Nun ist sie da: die Energiewende. Und zwar in einem Bereich, in dem das wohl noch vor einem Jahr keiner so plötzlich vermutet hätte – im Straßenverkehr. Auf einmal soll alles anders werden, und in wenigen Jahren sollen nun Elektroautos plötzlich das Hauptverkehrsmittel sein. Der eine oder andere Anleger hat sich sicher schon überlegt, ob die ganze Elektromobilität nicht eine vielversprechende Anlagemöglichkeit sein könnte. Oder zumindet einige interessante Gewinnmöglichkeiten bietet. Wir haben uns diese Gedanken auch gemacht, und das ganze Thema einmal gründlich und umfassend beleuchtet. Lesen Sie weiter, wenn Sie erfahren wollen, zu welchem Schluss wir gekommen sind.
Ist Elektromobilität tatsächlich die Zukunft?
Nun – könnten irgendjemand von uns verlässlich in die Zukunft sehen, wäre das wohl ein viel gefragter Mann. Experten jedenfalls sind sich mit ihren prognostizierten Szenarien und in ihren Zweifeln längst nicht einigt. Es besteht also doch auch eine profunde Chance, dass am Ende alles doch anders kommen könnte. Wie schon so oft, übrigens. Diese Sache sollte man bei dem Thema immer ein wenig im Hinterkopf behalten. Im Moment geht es um Pläne, Konzepte und vielfach sogar lediglich um Ideen. Was sich am Ende durchsetzt, und vor allem was tatsächlich breite Akzeptanz finden wird, ist derzeit noch völlig offen.
Müssen wir Elektromobilität?
Wegen dem Klimaschutz? Nein. Der kratzt im Grunde sowieso kaum jemanden wirklich. Immerhin verheizen wir weiterhin großzügig Kohle und wehren uns gegen Windenergie überall, wo wir nur können. Und einige Staaten wie die USA wollen die Kohleförderung sogar wieder intensivieren – Klimaschutz geopftert für (die bloße Möglichkeit von einigen) Arbeitsplätzen im eigenen Land. Und wenn man sich die einhellige Begeisterung ansieht, mit der die meisten Staaten ehrgeizigen Klimazielen hinterherjagen („können doch auch die anderen machen,…“) dann wird klar, dass die Elektromobilität zwar ein THEMA aber längst noch kein umwelttechnischer oder moralischer Imperativ ist. Schon gar nicht für einige Staaten.
Es lohnt bei solchen Dingen immer, auch ein wenig nach den Motiven und nach der Unterstützung zu schauen, die solche Ideen haben. In einigen Ländern, wie Deutschland, bemüht sich die Politik mit einiger Anstrengung, die Autobauer in die Pflicht zu nehmen – um zumindest ein Angebot zu schaffen. Bis vor kurzem erzeugte das aber eher nur müdes Abwinken von Seiten der Hersteller, und einige lahme Beteuerungen, dass man ja dabei sei, aber kaum einen Markt sähe. Erst jüngst hat sich das – nachdem man den Druck erhöht hat, verändert.
Nun kommt der Vortrieb von den Herstellern selbst: Volkswagen beispielsweise kündigt an, bis 2025 „Weltmarktführer im Elektrofahrzeugbereich“ werden zu wollen (ein bisschen vollmundig und wohl auch nur, um „Dieselgate“ ein wenig wettzumachen), Daimler kündigte an, einige Milliarden in Forschung und Entwicklung stecken zu wollen und auch einige andere Fahrzeughersteller wollen in jeder Fahrzeugkategorie zumindest ein rein elektrisches Modell anbieten. In Amerika hat es nunmehr der Hersteller Tesla geschafft, ein wirklich vernünftiges, eindeutig alltagstaugliches Fahrzeug auf den Markt zu bringen, und will weitere Produktionskapazitäten eröffnen, ein chinesischer Milliardär hat mit dem Unternehmen „Faraday Future“ angekündigt, in Kalifornien ein Milliarden Dollar teures Werk für sein Modell aus dem Boden zu stampfen. Langsam scheint sich die Welt also tatsächlich auf den Weg gemacht zu haben, und auch die großen Autobauer scheinen die Herausforderung nun ernsthaft angenommen zu haben.
Welche Chancen hat Elektromobilität?
Hier muss man zunächst einmal mehrere Dinge auseinanderhalten – nämlich Elektro-AUTOS und andere elektrisch betriebene Fahrzeuge. Bei den Bikes ist der Trend eindeutig zu sehen – und auch stabil. Von Jahr zu Jahr werden mehr E-Bikes verkauft, die Reichweiten und die Zuverlässigkeit sind enorm gestiegen und Elektrofahrräder verlieren langsam ihr „Rentner-Sportgerät-Image“. Ganz „cool“ sind sie noch nicht, wenigstens nicht unter den Sportlern, aber das Image hat sich enorm verbessert, und damit auch die Verkaufszahlen.
