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ETFs: Investieren in China

Das Reich der Mitte beeindruckt gleich mit einer ganzen Anzahl von atemberaubenden Superlativen – das bevölkerungsreichste Land der Erde, mit Abstand der größte Umweltsünder auf dem Planeten, das Land mit den meisten Hinrichtungen weltweit, aber auch das Land mit (bis vor kurzem) einer der größten Wirtschaftswachstumsraten der Welt und Exportweltmeister. Irgendwie scheint es auch das Land mit der aufregendsten Börse weltweit zu sein – manche Achterbahnen wirken dagegen fad und langweilig und irgendwie scheint die turbulente Börsenwelt auch exakt in Chinas Naturell zu passen. All diesen Dingen zum Trotz – kann es sich dennoch lohnen, in China zu investieren, auch als Kleinanleger? Und wie geht man am besten vor? Welche Indizes und ETF-Fonds stehen für China zur Verfügung?

China’s jüngste Geschichte

Im Reich der Mitte hat man mittlerweile gelernt, mit Extremen umzugehen – nun ja, zumindest im Bereich der Börse. Man meint, auf zukünftige Crashs vorbereitet zu sein und sie im Keim ersticken zu können – indem man einfach die Notbremse zieht und die Börse zumacht. Manchmal fragen wir uns, was passieren würde, wenn man in anderen Nationen auch auf die Idee kommen würde, Kursstürze einfach auf diese brachiale Art zu bremsen, indem man einfach alles ausmacht. Das darauf folgende Szenario wäre wahrscheinlich – nun ja, vermutlich interessant. Für China scheint das – vorläufig – allerdings tatsächlich mit der Brachial-Methode irgendwie zu funktionieren. Vorerst. Die “Notbremse” zeigt tatsächlich Wirkung.

Für Investitionen auf dem Aktienmarkt ist natürlich vor allem das Wirtschaftswachstum interessant. Das wird, so kann man vermuten, in der nächsten Zukunft wahrscheinlich keine so enormen Rekordwerte mehr erreichen, wie in der Vergangenheit, China wird zukünftig wohl etwas langsamer wachsen. Was sich mittlerweile deutlich abzuzeichnen scheint: Chinas Wirtschaft ist im Umbruch – Exporte und Importe und auch die Industrieproduktion schienen etwas zurückzugehen, der Dienstleistungssektor scheint deutlich zu wachsen. Für manche ist das ein Zeichen, dass China beginnt, eine “moderne” Nation zu werden. Das ist natürlich bloßes Kaffeesatz-Lesen. Kaum jemand im Westen kennt und versteht China so gut, dass er sich erlauben könnte, tatsächlich die Zukunft vorhersagen zu können, wo doch selbst die Chinesen selbst mit Prognosen noch recht uneins sind. Und egal wie sehr sich China verändert – in diesem Land wird noch sehr lange sehr vieles grundlegend anders bleiben, als es in den westlichen Industrienationen ist. Wie es mit China tatsächlich weitergeht, kann also niemand wirklich schlüssig und mit absoluter Sicherheit festmachen. Ein Fakt ist und den sollte man vielleicht doch nicht ganz unberücksichtigt lassen, dass Chinas Führung bestrebt ist, die Wirtschaft deutlich zu stärken, leistungsfähiger und belastbarer zu machen. Das scheint den Herren mithin tatsächlich ernst zu sein und eine hohe (wenn nicht gar die höchste) Priorität in der chinesischen Politik zu haben. Das also zumindest kann man einigermaßen erkennen. Auch dass China den Renminbi gern als wichtige internationale Währung und auch als Investitionswährung anerkannt sehen möchte, ist ebenfalls klar erkennbar.

Ein bedenkenswertes Kriterium, das auch für Anleger wohl eine Rolle spielt, ist die Tatsache, dass in China jetzt und in der jüngsten Vergangenheit die Geldpolitik ein sehr wichtiges Mittel war, um die Wirtschaft zu lenken. Mit einem oft ebensowenig gefühlvollen Vorgehen wie bei der Schaffung der “Notbremse” an der Börse. Die Methoden bleiben brachial. Vieles an der chinesischen Wirtschaft wird also über die Geldpolitik der Zentralbank geregelt und davon beeinflusst. Als Anleger sollte man sich dessen wohl einfach bewusst sein und mit china-typischen heftigen und plötzlichen Veränderungen dann und wann einfach rechnen.

Wie kann man in China investieren?

Nun, einer der bisher probabelsten Wege, in die Wirtschaft eines Landes oder einer Region zu investieren, ist für die meisten Länder, einfach in den jeweiligen Länderindex zu investieren. Das geht auch in China. Einzelne Aktien kann man nur in begrenztem Umfang erwerben. Wer das aber dennoch möchte, ist wahrscheinlich auf der neuen deutsch-chinesischen Börse in Frankfurt, der CEINEX am besten bedient. Dort bekommt man nach gegenwärtigem Stand eine begrenzte Anzahl von Anleihen aus dem chinesischen Markt und einige derivative Produkte.

Was man für den Handel mit chinesischen Aktien allerdings wissen sollte: Es gibt in China sogenannte A-Aktien und B-Aktien. Die A-Aktien sind Aktien chinesischer Unternehmen, die in chinesischer Währung notiert sind und eigentlich nicht für Ausländer gedacht sind (mit einigen wenigen, begrenzten Ausnahmen).

