In der neuen Welt der Kryptowährungen ist vieles verwirrend und erst einmal neu. Das gilt auch für die Unterschiede zwischen dem klassischen Bitcoin und Ethereum – der relativ unangefochtenen Nummer Zwei auf dem Krypto-Markt. In unserer kleinen Serie über Krypto-Währungen, die auch für Anleger interessant sein können wollen wir deshalb einmal kurz Ethereum vorstellen.
Was bei Ethereum gleich wie beim Bitcoin ist – und was anders
Ethereum mit seiner Währung Ether (ETH) basiert ebenso wie der Bitcoin auf der klassischen Blockchain, als echter Coin kann es auch als Zahlungsmittel verwendet werden. Von seiner Marktkapitalisierung her gesehen, ist Ethereum nach dem Bitcoin die zweitgrößte Kryptowährung auf dem Markt. Gegenwärtig liegt die Market Cap bei rund 11,8 Mrd. EUR (Bitcoin 29,9 Mrd. EUR), der Preis liegt aktuell um die 130 EUR. Es sind dabei gut fünfmal so viele Währungseinheiten im Umlauf wie beim Bitcoin – was angesichts des niedrigeren Werts im Vergleich zum Bitcoin natürlich verständlich ist.
Anders als der Bitcoin ist Ethereum aber nicht nur allein ein Zahlungsmittel. Ein ganz wesentlicher Bestandteil von Ethereumsind die sogenannten „Smart Contracts„. Das sind Computerprotokolle, die vertragliche Regelungen zwischen zwei Parteien technisch abbilden. Ethereum unterstützt technisch solche digitalen Vertragslösungen mit seiner Plattform und stellt dabei gleichzeitig das Zahlungsmittel für die Abwicklungen von Zahlungen im digitalen Verkehr zur Verfügung. Das ist eine wohl durchdachte und auch interessante und zukunftsweisende Strategie, da digitale Vertragsgestaltungen sehr vieles vereinfachen – und Verträge und vor allem die Vertrasdurchsetzung auch insgesamt sicherer machen.
Ein sehr einfaches aber gutes Beispiel ist etwa das digitale Rechtemanagement. Ein digitaler Contract kann hier etwa einzelne Copyright-Lizenzen abbilden. Auch im Internet der Dinge (Internet of Things) spielen solche elektronischen Verträge und Vertragsbeziehungen eine wichtige Rolle – für den Fall dass unser Kühlschrank irgendwann einmal in der Lage sein sollte, die Butter selbsttätig im Laden nachzubestellen, wenn er feststellt, dass sie zur Neige geht.
Das mögliche Einsatzspektrum von Digital Contracts geht aber noch sehr viel weiter – theoretisch ließen sich sogar die meisten Verträge auf Papier recht gut und oft sogar qualitativ besser durch ihre elektronischen Pendants ersetzen. Wenn diese Verträge auch zu leistende Zahlungen beinhalten, stellt Ethereum eine sehr gute technische Basis für die Abwicklung dar. Die dabei eingesetzte Programmiersprache ist Solidity, eine eigens für Ethereum entwickelte Sprache. Die Programmierung wird danach über eine Zwischensprache (Bytecode) in Maschinenbefehle übersetzt und in der Ethereum Virtual Machine (EVM) ausgeführt.
Auch technisch bietet Ethereum einige Weiterentwicklungen gegenüber dem Bitcoin – etwa sogenannte „Light Clients“, die es mit vergleichsweise wenig Kapazitäten erlauben, den Status eines Teils des Netzwerks zu überwachen oder einzelne Transaktionen zu verifizieren.
Coins und Token
Ein für Anleger ganz wichtiges Kriterium bei Kryptowährungen ist, ob es sich um COINS oder um TOKEN handelt. Zwischen beiden gibt es einen fundamentalen Unterschied, der gerade bei Investments wichtig sein kann.
Gerade bei Ethereum ist das eine Sache, die häufig eine Rolle spielt. COINS sind immer Kryptowährungen, die einen eigenen technischen Hintergrund mitbringen – TOKEN dagegen basieren auf einem anderen (fremden) technologischen Netzwerk. Sie sind also, um ihren Wert zu behalten immer auf dieses Netzwerk angewiesen. Das bedeutet nicht, dass Token deshalb automatisch weniger Wert sind – aber das Fehlen einer eigenen technologischen Basis ist zumindest ein Nachteil, auch wenn es um Investments geht.