Bei Elektroautos sieht das durchwegs anders aus. Es ist nicht so, dass es keine Elektrofahrzeuge GÄBE – bei jedem Hersteller findet man einige Modelle, die rein elektrisch betrieben werden. Doch schon die Hybrid-Modelle laufen schlecht, und reine Stromer fährt in Deutschland kaum jemand. Natürlich kann man Konsumenten beeinflussen, oder Dinge schlicht „verordnen“ – indem man dem Autofahrer einfach kaum mehr eine vernünftige Wahl lässt: aber das wird in dieser Weise wohl kaum jemand tun. Und betrachtet man die Zahl der „freiwilligen“ Käufer bis jetzt in Deutschland, dann sind 12363 zugelassene Fahrzeuge zum 1.1. 2016 (Batterie-Stromer UND auch sogenannte Plugin-Hybride) wohl kein Ausdruck schierer Kundenbegeisterung. Und das, obwohl mit Anfang 2016 bereits beinahe 50 verschiedene Modelle – davon 29 sogar Serienmodelle – erhältlich waren. Die von der Regierung beschworene Million Elektrofahrzeuge auf den Straßen in Deutschland hätten wir bei dem derzeitigen Wachstumstempo irgendwann nach 2160 erreicht – und nicht 2020.
Für die allgemeine Akzeptanz muss also noch eine Menge getan werden – auch im Interesse der Autobauer, damit die Elektromobilität am Ende nicht das Groschengrab wird, dass dem Hersteller das Genick bricht.
Keine vielversprechende Vergangenheit
Elektroautos gibt es schon seit – richtig, seit 1839. Das war allerdings nur eine Art recht wackliger Prototyp. Ab den 1890er Jahren waren auch in Deutschland „echte“ PKW’s mit Elektroantrieb unterwegs, auch in anderen Ländern Europas, vor allem in Frankreich und Großbritannien und in den USA waren Elektrotypen durchwegs in breitem Umfang erhältlich. Um 1900 hatten die USA rund 35.000 Elektrowagen zugelassen, bis 1912 hatten sie ihre große Zeit. Trauerspiel: Technisch waren die Reichweiten und die Leistung nicht wesentlich schlechter als der Fahrzeuge, die in den 1990ern bis 2003 gebaut wurden. Und eine Geschwindigkeit von über 100 km/h erreichte man auch schon 1899.
Das Problem, warum sich Elektrofahrzeuge nie durchsetzen konnten (nach 1912 nahm der Bestand der damals noch sehr verbreiteten Fahrzeuge rasant ab) war auch damals schlicht: die Reichweite. Benzin wurde billig, und erdölgetriebene Fahrzeuge hatten deutlich größere Reichweiten und waren in Minutenschnelle einfach wieder nachzutanken. Elektrofahrzeuge wollte dann keiner mehr.
Die gleiche Erfahrung musste auch GM mit dem EV-1 machen. Das 1996 vorgestellte Fahrzeug HÄTTE den gesamten Automobilmarkt revolutionieren können (und sollen) – hat es aber nicht getan. Dabei war das Fahrzeug schick, sogar eingermaßen erschwinglich und technisch gut ausgereift. Bis 2003 hatte man die Produktion – nach einer zwischenzeitlichen Neuauflage – dann endgültig eingestellt. Insgesamt 1.117 Fahrzeuge hatte man überhaupt nur produziert.
Viele Stromer haben dabei bis heute keine besseren Leistungen als der EV-1 aufzuweisen – manche liegen dabei sogar noch darunter. Lediglich der Tesla kann mit einer Reichweite von rund 400 km und sportlichen Fahrleistungen glänzen – ist aber mit einem Preis von 100.000 USD sicherlich kein Alltagsauto. Und die Ersparnisse für die Nutzer von Elektrofahrzeugen durch geringeren Verbrauch und geringeren Verschleiß (niedrigere Wartungskosten) werden von vielen meist überhaupt nicht wahrgenommen. Viel hat sich also bislang nicht bewegt. Und für ausreichend Strom“tankstellen“ und vernünftige, zeitlich sinnvolle Ladedauern gibt es bislang höchstens Ideen – aber keine brauchbaren, ausgegorenen Konzepte, und schon gar keine feststehenden Pläne.
