlich sehr aufwendig, sich nach passenden Investitionsmöglichkeiten umzusehen. Das Risiko ist dabei nicht unbedingt höher als bei „klassischen“ Anlageformen, man muss allerdings gerade bei gezielten Einzelinvestments genauer hinsehen und umfassender prüfen und auch ein wenig kritischer sein. Im Sinne eines echten „Impacts“ lohnt es sich aber auf jeden Fall, ein oder zwei gezielte Einzelinvestments in die eigene Anlagestrategie mit aufzunehmen. Sehr viel einfacher geht es aber natürlich, wenn die eigene Bank mit ihrem ganzen, professionellen Instrumentarium ethische und nachhaltige Anlagemöglichkeiten prüft und automatisch dort hinein investiert. Das erspart einem den persönlichen Aufwand und gleichzeitig kann man sicher sein, dass auch die ganz alltäglichen Bankgeschäfte, die man tätigt, bereits einen Wandel in die richtige Richtung unterstützen. Diese Möglichkeiten gibt es tatsächlich.
Ethisches Banking – geht das überhaupt?
Banken sind – wie andere Unternehmen auch – Wirtschaftsunternehmen und darauf angewiesen, Gewinne zu erwirtschaften, Eigenkapital aufzubauen und zu wachsen. Eine Bank existiert nicht im luftleeren Raum außerhalb unseres kapitalistischen Wirtschaftssystems, sondern eher genau mittendrin in seinem Zentrum. Banken sind ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt für unser gesamtes Wirtschaftssystem – sie sind keine Institution oder Behörde, die sich nach eigenem Gutdünken verhalten kann. Von daher ist es für Banken relativ schwierig, sich komplett auf einen ernst gemeinten rein ökologischen und nachhaltigen Bereich zu beschränken und sich aus allen anderen Wirtschaftsbereichen völlig zurückzuziehen. Das ist auch der Grund, warum „echte“ ökologische und nachhaltige Banken dann doch eher dünn gesät sind. Theoretisch ist es allerdings möglich, als Bank so zu agieren – wenn die Bank ihre Geschäftspolitik von vornherein dafür konzipiert und viele klassische Gepflogenheiten von Banken durch neue ersetzt.
GLS-Bank als Vorreiter und Vorbild
Eine deutsche Bank, der das schon seit langem sehr gut und wirklich umfassend gelingt, ist die GLS Gemmeinschhaftsbank in Bochum. Die Bank ist dabei kein gerade erst entstandenes Unternehmen, sondern existiert schon seit 1974. Damals auf anthroposophischen Grundsätzen begründet, hat sie sich im Lauf der Jahrzehnte konsequent weiterentwickelt. Die Übernahme der Ökobank 2003 hat dabei sicherlich gerade in ökologischer Hinsicht auch einiges mit verändert, ebenso wie die Übernahme der IntegraBank 2008, einer christlich-kirchlichen Bank.
Die GLS Bank bezeichnet sich gerne selbst als „erste Ökobank der Welt“ – das muss man jetzt nicht im Detail nachprüfen, die Aussage ist vermutlich eher als Werbung zu werten. Sieht man sich die Angebote der GLS Bank aber genauer an, kann man sie durchaus als sehr engagiert nachhaltig, sozial und ökologisch orientiert einordnen.
Finanziert werden von der Bank nur Projekte, die bestimmten Bereichen zuzuordnen sind:
- ökologische Landwirtschaft
- nachhaltiges Bauen
- Leben im Alter und soziale Wohnprojekte sowie Behinderteneinrichtungen
- freie Schulen und Kindergärten
- Projekte und Unternehmen im Bereich der gesamten Bio-Branche
- regenerative Energien
- Kultur
Atomenergie, Alkohol, Gentechnik (auch grüne Gentechnik), Rüstung, Tabak, Kinderarbeit und Tierversuche und alle Unternehmen und Projekte, die damit in Verbindung stehen, werden konsequent ausgeschlossen.
Die GLS Bank ist dabei dem Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken angeschlossen und damit auch dem Einlagensicherungssystem dieser Bankengemeinschaft. Sie ist also eine etablierte Bank in der deutschen Bankenlandschaft und mit einer Bilanzsumme von über 5 Milliarden Euro auch keine Kleinbank.
Geschäftsgebaren und Angebote
Wenn es um die Geschäftspolitik der GLS Bank geht, stechen zwei Dinge hervor: einerseits ein starkes Bekenntnis zur Transparenz, andererseits eine Art der Finanzierung, die das Kerngeschäft der Bank möglichst selbsttragend machen soll.
Zum ersten Punkt, einer möglichst hohen Transparenz, gehört unter anderem, dass in der hauseigenen Bankenzeitschrift prinzipiell komplett aufgeführt wird, an wen die Bank im vergangenen Jahr Kredite vergeben hat. Zum anderen gehört dazu, dass man im Zuge der Konto-Eröffnung selbst genau festlegen kann, in welche Projektbereiche das eigene Geld investiert werden soll. Theoretisch ist es also möglich, als Kunde auf Wusch sein gesamtes Geld ausschließlich in ökologische Landwirtschaft zu investieren, wenn einem das ein persönliches Anliegen ist. Damit kann man eigene „Impacts“ auch direkt über die eigene Bank abwickeln.
Zur Transparenz gehört weiterhin auch ein Stop Climate Change Zertifikat, die Bank veröffentlicht regelmäßig ihre eigene CO2-Bilanz und hat sich verpflichtet, sie laufend zu verbessern.
