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Dogs of the Dow: Mit der Hundestrategie zum Erfolg?

Auch wenn selbst Top-Investoren zugeben müssen, dass der Markt in vielen Fällen nur mit großem Aufwand und Glück zu schlagen ist, suchen zahlreiche Anleger nach der Zauberformel, die Überrenditen aus dem Nichts entstehen lassen kann. Als eine eher simple, aber unter bestimmten Umständen durchaus effektive Strategie gilt dabei Dogs of the Dow. Was aber hat es mit der Hundestrategie auf sich? Was kann sie leisten – und wo sind ihre Grenzen?

Dogs of the Dow Grundidee

Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Konstrukten basiert die Anfang der 1990er vorgestellte Dogs of the Dow Strategie auf einem erfreulich simplen, transparenten Konzept. Gleich zu Beginn eines Jahres wählt der Anleger die 10 Aktien des Dow Jones mit der höchsten Dividendenrendite aus und kauft sie mit gleicher Gewichtung. Die Titel werden genau ein Jahr lang bis zum nächsten Stichtag zu Jahresbeginn gehalten. Titel, die nun nicht mehr zu den 10 mit der höchsten Dividendenrendite zählen, werden verkauft. Die Erlöse finanzieren den Kauf der Aktien, die das Portfolio nun für ein Jahr aufstocken.

Mit dieser Strategie setzen Anleger im Prinzip auf die Verlierer des Vorjahres, da man davon ausgeht, dass die Dividende relativ stabil bleibt – bei steigender Dividendenrendite muss folglich der Kurs in den vergangenen Wochen oder Monaten abgestürzt sein. Vorausgesetzt die betroffenen Unternehmen sind in der Lage, den Aktienkurs wieder auf einem höheren Niveau zu stabilisieren, können damit durchaus sehenswerte Renditen erwirtschaftet werden. Da 10 Werte ein Investment in 10 verschiedene Unternehmen unterschiedlicher Sparten bedeuten, ist die Diversifikation groß genug, um Totalverluste zu vermeiden. Ein weiterer Pluspunkt: Vor allem Anfänger können damit den typischen Fehler vermeiden, bei steigenden Kursen einzusteigen. In einen Wert zu investieren, der weder auf einem Höhenflug ist, noch als heißer Tipp gilt, garantiert günstige Einstiegskurse und im besten Fall hohe Renditen. Ein weiterer Vorteil: Da das Portfolio während dieses einen Jahres nicht angerührt wird, erfolgen keine kurzfristigen, ggf. sogar übereilten Käufe oder Verkäufe, was Verluste in der Regel begrenzt.

Weiterentwicklungen der Dogs of the Dow Strategie

Der US-amerikanische Fondsmanager Michael O’Higgins, der die Dogs of the Dow Strategie populär machte, war es schließlich, der sie als Erster variierte. Statt auf die 10 Dogs setzte O’Higgins bald auf die „Flying Five“. Dazu wählte er aus den 10 Renditerennern die fünf Werte mit dem niedrigsten Kurs aus. Damit steigt zwar das Verlustrisiko aufgrund geringerer Diversifizierung – allerdings auch die Rendite. Weitere Analysen ergaben, dass die Aktien mit dem niedrigsten Kurs in der Regel ein dauerhaft schwaches Papier war – die Aktie mit dem zweitniedrigsten Kurs (penultimate) allerdings entwickelte sich mit schöner Regelmäßigkeit überdurchschnittlich gut, was O‘ Higgins und seinen Kollegen Downes zur durchaus gewagten Empfehlung veranlasste, nur in den Wert mit dem zweitniedrigsten Kurs zu investieren (Penultimate Profit Prospect).

Auf Basis dieser Auswertungen und Beobachtungen entwickelten die Analysten und Fondsmanager Tom und David Gardner ihre Strategie der erstaunlich erfolgreichen Foolish Four. Zur Grundlage nimmt sie O‘ Higgins Flying Five, schließt den Wert mit dem geringsten Kurs allerdings aus und gewichtet die Aktie mit zweitniedrigsten Kurs doppelt. In einer Weiterentwicklung setzten die Gardners auf die Foolish Four Strategie in geraden Jahren und den Penultimate Profit Prospect in ungeraden Jahren.

Verbreitung und Erfolge

Entdeckt wurden diese Strategien in den 1990er Jahren – und damit genau zu der Zeit, in der sie ihre größte Wirksamkeit bewiesen und hätten genutzt werden können, wenn sie weiter verbreitet gewesen wären. Was nicht bedeutet, dass die Hundestrategie eine zu vernachlässigende Idee von gestern wäre. Wer im Jahr 2015 auf die klassische Dogs-Strategie setzte, konnte einen Gewinn von 2,6 Prozent erzielen – im Gegensatz zum Dow Jones, der lediglich einen Gewinn von 0,2 Prozent abwarf, Dividenden bereits eingerechnet.
Zu beachten ist natürlich, dass sich einige Grundannahmen der Strategie mit den Jahren gewandelt haben. So ist es heute durchaus möglich, dass selbst große, gut kapitalisierte Unternehmen keine Dividenden auszahlen können oder aufgrund außergewöhnlicher Ereignisse bankrott gehen. Zudem hat sich die Zusammensetzung des Dow verändert: Statt Industrieriesen findet man heute darin auch Tech-Unternehmen, die oftmals gar keine Dividenden ausschütten. Tatsächlich zahlen nur noch rund 50 Prozent der Dow-Unternehmen Dividenden, was die Strategie unterminiert und Rendite dezimiert. Trotzdem bedeutet das nicht das Ende der Relevanz der Dogs of the Dow Strategie – sie garantiert nur nicht mehr so hohe Gewinne wie zu Anfang der 1990er Jahre.

Dogs of the Dow heute

Aufgrund der veränderten Grundlagen performen die Dogs nicht in jedem Jahr besser als der Dow oder S&P 500 – allerdings auch nicht deutlich schlechter. In den vergangenen 15 Jahren entwickelte sich der S&P 500 in sieben Jahren besser als die Hundestaffel. Für Anleger, die langfristig denken und investieren, kann sich die Hundestrategie dennoch lohnen. Auf den gesamten Zeitraum betrachtet konnten Anleger damit nämlich einen Gewinn von 8,4 Prozent einfahren – im Gegensatz zum S&P 500, der im selben Zeitraum nur 6,9 Prozent Gewinn einbrachte.

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