Dazu kommt, dass bei einer Massenproduktion – und Massennutzung noch viele weitere Probleme auftauchen würden. Die Batterieproduktion ist alles andere als umweltfreundlich, und verbraucht schon bei sehr geringen Stückzahlen eine gewaltige Menge Rohstoffe – etwa seltene Erden, die diesen Namen ja nicht umsonst tragen.
So sieht es also zur Zeit aus, mit elektrischen Fahrzeugen. Kaum Akzeptanz und Kundenbegeisterung für das, was bislang auf dem Markt ist, bislang keine tragfähigen Lösungen für den Alltagsgebrauch und das Aufladen, technische Leistungswerte wie man sie schon 1899 erreichten konnte. Und dazu völlig ungelöste Probleme bei Entsorgung von Batterien und das Problem, dass unser weltweiter Abbau an einzelnen Rohstoffen wahrscheinlich schon für die in Deutschland geplante Million Fahrzeuge nur mal gerade so reichen würde. Mit der Konsequenz, dass diese Fahrzeuge immer enorm teuer sein werden. Es bleibt also: die Vision. Fragt sich nur, wessen Vision.
Elektromobilität als Investment
Wie die vorangegangene Zusammenfassung zeigt, handelt es sich bei Investments in die Elektromobilität also um Investments in eine Zukunft, die möglicherweise kommen kann, wenn man imstande ist, die derzeitigen Probleme zu lösen. Dann sind Investments in die Infrastruktur (Ladestationen), die Fahrzeughersteller (wohl nicht alle) und in Sekundär-Technologie sicherlich eine sinnvolle Sache. Wenn man das Vorhaben aber mangels Durchführbarkeit aufgibt – oder weil sich eine andere Technologie, beispielsweise Wasserstoff doch als praktikabler erweist – dann füttert man mit seinen Investments einen toten Fisch.
Andererseits bieten natürlich völlig neue Technologien immer auch ein lohnendes Investment-Objekt. Wenn es jemandem gelänge, eine Batterie zu entwickeln, die die bislang vorhandenen Probleme bewältigen kann (mangelnde Reichweite, übermäßig hoher Rohstoffverbrauch und Energieaufwand bei der Herstellung, ungelöste Entsorgung, geringe Lebensdauer) – dann wären Investments in eine solche Technologie natürlich überaus lohnend. Sie hören die vielen „Wenns“. Und natürlich müsste man schon im Vorhinein wissen, welcher Hersteller oder welches Forschungsinstitut genau DIESE Batterie entwickelt. Noch ein paar mehr „Wenns“.
Nachfolgend wollen wir uns einmal ein paar Investment-Möglichkeiten ansehen.
Investment in Hersteller
Man kann natürlich den bewährten Weg wählen, und sich mit Aktien einzelner Hersteller eindecken, denen man zutraut, aus der Hinwendung zur zukünftigen Elektromobilität auf unseren Strassen massive Gewinne zu ziehen. Daimlers angekündigtes Investitionspotenzial scheint beinahe immens groß, gelingt es das auch nur in geringem Prozentsatz in Gewinne umzuwandeln, wird es wohl lohnend, sein Geld in Daimler zu setzen.
VW gibt sich ebenfalls in Aufbruchstimmung – ein angekündigtes Ziel, WELTmarktführer zu werden, sollte man nicht so ohne weiteres abtun, wo VW daneben auch bereit ist, den Konzern innovativ umzustrukturieren und „zukunftsfit“ zu machen, und den Ausblick auf die angekündigte Weltmarktführerschaft als Leitlinie zu nehmen.
Man könnte natürlich auch darauf tippen, dass Tesla seinen technologischen Vorsprung halten kann und weiter ausbaut – wobei auch die Tesla-Aktie in den letzten Jahren mit viel Bewegung aufwarten konnte, es ging nicht nur steil nach oben, sondern auch manchmal rasant nach unten. Und dass zu Zeitpunkten, wo die Konkurrenz in Form der traditionellen Automobilhersteller noch dünn gesät und im entsprechenden Segment des Fahrzeugbaus praktisch nicht existent war. Das angekündigte 35.000 Dollar-Fahrzeug von Tesla hat die Anleger gefreut – allerdings deutlich sichtbar nicht übermäßig. Und während einige schon das Damoklesschwert des endgültigen Untergangs über dem Unternehmen schweben sehen, reden andere von einer möglichen Verfünfzigfachung des Aktienwerts.Man ist also auch auf Expertenseite geteilter Meinung.
Was die Chinesen so zusammenkochen, und ob das am Ende tatsächlich auf die Märkte der westlichen Industriestaaten kann (und darf) – bleibt erst einmal dahingestellt. Technologisch sind die Chinesen sicherlich weit vorne, auch im Bereich der Batterie-Entwicklung darf man möglicherweise auf einige interessante Technologien hoffen. Hier steht allerdings auch Indien in den Startlöchern, als bewährtes Hightech-Schwellenland – das im Moment auch niemand so recht einschätzen kann. Unerwartetes kann jederzeit von beiden Seiten kommen, man hält sich durchwegs bedeckt.