Zur transparenten und möglichst selbsttragenden Finanzierung des Kerngeschäfts hat man 2016 die Kontoführungsgebühren auf 3,80 Euro erhöht und hebt zusätzlich noch einen Monatsbeitrag von 5 Euro ein, mit dem auch spezielle digitale Projekte der Bank mitgefördert werden, um beispielsweise eine neue App und eine Community-Plattform zu finanzieren. Das steht im krassen Gegensatz zur „Alles kostenlos“-Mentalität der meisten Banken, die die benötigten Mittel dann am Ende aber doch über intransparente Sonderkostenregelungen oder ganz einfach aus dem Markt gewinnen – und die Kosten durch wirtschaftliche Maßnahmen wie das Zurückfahren persönlicher Beratung und das Verschlanken von Filialen zu reinen Automaten-Standorten die Kosten zu senken. Der Weg, die Kosten zunächst einmal auf den Tisch zu legen und von allen Kunden einen gleich hohen Betrag zur Deckung zu verlangen, erscheint da erst einmal doch transparenter.
Spezielle Angebote der Bank richten sich an die Betreiber von sozialen und gemeinnützigen Projekten und Initiativen, denen speziell gestaltete Finanzierungsformen zur Verfügung stehen – etwa die Gemeinschaftsfinanzierung für größere soziale Projekte durch eine Unterstützergruppe oder auch die Möglichkeit von Mikrokrediten, wo die GLS Bank eine der ersten Beteiligten war. Über eine eigene Stiftung, die Zukunftsstiftung Landwirtschaft, die der GLS Treuhand e.V. gehört, werden alle Projekte zur Verbreitung und Weiterentwicklung ökologischer Landwirtschaft gefördert. Unter anderem auch die Saatgutforschung und der Tierschutz.
Im Bereich der Elektromobilität stellt man ein bargeldloses und registrierungsfreies Bezahlungssystem für Ladesäulen zur Verfügung. Die Bank selbst besitzt 24 Ladepunkte und hat davon 8 öffentlich zugänglich gemacht. Im Verein „CO2-Abgabe“ engagiert sich die Bank für die Schaffung einer kostenneutralen CO2-Abgabe, die rein aus dem Umbau des Steuersystems finanziert werden soll, wobei EEG-Umlage und Stromsteuer abgeschafft und durch eine gleich hohe CO2-Abgabe ersetzt werden sollen.
Seit einigen Jahren bietet die Bank auch Geldanlagen wie Aktien und Fonds an, die den eigenen Wertvorstellungen und dem eigenen Ansatz entsprechen und als akzeptabel angesehen werden.
Es braucht nun natürlich nicht zu verwundern, dass die Bank in den letzten Jahrzehnten mit Preisen und Auszeichnungen geradezu überhäuft wurde und von sehr vielen Seiten immer wieder zur „nachhaltigsten Bank des Jahres“ gekürt wurde. Das hat sich die Bank sicherlich verdient mit ihrem gezielten Engagement. Selbst der Blog der Bank wurde schon ausgezeichnet für seine Qualität – Daimler Benz hatte man in diesem Wettstreit um den besten Blog bereits auf untere Ränge verdrängt, und das will, für alle die sich in diesem Metier auskennen, durchaus etwas heißen.
Die GLS Bank als Machbarkeitsbeweis
Wiewohl die Aktivitäten der Bank zwar recht beeindruckend sind, soll das tatsächlich keine reine Lobeshymne auf die GLS Bank oder gar unverhohlene Werbung dafür sein. Das Beispiel dieser Bank zeigt aber deutlich, was selbst im Bereich etablierter Banken möglich ist – oder möglich wäre. Mit Ansätzen wie „alles kostenlos“ ist das vermutlich am Ende nicht vereinbar – andererseits muss diese „Geiz-ist-geil“-Mentalität im Bankenbereich ja nicht unbedingt auch noch sein. Kontoführungsgebühren haben sicher noch niemanden arm gemacht.
In eine ganz ähnliche Kerbe wie die GLS-Bank hauen auch andere Banken aus dem etablierten Bankensystem – etwa die Umweltbank in Nürnberg, die EthikBank in Eisenberg, die sich vor allem durch ihren Ansatz als „Gläserne Bank“ auszeichnet, oder die Steyler Bank und die Evangelische Bank. Diese Banken werden wir uns – samt ihrem Angebot und ihren Ansätzen im Einzelnen – im Folgebeitrag ansehen.
Zwischen-Fazit
Es gibt eigentlich einen sehr großen Bedarf für ethische und nachhaltige Banking-Möglichkeiten – ohne auf die Sicherheit einer etablierten Bank und auf traditionelle Anlageformen wie Sparkonten, Festgeld und Tagesgeld zu verzichten. Der insgesamt bestehende Bedarf wird bislang nur von einigen Banken gedeckt, mal besser und mal weniger gut. Tatsache ist aber: diese Möglichkeiten existieren bereits und sie sind vergleichsweise einfach zu nutzen. Den „Impact“, der sich durch eine Unterstützung solcher Bankkonzepte langfristig ergeben kann, sollte man dabei aber nicht unterschätzen. Banken sind sehr potente Impact-Geber, auch auf internationaler Ebene. Das liegt an ihrer Position in der Mitte unseres kapitalistischen Wirtschaftssystems. Und die Veränderungen aus Kundensicht sind genau genommen minimal.