Der Aktienmarkt ist turbulent – in der letzten Zeit noch mehr als sonst. Kurse und Indexwerte bewegen sich in massiven Ausschlägen nach oben und nach unten.
Angesichts der relativen Ertragslosigkeit von klassischen, altbewährten Geldanlagen muss man als Anleger mit solchen Schwankungen leben. Eine Absicherung über Volatilitäten kann helfen, das mit ein bisschen mehr Ruhe durchzustehen.
Das Konzept der Volatilität
Versucht man, Volatilität zu erklären, klingt das im ersten Moment immer sehr kompliziert. So schwierig ist das allerdings gar nicht. Die Volatilität stellt ganz einfach die Schwankungsbreite zwischen verschiedenen Kursen dar – und zwar ganz neutral, ohne Vorzeichen. Es zählt nur der insgesamte Ausschlag.
Ein einfaches Beispiel: Bewegt sich ein Kurs von einem Ausgangspunkt in einem Zeitraum zunächst 3 Punkte nach unten und liegt dann am Ende 5 Punkte höher als am Anfang, beträgt die Schwankungsbreite 8 Punkte. Das kann man nun natürlich auch als Prozentwert vom eigentlichen Kurs ausdrücken und in einer Grafik darstellen. Wenn Kurse stark schwanken, ist damit die Volatilität sehr hoch (egal in welche Richtung die Kurse schwanken). Bleiben sie verhältnismäßig stabil, ist die Volatilität niedrig. Genau das zeigen Volatilitätsgrafiken oder auch Volatilitätsindices an.
Die Volatilität, das ist ein wirtschaftswissenschaftliches Grundgesetz, strebt dabei immer nach ihrem Mittelwert. Sprich: Bei einer hohen Volatilität gibt es die Tendenz, dass die Volatilität nachfolgend wieder sinkt, bei niedriger Volatilität gibt es die Tendenz, dass sie wieder ansteigt. Diese Tatsache ist erwiesen.
“Angstbarometer” und Volatilitätsschwankungen
Ist der Markt unsicher oder ganz einfach turbulent, werden die Anleger in der Masse von übergroßer Euphorie oder von starken Befürchtungen geplagt, geraten die Kurse in Bewegung. In diesen Fällen ist die Volatilität hoch. Die “Angstbarometer“, bestimmte Volatilitätsindices, schlagen dann aus.
Zu solchen Zeiten kann kaum jemand verlässlich vorhersagen, wohin sich die Kurse am Ende bewegen werden, wann es Kurskorrekturen gibt und wann der Auf- oder Abstieg der Kurse sein Ende findet. Es herrscht ganz einfach Unsicherheit, die eingeleitete Bewegung kann sich an einem beliebigen Punkt wieder umkehren, die Kurse können zu ihrem Ausgangswert zurückkehren – oder plötzlich weiter steigen oder fallen.
Das einzige, was in solchen turbulenten Marktsituationen ganz gewiss zu sagen ist: der Volatilitätswert ist hoch. Das kann man mit Gewissheit sagen.
Damit liegt natürlich der Gedanke nahe, genau davon zu profitieren – von einem hohen Wert, den man gut vorhersagen kann. Das ist auch tatsächlich möglich.
Vola-Instrumente als Absicherung einsetzen
In turbulenten Marktsituationen ist das eigene Depot möglicherweise bedroht. Volatilitätswerte steigen aber in solchen Situationen mit Gewissheit so lange, bis sich der Markt wieder beruhigt hat (wir erinnern uns: die Volatilität hat immer das Bestreben, zu ihrem Mittelwert zurückzukehren).
Würde man also in turbulenten Zeiten Geld in Vola-Instrumente stecken, kann man davon ausgehen, dass dabei Gewinne möglich sind. Diese Gewinne können mögliche Verluste aus dem eigentlichen Depot dann wiederum ein wenig abfedern.
Die Möglichkeiten, Vola-Instrumente zu nutzen, sind dabei vielfältig. Das reicht von Short Kontrakten und Put-Optionen bis hin zu ETFs. Derivate sind in diesem Fall natürlich riskanter, weil sie immer eine Richtung beinhalten – man muss sich entscheiden, ob man innerhalb eines festgelegten Zeitraums eher eine noch steigende oder eine sich eher beruhigende Volatilität erwartet.
