ETF bzw. börsengehandelte Indexfonds (Kleinanleger-Finanzwissen: Was ist ein ETF?) haben seit ihrer Erfindung 1971 in den USA weltweit einen enormen Boom erlebt. Obwohl der Börsenhandel mit diesem Fondstyp in Deutschland erst um die Jahrtausendwende begann, werden hier heute über tausend ETF mit einem Fondsvermögen von über 330 Milliarden Euro gehandelt. Weltweit ist es ein Billionenvermögen, das hinter diesen Fonds steht. Dennoch zeigt sich die Finanzindustrie eher zurückhaltend, wenn es um die Vermarktung geht.
Das ist zu einem guten Teil auf die vergleichsweise geringen Erträge zurückzuführen, die Fondsanbieter und -vermittler mit Indexfonds erzielen. Mit deren Ertragssituation befasst sich intensiver die Studie „Global Asset Management 2015“ der renommierten Boston Consulting Group, die eine globale Bestandsaufnahme der Fondsbranche bietet. Die Untersuchung der Erträge bildet dabei aber nur einen Aspekt.
Fondsbranche verdient an Kleinanlegern gut
Die Studie stellt – unter anderem für Deutschland – interessante Unterschiede bei dem Verkauf von Fondsprodukten fest. So wurde ermittelt, dass die Fondsindustrie bei deutschen Kleinanlegern besonders gut verdient. Im Schnitt wurden bei privaten Kunden im vergangenen Jahr 0,62 Prozent Gebühren bei Fonds erzielt, bei institutionellen Investoren waren es dagegen 0,15 Prozent. In Deutschland ist die Differenz zwischen Kleinanlegern und institutionellen Investoren besonders ausgeprägt, im europäischen Vergleich zahlten Privatkunden durchschnittlich nur 0,51 Prozent, während das Niveau bei institutionellen Anlegern gleich hoch lag.
Die Kostendifferenz kann vor allem mit zwei Ursachen erklärt werden:
- Institutionelle Anleger wie Pensionskassen oder Versicherungen besitzen gegenüber Fondsanbietern eine bessere Marktposition und erzielen dadurch günstigere Konditionen. Hinzu kommt, das diese Unternehmen selbst über ein professionelles Anlagemanagement verfügen und daher gegenüber den Fondsgesellschaften anders auftreten.
- Schon seit Jahren legen institutionelle Investoren ein starkes Schwergewicht auf börsengehandelte Indexfonds. Und die sind normalerweise mit deutlich niedrigeren Kosten verbunden.
Da sich ETF üblicherweise auf die Nachbildung eines Indexes beschränken, agiert das Anlagemanagement hier passiv. Dadurch entsteht weniger Aufwand für Marktanalysen und Portfolio-Umschichtungen als bei Fonds, die besser als der Markt sein wollen. Dies schlägt sich in den laufenden Kosten nieder. Aus Kleinanlegersicht haben ETF außerdem den Vorzug, dass hier nicht die sonst üblichen Ausgabe- oder Rücknahmeaufschläge anfallen, sondern nur die Transaktionskosten für den Börsenhandel. Die Aufschläge sind aber eine wesentliche Ertragsquelle für Fondsanbieter wie -vemittler gleichermaßen. Und die Fondsindustrie hat damit bisher gut verdient. Laut BCG-Studie wurden weltweit 2014 102 Milliarden Dollar Gewinne erzielt.
ETF – eine Erfolgsgeschichte trotz Zurückhaltung
Es überrascht daher nicht, das ETF bei Empfehlungen von Banken und anderen Vermittlern nicht unbedingt an erster Stelle stehen, denn die Provisionen sind hier vergleichsweise bescheiden. Dem Erfolg von ETF am Markt hat das keinen Abbruch getan. Die Kosten Ihres ETF-Handels können Sie dabei selbst beeinflussen, indem sie einen günstigen Broker wählen. Mit unserem Depotkonto-Vergleichsrechner haben Sie ganz einfach die Möglichkeit, das für Sie optimale Angebot zu finden.