Die B-Aktien stehen dagegen jedem offen, um darin (in ausländischen Währungen) zu investieren – auch wenn die tatsächlichen praktischen Möglichkeiten, auf diese Weise in chinesische Unternehmen zu investieren, immer noch recht gering sind. Zudem ist es wohl nicht ganz einfach, an verlässliche Informationen und Zahlen über chinesische Unternehmen zu kommen (einige Experten quittieren auch einen Hinweis auf den Begriff “chinesische Statistiken” lediglich mit einer vielsagend hochgezogenen Augenbraue).

Eine Klasse für sich sind die H-Aktien. Sie sind weder in Shanghai noch in Shenzhen an der Börse notiert, sondern in Hongkong. Sie gelten als liquider als die beiden anderen Aktienklassen und werden oft bevorzugt.

Abseits vom Direkt-Investment in chinesische Unternehmen, das wie gesagt doch mit beträchtlichen Unwägbarkeiten verbunden sein kann, bietet sich natürlich insbesondere für Kleinanleger, die Investition in einen ETF (Index-Fonds) an. Insgesamt stehen 9 verschiedene, recht gute Indizes in China zur Verfügung, für die es auch ETFs gibt. Auch einige der ETFs kann man über die CEINEX bekommen, sie sind allerdings auch anderswo aufgelegt. Wie Indizes für gewöhnlich funktionieren und welche Vorteile Index-Fonds bieten, können Sie ausführlich in unserem Beitrag über Aktienindizes nachlesen.

Die wichtigsten chinesischen Indices mit ETFs

Was besonders interessant ist, ist dass es über den Weg der ETFs auch eine Möglichkeit gibt, in A-Aktien zu investieren. Die Indices, die A-Aktien enthalten sind:

  • der CSI 300 (300 größte und liquideste chinesische Unternehmen, in Renminbi notiert)
  • der FTSE China A50 (50 größte chinesische Unternehmen, in Renminbi notiert)
  • der MSCI China A Index (größte und umsatzstärkste A-Aktien – interessant: Auswahl aus Sicht eines “lokalen Anlegers”, insgesamt 799 Titel nach aktuellem Stand)
  • der MSCI China A International Index (größte und umsatzstärkste A-Aktien, hier aus der Sicht eines internationalen Anlegers, insgesamt 369 Titel)

H-Aktien sind in den folgenden Indices enthalten:

  • Dow Jones China Offshore 50 (ein Performance-Index, 50 größte Unternehmen in überwiegend Festland-China)
  • FTSE China 50 (50 größte und liquideste chinesische Aktien)
  • Hang Seng China Enterprise Index (auch HSCEI, die bedeutendsten H-Aktien zusammengefasst, nach aktuellem Stand 40 Titel)
  • MSCI China Performance Index (wie der Name schon sagt, ebenfalls ein Performance Index, insgesamt 157 Titel nach aktuellem Stand, größte und umsatzstärkste chinesische Unternehmen, hier gibt es von allen Indices die meisten ETFs)
  • der MSCI China H Index (ebenfalls ein Performance Index, 74 Titel nach aktuellem Stand)

B-Aktien sind auch im MSCI China Performance Index mit enthalten, in den anderen Indices für gewöhnlich nicht.

Die Zusammensetzung der einzelnen Indices nach Branchen und die Gewichtung einzelner Unternehmen kann recht unterschiedlich sein – vor einem Investment empfiehlt sich also auf jeden Fall, den Index gründlich zu analysieren, auch wenn einem die Firmennamen wohl nicht immer sehr viel sagen werden. Für manche Anleger möglicherweise auch interessant: Eine recht hohe Anzahl der ETFs auf chinesische Indices sind auch sparplanfähig.

Die Kosten für ETFs auf chinesische Indices liegen in der Regel auch sehr niedrig, allerdings etwas höher als bei beliebten Indices, wie dem S&P 500. In der Regel können Sie von Gesamtkostenquoten in der Höhe von rund 0,4 – 1 Prozent ausgehen. Wichtig dabei aber auch: Suchen Sie sich den richtigen Broker – das kann ihre Gesamtkosten spürbar erleichtern, bei manchen Brokern sind sogar Sparpläne gebührenfrei. Beim Vergleich der Kosten hilft Ihnen auch unser Discountbroker- Vergleichsrechner.

Ein Tipp am Rande

Es müssen übrigens nicht unbedingt ETFs auf China-Indices sein, wenn Sie in China investieren wollen. Auch die Indices auf BRIC-Länder (Brasilien, Russland, Indien und China), gedacht als Emerging Markets Indices, bieten oft einen sehr hohen Anteil von chinesischen Aktien. Am höchsten ist der Anteil beim S&P BRIC 40 mit über 75 % chinesischer Aktien, auch beim FTSE BRIC 50 liegt der China-Anteil mit über 50 % noch recht hoch. In manchen Fällen kann das durchaus eine Alternative sein. In den meisten Asien-Indices ist China dagegen mit lediglich 20 % Anteilen vertreten, bis auf einige Ausnahmen, dort erreichen chinesische Aktien Anteile von rund 40 %.

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