Viele Instrumente stehen dabei ohnehin nur institutionellen Anlegern offen, beim DAX hat man beispielsweise so gut wie keine Möglichkeit, direkt am Steigen oder Fallen der Volatilität zu partizipieren. Der VDAX, der Volatilitätsindex des DAX, ermöglicht eine Partizipation nur über einige wenige Derivate.
Beim amerikanischen S&P 500 sieht das anders aus – hier gibt es sogar mehrere ETFs auf den Volatilitätsindex des S&P 500 (den CBOE Volatility Index oder kurz VIX). Da die westlichen Industrienationen in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung durchaus sehr eng zusammenhängen, ist der VIX aber als Vola-Instrument zur Absicherung häufig dennoch gut geeignet.
Für den EURO STOXX 50 ist der zugehörige Volatilitätsindex der VSTOXX – auch zu diesem Volatilitätsindex gibt es seit kurzem einen ETF, den iPath VSTOXX Short-Term Futures Total Return ETN (ISIN: DE000BC2KTT9).
Aktives Timen ist erforderlich
Was man bei solchen Instrumenten allerdings berücksichtigen muss, ist die Tatsache, dass die Darstellung der Wertentwicklung auf der Wertentwicklung von Futures beruht. Diese Derivate laufen immer wieder ab und müssen dann erneuert werden – was natürlich Kosten verursacht.
Diese Kosten werden als sogenannte Rollverluste in der Wertentwicklung sichtbar. Zum Zeitraum des Neu-Ausrollens der Futures kommt es damit immer wieder zu Wertschwankungen, die man berücksichtigen sollte.
Als einfache “Set-and-Forget”-Anlage taugen Vola-Instrumente damit praktisch kaum – man muss sie schon aktiv und gezielt einsetzen. Ein kurzfristiger Einsatz scheint hier eher sinnvoll als eine langfristiges Buy-and-Hold, da in diesem Fall die ständig auftretenden Rollverluste den Gewinn immer wieder schmälern würden.
Ein idealer Kaufzeitpunkt ist immer dann, wenn die Volatilität stark nach unten abgewichen ist – also in vergleichsweise stabilen Phasen. Das kann man am Kursverlauf meist gut erkennen. Verkauft werden sollte am besten zu den Zeitpunkten, wo die Volatilität am höchsten ist. Kaufen sollte man also in möglichst stabilen Phasen, wo niemand Absicherung haben will, verkaufen am besten im Zentrum des ganzen Chaos.
Hier kommt übrigens auch noch zusätzlich der sogenannte Mean-Reversion-Effect zum Tragen: zu besonders ruhigen Zeiten mit sehr niedriger Volatilität haben auch kleinere Kursbewegungen meist eine überproportional dramatische Auswirkung auf den Volatilitätsindex – er steigt schon bei kleinsten Bewegungen der Kurse dann massiv an. Dieser Effekt ist mathematisch begründet – man kann ihn auf jeden Fall gut nutzen, wenn man ein wenig gezielt vorgeht. Damit lassen sich auch in sehr ruhigen und ausgeglichenen Zeiten möglicherweise gute Gewinne realisieren.
Noch ein Tipp zur Verlustbegrenzung: auf die Kosten achten
Ein wichtiger Punkt, auf den man nicht oft genug hinweisen kann, sind übrigens die laufenden Kosten für die eigene Anlage. Geld, das man in Gebühren investiert, ist schon einmal endgültig verloren – und zwar mit seinen gesamten Zinsen und Zinseszinsen. Während man im Alltag oft hinnimmt, wenn man mal ein paar Euro mehr bezahlen muss, ist es nötig, das bei Anlagen anders zu sehen. Es geht nicht um die paar Euro, die man jetzt gerade mehr bezahlt (dieses Jahr, für diesen Trade, etc.) – sondern es geht darum, was aus diesem Euro werden hätte können, wäre er im Anlagevermögen verblieben.
Das ist eine völlig andere Größenordnung, besonders bei langfristigen Anlageperspektiven. Ein paar Euro Gebührenunterschied können sich mit den Zinsen und Zinseszinsen für die Anlage langfristig zu enormen Beträgen summieren – die man dann entweder hat oder als bloße Gebühren verschleudert hat.
Auch das ist eine Form der Verlustbegrenzung: sein Geld zusammenzuhalten. Dann fällt der Gewinn zu profitablen Zeiten höher aus und bildet einen Polster. Zusätzlich vermeidet man, dass durch hohe Gebühren Verluste am Ende noch höher ausfallen und das eigene Portfolio noch mehr belasten.
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