Gerade die Ethereum-Technologie wird von vielen Tokens als Basis genutzt – was eigentlich umgekehrt wieder für Ethereumselbst spricht. Man muss sich dabei also immer vor Augen halten, dass ein Token der auf Ethereum basiert, nicht GLEICH Ethereum ist – und auch nicht zwangsläufig die gleiche Wertentwicklung wie der ETH aufweisen muss. Das wird oft stillschweigend angenommen – dafür gibt es jedoch keinen nachvollziehbaren Grund. Der Token benutzt nur Ethereum als technische Basis für die Abwicklung.
Das wäre in etwa so wie wenn Sie einen Autoverleih in einer städtischen Tiefgarage in zentraler Lage eröffnen. Nur weil der Betreiber der Tiefgarage dicke Gewinne macht, heißt das dann nicht automatisch, dass auch ihr Autoverleih-Business super läuft. Es befindet sich dann einfach nur in einer gut gehenden Tiefgarage.
Die Wertentwicklung von Ethereum
Als zweitbeliebteste virtuelle Währung hat der Ether (ETH) den Aufstieg und Fall des Bitcoin fast parallel mitgemacht – allerdings in wesentlich kleinerem Maßstab. Der Preis des ETH stieg zwischenzeitlich zu Beginn des Jahres 2018 auf bis über 1.000 EUR an, fiel dann aber wieder sehr schnell unter die 750 EUR Marke und pendelt aktuell zwischen 140 EUR und 200 EUR. Seit Mai 2018 ist ein kontinuerlicher Abwärtstrend zu beobachten, lag der ETH bis Ende August noch klar über der 250 EUR Marke, liegt er jetzt deutlich darunter.
Einen Vergleich zum Bitcoin zu ziehen, was das künftige Wachstumspotenzial angeht, ist allerdings schwierig. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Ethereum eben deutlich mehr als nur ein virtuelles Zahlungsmittel ist – oder zumindest sein kann.
Gerade der Bereich der Smart Contracts und damit die Möglichkeit, Leistungen und Dienste dezentral über ein bestehendes Netzwerk anzubieten und automatisch abwickeln zu lassen, bietet ein hohes mögliches Potenzial für zukünftige Entwicklungen.
Besonders sogenannte DAOs (Decentralized Autonomous Organizations) könnten als automatische Investmentfirmendurchaus auch im Bereich finanzieller Transaktionen und automatisierter Investments durchaus noch eine Rolle spielen, ebenso als autonom agierende Unternehmen in anderen Bereichen.
Möglichkeiten zum Investieren
Der einfachste Ansatz ist natürlich, sich ein ETH-Wallet anzulegen, zum gerade sehr günstigen Preis zu kaufen und einfach seine ETH zu halten und auf günstige Wertentwicklungen zu warten.
Durch echtes „Trading“ als den Ankauf zu günstigen Zeiten und den Rücktausch in EUR oder Umtausch in eine andere Kryptowährung, die gerade einen sehr niedrigen Wert aufweist (Gewinnmaximierung) lässt sich – mit etwas mehr Aufwand – natürlich auch Gewinn erzielen – selbst wenn es zu keinem weiteren Hype wie beim Bitcoin im vergangenen Jahr kommt.
Der Umtausch von einer Kryptowährung in eine andere oder der Verkauf gegen Euro lässt sich bei zahlreichen Onlinehändlernfür Kryptowährungen recht problemlos durchführen – allerdings sollten dabei immer auch die jeweils erhobenen Gebühren im Auge behalten werden.
Eine weitere Möglichkeit, mit Kryptowährungen Geld zu erwirtschaften ist, sich am sogenannten Mining zu beteiligen. Ein Großteil der Gewinne geht beim „Erzeugen“ neuer Coins zwar an Gruppen, die sich zusammenschließen um die Chance auf die zufällig verteilte Belohnung beim Mining zu erhöhen, allerdings hat man bei weniger gehypten Kryptowährungen durchaus auch als einzelner noch eine Chance, auch gelegentlich noch einmal eine Belohnung einstreichen zu dürfen. Beim Mining von Kryptowährungen von hohem Wert, wie dem Bitcoin, ist der Wert Belohnung umgekehrt dann allerdings wiederum deutlich höher.
Andere Anlagemöglichkeiten, wie spezielle Finanzprodukte auf den Bitcoin gibt es derzeit noch nicht.
Unser Fazit
Ethereum ist sicherlich eine sehr interessante Investmentmöglichkeit, ganz besonders wegen seiner Smart ContractFunktionen. Wie bei allen Kryptowährungen muss man allerdings muss man allerdings die zukünftige Entwicklung des gesamten Bereichs abwarten und beobachten um eine Abschätzung des tatsächlichen Potenzials treffen zu können. In der gegenwärtigen Situation muss man für ein Investment – genau wie bei anderen Währungen auch – schon ein gerüttelt Maß an Risikobereitschaft mitbringen.