Interessant am Rande: Mit einem chinesischen Hersteller, nämlich BYD, hat das Anlage-Genie Warren Buffett einen Gewinn von 648 % erwirtschaftet. Buffett versteht sich vor allem als Value Investor, dessen Kriterien bei Investments vor allem echte Zukunftschancen des Unternehmens, einleuchtende Produkte und solides, ehrlich arbeitendes Management sind. Besonders interessant an BYD ist, dass der Automobilhersteller gleichzeitig auch Batteriehersteller ist, und in diesem Bereich bemüht ist, viel an neuer und verbesserter Batterietechnologie zu entwickeln und zur Marktreife zu bringen. Man könnte also doch noch einmal über China nachdenken…
E-Mobility Fonds
Wer lieber etwas breit gestreuter investiert, wird wohl eher in Fonds nach entsprechenden Aktien suchen. Tesla-Aktien indes sucht man in vielen Fonds eher vergeblich, in den Öko-Fonds findet man gelegentlich einen geringen Anteil.
Wer auf Tesla als Beimengung ohnehin nicht so viel Wert legt, wird sich wohl auch mit anderen Fonds aus der Branche „Ökologie“ oder „Clean Energy“ noch anfreunden können. Auch wenn die Bereiche „Energieeffizienz“ und „Energiespeicherung“ Schwerpunkte eines Fonds sind, investiert man dort in nicht geringer Weise ebenfalls in E-Mobilität.
Ein nicht unwesentlicher Aspekt bei der gesamten Elektromobilität ist, dass Elektroautos nur so umweltfreundlich sind, wie der Strom erzeugt wird, mit dem sie fahren. Ein Atomstrom-Auto ist also immer noch ein „Sicherheitsrisiko“ für viele Leute, die rund um Atomkraftwerke wohnen, und ein Auto das mit Strom von Kohlekraftwerken fährt, wohl immer noch eine echte „Dreckschleuder“. Von ökologisch kann dann keine Rede sein.
Wer also in erneuerbare Energien und deren Ausbau investiert, tut auch gleichzeitig viel dafür, dass zukünftige Elektroautos „wirklich sauber“ werden – egal ob sie kommen, oder nicht. Das mag für viele ein Trost sein, die der „revolutionären Zukunft“ des Elektroautos eher noch etwas skeptisch gegenüber stehen.
Investments in Infrastruktur
Sollen tatsächlich eine Million Elektrofahrzeuge über die Straßen von Deutschland rollen, brauchen wir eine Menge Lade-Infrastruktur. Investments in Unternehmen, die sich mit Technologien zu kontaktlosem Laden, mit innovativer Batterie- und Stromspeichertechnik oder mit Batterien mit besonders kurzer Ladezeit beschäftigen, können natürlich ebenfalls lohnende Investments darstellen.
Allerdings sollte man sich hier durchaus im Klaren darüber sein, dass man so eine Art Risiko-Geldgeber ist – niemand weiß, ob das Unternehmen tatsächlich einen technologischen Durchbruch schafft – und damit auch wirklich massive Gewinne erzielt.
Investments in Versorgungsunternehmen, die auf Elektromobilität umstellen
In Irland und Großbritannien wurde die Milch schon vor Jahren mit Elektro-Trucks ausgeliefert. Für viele Unternehmen, die eine umfangreiche Logistik zu bewerkstelligen haben, kann sich der Umstieg auf Elektromobilität durchaus lohnen – auch kostentechnisch.
Wer in Unternehmen investiert, die einen solchen „nachhaltigen“ Umstieg vollziehen, könnte möglicherweise mit etwas Gewinn rechnen. In jedem Fall sollte man sich aber das wie, was und warum dieses Umstiegs und alle Rahmenbedingungnen immer sehr genau ansehen.
Fazit
Bei der Elektromobilität im Straßenverkehr steht vieles noch in den Sternen – keiner kann heute sicher sagen, was die Zukunft tatsächlich bringen wird, und wie unsere automobile Welt in 15 Jahren aussehen wird. Dementsprechend unklar ist auch, welche Investments in diesen Bereich überhaupt Erfolg haben werden – und ob überhaupt. Wer auf Nummer Sicher geht, sollte eher zu breit gestreuten Investments greifen,die zusätzlich auch andere Bereiche und allgemein nötige Technologien abdecken, etwa zur Speicherung von Strom.